Schlösser im Umfeld der Märkischen Eiszeitstraße

 

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Der Einfluss höfischer Schlossbaukunst


Schloss Bad Freienwalde  Foto: W. Ebert

Die unmittelbare Nähe des kurfürstlichen, königlichen und später kaiserlichen Hofes in Berlin als Herrschaftszentrum hinterließ im Umfeld der Märkischen Eiszeitstrasse kräftige Spuren im Schlossbau. Einerseits errichteten die jeweils Herrschenden für sich oder ihre Familien auch außerhalb von Berlin ihre Sitze in reizvoller Landschaft: das markgräfliche Schloss in Schwedt wurde barock umgebaut; Fried- rich I., König in Preußen, ließ Schloss Altlandsberg prunkvoll ausführen; Königin Luise, die zweite Gemahlin Friedrich Wilhelms II., gab in Bad Freienwalde ihren frühklassizistischen Witwensitz in Auftrag. Als Sonderformen entstehen Jagdschlösser in der Schorfheide, so in Groß Schönebeck und Hubertusstock. Von preußischen Königen und deutschen Kaisern und danach von den jeweils Regierenden wurde hier die Jagd mit internen politischen Gesprächen verbunden. In der Verschwiegenheit der Wälder fanden Entscheidungen deutscher, ja der Weltpolitik ihre Vorbereitung. Diese Tradition wurde bis in die jüngste Geschichte fortgesetzt.

Andererseits baute in dieser Gegend vor allem der Staats- und Hofadel im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts seine Schlösser. Gemäß der starken Machtposition des Adels innerhalb der absolutistischen Gesellschaftsordnung stellen sich viele dieser Bauwerke als verkleinertes Abbild der königlichen Residenzen dar. Die Geschichte ihrer Schlösser lässt erahnen, wer die eigentlichen Initiatoren dafür waren, dass sich Preußen zur mitteleuropäischen Großmacht entwickeln konnte. Ihr Wirken in hohen Ämtern bei Hofe brachte sie in das unmittelbare "Tatfeld" preußischer Geschichte, so beispielsweise Paul Anton von Kamecke auf Schloss Prötzel als Oberhofmeister des ersten Königs in Preußen, Samuel von Marschall auf Schloss Altranft als Geheimer Finanzrat Friedrich Wilhelm I. und Initiator der Trockenlegung des Oderbruchs, Georg Dietloff von Arnim auf Schloss Boitzenburg als 1. Staatminister des "Soldatenkönigs" und Dirigierender Minister Friedrich des Großen, Georg Carl Vollrath von Buch auf Schloss Stolpe als Oberzeremonienmeister Friedrich Wilhelm III., der berühmte preußische Reformer und Staatskanzler Karl August von Hardenberg in Neuhardenberg oder der Königliche Kammerherr Emil Edmund von Saldern-Ahlimb auf Schloss Ringenwalde.

Die hohe Stellung bei Hofe beförderte ihr Repräsentationsbestreben; zugleich ermöglichte sie ihnen persönliche Kontakte mit berühmten Architekten weiterBerlins wie Andreas Schlüter oder Karl Friedrich Schinkel.

©  Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2003