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Vier Schwestern norddeutscher Backsteingotik |Städtegründungen - Gründungsbauten |Interessen des Klerus |Verfall und Blütezeit der Städte im Spätmittelalter |Backstein und Gotik |Reformation und Renaissance |Kunst des Protestantismus (17./18. Jahrhundert) |Klassizismus und Historismus
Prächtig und weithin sichtbar zieren vier Kirchen als Meisterwerke mittelalterlicher Backsteinbaukunst die Städte Angermünde, Bernau, Eberswalde und Prenzlau. Ihre riesigen Hallen und Türme dominieren die Stadtbilder. Sie reihen sich würdig ein in die Kunstgeschichte der norddeutschen Backsteingotik. Unter ihnen hebt sich eine von europäischem Rang heraus - die Stadtkirche St. Marien in Prenzlau.Aber auch in anderen Städten im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse gibt es sehenswerte Kirchen wie in Altlandsberg, Bad Freienwalde, Brüssow, Biesenthal, Fürstenwerder, Gartz, Joachimsthal, Liebenwalde, Lychen, Müncheberg, Oderberg, Schwedt, Strasburg, Strausberg, Templin, Werneuchen oder Wriezen. Sie gehören zu den wertvollsten kulturhistorischen Baudenkmälern der Mark Brandenburg und bestimmen die Silhouette der Städte.
Neben ihrer Hauptfunktion als Stätte des Gottesdienstes dienten sie als Zentren der Begegnung der Stadtbewohner und boten während der Kriege Zuflucht. Sie befriedigten auch die wachsenden Repräsentanzbedürfnisse der Bürger und deren ästhetische Ansprüche. Daraus resultiert ein dynamisches Baugeschehen: an den meisten Stadtkirchen wurde im Laufe der Jahrhunderte permanent um- und ausgebaut. Ihre Geschichte umfasst zumeist mehrere Bauetappen, die wiederum die Chronik der Stadt widerspiegeln.
Mehrere Brandkatastrophen haben die Stadtkirchen heimgesucht, so in Joachimsthal und Templin, und Kriege haben teilweise ihre Existenz gefährdet. Viele Stadtkirchen erlitten im Dreißigjährigen Krieg schwere Schäden. Wertvolles in der Innenausstattung fiel Plünderungen zum Opfer. Während des 2. Weltkrieges war die Region Hauptkampfgebiet mit unermesslichen Opfern. Die völlig zerstörten Stadtkirchen von Prenzlau, Schwedt und Müncheberg wurden denkmalgerecht wieder aufgebaut. Auch die Stadtkirche von Gartz wurde teilzerstört, aber ihr spätgotischer Chor des berühmten Stettiner Baumeisters Hinrich Brunsberg blieb erhalten. Nur die Kirche in Wriezen ist noch immer als Mahnmal des Krieges eine Ruine. Wohl unwiederbringlich zerstört ist die ehemalige Stadtkirche von Vierraden, ein Berlischky-Bau von 1788.
Bei der Innenraumgestaltung der Stadtkirchen wurden alle Stilepochen von der Romanik, Gotik, Renaissance bis Barock durchlaufen, ja auch Neostile finden sich.
Ihre Ausstattung ist schlicht und zweckmäßig, ohne barocke Überladung wie anderswo. So wirkt die Schönheit der Bauwerke unverdorben! Bei aller Bescheidenheit gibt es einige besonders sehenswerte Kunstgegenstände. Die reichste Ausstattung in der Mark Brandenburg besitzt die Marienkirche Bernau.
Die Stadtkirchen manifestieren immer ein wesentliches Stück Stadtgeschichte, die es zu bewahren gilt. Als unveräußerliches Kulturerbe gehören die Kirchenbauten jedermann und können von jedem besucht - sollten aber auch von allen erhalten werden. So leben heute die Stadtkirchen vielfach von Spenden. Die Initiative "Offene Kirchen" ermöglicht, dass die Kirchen von Frühjahr bis Herbst zu bestimmten Zeiten geöffnet sind bzw. der Schlüssel von "nebenan" geholt werden kann.Eine rein museale Bewahrung der Kirchenbauten würde Verfall bedeuten. Gemeinsame Nutzungskonzepte von Kirchengemeinden und Kommunen streben eine Mehrfachnutzung an, die vor allem den kulturellen Bedürfnissen der Bewohner der Städte entspricht.
So wurde 1994 in der St. Marien-Kirche Bernau das erste "Festival Alter Musik" durchgeführt. Es hat seither einen sicheren Platz in der Kulturlandschaft Berlin-Brandenburgs. Obwohl im Inneren noch nicht fertig restauriert, finden auch in der prächtigen Marienkirche zu Prenzlau Konzerte mit großem Aufwand statt, so mit Mozarts "Requiem d-Moll".
Die rekonstruierte Kirche in Müncheberg zeigt eine besonders interessante Lösung: weltliche und kirchliche Nutzung werden hier unter einem Dach vereint. Der architektonisch einzigartige Einbau beherbergt die Stadtbibliothek und einen kulturellen Veranstaltungsraum, so für die "Müncheberger Konzerte" und für Ausstellungen. Dieses Nutzungskonzept lockt derzeit viele Interessenten nach Müncheberg.
Quellen:
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2006