Joachimsthal

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Das Joachimsthalsche Gymnasium

Schon 1601 hatte sich Kurfürst Joachim Friedrich (1598 - 1608) mit dem Plan befasst, nach dem Vorbild sächsischer Fürstenschulen einheimische Bürger- und Adelssöhne auf das Theologie- und Jurastudium an der brandenburgischen Landesuniversität Frankfurt (Oder) vorzubereiten. Der Ort der Schule sollte "eine stille, dem Lärm und dem üppigen und leichtfertigen Leben der großen Städte entrückte Gegend sein, wo die Jugend ungestört und sicher ... sich der Arbeit und den Studien widmen könne."
So fiel die Wahl auf das in der Nähe des kurfürstlichen Jagdschlosses gelegene Joachimsthal.
Am 23. und 24. August 1607 fand in Gegenwart des Kurfürsten und seines Enkels Georg Wilhelm, einschließlich eines großen Hofstaates, die Einweihung statt.
Die Schule wurde als Alumnat (Schülerheim, Erziehungsanstalt) für 120 Knaben eingerichtet und mit reichem Besitz und Einkünften ausgestattet. Zu den Gebäuden und dem Vorwerk Joachimsthal kamen im Laufe des 16. Jahrhunderts u. a. das Kloster Dambeck bei Salzwedel, das Gut Neuendorf bei Oderberg mit den Dörfern Hohensaaten und Lunow, das südöstlich Joachimsthal gelegene Dorf Golzow und die Dörfer Seehausen und Blankenburg bei Prenzlau.


Schülerzeichnung des Joachimsthalschen Gymnasiums / aus Wetzel, 1907

Einer Zeichnung eines Schülers des Gymnasiums verdanken wir die Kenntnis des damaligen Aussehens. Der von hohen Palisaden umgrenzte Schulbereich hatte von der Ostseite der Kirche bis zur Meierei nach Westen eine Ausdehnung von 221,5 m und von den vorderen Zellenhäusern bis zum Nordrand des Weinberges 364 m. Der Anstaltskomplex bestand aus folgenden Gebäuden und Anlagen:
An der Ostseite befand in S-N-Richtung das zweistöckige Unterrichtsgebäude, das ehemalige kurfürstliche Landhaus (man nimmt an, dass auf dem Grundstück das heutige Amtsgebäude steht). Im rechten Winkel dazu stand die Kirche (Längsachse W-O) mit Eingang von der Turmseite. Westlich der Kirche, mit einer kleinen Mauer verbunden, waren zwei zweistöckige Wohnhäuser der Schüler. Zwei weitere standen weiter nördlich und dazwischen das Haus des Rektors und des Konrektors. Hinter dem kurfürstlichen Schulgarten war, allerdings ohne Erfolg, ein Weinberg angelegt worden.
Als Nachfolger des 1608 verstorbenen Gründers setzte sein Sohn Kurfürst Johann Sigismund (1608 - 1619) das Vermächtnis seines Vaters fort. Als er 1616 zum reformierten Glauben übertrat, machte er das Gymnasium zu einer ausschließlichen Pflegestätte dieses Glaubens. Damit wurde der Staatscharakter der Schule noch stärker betont.
Mit Beginn des 30jährigen Krieges war auch der Lehrbetrieb in Joachimsthal gefährdet und es traten Versorgungsprobleme auf. Schon 1621 gab es beträchtliche Einschränkungen und 1638 war die Not so groß, dass Kurfürst Georg Wilhelm (1619 - 1640) die Verlegung der Schule nach Dambeck in Erwägung zog.
Trotz Schutzbriefen von König Gustav Adolf (1631) und Georg Wilhelm (1633) quartierten sich 1631, 1633 und 1635 schwedische Truppen in Joachimsthal ein und plünderten Stadt und Schule. Als im Januar 1636 verkappte Reiter die Stadt überfielen, plünderten und Kirche und Schule verwüsteten, blieb Lehrern und Schülern nur die Flucht nach Angermünde.
Das Gymnasium wurde nicht nach Joachimsthal zurück verlegt, fand aber in Berlin eine neue Heimstatt. Nach mehreren provisorischen Unterbringungen bezog das Königliche Joachimsthalsche Gymnasium 1688 sein neues Domizil in der Burgstraße. 1880 wechselte es noch einmal nach Wilmersdorf, um dann 1912 nach Templin verlegt zu werden. Dort ging aus ihm 1953 ein Lehrerbildungsinstitut hervor.

In Joachimsthal entstand auf dem Areal des ehemaligen Gymnasiums 1888 die Präparandenanstalt, eine höhere Lehranstalt, die Lehrer und Beamte ausbildete. Die Präparandenanstalt bestand bis 1918.

Literatur:
Festschrift 400 Jahre Schorfheidestadt Joachimsthal. 2004.
Wetzel, E.: Die Geschichte des Königl. Joachimsthalischen Gymnasiums 1606 - 1907. Halle, 1907
 

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