Joachimsthal

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Stadtrundgang

Etwa 65 Autobahnkilometer von der Bundeshauptstadt Berlin entfernt, liegt das Städtchen Joachimsthal. 1604 vom Kurfürsten Joachim Friedrich (daher der Name) gegründet und mit Stadtrecht versehen, liegt es zwischen dem flachen, runden Grimnitzsee und dem tiefen, fast noch glasklaren, langgestreckten Werbellinsee. Für die Touristen gilt es als Eingangstor zur traditionsreichen Schorfheide.

  Feierliche Zugtaufe auf den Namen Geopark Feierliche Zugeinweihung. Foto H. Domnick   Bahnhof Werbellinsee - Kaiserbahnhof Foto: W. Ebert Kaiserbahnhof Werbellinsee. Foto W. ebert

In historischer Zeit wurde Joachimsthal berühmt durch seine 1607 gegründete Fürstenschule, besser bekannt unter dem Namen "Joachimsthal`sches Gymnasium" und durch die erste Glashütte in der Mark Brandenburg. Der Wald, die Seen, die Jagd, Steine und Ton ernährten die Einwohner der Ackerbürgerstadt. Steinschläger, Teerbrenner, Töpfer, Fischer und Waldarbeiter fanden hier Lohn und Brot. Die Bürger und Bauern errichteten so manches sehenswürdige Haus. Joachimsthal bietet heute viele Möglichkeiten der Übernachtung. Fahrten mit dem Kremser, Wandern, Baden, Schwimmen, Reiten und viele andere touristische Möglichkeiten sind zu allen Jahreszeiten gegeben.
Mit dem Zug aus Berlin über Eberswalde angekommen, wollen wir heute einmal zu Fuß das Städtchen erkunden. Wir beginnen am Bahnhof Werbellinsee, auch Kaiserbahnhof genannt.
Damit Kaiser Wilhelm II. ungestört sein Jagdrevier und sein ca. 10 km entferntes Jagdschloss "Hubertusstock" erreichen konnte, wurde 1896 an der neu angelegten Bahnstrecke Eberswalde-Templin eigens für ihn ein Haltepunkt errichtet. Das Bahnhofsgebäude ist ein Fachwerkbau, der sich harmonisch in die Landschaft einfügt.

Von hier sind es nur wenige Minuten Fußweg zum Werbellinsee und zum Naturschutzgebiet Lubowsee. Um zu letzterem zu kommen, überqueren wir hinter dem Bahnhof rechterhand die Gleise und folgen einem kleinen Pfad den Hang hinab. Die Niederung des Großen Lubowsees mit seinen Verlandungsbereichen liegt am äußersten Südrand des Joachimsthaler Zungenbeckens und ist vom Grimnitzsee durch einen schmalen Dünenzug getrennt. In den Jahren 1945 bis 1947 wanderten die Biber aus der Schorfheide in das Lubowgebiet ein und bildeten hier eine der bedeutendsten Teilpopulationen des Bibers im Raum Joachimsthal

Feriendorf Grimnitzsee / W. Ebert Wir lassen den Großen Lubowsee rechts liegen und gehen vorbei am Kleinen Lubowsee, der für die Joachimsthaler Kinder als beliebter Wald-Badesee gilt, nach links zum Feriendorf Grimnitzsee. Das beliebte Bungalowdorf ist in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden.




Joachimathal Feriendorf Grimnitzsee / W. Ebert
Entlang der Hövelstraße am Grimnitzsee gelangen wir nach Alt Grimnitz. 1589 erstmals urkundlich erwähnt, ist der Ort seit 1938 ein Stadtteil von Joachimsthal. Neben historischen Häusern und einem Gedenkstein für den Oberforstmeister von Hausendorff, langjähriger Leiter des Forstamtes Grimnitz und Dozent an der Forstlichen Hochschule in Eberswalde, ist vor allem die Ruine der Burg von Interesse. Mitte des 13. Jahrhunderts von den Askaniern errichtet, diente sie den Markgrafen ebenso wie den brandenburgischen Kurfürsten als beliebter Aufenthaltsort und Ausgangspunkt für Jagden in der Großen Heide. 1571/72 zu einem kurfürstlichen Schloss umgebaut, setzte dann ab 1730 der Verfall des Schlosses ein und ab 1760 wurde die Ruine als Steinbruch für Wohn- und Straßenbauten genutzt. Im Jahre 2000 gründete sich in Joachimsthal der "Förderverein Grimnitzer Glashütten e. V.". Drei Jahre später konnte der Verein die Burgruine erwerben und mit Erhaltungs- und Gestaltungsarbeiten beginnen.
Unmittelbar hinter der Burg liegt der fast kreisförmige Grimnitzsee, ein Zungenbeckensee, entstanden durch Eisausschürfung während der Pommerschen Eisrandlage der Weichsel-Kaltzeit.

Wir wandern jetzt in Richtung Stadtzentrum und kommen noch an der Hövelstraße am Grimnitzer Dorfkrug vorbei, der früher "Grimnitz`sche Braupfanne" hieß. Hier konnte man einst sein Bier selbst brauen. Man musste dafür lediglich ein Entgelt für die Abnutzung der Braugeräte entrichten. Die Einfuhr fremder Biere war nicht gestattet. "Grimnitzer Gnatzenbengel", so hieß das Bier, war billig.

Über die Töpfer- und Glockenstraße kommen wir nun zum Stadtzentrum. In der Schulstraße erregt ein renoviertes Fachwerkhaus als erstes unsere Aufmerksamkeit. Es ist die alte Schule, an deren rechter Fassadenseite eine Gedenkschrift für den viel beachteten Heimatdichter Friedrich Brunold, der hier mehr als vierzig Jahre unter seinem richtigen Namen August Ferdinand Meyer (1811-1894) als Lehrer tätig war, steht. An ihn erinnert außerdem eine auf dem Brunold-Platz aufgestellte Holzbüste.

Kirche - Ostgiebel    Foto: W. Ebert
Kirche - Ostgiebel.  Foto: W. Ebert
 
Das Denkmal am Joachimsplatz für den Kurfürsten Joachim Foto. H. Domnick
Das Denkmal am Joachimsplatz für den
Kurfürsten Joachim Foto. H. Domnick

An der Kirche, die von 1817 bis 1820 unter Mitwirkung von Karl Friedrich Schinkel in gotisierenden Formen über kreuzförmigem Grundriss errichtet wurde, vorbei, kommt man auf den Joachimsplatz. Gleich rechterhand steht das Gebäude des Amtes Joachimsthal. Neben dem Eingang befindet sich eine Tafel, auf der steht: "An dieser Stelle errichtete im Jahre 1607 der Kurfürst Joachim Friedrich eine Bildungseinrichtung, die später als Joachimsthaler Gymnasium bekannt wurde". Im 30jährigen Krieg zerstört, wurde es in Joachimsthal nicht wieder aufgebaut.

Gegenüber dem Amtsgebäude steht als Gedenkstein ein riesiger Findling. Er war 1912 bei Ausschachtungsarbeiten für ein neues Fundament des Wohnhauses Schönebecker Str. 13 gefunden worden. Die Stadt hatte den Stein aufgekauft. Auf einem Holzgerüst mit untergelegten Rollen und Balken wurde der ca. 1500 Zentner schwere Steinriese mittels Winden von der Schönebecker Straße zum Joachimsplatz transportiert.
Mit einer Breite von ca. 2,50 m und einer Höhe von ca. 5,00 m gehört dieser erratische Block zu einer Sehenswürdigkeit der Stadt. Eine vor dem Stein aufgestellte Namenstafel erinnert an die im ersten Weltkrieg gefallenen Joachimsthaler Soldaten. Zur Einweihung 1913 schmückte den Stein ein großer Adler. Er wurde 1954 entfernt. Erst seit Juni 2002 ist ein neuer Adler als Symbol der Schorfheide wieder auf dem Stein postiert.


Joachimsthaler Kriegerdenkmal Foto: W. Ebert


Vom preußischen Kultusministerium erhielt Joachimsthal 1887 die Erlaubnis, eine private Präparandenanstalt, eine Einrichtung, in der junge Männer auf das Studium vorbereitet wurden, zu gründen. Sie wurde am Joachimsplatz, auf dem Areal des ehemaligen Gymnasiums errichtet und bereits 1888 eingeweiht. Sie bestand bis 1918. Heute werden die Kinder der Joachimsthaler Georg Büchner Schule von Klasse 1 - 3 hier unterrichtet. Ein Teil der Stadtverwaltung ist im Dachgeschoss untergebracht.



© Märkische Eiszeitstraße,  Domnick 2010