Joachimsthal

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Geschichte

Nachdem Kurfürst Joachim I. um 1525 die fast 300 Jahre alte Grimnitzer Burg wieder errichtet und sein Enkelsohn Joachim Georg sie 1571 zu einem kurfürstlichen Schloss umgebaut hatte, war die Neue Kemenate häufiger Aufenthaltsort der Regenten. Besonders zu Zeiten in denen die Pest in Berlin wütete, flüchtete der kurfürstliche Hofstaat nach Grimnitz.
Bei seinen Reisen nach Grimnitz wurde der Kurfürst Joachim Georg von seinem Hofarzt und Hofalchimisten Thurneisser begleitet. Dieser hatte sich intensiv mit der Herstellung von Glas beschäftigt und erhielt den Auftrag, sich um die hiesige Glasproduktion zu kümmern.
Nach dem Tod seines Vaters übernahm Joachim Friedrich 1598 die Regierung. Er errichtete 1601 unweit der Burg eine neue Glashütte. Um diesen wichtigen Standort weiter auszubauen und vor allem Handwerker anzusiedeln, beschloss er, den westlich der Burg gelegenen Flecken Joachimsthal zu einer Stadt zu erheben. Am 1. Januar 1604 erhielt Joachimsthal das Stadtrecht verliehen. Der Kurfürst förderte die Entwicklung des Städtleins durch zahlreiche Privilegien und gewährte den Bürgern und Neuansiedlern viele Vergünstigungen.


Tafel am heutigen Amtsgebäude / W. Ebert

Im Jahre 1607 stiftete Kurfürst Joachim Friedrich eine höhere Schule, die später als Joachimsthalsches Gymnasium einen hohen Ruf genoss.

Mit der Entstehung der Fürstenschule und der ihr übertragenen Rechte und Privilegien war die Stadt Joachimsthal nicht mehr selbständig. Verschiedene Rechte (Verwaltung) der Stadt waren an das Schulamt übergegangen und Joachimsthal wurde zur Mediatstadt.

Der 30jährige Krieg riss auch in Joachimsthal tiefe Wunden. Von schwedischen Truppen mehrfach besetzt und geplündert, wurde die Stadt in der Nacht vom 5. zum 6. Januar 1636 von verkappten Reitern fast gänzlich zerstört. Auch das Gymnasium und die Kirche fielen dem Überfall zum Opfer.

Nach dem großen Krieg war nur ein geringer Teil der Bevölkerung übriggeblieben. Viele Häuser und Flächen waren wüst, verfallen und verwildert, auch das Vorwerk Joachimsthal. Die Stadt, die 1702 nur 65 Einwohner zählte, erholte sich nur langsam. 1737, vor Ausbruch des ersten Schlesischen Krieges, wütete in Joachimsthal die Ruhr, die zahllose Opfer forderte.

Die Stadt besaß keine Stadtmauer und -tore. Um 1800 bestand der Ort aus dem Marktplatz, der Mühlen-, der Friedrichwalder und der Schönebecker Straße. Von den 184 Häusern waren 170 mit Schindeln gedeckt. Als Mediatstadt stand Joachimsthal unter der Verwaltung des Joachimsthalschen Schuldirektoriums und dessen Justizbeamten. Das Schulamt betrieb u. a. eine Brauerei, eine Brennerei und eine Dampfmühle. Die Polizeiverwaltung und die Kämmerei wurden durch den Magistrat (1 Bürgermeister und 2 Stadtdeputierte) realisiert.

In der Nacht vom 20. zum 21. April 1814 traf Joachimsthal ein schweres Unglück durch einen furchtbaren Brand, der in weniger als einer Stunde 40 Häuser, die Kirche und alle öffentlichen Gebäude in Schutt und Asche legte. 1817-1820 erfolgte der Wiederaufbau der Kirche.


Die Kirche von Joachimsthal Foto: W. Ebert
 

Kircheninneres zur Hubertusjagd
Foto:. W.Ebert

Von 1834-79 war der Joachimsthaler Heimatdichter Ferdinand Brunold, bürgerlicher Name August Ferdinand Meyer, geb. 19.11.1811, an der hiesigen Schule tätig. Am 27.2.1894 starb Brunold in Joachimsthal. Er liegt auf dem Friedhof an der Zorndorfer Straße begraben.

Das Denkmal für den Heimatdichter Brunow Foto: H. Domnick


Das Denkmal für den Heimatdichter
F. Brunow.

Foto: H. Domnick





Wechselnde Ausstellungen am Kunst- und
Kulturpfad des Geoparks. Hier am Joachimsplatz,
sollen die Besucher an die Arbeiten einheimischer
Künstler heranführt werden. Fotomontage : H. Domnick
Wechselnde Ausstellungen am Kunst- und Kulturpfad des Geoparks, hier am Joachimsplatz, sollen die Besucher an die Arbeiten einheimischer Künstler heranführen. Fotomontage : H. Domnick

Am Werbellinsee entstand die zum Forstgutbezirk gehörende Ansiedlung Elsenau. Hier entstand Mitte des 19. Jahrhunderts der sog. Neue Kalkofen, verbunden mit einer königlichen Ziegelei, die in den Gründerjahren an einen Berliner Bauunternehmer verpachtet war. Weitere Ziegeleien folgten und schließlich errichtete man südlich davon ein Säge- und ein Tonwerk. Nach dem 2. Weltkrieg wieder in Gang gesetzt, bildeten das Dränrohr- und das Sägewerk ein wichtiges Industriepotential in Joachimsthal. 1989 arbeiteten im Dränrohrwerk 136 Personen. 1993 kam es in beiden Werken zur Einstellung der Produktion. 2002 erfuhr das Gelände einen Nutzungswandel zu einer Marina, einer touristischen Großanlage. Geplant sind u. a. ein großer Yachthafen mit Hotel und Restaurant

Außer mehreren Handwerksbetrieben verfügt Joachimsthal heute so gut wie über keine Industrie. Hauptentwicklungslinie ist der Tourismus, der anbetracht der herrlichen Lage, der Naturreichtümer und der interessanten Geschichte auch gute Chancen hat. Gegenwärtig bemüht sich das Amt Joachimsthal zusammen mit wissenschaftlichen Einrichtungen und der Gesellschaft Märkische Eiszeitstraße um den Aufbau eines nationalen Landschaftsparkes, den "GeoPark : Eiszeitland am Oderrand.

Literatur:
Festschrift 400 Jahre Schorfheidestadt Joachimsthal. 2004.
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. Band III, Teil 3 Kreis Angermünde
Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Band 64. Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau Verlag Köln, Weimar, Wien, 2002

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© Märkische Eiszeitstraße W. Ebert, 2004