Eichhorst


Finowfurt  / Altenhof / Groß Schönebeck / Eichhorst / Lichterfelde / / Werbellin

  Ortsbeschreibung

Geschichte


Am Werbellinkanal / W. Ebert

1709 gab König Friedrich I. dem Amt Liebenwalde den Auftrag, am Werbelliner Fließ eine Papiermühle zu errichten. Zum leitenden Baumeister gewann man L. van der Willigh aus Holland. Zwei Jahre später wurde die Papierproduktion aufgenommen. Bereits 1712 musste die "Holländische Papiermühle", auch "Werbelliner Papier- mühle" genannt, erweitert werden. Sie war inzwischen an den Sohn des Erbauers übergeben worden. Als erster Papiermacher wird Barthold Mie aus Wernigerode genannt. 1721 ging sie an den Papiermacher Paul Lange über, der aber zwei Jahre später den Ort heimlich verließ. Daraufhin legte man die Mühle still und wollte sie schon ganz eingehen lassen. Doch dann schenkte sie der König 1726 dem in Potsdam wohnenden Buchhändler Johann Andreas Rüdiger als Belohnung. Der konnte sie aber von Potsdam aus nicht bewirtschaften und überließ sie 1733 dem Papiermacher Samuel Friedrich Schottler. Im Besitz der Familie Schottler verblieb sie bis zum Jahre 1866.
1752 stellte das Amt Liebenwalde dem ausgedienten Musketier Friedrich Florian einen Erb- und Grundbrief aus, nach dem er bei der Papiermühle ein Büdnerhaus mit Ausschank errichten durfte.
1766 erfolgte die Erweiterung des Werbelliner Fließes zum Werbellinkanal. Hierfür siedelte man am Kanal nahe der Holländischen Papiermühle 16 Kolonistenfamilien als Holzschläger an; dazu 4 an der Schleuse Rosenbeck. Die neue Ansiedlung wurde Werbelliner Kanalkolonie genannt. Ende des 18. Jh. waren in "Holländische Papiermühle" 5 Häuser mit 51 Einwohnern, in der Werbelliner Kanalkolonie 10 Häuser und 101 Einwohner und in Rosenbeck mit Schleusenhaus 5 Häuser und 25 Einwohner. 1865 brannte die Papiermühle nieder. Kurz danach erwarb Samuel Gerbitz das Grundstück und ließ auf ihm eine Mahl- und Schneidemühle errichten. Da sich aber der Wasserspiegel des Werbellinsees dauernd gesenkt hatte, wurde der Betrieb der Mühle erschwert. Dazu kamen Schwierigkeiten mit der Regierung. Deshalb verkaufte Gerbitz um 1875 seinen Besitz an den Staat, der Mühlen, Wohn- und Wirtschaftsgebäude abreißen ließ. Den 16 Kolonistenfamilien überließ man als Ausgleich für den Wegfall der Raff- und Leseholz-Gerechtigkeit Parzellen auf dem Mühlenland, wo zwischen Schleuse und Wildau ein neuer Ortsteil entstand.

Schleuse Eichhorst / W. Ebert

1878 wurde die "Holländische Papiermühle" in Eichhorst umbenannt. Bei der Namensgebung soll die eindrucksvolle Eiche nahe der Schleuse Pate gestanden haben. Sie ist das unübersehbare Wahrzeichen des Ortes. Noch bis Ende des 1. Weltkrieges stand auf einer Schleusentafel "Papiermühlenschleuse".
Auf Grund seiner herrlichen Lage ist Eichhorst zu Beginn des 20. Jh. ein beliebtes Ausflugsziel und ein Erholungsort geworden. Eine besondere Attraktion war das im Juni 1934 in unmittelbarer Nähe eröffnete Wisent-Schaugehege der Stiftung Schorfheide. Auch während der DDR-Zeit blieb Eichhorst ein viel besuchter Urlaubsort.

Literatur:
REHBERG, M.: Eichorst. In: WEISS/REHBERG; Zwischen Schorfheide und Spree
KURTH-GILSENBACH, H.: Schorfheide. Neumanns Landschaftsführer
 
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003

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