1992 bildeten die Gemeinden Eichhorst*, Finowfurt, Lichterfelde und Werbellin* das Amt Barnim-Nord. Im Jahre 1997 wurde in einem Bürgerentscheid über die Bildung einer Großgemeinde abgestimmt. Aus den vier amtsangehörigen Gemeinden entstand am 30.12.1997 die neue Gemeinde Finowfurt. 2003 trat Altenhof* dieser Gemeinde bei. Nachdem sich 2004 auch noch Groß Schönebeck anschloss, wurde die neue Großgemeinde in Schorfheide' mit Sitz in Finowfurt umbenannt. [*Siehe Region Groß Schönebeck]
Finowfurt bestand bis 1929 aus den selbständigen Dörfern Schöpfurth und Steinfurth, die durch den Finowkanal getrennt waren. Der Name Finowfurt weist auf die ursprüngliche Furt (seichte Stelle, Übergang) hin, die beide Ortsteile am Fluss Finow gemeinsam hatten.
Südlich des Finowkanals erstreckte sich Schöpfurth, ein Angerdorf mit jüngeren baulichen Erweiterungen in Richtung Grafenbrück und Finow.
Schöpfurth ist 1375 im Landbuch Karls IV. als Schifforte bzw. Schepforde [Durchgang oder Durchfahrt für Schiffe] zu finden. Die Dorfflur umfasste 26 Hufen. Um 1400 befand sich Schöpfurth im Besitz von Poppe v. Holzendorf, dem 1413 Hans v. Uchtenhagen folgte. Danach ging es in den Besitz der Familie v. Arnim auf Schloss Biesenthal über. Mit dem Verkauf Biesenthals an den Kurfürsten im Jahre 1577 wurde Schöpfurth ein Amtdorf. 1595 finden sich im Erbregister ein Lehnschulze mit 4 Hufen und ein Krüger mit einer Braustelle. Dort sind auch die Abgaben an das Amt Biesenthal vermerkt. Akten von 1763 belegen, dass die Einwohner wegen der zunehmenden Belastungen die Hofdienste verweigerten.
Das Gewerbe war anfangs mit einer Mühle vertreten, die seit 1608 an der Stelle des bereits 1375 erwähnten Brau- und Schenkgutes stand. Ab 1828 boten mehrere Ziegeleien, die die örtlichen Tonvorkommen verwerteten, weitere Verdienstmöglichkeiten. In ihnen arbeiteten viele der 44 Tagelöhner, die 1834 im Dorf wohnten. Neben 11 Bauern und 6 Büdnern gab es zahlreiche Handwerker.
1860 wurden im Dorf 1 Schleusenmeisterhaus, 5 öffentliche Gebäude, 49 Wohnhäuser und 88 Wirt- schaftsgebäude (Dampfziegelei, 2 Wassergetreide-mühlen, Wassersägemühle) und 602 Einwohner verzeichnet. Um 1924 erwarb die Genossen-schaft ,Eigene Scholle' Flurteile des früheren Lehnschulzengutes und siedelte sie auf. Dem Restgut verblieben etwa 90 ha.
Der andere Ortsteil, das Angerdorf Steinfurth, füllte mit seinen Häusern die Talsandfläche nördlich des Finowkanals.
Bereits im 13. Jahrhundert gab es in Zusammenhang mit der Eroberung des Barnim durch die Askanier Hinweise auf eine Burg in Steinvörde. Urkundlich erstmals erwähnt wurde sie erst 1324 als 'Hus tö stenvorde'. Auf den Grundresten dieser Anlage wurde vermutlich um 1604 ein kurfürstliches Haus errichtet, in dem der Kurfürst Joachim Friedrich auf dem Schlossberg den Kanalbau beaufsichtigte.
1375 stand im Landbuch Stenforde, Steynforte, was soviel bedeutet wie ,eine an Steinen reiche Furt'. Die Flur umfasste 40 Hufen. Genannt wurden der Pfarrer, der Lehnschulze, 12 Kossäten, Krug, Seechen und die Heide. Das Dorf war im Besitz der Familie v. Brukow, von denen es dann an die Familie v. Arnim auf Schloss Biesenthal kam. Wie Schöpfurth wurde auch Steinfurth kurfürstliches Amtdorf.
Die Bewohner hatten nicht nur Abgaben zu leisten, sondern auch bei Wolfsjagden "zu laufen", das heißt Treiberdienste zu leisten.
1860 wurden 5 öffentliche Gebäude, 86 Wohn- und 131 Wirtschaftsgebäude (Brauerei, Getreidemühle, Ziegelei) mit einer Einwohnerzahl von 722 verzeichnet.
In ihrer Wohnbebauung unterschieden sich früher die beiden Ortsteile deutlich voneinander. Während sich im südlichen Schöpfurth fast ausschließlich traufstehende Ernhäuser reihten, waren im nördlichen Steinfurth giebelständige Mittelflurhäuser in größerer Anzahl anzutreffen.
Nach dem zweiten Weltkrieg ging aus dem Restgut des Schöpfurther Lehnschulzenhofes ein staatlicher Tierzuchtbetrieb, das Volksgut (VEG) Finowfurt, hervor. Am östlichen Rand von Schöpfurth wurde 1969 eine Anlage der ZBE Frischeier für 140 000 Legehennen eingeweiht. In Finowfurt hatten mehrere volkseigene Betriebe oder Betriebsteile ihren Sitz, so ein Imprägnierwerk der Vereinigten Holzindustrie Schorfheide, der VEB Pyrotechnik mit dem angeschlossenen chemisch-technischen Laboratorium und die Metallaufbereitung, die seit 1905 Gleisanschluss nach Eberswalde hatte. Trotz der ortsansässigen Industrie- und Landwirtschaftsbetriebe gingen aber mehr als 50% der Einwohner einer Beschäftigung außerhalb des Wohnortes nach. Nach 1990 erlebte die Gemeinde Finowfurt einen gewaltigen Aufschwung, was sie ihrer territorialen Lage und der bereits entwickelten Infrastruktur verdankte. Aus dem Volksgut entstand die Agrargesellschaft ,Gut Finowfurt mbH'.
Das unmittelbar südlich des Finowkanals gelegene Zentrum prägt der ausgedehnte Dorfanger. Von 1996 - 2000 wurde er in drei Teilabschnitten wieder instand gesetzt und modernisiert.
Ein besonderes Gestaltungselement stellt die hölzerne Schwengelpumpe und die davor platzierten Findlinge dar. Die Schöpfurther Kirche wurde in den Jahren 1882-83 im neuromanischen Stil aus massiven Feldsteinen gebaut (Ausstattung: Kelch mit Patene aus Silber von 1831; Taufschale aus Messing, 1673 gestiftet; Leuchterpaar aus Zinn von 1661). 1989 erfolgte der Umbau zu einer wunderschönen Konzerthalle.
Aus der Vielfalt der an der Ostseite des Angers gelegenen
Bürgerhäuser stammen mehrere eingeschossige Doppelhäuser, z. T. Fachwerk, aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Ein weiteres enormes Sanierungsvor-haben der Gemeinde Finowfurt be_selfet die Neugestaltung des alten Mühlengeländes. 1608 ist das Geburtsjahr der ersten Wassermühle am Finowkanal. Im 30jährigen Krieg zerstört und wieder aufgebaut, bestand die Mühle 1860 aus 7 Gängen, einer Graupenmühle mit 3 Gängen und einer Schneidemühle mit 4 Gattern. 1913/14 erfolgte der Neubau des Gebäudes Alte Mühle 14 als Speichergebäude. 1930 brannte die Mühle mit Ausnahme des neuen Speichers ab. In dieses Gebäude wurde eine 15 t-Mühlenanlage eingebaut. 1947 übernahm der Konsumgenossenschaftsverband Potsdam die Mühle.
1992 wurde die nicht mehr betriebene Mühle von der Gemeinde Finowfurt gekauft. 2001 begann die Sanierung, die 2004 abgeschlossen wurde. In das sehr stilvoll restaurierte Mühlengebäude ist nunmehr die Verwaltung der Gemeinde Schorfheide eingezogen.
Südlich des Gebäudes entstand der Festplatz Mühlengelände mit überdachter Freilichtbühne. Die ehemaligen Gebäude am Mühlengraben (ein-viergeschossige Putzbauten mit Feldsteinsockel) sind in privatem Eigentum und erfüllen diverse Funktionen.
Von den zahlreichen weiteren Sehenswürdigkeiten von Schöpfurth seien hier nur noch der �Erlebnispark Luftfahrt und Technik' mit einer �Lufthistorischen Sammlung' genannt, der 1991 am Nordrand des Finower Flugplatzes entstand. Gemeinsam mit einem 1998 gegründeten Förderverein wurde der vorher privatisierte Erlebnispark zu einem heute sehr bemerkenswerten Freilichtmuseum weiterentwickelt.
Wir finden hier neben lufthistorischer Zivil- und Militärflugtechnik auch vieles zur Luftfahrt- und Flugplatzgeschichte. Zahlreiche Veranstaltungen und Ferienlager gehören zum vielfältigen Programm des Museums.
Die Steinfurther Dorfkirche ist ein neugotischer Backsteinbau mit polygonaler Apsis und quadratischem Westturm. Sie entstand anstelle einer kleinen Holzkirche, die baufällig geworden war und in der die Gemeinde nicht mehr ausreichend Platz fand. Die neue Kirche wurde 1880 eingeweiht. Der gemauerte Altar in der Apsis wird von einem Kruzifix geschmückt. Die 5 Apsisfenster sind bunt-bleiverglast.
Am Anger an der Kirche finden wir noch mehrere Mittelflurhäuser, massiv erbaut, aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts.
Der Steinfurther Ortsteil besitzt seit den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts einen leistungsfähigen Gewerbepark mit Hotels, Autosalons und weiteren Einrichtungen.
© Märkische Eiszeitstraße, K. Rohlfien/W. Ebert, 2004