Lichterfelde

Finowfurth Altenhof / Groß Schönebeck / EichhorstWerbellin
 

 Geschichte

Die Talsandterrasse bei Lichterfelde weist eine feuchte Niederung auf, an deren Rändern mehrere vorgeschichtliche Siedlungsplätze liegen. Eine Konzentration findet sich östlich des Ortes, wo das Kalte Wasser entspringt. Dort haben Grabungen Siedelstellen der Jungsteinzeit und ein Gräberfeld der jüngeren Bronzezeit freigelegt. Es sind Steinpackungen, die wenig über den Erdboden hinausragen und oft Urnen mit Leichenbrand enthalten. In einem Grab fand sich in einer kistenförmigen Steinpackung ausgestreuter Leichenbrand. Diese Sitte knüpft an die im Norden früher übliche Körperbestattung an. Als Beigaben fand man Hörnerknaufmesser, die für den Beginn der jüngeren Bronzezeit im Norden charakteristisch sind. In einem Anbau einer Steinpackung traten auch Beigefäße mit ausgeprägten Merkmalen der Lausitzer Kultur auf. Eine Siedlung der jüngeren vorrömischen Eisenzeit wurde südlich des Ortes entdeckt. Sie ist bereits als germanisch anzusprechen.

In einer Choriner Urkunde von 1277 wurde Lichterfelde (1352 tu Lichtervelt) erstmals genannt. Der Name ist vermutlich von Lichterfelde im Teltow hierher übertragen worden. Über die ursprüngliche Bedeutung der Bezeichnung, die aus dem Niederländischen stammt, besteht keine völlige Klarheit.
Die dem Kloster Chorin gehörenden 8 Hufen kamen 1305 durch Tausch an den Landesherrn und bildeten den Grundstock des späteren Rittergutes Lichterfelde. Im Dorf Lichterfelde gab es 1375 neben 15 Ritter- und 4 Pfarrhufen 25 Bauernhufen, aber auch 45 Kossäten sowie 4 Krüge, die auf die günstige Lage für den Fuhrverkehr hinweisen könnten. Tyle Sparr war ab 1365 Lehnsherr in Lichterfelde. 1565-67 ließen die Brüder Arendt und Christoff Sparr das Gutshaus von Francesco Chiramella de Ganchico errichten. Weitere wichtige Gutsbesitzer neben den Sparrs (bis 1614) waren von der Gröben (1614-1721), von der Geuder (1721-1760), Splittgerber (1760- nach 1801). Von den 22 Bauern und 33 Kossäten im Jahre 1614 ließen sich nach dem Dreißigjährigen Krieg nur noch 10 Bauern nachweisen. 1817 setzte sich die Einwohnerschaft aus 15 Ganzbauern, 1 Halbbauer und 9 Kossäten zusammen.
1928 wurden die Gutsbezirke Buckow und Lichterfelde mit der Gemeinde Lichterfelde vereinigt. 1932 gehörten zur Landgemeinde neben dem Ort die Wohnplätze Alte Mühle, Gut Blütenberg, Buckow und das Vorwerk Karlshöhe. 1946 wurden 175 ha Land enteignet und aufgeteilt. In Lichterfelde gründete sich 1955 die LPG Typ III, der sich 1967 die Bauern der LPG Typ I anschlossen und mit den LPG Rehfelde und Hennickendorf die Groß-LPG Rehfelde bildeten. In den Jahren 1968-69 entstand nahe der Lichterfelder Wassertorbrücke (Oder-Havel-Kanal) ein Beispielbetrieb der DDR für die industrielle Produktion von Schweinen. Auf einer Fläche von rund 50 ha wurden in 24 Leichtbauhallen fast 100.000 Schweine gehalten. Das Kombinat industrielle Mast (KIM) Eberswalde deckte 1974 bereits ein Drittel des Bedarfs der Hauptstadt der DDR Berlin. 1972 betrug die Beschäftigtenzahl 468, darunter 244 Frauen.
1973 erklärt man den Ort zum Sitz eines Gemeindeverbandes, dem noch Altenhof, Britz, Eichhorst, Finowfurt, Golzow und Werbellin angehörten. Nach 1990 wurde das Mastkombinat geschlossen, die Hallen abgetragen und die Güllelagunen saniert. Die Gemeinde hatte dann großen Anteil an der Erschließung und am Aufbau des Technologie- und Gewerbeparks Eberswalde (TGE). Im Ortsteil Blütenberg befindet sich das evangelische Sozial- und Fürsorgeheim Lobetal mit einer Kapazität von etwa 75 Pflegeplätzen. - 1992 schlossen sich die Gemeinden Eichhorst, Finowfurt, Lichterfelde und Werbellin zum Amt Barnim Nord zusammen, Ende 1997 entstand daraus die Großgemeinde Finowfurt. 2003 kamen noch die Gemeinden Altenhof und Groß Schönebeck dazu und es bildet sich die neue Großgemeinde Schorfheide.


Ortsbeschreibung

Das Kreuzangerdorf dehnt sich mit seinem etwa 800 m langen Dorfkern von Westen nach Osten aus, und zwar südlich der Unterkante der Golzower Platte. An die Ortsmitte schließt sich nach Süden eine ebenso lange Siedlungszeile auf der Talsandterrasse an. Mehrere Straßen verbinden den Ort mit Eberswalde, Finow, Altenhof, Finowfurt. Bedeutende Erweiterungen erfuhr der Ort an den Straßen nach Wolfswinkel und nach der Finower Clara-Zetkin-Siedlung wo die 1920 gegründete Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft Ein- und Zweifamilienwohnhäuser errichtete. Ab 1995 setzte eine rege Bautätigkeit ein, es entstanden Einfamilien- und Reihenhäuser in der Messingwerkstraße, in der Eberswalder Straße und im Ortsteil Karlshöhe. In der Flur verstreut liegen die kleinen Ortsteile Buckow, Karlshöhe, Blütenberg, Margaretenhof und Ausbau Torge.

 


Dorfkirche Lichterfelde / W. Ebert
Die Dorfkirche, ein Feldsteinbau des 13. Jahrhunderts, besteht aus einem Schiff mit eingezogenem Rechteckchor. Der quadratische, spätgotische Westturm aus Feldstein mit Backsteinblenden (von 1716) trägt oben ein verbrettertes Geschoss mit Zeltdach. 1728 erhielt die Kirche einen Anbau an der Südseite des Chores, eine Gruft und eine hufeisenförmige Empore.
Ausstattung: Kanzelaltar von 1728, achteckige Taufe von 1617, einen Kelch von 1651, Taufschale und -kanne von 1661, drei figürliche Kindergrabsteine von 1595 (?), 1600, 1604 (alle von Sparr), ein Doppelepitaph für F. O. v. Gröben und Frau von 1680, ein Wappenepitaph der 2. H. 17. Jh.

 

 Das ehemalige Schloss (zuletzt Schule) war ein dreigeschossiger rechteckiger Putzbau mit treppenturmartigem Vorbau an der nördlichen Langseite von 1565-67. 1898 erfolgten nochmals Renovierungen. In den 1970er Jahren erfuhr das Äußere des Gebäudes erhebliche Veränderungen und Beeinträchtigungen. Sie haben das Bauwerk völlig verändert und stark entstellt. Gegenwärtig lässt sein Erscheinungsbild kaum mehr ahnen, dass es sich bei diesem Gebäude um eines der ältesten profanen Bauwerke der Region handelt. Dabei blieben im Kern beachtliche Teile des 1567 fertig gestellten Renaissanceschlosses erhalten (Keller, Grundmauern, Räume mit Tonnen- und Kreuzgratgewölben). Im Festsaal blieben nennenswerte Elemente aus der Zeit seiner Umgestaltung 1897/98 bewahrt.

Ansicht des ehemaligen Schlosses Lichterfelde 2010 Foto: H. Domnick

Ansicht des ehemaligen Schlosses Lichterfelde 2010
Foto: H. Domnick

Der Park ist nach 1760 für den Berliner Bankier D. v. Splittgerber angelegt worden.
Historische Wohngebäude sind mehrere Mittelflurhäuser in der Steinfurther Straße, ein Vierseitenhof, um 1800 erbaut und eine quergeteilte Fachwerkscheune mit der Jahreszahl 1601.

 

© Märkische Eiszeitstraße, K. Rohlfien, Verein für Heimatkunde Eberswalde, 2004