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Mittelalterliche Klöster im Gebiet der Märkischen Eiszeitstraße

 

Vorwort |Klostergründungen |Politische Funktionen |Wirtschaftliche Funktionen|Kulturelle Funktionen |Besonderheiten der Nonnenklöster |Backsteingotik und Ordensregeln |Klosterbauhütten und Backstein als Baumaterial |Niedergang der Klöster und Reformation |


Niedergang der Klöster und Reformation

Das gesellschaftliche Kräfteverhältnis in Europa veränderte sich längerfristig - die frühkapitalistische Entwicklung fasstein der Wirtschaft festen Fuß. Bürgerliches Denken fand Eingang in die Religion. Die Klöster gerieten unaufhaltsam in den Sogder Reformation.G. W. F. Hegel charakterisierte sie in seinen Vorlesungen trefflich: "Die Hauptrevolution ist in der lutherischenReformation eingetreten, als aus der unendlichen Entzweiung und der greulichen Zucht, worin der hartnäckige germanischeCharakter gestanden hatte..., der Geist zum Bewusstsein der Versöhnung seiner selbst kam..." Nunmehr sollte der Mensch ohneVermittlung in ein direktes Verhältnis zu Gott treten und nur das eigene Gewissen sollte darüber richten, was gut oderböse war. Die Klöster als auserwählte Vermittler zu Gott verloren somit ihre sittlich-religiöse Funktion. Gott solltenunmehr nicht mehr gefürchtet, sondern aus Gottvertrauen sollte die eigene Kraft geschöpft werden. Gottvertrauen warSelbstvertrauen! Der Mensch bestimmte in Eigenverantwortung seine Lebensgestaltung. Nicht Armut und Entsagung wurdenidealisiert, sondern das mit den eignen Händen Geschaffene sollte Lohn der Mühe sein und durfte hier auf Erden genossenwerden. Nicht Ehelosigkeit war höchstes Ideal, sondern die Ehe. Die Trennung von Körper und Geist wurde aufgehoben.

Luther-Denkmal vor der Marienkirche in Prenzlau.
Foto: H. Domnick

Für den Nordosten Brandenburgs ist wenig bekannt, w i e sich die Geburt einer neuen Religiosität vollzog. Geklärt ist, dass eseine gemäßigte Reformation war, die sich nur zögerlich durchsetzte. Ansätze reformatorischer Predigt seitens des aus Pommernstammenden Johannes Bugenhagen, wie sie den Altaristen der Prenzlauer Marienkirche, Jakob Beggerow inspirierten, wurdeneingedämmt durch den Klerus; beteiligt daran war Johannes Havemann, Probst des Sabinenklosters zu Prenzlau. Ein gewisserBartholomäus Martine, wahrscheinlich identisch mit dem letzten Prior des Dominikanerklosters Prenzlau, soll 1524 inStralsund scharf gegen das Luthertum gepredigt haben - er zog sich jedoch den Zorn der Bevölkerung zu und war froh,mit dem Leben davongekommen zu sein.

In der Geschichtsschreibung wurde vielfach die Auffassung vertreten, dass allein die Reformation schuld trage am Untergang derKlöster. Diese Aussage ist dahingehend zu präzisieren, dass die Reformation nur das vollzog, was historisch notwendig war.Einerseit hatten die Klöster die für die Stabilisierung des Feudalismus wichtigen politischen, wirtschaftlichen undsittlich-religiösen Funktionen verwirkt, andererseits brachten die Klöster im Verlaufe ihrer Entwicklung eigeneWidersprüche hervor, die sie unaufhaltsam in eine innere Krise führten. Bereits Mitte des 14. Jahrhundert, besondersaber im 15. Jahrhundert, endete ihre Blütezeit. Bei den Zisterziensern wurden interne Konflikte innerhalb des Konventsauf den Konzilien in Konstanz (1414/18) und Basel (1431/49) ausgetragen. Eine Klosterreform wie in früheren Zeiten warhistorisch überholt, auch wenn es solche Bestrebungen gab. 1438 - 1445 schloss sich der Konvent der AngermünderFranziskaner der Observanzbewegung an, die eine Rückkehr zu den hären Idealen des Ordens proklamierte. Andere Klösterder Region folgten dieser Bewegung nicht oder nur in einer gemäßigten Form.
In den Klöstern gab es Anzeichen des Verfalls. Letzte Erwerbungen des Klosters Chorin gehen auf 1466 zurück. DasBenediktinerinnenkloster in Prenzlau ("Sabinerinnen") hatte ab 1423 keine Neuerwerbungen, im Gegenteil: Verkauf oderVerpfändung von Besitz und Rechten waren an der Tagesordnung. Auch hatten mehrere Klöster bereits vor ihrer Auflösung einenbeachtlichen Mitgliederschwund. Klosterschätze wurden teilweise bereits vor der Reformation außer Landes verbracht oderverborgen. Nur Sagen lassen einiges darüber vermuten ...
Nicht zu übersehen war der Verlust des Ansehens der Klöster in der Öffentlichkeit. Als eigenständige feudaleGrundherren traten sie ihr früheres Armutsideal mit wachsendem Reichtum selbst mit Füßen und wurden unglaubwürdig.Der Despotismus der Bettelorden verschärfte sich. Die Schreckensherrschaft der Inquisition diente der Disziplinierung undgeistigen Unterdrückung der Bevölkerung.
Auch späterhin standen die Interessen des Kurfürsten Joachim I. und seines Bruders Albrecht, Erzbischof von Magdeburgund Mainz, in scharfem Gegensatz zu den Lehren Luthers. Erst Joachim II. als nachfolgender Regent der brandenburgischenKurmark entschloss sich, 1539 zum neuen Glauben überzugehen. Sein Bruder Markgraf Johann ("Hans") von Küstrin war bereits1538 zum Luthertum konvertiert. Joachim II. vollzog den Wechsel wohl weniger aus Gründen eigener religiöser Überzeugung,sondern aus wohlkalkulierter Sicherung seiner Macht. Warum sonst sein Zögern? Er musste in der Mark Brandenburg denKompromiss suchen zwischen Adel und Bürgertum, zwischen Kirche und Staat, und er musste sich auch internationalorientieren.

Mittelalter und Neuzeit in der Innenstadt von Prenzlau.
Foto: H. Domnick

Die Hohenzollern, durch ihre Kriegsführung hoch verschuldet, waren die größten Nutznießer der Säkularisation im Zuge derReformation. Bereits 1536, also 3 Jahre vor der Reformation, hatten sie den Landvogt der Uckermark, Hans von Arnim, mitder Inventarisierung des Klosterbesitzes beauftragt. Schon 1538 erfolgte die Übergabe des Frauenkonvents von Boitzenburgund seiner Güter zur Verwaltung an Hans von Arnim. Kein Wunder, dass dieser 1539 mit nur 4 500 Gulden den gesamtenriesigen Grundbesitz des Klosters kaufte. Mehrheitlich diente früherer Klosterbesitz als Lehen oder ging als Geschenkfür Kriegsdienste oder Staatsdienste an den Adel. Das Repräsentationsbedürfnis des Hof- und Staatsadel als Stützeabsolutistischer Macht gewann enormen Zuwachs und wollte befriedigt werden. Als billiger Pfand ging Klosterbesitzbeim Adel von Hand zu Hand. So wurde Himmelpfort 1541 wegen Geldnöte des Kurfürsten zunächst an Hans von Arnim/Boitzenburgverpfändet, während einer Reform der Amtsverwaltung 1549/50 wieder eingelöst, 1551 dem kurfürstlichen Rat Adam von Trottverliehen, zunächst amtsweise und ab 1557 als erbliches Lehen. Auch für die Verwaltung der Klostergüter des NonnenstiftesZehdenick wird Adam von Trott eingesetzt, der sie aber ab 1551 als erbliches Lehen erhielt. Kloster Chorin wurde 1542säkularisiert und ging 1543 als Pfand des Kurfürsten an den Potsdamer Amtmann Caspar von Köckeritz. Nach der Auflösungdes Prämonstratenserstiftes in Gramzow entstand zunächst ein kurfürstliches Domänenamt; 1543 - 49 wurde der gesamteBesitz an Georg von Lindstedt verpfändet, 1550 jedoch wieder eingelöst, aber amtsweise weiter von diesem verwaltet.1546 wurden alle Klostergüter von Altfriedland an Balthasar von Beerfelde verpfändet und von diesem 1564 anJoachim von Röbel in Buch bei Berlin verkauft. Das Franziskanerkloster Prenzlau löste sich unter dem Druck schlechter wirtschaftlicher Verhältnisse zwischen 1536 - 1543 selbst auf. 1544 vergab es der Kurfürst als Ritterlehen an den Statthalter von Küstrin, Zacharias von Grüneberg; 1581 kauften es die von Arnim. Das Dominikanerkloster Prenzlau übereignete der Kurfürst 1544/45 der Stadt Prenzlau für die Einrichtung eines Hospitals. Zwischen 1539 und 1552 endete auch das Dominikanerkloster Strausberg. Das Grundstück wurde vom Kurfürst an den Verwalter der Kalkbrüche von Rüdersdorf, den schlesischen Adligen Nickel Spiegel veräußert; 1574 ging es an die von Röbel.

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© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2008