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Mittelalterliche Klöster im Gebiet der Märkischen Eiszeitstraße

 

Vorwort | Klostergründungen | Politische Funktionen | Wirtschaftliche Funktionen| Kulturelle Funktionen | Besonderheiten der Nonnenklöster | Backsteingotik und Ordensregeln | Klosterbauhütten und Backstein als Baumaterial | Niedergang der Klöster und Reformation |


Backsteingotik und Ordensregeln

Die Mehrheit der Klöster im Umfeld der Märkischen Eiszeitstrasse ordnet sich stilistisch ein in die norddeutsche Backsteingotik des Hoch- und Spätmittelalters. Sie zeigt in der Architektur des Klosters Chorin ihre Vollkommenheit, gekrönt in seiner Kirche, eine gotische dreischiffige Pfeilerbasilika von 11 Jochen mit Querschiff, einem Chor mit 7/12 - Schluss und ihrer berühmten Westfassade.


Mittelschiff der Klosterkirche Chorin mit Blick zur Westfront.
Foto: H. Domnick

Überwältigend ist ebenso die Ruine des Westbaus der Stiftskirche der Prämonstratenser in Gramzow. Auch sind die Kirchen der Franziskaner in Angermünde oder das Dominikanerkloster in Prenzlau als Leistungen gotischer Architektur einmalig.
Die Faszination dieser mittelalterlichen Bauten beruht auf der Übereinstimmung von Baukunst und Ethik. Sie sind Ausdruck der Verinnerlichung des Göttlichen im Menschen und orientieren sich an den frühchristlichen Idealen der Besitzlosigkeit und der Armut. Diese Grundidee erforderte ein gewaltiges Schöpfertum in der Baukunst! In neuartigen architektonischen Lösungen der Gotik fand sie ihre sinnliche Anschauung. Bernhard von Clairvaux vom Zisterzienserorden verurteilte den Prunk der Kathedralen und Kirchen: " Eitelkeit über Eitelkeit...! An den Wänden zeigt die Kirche ihren Glanz, an den Armen ihre Knickrigkeit. Ihre Steine bekleiden sie mit Gold, ihre Kinder lässt sie nackt ..." Pate für die Klosterbauten standen nicht die pompösen französischen Kathedralen der Gotik, die ein mystisches Bild vom Paradies vermitteln sollten. Pate standen auch nicht die deutschen Dome wie der Kaiser-Dom zu Speyer (nach 1080) mit seiner imperialen Architektur als Machtdemonstration Kaiser Heinrichs IV. Die Klöster standen demonstrativ im Gegensatz zu ihnen. Sie folgten vielmehr der Architektur der Klosterkirchen der Reformorden in Italien und in Westeuropa. Die Zisterzienser zogen ihre Spur von ihren französischen Klöstern bis nach Lehnin (1190/95 - 1260) .

Klosterkirche Lehnin, Innenraum der Klosterkirche, Klosterhof mit Garten.
Foto: W. Ebert

Für die Klöster im Nordosten Brandenburgs entstand eine landschaftsgebundene, herrschaftsbezogene Bauweise. In der Kunstgeschichte spricht man für die Zeit von 1260 - 1320 von "Askanischer Architektur in der Mark Brandenburg", deren Zentren im Raum der letzten Eiszeit lagen. Nachdem Klosterbauten der frühen Gotik auch in dieser Region noch in Naturstein errichtet wurden, ermöglichte der Backstein für die reifere Gotik die angestrebte Formenvielfalt: gemauerte Arkadenpfeiler, Stütz- und Strebepfeiler, Gewölbe der verschiedensten Art, hohe spitzbogige Lanzettenfenster, Maßwerkfenster und geschmückte Portale, ebenso Bauschmuck wie Kapitelle, Konsolen, Friese, Wimpergen oder Rosetten. Der Backstein als Baumaterial war lange Zeit ein Privileg der Klöster und der Landesherren.
Die Architektur der Mönchsorden war regelgebunden. Die Zisterzienser hatten ihre Bau- und Kunstbestimmungen auf den Generalkapiteln seit 1134 formuliert und 1151, 1182 und 1213 erweitert. Die Reinheit der Architektur sollte durch keinerlei Verzierung beeinträchtigt werden. Dafür schrieb ihre Ästhetik größte Sorgfalt für das Mauerwerk und eine harmonische Verbindung mit der Natur vor. Steinerne Glockentürme waren verboten - als Glockenträger sollte nur ein schlichter Dachreiter dienen.

Kloster Chorin - Blick auf das Querhaus der
Klosterkirche mit Dachreiter. Foto: K. Klebert

Ein typisches Merkmal der Baukunst der Zisterzienser war die Funktionalität. Sie bevorzugten eine Klosteranlage, bei der sich die Gebäude mit dem Kapitelsaal (zur Versammlung), das Refektorium (Speisesaal), das Dormitorium (Schlafsaal), die Coquina (Küche), der Vorratskeller und die Bibliothek um den quadratischen Hof des Kreuzgangs - die Klausur - befanden. Das Kloster sollte den Rahmen für ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben der Mönche bieten. Der Flügel der Konversen (Laienbrüder) lag außerhalb der Klausur und hatte ein eigenes Refektorium und Dormitorium. Mittelpunkt der Klosteranlage war die Kirche als Ort zum Beten und zur Meditation. Ihr Grundriss war zumeist kreuzförmig und dreischiffig. Da die Zisterzienser nicht für die Öffentlichkeit predigten, gab es keinen gesonderten Zugang von außen. Ein Lettner teilte die Osthälfte der Chormönche von der Westhälfte der Laienbrüder. Gemälde, Skulpturen und bunte Fenster oder mit Bildnissen verzierte Fußböden waren für die Kirche verpönt, weil damit die "Meditation beeinträchtigt und die Erziehung zum religiösen Ernst vernachlässigt werden". Nur florale Ornamentik an den Konsolen war gestattet. Im Kloster Chorin finden sich jedoch auch Konsolen mit Tierzeichen.
Da die Zisterzienser von eigener Arbeit lebten, gehörten landwirtschaftliche und handwerkliche Einrichtungen zur Anlage. Zum Wirtschaftshof zählten das Kornhaus, die Mühle, das Backhaus, die Brauerei mit Malzhaus und Darrofen, Wirtschaftskeller, ein Eiskeller, Gebäude für die Walker und Gerber und andere Handwerke, ebenso Stallungen für Pferde und anderes Vieh, ein Apotheken- und ein Küchengarten. Wasser war die Lebensader der Zisterzienser. Es wurde gebraucht für eigenes Frischwasser und Hygiene, für wirtschaftliche Belange, für die Fischzucht und für die Bewässerung der Gärten. Die gesamte Klosteranlage war mit einer Ringmauer zum Schutze und als Zeichen für die Scheidung des Klosterlebens vom weltlichen Leben umschlossen.

Statutengebunden war ebenfalls die Baukunst der Bettelorden. Als übereinstimmendes Merkmal wurde auch bei ihnen das Ideal der Armut verdeutlicht. Die architektonischen Konzeptionen unterschieden sich hinsichtlich der spezifischen Aufgaben der Orden, hatten aber auch Gemeinsames: Einfachheit und Schlichtheit, Strenge in den Körper- und Raumformen, Beschränkung in den Details. Die Bettelorden gaben der Baukunst in den Städten vornehmlich mit ihren Hallenkirchen ohne Querschiff ein eigenes Gepräge. Sie waren auf die Predigt vor dem Volk orientiert - deshalb hatten sie gute Akustik und besaßen eine große Eingangspforte. Ein Lettner trennte die Mönche von den Kirchgängern. Die Franziskaner bauten ihre Kirche in Prenzlau um die Mitte des 13. Jahrhunderts als einen schmalen langgestreckten, in fünf Jochen kreuzrippengewölbten rechteckigen Saal aus Feldsteinen. Strebepfeiler fehlen. Das Gewölbe ruht auf Trapezkapitellen. Die Kirche ist in dieser Art einmalig und sollte wohl an die Kirche des Franz von Assisi erinnern.


Klosterkirche der Franziskaner in Prenzlau.
Foto: W. Ebert

Bekannt ist, dass die Franziskaner in einer "Generalkonstitution des Minderbrüderordens" von 1260 in Narbonne ihre Bauregeln fixierten: "Weil aber die Erlesenheit und der Überfluss direkt der Armut entgegenstehen, ordnen wir an, dass die Erlesenheit der Gebäude an Malereien, Tabernakeln, Fenstern und Säulen und dergleichen, ebenso das Übermäßige an Länge, Breite und Höhe möglichst streng vermieden werden... Die Kirchen sollen in keiner Weise gewölbt werden, mit Ausnahme des Presbyteriums. Im übrigen soll der Campanile der Kirche nirgends nach Art des Turmes errichtet werden; ferner sollen die Glasfenster weder mit Historien noch mit Bildern bemalt werden, mit Ausnahme, das im Hauptfenster hinter dem Hochaltar Abbildungen des Kruzifixus, der heiligen Jungfrau, der Heiligen Johannes, Franziskus und Antonius gestattet sind; und wenn weiter gemalt worden sind, so sollen sie durch die Visitatoren entfernt werden".

Die Bettelorden verzichteten auf eigene Wirtschaftsbauten innerhalb des Klosters, da sie vorrangig von Almosen lebten. Eine fast komplette Klosteranlage zeigt das um 1270 gegründete Dominikanerkloster Prenzlau. Es gehört zu den herausragenden mittelalterlichen Bauten im norddeutschen Raum. Die Klausur umschloss alle für das monastische Leben erforderlichen Gebäude und wurde im Inneren durch einen Kreuzgang umrahmt.

Kreuzgang Dominikanerkloster Prenzlau.
Foto: W. Ebert

Recht klein und bescheiden, wie in Narbonne angeordnet, war zunächst der Bau des Franziskanerklosters in Angermünde, der an der Südseite und an der Westseite als Feldsteinmauerwerk noch sichtbar ist. Bereits im 13. Jahrhundert begann ein ausgedehnter Aus- und Umbau in Backstein, der bis in das Spätmittelalter andauerte. Der Ideenreichtum in der Verwendung von Formziegeln und die Nutzung von Erfahrungen in der Backsteingotik lassen Ähnlichkeiten mit der Klosterkirche in Chorin erkennen. Es entstand eine zweischiffige, unsymmetrische Halle, getragen von schmalen eng gestellten Strebepfeilern. Die Nordwand wird "aufgelöst" in dreiteilige Fenster mit reich profilierten Gewänden. Der Chor öffnet sich im siebenten Joch des Hauptschiffes und liegt mit diesem auf gleicher Höhe. Seine hohen schlanken Fenster als Lichtspender betonen die Gotik. Die Kreuzrippengewölbe der Halle lagen auf Diensten und Konsolen auf - sie sind leider nicht mehr vorhanden.


Innenraum der Franziskanerklosterkirche Angermünde
mit Lettner. Foto: W. Ebert

Die Ordensregeln bestimmten auch die Kunstauffassung. Schmückendes Beiwerk war nicht erwünscht, es sei denn, es diente unmittelbar der Spiritualität. Die strengen Regeln wurden jedoch hier und dort gelockert, ohne in prunkvolle Ausgestaltung zu verfallen. Die Dominikaner in Strausberg verbauten Marmor im Chor der Kirche und repräsentierten damit ihre hohe Stellung im Orden und als häufigen Aufenthaltsort weltlicher Herrscher.
Der "Fürstensaal" in Chorin wurde mit Fresken aus dem frühen 14. Jahrhundert ausgestaltet. Sie stellen die Anbetung der Heiligen Drei Könige und den Kindermord in Bethlehem dar.
Besonders interessant sind die Wandmalereien im Kloster von Angermünde. Die ungewöhnliche Umrissdarstellung einer Stadt und ihrer Erstürmung könnte sich auf die siegreiche Schlacht von Angermünde 1420 beziehen.
Das Dominikanerkloster in Prenzlau bekundete Repräsentanz durch Wandmalereien im Refektorium. Großflächige Secco-Malereien von 1516 stellen Szenen aus der Passion dar. Unterhalb der Bilder hat sich ein gemaltes Gesimsband mit Darstellungen des heiligen Dominikus und des Thomas von Aquin erhalten.

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© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2008

 

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