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Mittelalterliche Klöster im Gebiet der Märkischen Eiszeitstraße

 

Vorwort |Klostergründungen |Politische Funktionen |Wirtschaftliche Funktionen |Kulturelle Funktionen |Besonderheiten der Nonnenklöster |Backsteingotik und Ordensregeln |Klosterbauhütten und Backstein als Baumaterial |Niedergang der Klöster und Reformation |


Mittelalterliche Klostergründungen

Die Klosterentwicklung im Gebiet der Märkischen Eiszeitstraße ist europaweit in die Historie der Orden eingebunden undzugleich in die mittelalterliche Geschichte der Mark Brandenburg. Einige Aspekte sind auch in den natürlichenBesonderheiten der eiszeitlichen Landschaft zu finden. Die Mehrheit der Klostergründungen dieser Region erfolgteim Verlaufe des Hochmittelalters. Verglichen mit anderen Stiftungen in Deutschland ist dieser Zeitpunkt recht spät.Große Abteien hatten sich unweit bereits etabliert, so die Prämonstratenser in Magdeburg mit dem Kloster"Unser Lieben Frauen" (um 1070 - 1150) und in Jerichow (um 1150 - 1200) oder die Benediktiner in Paulinzella /Thüringen(um 1105 - 1124). Die Slawen wehrten sich östlich der Elbe jahrhundertelang gegen alle kriegerischen Angriffe auf ihreBesitzungen und ihre Religion. Die Zwangschristianisierung der "heidnischen Slawen" blieb weitgehend erfolglos.Daran konnte auch der "Wendenkreuzzug" 1147 nicht rütteln. Einzig die Prämonstratenser etablierten sich 1177 fest inGramzow/Uck. und missionierten.

Ruine des Westbaus der Stiftskirche Gramzow
Foto: K.Klebert

Das Christentum kam flächendeckend erst durch die Ostexpansion über den Glauben der Kolonisten ins Land.Die Mehrheit der Klostergründungen erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem die Christianisierung im Wesentlichenbereits vollzogen war, auch wenn es noch Rückzugsgebiete der Slawen gab. Missionierung war also n i c h t ihrevordergründige Aufgabe.Der Einfluss zentralisierter Orden mit einheitlichen Regeln und deren europaweites Wirken kam im regionalen Handlungsfeldauf andere, besondere Weise zur Geltung. Während die Feudalordnung westlich der Elbe bereits voll ausgebildet war, wurdeöstlich der Elbe der Frühfeudalismus erst in Ansätzen wirksam. Die Klöster entwickelten sich mit all ihrenWidersprüchen zu Zentren der Zivilisation. Indem sie internationale Erfahrungen und Wissen transferierten,haben sie beachtlichen Anteil daran, dass die Rückständigkeit in historisch kurzer Zeit überwunden wurde.

Die Mehrheit der Klöster konnte sich etwa um die Mitte und in der zweiten Hälfte des13.Jahrhunderts fest etablieren: 13 Niederlassungen allein in der Uckermark (3 davon nur kurzlebig) und 4 Niederlassungenauf dem Barnim. Dieser Landstrich wurde in Teilen bereits von außerhalb beherrscht durch die Zisterzienserklöster Lehninund Zinna, die hier beachtliche Ländereien und Klosterdörfer besaßen. Auch das Dominikanerkloster zu Cölln a. d. Spreeund die Benediktinerinnen von Spandau hatten im Barnim Besitzungen.Ausgenommen blieben in der Region militante Orden, wie der Deutsche Orden; auch andere Ritterorden konnten sich nur amRande etablieren, so die Templer 1229 in der Kommende Lietzen, die ab 1318 an die Johanniter überging. nach oben


Mittelalterliche Klöster und Stifte im Umfeld der Märkischen Eiszeitstraße
Karte: G.Lutze
Männerklöster Frauenklöster
   

1 Altlandsberg: Serviten ex.

12 Altfriedland:Zisterzienserinnen

2 Angermünde:Franziskaner

13 Boitzenburg:Zisterzienserinnen

3 Barsdin/Oderberg: Prämonstratenser ex.

14 Flieth: Benediktinerinnen ex.

4 Chorin: Zisterzienser

15 Gartz/Oder: Zisterzienserinnen ex.

5 Gartz/Oder: Augustiner-Eremiten ex.

16 Prenzlau: Magdalenerinnen / Benediktinerinnen

6 Gramzow: Prämonstratenser

17 Seehausen: Zisterzienserinnen ex.

7 Himmelpfort: Zisterzienser

18 Zehdenik: Zisterzienserinnen

8 Pelitzwerder: Zisterzienser ex.

9 Prenzlau: Franziskaner

10 Prenzlau: Dominikaner

11 Strausberg: Dominikaner ex.

 

 

Die überwiegende Mehrheit der Klöster in der Uckermark und auf dem Barnim wurde von den jeweils regierenden Landesherrengestiftet. Das Prämonstratenserstift Gramzow von 1177, das Magdalenerinnen-/ Benediktinerinnenkloster in Prenzlau vonvor 1250 und das Kloster der Zisterzienserinnen in Gartz zwischen 1275 und 1280 gehen zurück auf die Herzöge vonPommern. Eine beachtliche Anzahl von Klöstern wurde von den askanischen Markgrafen Brandenburgs ins Lebengerufen: 1231 das Prämonstratenserstift in Barsdin bei Oderberg, um 1250 das Franziskanerkloster Angermünde, 1254das Dominikanerkloster Strausberg, 1258 das Kloster der Zisterzienser Mariensee auf dem Pelitzwerder - 1273 nachChorin verlegt, die Frauenkonvente Altfriedland zwischen ca. 1230 und 1271, um 1250 Zehdenick und 1271 Boitzenburg,1275 das Dominikanerkloster in Prenzlau und 1299 die Abtei Himmelpfort bei Lychen. Vom ZisterzienserinnenklosterGartz und vom Franziskanerkloster Prenzlau sind die Gründer unbekannt. Die Gartzer Augustiner-Eremiten kamenwahrscheinlich aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Wilhelmsthal, das 1289/1291 von Stettin nach Gartz verlegtwurde. Bisher ungeklärt ist, warum erst 1335 in Altlandsberg ein Kloster des Bettelordens der Serviten entstand.Es ist die einzige Gründung der Wittelsbacher im Nordosten Brandenburgs.
Der Klosterbau folgte der europaweiten Strategie der Orden, jedoch in Übereinstimmung mit landesherrlichen Interessenin der Region. Die Zisterzienser bevorzugten ländliche Standorte und nutzten vorhandene Naturkräfte. Die Bettelordenetablierten sich immer in den Städten, zumeist unmittelbar an der Stadtmauer. Vermutlich spielte bei der Wahl derStandorte die Lage an Heeres- und Handelsstrassen oder an Flussübergängen eine Rolle. So entstand das KlosterBarsdin/Oderberg keineswegs zufällig. Oderberg war im Mittelalter ein bedeutender Warenumschlagplatz zu Wasser undzu Lande nach Pommern und nach Osten.
Mit Ausnahme der Dominikanerklöster in Prenzlau und Strausberg wurden die Klöster direkt oder in unmittelbarer Nähe vonslawischen Siedlungen gebaut. Damit gingen leider auch Zeugnisse slawischer Lebensweise unwiederbringlich verloren.Neuere archäologische Befunde beweisen, dass auch der Bauplatz des Klosters Chorin bereits besiedelt war. Das hier frühergelegene Dorf Ragösen (dem Namen nach ursprünglich slawisch) wurde um 1274 von den Zisterzienser-Mönchen systematischentsiedelt. Im Nordosten Brandenburgs endete ihre Tradition, die Klöster immer in der Einöde und in noch zu rodenden Gegenden odermitten im Sumpf (wie Kloster Zinna) zu bauen.Sie scheuten auch vor einem Standortwechsel nicht zurück.

Klosterruine auf dem Pelitzwerder bei Brodowin
Foto: H. Domnick

Bis heute ist die Frage ungeklärt, warum Kloster Mariensee auf dem Pelitzwerder noch während des Bauens nach Chorin verlegt wurde.Unter der Vielzahl möglicher Gründe, so der Insellage, der schlechten Infrastruktur oder der Auseinandersetzung mitslawischem Kult, waren vermutlich auch regional-politische und natürliche Bedingungen ausschlaggebend. Eine Antwortbleibt weiterer Forschung vorbehalten.

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© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2008

 

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