Liebenwalde

Burggesschichte| Stadtgeschichte| Ortsbeschreibung| Stadtkirche| Wasserstraßen

 
Wasserstraßen rund um Liebenwalde

1603 gab Kurfürst Joachim Friedrich "die Anweisung zur schleunigen Ausführung eines Verbindungsgrabens von der Faulen oder Alten Havel nach dem Möllensee - oberhalb des Dorfes Schöpfurth - von wo ab die Finow über Heegermühle, Eberswalde nach Liepe zur Erreichung der Oder kanalisiert - und so die erste Havel-Oder-Wasserstraße geschaffen werden sollte". Archivarische Quellen bezeugen, dass die Bauarbeiten im Jahre 1605 begonnen haben und "mit Ausgrabung des Kanals nahe bey Liebenwalde unterhalb der Stadt der Anfang gemacht wurde". Im Jahr 1609 war es dann soweit, dass man ein Schiff durch 5 Schleusen bis Schöpfurth schicken konnte. "Diese Strecke von 3 Meilen (rd. 22,6 km) Länge ward die Fluth, auch der Treidel oder Trödel genannt, weil nämlich die Schiffe mit einem Seil gezogen oder auch getreidelt werden mussten".

Ende des Langen Trödel nach Zuschütten
der Schleuse / W. Ebert

1620 war der Kanal bis Eberswalde schiffbar. Während des Dreißigjährigen Krieges verfiel er jedoch wieder. Durch Zerstörung der Schleusen kam es zum Abfluss des Havelwassers in die Oder, was in beiden Gebieten zu großen Problemen führte. Deshalb errichtete man einen Damm bei Zerpenschleuse.
Erst mehr als 100 Jahre später wurde der Plan, Havel und Oder zu verbinden, erneut aufgenommen. Friedrich II. war es, der den Gedanken wieder aufgriff. Bereits 1743 begannen die Arbeiten. Unter Nutzung des alten Kanals schritten sie rasch voran. 1744 war die ehemalige Alte Fluth von der Havel bis unterhalb von Grafenbrück (Finowfurt) geräumt und am 16. Juni 1746 befuhr ein mit Salz beladenes Schiff den Kanal bis zur Oder. Am Ende der Regierungszeit Friedrich II. besaß der Finowkanal bei einer Länge von 41 km und bei einem Gefälle von 40 m insgesamt 15 Schleusen. Der westliche Teil des Kanals von Liebenwalde bis zur Einmündung in die Finow bei Grafenbrück wurde weiterhin die Flut oder der alte Trödel genannt.

Einmündung des Langen Trödels
in den Voßkanal / W. Ebert

Bis 1884 mündete der Finowkanal in die Faule oder Alte Havel, danach in den Voßkanal.Durch die Ausschaltung der stark gekrümmten Faulen Havel als Schifffahrts- weg und die Anlage des Malzer Kanals in den Jahren 1823-28 nahm die Schifffahrt einen außerordentlichen Aufschwung. Noch stärker wurde der Schiffsverkehr, als 1880-84 der Voßkanal bis Zehdenick gebaut wurde, um die schwierig zu befahrende Schnelle Havel zu umgehen.Mit der Inbetriebnahme des Oder-Havel-Kanals im Jahre 1914 erfolgte durch Zuschütten der Zerpenschleuse eine Abtrennung des Lange Trödel vom Finowkanal. Befahrbar ist der Lange Trödel nur noch von Liebenwalde bis Zerpenschleuse. Er ist für Motorboote gesperrt und folglich eine herrliche Strecke für all diejenigen, die sich in ihrer Freizeit mit Paddelbooten, Kanus oder Kajaks fortbewegen.
Ein ganz besonderes Ereignis ist das alljährlich im Herbst auf dem Langen Trödel stattfindende Drachenbootrennen. Nach chinesischem Vorbild treten die zwanzig- köpfigen Mannschaften in ihren langgestreckten Booten gegeneinander an. Mit Trommler und Steuermann geht es auf einer Distanz von 250 Metern um den Wan- derpokal der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. Die phantasievollsten Kostüme werden prämiert.
Von Mai bis Oktober verkehrt die Trödeline, ein mit einem kleinen Motor ausgestattetes Boot auf dem Kanal.

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003