Liebenwalde

Burggesschichte | Stadtgeschichte | Ortsbeschreibung | Stadtkirche | Wasserstraßen

 

Geschichte der Burg

Als die Askanier Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts von ihren Burgen in Bötzow (Oranienburg) und Zehdenick nach Osten vorzudringen begannen, errichteten sie als erstes mitten im Havelbruch auf einem slawischen Burgwall die Burg Liebenwalde. Von einigen Historikern wird vermutet, dass Markgraf Otto I. bereits 1170 solche vorgeschobene Befestigungen anlegen ließ. Die Burg sollte, wie schon der Burgwall, den Havelübergang und die in die Uckermark führende Straße sichern. Liebenwalde wurde der Sitz eines landesherrlichen Vogtes. Die Burg, oft auch als Schloss bezeichnet, war vielfach Aufenthaltsort der askanischen Markgrafen, was die zahlreichen dort ausgestellten Urkunden beweisen. Am 9. Januar 1245 weilten Johann I. und Otto III. dort und übernahmen die Schirmherrschaft über das Kloster Gramzow. Markgraf Woldemar verlebte hier mehrfach das Weihnachtsfest.

Schloß und Stadt um 1650
Liebenwalde: Schloß und Stadt um 1650 / Stich von Merian

Die Burg wird nicht selten irrtümlicherweise als Quitzowburg bezeichnet. Sie war niemals im Besitz der Quitzows, sondern diente ihnen nur dann und wann als Absteigequartier. Als 1292 Markgraf Albrecht III. seinen Schwiegersohn Heinrich von Mecklenburg mit dem Land Stargard (Mecklenburg-Strelitz) belehnte, wurde die Burg Liebenwalde plötzlich Grenzfeste. 1319, nach dem Tode des Markgrafen Woldemar, kam die Vogtei an Mecklenburg. 10 Jahre später gaben sie die Herzöge Albrecht und Henning von Mecklenburg an den bayrischen Markgrafen Ludwig zurück. Nunmehr geht Liebenwalde dauernd von einer Hand in die andere. War Liebenwalde im 14. Jahrhundert meist an das "Ausland" verpfändet, diente es im 15. Jahrhundert den Landesherren zum Pfandobjekt für Darlehn, die ihm seine adligen Lehnsleute gaben: die von Holtzendorff, die von Arnim und die von Waldow. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren die von Sandersleben Pfandinhaber. 1486 gelangte Liebenwalde unter Kurfürst Johann Cicero wieder endgültig in den Besitz des Landesherren: Die Vogtei wurde ein kurfürstliches Amt und durch Amthauptleute verwaltet.
Im September 1512 leistete der Graf Botho von Stollberg-Wernigerode dem Kurfürsten Joachim I. auf der Burg Liebenwalde den Lehnseid und empfing von ihm den Lehnsbrief. In der Folgezeit sahen Burg und Städtchen oft kurfürstliche Jagdgäste - die große Werbelliner Heide reichte ja bis an die Tore der Stadt. Trotz der hohen Besuche aber verfiel die Burg, die keine militärischen Aufgaben mehr hatte. Schon 1612 wird sie als Ruine bezeichnet, der Amtmann wohnte damals in einem Nebenhaus.

©  Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003