Innerhalb des Joachimsthaler Raumes wurden und werden für die Gewinnung von Tonrohstoffen verschiedene tonig-schluffige Bildungen herangezogen, die sich sowohl hinsichtlich ihrer stratigraphischen Stellung als auch ihrer Genese deutlich voneinander unterscheiden. Die Palette dieser Bildungen reicht vom oligozänen Septarienton ( = Rupelton) über pleistozänen Bänderton und Geschiebelehm bzw. -mergel bis zum holozänen Aueton.
So lagert östlich der Nordspitze des Werbellinsees Septarien- oder Rupelton - ein 30 Mill. Jahre altes Meeressediment aus dem Tertiär - der offensichtlich infolge Stauchung durch das Eis und/oder Eistransport als Scholle in diese Position gekommen ist. Das Material ist ca. 100 Jahre lang zur Ziegelgewinnung abgebaut worden. Davon zeugen die ehemaligen Tongruben am Ostufer des Werbellinsees, an der Straße Altenhof - Joachimsthal und im östlich anschließenden Waldgebiet südlich der Straße Joachimsthal - Eberswalde.
Das Rohmaterial wurde mit Booten über den Nordteil des Sees und mit Lorenbahnen, in den letzten Jahrzehnten mit LKW, zu den Ziegeleien am nördlichen Ende des Werbellinsees gebracht und dort gebrannt. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts war in Elsenau der sogenannte neue Kalkofen entstanden, verbunden mit einer königlichen Ziegelei, die in den Gründerjahren an einen Berliner Bauunternehmer verpachtet war. Ein Privatbetrieb kam 1857 dazu, weitere Ziegeleien folgten in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts. Schließlich errichtete man südlich davon ein Säge- und ein Tonwerk. Der Rohton wurde im Handabbau gewonnen und durch natürliche Aufbereitung ("Sommern" und "Wintern") so verbessert, dass daraus hochwertige Dachziegel hergestellt werden konnten. Mit Umstellung zur maschinellen Aufbereitung konnte die Tonqualität nicht mehr erhalten werden und man stellte die Produktion auf Dränrohre um. 1989 arbeiten im Dränrohrwerk 139 Arbeitskräfte. 1993 wurde die Produktion eingestellt.
Zwischen Macherslust und Zerpenschleuse befand sich schon während der Saale-Kaltzeit ein langgestrecktes Becken, in dem die bekannten Staubeckenschluffe und -tone, die allgemein als Bänder- oder Warventone bekannt sind, zum Absatz kamen. Während der Kaltzeiten wurden sie am Grund eisnaher Stauseen aus der mitgeführten Materialfracht der Gletscherbäche sedimentiert. Dabei können die Staubecken sowohl südlich vor dem Inlandeis als auch unmittelbar im Bereich der zerfallenden Gletscher gelegen haben. In unserem Gebiet konnten solche Staubecken bei Zehdenick, bei Eberswalde und auf der Neuenhagener Oderinsel nachgewiesen werden.
Schon 1410 bestand in Eberswalde ein Ratsziegelofen, auch städtische Ziegelscheune genannt. 1751 entstand eine zweite Ziegelei auf Eberswalder Boden und 1893 gab es sogar 7.
Die Entdeckung großer und umfangreicher Lager schönsten blauen Tons führte zur Entstehung einer umfassenden Ziegelindustrie im Gebiet Heegermühle und hinter dem Messingwerk. Die Blütezeit der Ziegelindustrie lag im Eberswalder Tal in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei sich die Produktivität durch die Einführung des Hoffmannschen
Ringofens zwischen 1860 und 1870 verdreifachte. Der umfangreiche Bedarf dieses Baustoffes in Berlin - bis zu 100 Mill. Ziegel sollen in den Gründerjahren jährlich per Schiff nach Berlin geliefert worden sein - förderte das Entstehen neuer Ziegeleien und am Ende des 19. Jahrhunderts soll es im Finowtal mehr als 30 Ziegeleien gegeben haben. Bis zum 1. Weltkrieg nahm die Zahl stark ab; nur etwa 5 Betriebe arbeiteten danach vor allem für den örtlichen Bedarf.
Die Dampfziegelei Schüßler, westlich des Messingwerkes gelegen, produzierte noch bis 1984.
Die Gruben, aus denen die Schüßlersche Ziegelei ihren Ton gewonnen hatte, sind heute als kleine Seen noch vorhanden und auch von der Ziegelei sind noch Reste (der Ofen und die Schornsteine wurden gesprengt) zu sehen.
Literatur:
• Schlaak, Norbert: Die Tonlager von Eberswalde und das Ende der letzten Ziegelei.
Eberswalder Jahrbuch 1997/98, S. 203 ? 217.
• Schmidt, Rolf (ed.): Landschaften in Deutschland - Werte unserer Heimat. Um Eberswalde,
Chorin und den Werbellinsee.
• Schmidt, Rudolf: Ratsziegelofen und andere Ziegeleien. In: Geschichte der Stadt Eberswalde.
dbw Märkischer Kunst- und Heimatverlag, Eberswalde 1939 - Eberswalde 1992.
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2004