In der Askanierzeit lag die Entscheidungsgewalt bei allen Regierungsgeschäften beim Markgrafen. In dem ausgedehnten Flächenland Brandenburg war zur Ausübung der Herrschaft die Anwesenheit des Landesherrn mitsamt seines funktionsfähigen Hofstaates in den Regionen der Mark erforderlich. Deshalb war die Hofhaltung in der Askanierzeit nicht an eine Haupt- oder Residenzstadt gebunden. Reise- und Herrschaftsausübung bildeten eine Einheit. In den Itinerarien (Reisebücher mit Stationen) der letzten Askanier stehen die Burgen in der "Großen Heide Werbellin" nach den bevorzugten Burgen Tangermünde und Spandau an dritter Stelle. Wie die in Werbellin ausgestellten Urkunden beweisen, dienten die Aufenthalte der Markgrafen auch hier der Ausübung der Herrschaft in der Region. Die Jagd in der wald-, wasser- und wildreichen Landschaft mag nicht nur ein willkommener Repräsentations- und Erholungseffekt gewesen sein, sondern dürfte auch den Bau dieser Burgen und deren häufige Besuche wesentlich bedingt haben.
Betrachtet man die geografische Lage der Burgen Werbellin, Grimnitz und Groß Schönebeck, so ist schwer zu glauben, dass sie von großer militärischer Bedeutung, z. B. zur Sicherung der Heer- und Handelsstraße von Liebenwalde nach Oderberg, gewesen wären. Auch als Schutz gegen die Pommern oder als Ausgangspunkte für Eroberungen dürfte ihre Rolle überschatzt werden, denn der dichte Uckersche Wald war schon vorher eine natürliche Grenze zwischen Ukranen und Retschanen gewesen. Außerdem befand sich seit 1230 die angrenzende Uckermark bis zur Welse im Besitz der Brandenburger. Es können daher wohl überwiegend jagdliche Gründe gewesen sein, die die Markgrafen veranlassten, hier "feste Häuser" zu errichten und zu erhalten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Bemerkung von Hermann (1986), der schreibt: "Es ist ganz offensichtlich, daß in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts vor allem entlang der Oder-Talrandstraße die markgräflich-adlige Expansion bis zur Welse vorangetrieben wurde, wie auch von Biesenthal aus durch markgräfliche Befestigungen, u. a. vom Curia-Typ, ein Weg durch die Schorfheide über Steinfurth, Werbellin, Altenhof bis Groß Schönebeck bzw. Grimnitz und Altkünkendorf bis zu der 1250 genannten Welse-Grenze gegen Pommern angelegt wurde." Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Burg Grimnitz als markgräfliche Burg in solcher Größe und mit derartig starken Steinmauern erbaut wurde. Hinzu käme hier eine Sicherung der Landenge zwischen Werbellin- und Grimnitzsee sowie das angrenzende slawische Siedlungsgebiet "terra Lipana", das bis in den letzten Jahrzehnte des 12. Jahrhunderts zu Pommern gehörte.
Wollen wir uns die Burgen im Bereich der Großen Heide nun etwas näher anschauen:
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2004