Landschaftliche Grundformen

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Urstromtal


Urstromtäler sind Entwässerungsbahnen, die die starken Schmelzwässer von den Haupteisrandlagen vorwiegend nach Nordwesten in die eisfreie Nordsee abführten. Solche Urstromtäler entstehen immer dann, wenn Inlandeis in ansteigendes Gelände vordringt und die Höhenunterschiede relativ gering sind. Die Sammeladern der Schmelzwasser werden auf diese Weise etwa parallel zum Eisrand in einer bestimmten Höhe angelegt. Ihr Gefälle ist z. B. mit 1: 13 000 außerordentlich gering (Schlaak 1999).

Die wiederholte Nutzung einmal angelegter Urstromtäler durch Schmelzwässer jüngerer Eisrandlagen hinterließ Terrassen mit unterschiedlichem Abflußniveau (Schlaak 1999).

Wie die Sander, werden auch sie häufig aus dem mitgeführten Material, Sand und Kies aufgebaut. Jedoch existieren auch lehmige und steinige Abschnitte, wo ältere Ablagerungen durch die Schmelzwässer einfach erodiert (abgetragen) und feines Material ausgewaschen wurde. In den nacheiszeitlichen Perioden (Holozän) haben sich in den flachen Abflußbahnen z. T. ausgedehnte Niedermoore entwickelt.

Thorn-Eberswalder Urstromtal bei Zerpenschleuse.
Fot W. Ebert

Zur Anlage dieser breiten Täler waren mächtige Urströme notwendig. Abgesehen von der Elbe und der Oder, deren Flußbetten in ehemaligen Urstromtälern liegen, befinden sich heute nur noch "kleine Flüsschen" in diesem Bereichen. Man schätzt, dass sie nur noch ca. 2% der ehemaligen Wassermassen führen.

Die geringen Höhenunterschiede dieser Täler und das von den Schmelzwasserbahnen angelegte Grundgerüst der Entwässerung stellten gute Voraussetzungen dar, um bereits sehr früh die Anlage von Kanalbauten (erste Arbeiten zum Finowkanal 1605!) in Angriff zu nehmen.

Charakteristische Urstromtäler im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse

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Urstromtäler im Bereich der
Märkischen Eiszeitstrasse

 

Die Lage der großen Urstromtäler trug wesentlich zur Gliederung der Großlandschaften im Betrachtungsraum bei (siehe Karte). So trennt das Eberswalder Urstromtal den Naturraum der Uckermark vom südlich gelegenen Barnim. Bestimmend im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse ist zweifellos dieses Eberswalder Urstromtal. Es erstreckt sich, aus polnischen Gebieten kommend (aus dem Raum von Torun, deshalb auch Thorn-Eberswalder Urstromtal genannt) bis zu seiner Einmündung in das Berliner Urstromtal über eine Länge von ca. 240 km und in einer Breite von z. T. 10 km.
Das mindestens in zwei Perioden von Schmelzwasser durchströmte Urstromtal weist deutlich zwei Terrassen in 47 m über NN bzw. 36 m über NN und den Rest einer Zwischenterrasse in 40 m über NN auf. Entlang der "Talsohle" hat sich in späterer Zeit die Finow eingesenkt und ihr Flußbett in entgegengesetzter Richtung zum ursprünglichen Verlauf des Urstromes - von West nach Ost - geschaffen.

In diesem erstreckt sich der über 250-jährige Finowkanal mit seinen interessanten historischen wasserbaulichen Anlagen. Dagegen verläuft der Oder-Havel-Kanal auf einer Terrasse des Urstromtales. Heute füllen mehr und mehr Bebauungen der Siedlungsachse Finowfurt-Eberswalde das Urstromtal in diesem Bereich. Nachdem der Abfluß über das Eberswalder Urstromtal aufhörte und sich der Eisgletscher weiter nach Norden zurückzog, strömten die Wassermassen vom Odertal kommend über das Randow-Welse Urstromtal. Im abwechslungs- reichen Relief der uckermärkischen Moränenlandschaften zeichnet sich das Randow-Welse Urstromtal als breite, ebene Niederung sehr deutlich ab. Sein landschaftsprägender Charakter wird auch in der Reliefdarstellung offensichtlich. Im Kontrast zum verkehrsreichen Eberswalder Urstromtal vermitteln auf weiten Grünlandflächen grasende Rinderherden eine entspannende, ländliche Atmosphäre. Lediglich die kleinen Flüßchen Welse und Randow führen ihre Wasser durch das flache Niedermoor sowohl über die Oder als auch über die Ücker zur Ostsee.

© Märkische Eiszeitstraße, G. Lutze, 2009


Zur Entstehung der Stufe zwischen dem Oder- Urstromtal und dem Eberswalder Urstromtal

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Schmelzwasserabfluss ins Eberswalder Urstromtal,
Bild: H. Domnick

Die Ausschürfungen des Odertales durch Gletschereis gehen vermutlich schon auf die Elster-Kaltzeit (etwa 475 000 - 370 000 Jahre vor heute) zurück. Elsterzeitliche Grundmoränenreste unter dem Talboden deuten darauf hin. Dieser ausschürfende Prozess setzte sich in der Saale -Kaltzeit (etwa 347 000 - 127 000 Jahre vor heute) fort. Die alte Theorie, dass die Bildung des Odertales tektonischen Vorgängen zuzuschreiben ist, wird inzwischen abgelehnt. Die heutige Form des Odertales besteht schon seit dem Weichselspätglazial (beginnend mit dem Meiendorf - Interstadial, ca. 12 800 Jahre vor heute). Auch während der Weichsel - Kaltzeit (ca. 115 000 bis 11 600 Jahre vor heute) wurde das Oderbruch noch vom Gletschereis geformt. So ist davon auszugehen, dass die steilen Hänge mit einer Höhendifferenz von teilweise über 100 Metern, die insbesondere das Oderbruch umgeben, sich in dieser Zeit gebildet haben. Nach dem Rückzug des Inlandeisgletschers hielt sich das im Oderbruch liegende Toteis (vom Gletscher abgetrenntes Beckeneis) der Gletscherzunge, von Schmelzwassersanden überdeckt noch bis etwa 13 500 Jahre vor heute. Erst im Alleröd kam es zu einer deutlichen Erwärmung und damit auch zum Abschmelzen des Odertoteises

Viel jünger ist das Thorn - Eberswalder - Urstromtal. Es wurde erst am Ende der Weichsel - Kaltzeit (115 000 - 11600 Jahre vor heute) gebildet. Klimaerwärmungen ließen den Inlandeisgletscher mehrfach bis weit nach Norden zurück schmelzen und bei erneuten Kälteeinbrüchen wieder nach Süden vorstoßen. Etwa um 15 200 vor heute kam es erneut zu einem mächtigen Gletschervorstoß der sich bis zu einer Linie von Schleswig- Holstein, Feldberg, Temmen, Groß Ziethen bis Liepe Oderberg und weiter nach Polen erstreckte. Die Schmelzwässer dieser Eisrandlage konnten, da die Oder noch nicht eisfrei war, nicht nach Norden abfließen. Zu dieser Zeit war auch das Odertal noch mit Beckentoteis gefüllt, so dass die Schmelzwässer der Pommerschen Eisrandlage und später auch die der Angermünder Eisrandlage im Eberswalder Ustromtal nach Westen bis in die damals eisfreie Nordsee abflossen.

Beim Abtauen lagerten die Schmelzwasser der Gletscher mächtige Sandschichten (sog. Sander) ab. In der Nähe des Schiffshebewerkes entstanden so der Mönchsheide- und der Amtsweg- Sander. Das im Oderbecken lagernde Toteis verhinderte ein Auffüllen des Beckens mit Sedimenten, so dass der Höhenunterschied zwischen dem Eberswalder - und dem Oder - Urstromtal erhalten blieb. Für eine durchgehende Schifffahrt wurde dadurch der Bau der Schleusen und später der Schiffshebewerke notwendig um die 36 Meter Geländestufe zu überbrücken.

© Märkische Eiszeitstraße, H. Domnick 2009

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