Wie die Sander, werden auch sie häufig aus dem mitgeführten Material, Sand und Kies aufgebaut. Jedoch existieren auch lehmige und steinige Abschnitte, wo ältere Ablagerungen durch die Schmelzwässer einfach erodiert (abgetragen) und feines Material ausgewaschen wurde. In den nacheiszeitlichen Perioden (Holozän) haben sich in den flachen Abflußbahnen z. T. ausgedehnte Niedermoore entwickelt.
Thorn-Eberswalder Urstromtal bei Zerpenschleuse. Fot W. Ebert |
Zur Anlage dieser breiten Täler waren mächtige Urströme notwendig. Abgesehen von der Elbe und der Oder, deren Flußbetten in ehemaligen Urstromtälern liegen, befinden sich heute nur noch "kleine Flüsschen" in diesem Bereichen. Man schätzt, dass sie nur noch ca. 2% der ehemaligen Wassermassen führen.
Die geringen Höhenunterschiede dieser Täler und das von den Schmelzwasserbahnen angelegte Grundgerüst der Entwässerung stellten gute Voraussetzungen dar, um bereits sehr früh die Anlage von Kanalbauten (erste Arbeiten zum Finowkanal 1605!) in Angriff zu nehmen.
Charakteristische Urstromtäler im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse
Die Lage der großen Urstromtäler trug wesentlich zur Gliederung der Großlandschaften im Betrachtungsraum bei (siehe Karte). So trennt das Eberswalder Urstromtal den Naturraum der Uckermark vom südlich gelegenen Barnim. Bestimmend im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse ist zweifellos dieses Eberswalder Urstromtal. Es erstreckt sich, aus polnischen Gebieten kommend (aus dem Raum von Torun, deshalb auch Thorn-Eberswalder Urstromtal genannt) bis zu seiner Einmündung in das Berliner Urstromtal über eine Länge von ca. 240 km und in einer Breite von z. T. 10 km.
Das mindestens in zwei Perioden von Schmelzwasser durchströmte Urstromtal weist deutlich zwei Terrassen in 47 m über NN bzw. 36 m über NN und den Rest einer Zwischenterrasse in 40 m über NN auf. Entlang der "Talsohle" hat sich in späterer Zeit die Finow eingesenkt und ihr Flußbett in entgegengesetzter Richtung zum ursprünglichen Verlauf des Urstromes - von West nach Ost - geschaffen.
In diesem erstreckt sich der über 250-jährige Finowkanal mit seinen interessanten historischen wasserbaulichen Anlagen. Dagegen verläuft der Oder-Havel-Kanal auf einer Terrasse des Urstromtales. Heute füllen mehr und mehr Bebauungen der Siedlungsachse Finowfurt-Eberswalde das Urstromtal in diesem Bereich. Nachdem der Abfluß über das Eberswalder Urstromtal aufhörte und sich der Eisgletscher weiter nach Norden zurückzog, strömten die Wassermassen vom Odertal kommend über das Randow-Welse Urstromtal. Im abwechslungs- reichen Relief der uckermärkischen Moränenlandschaften zeichnet sich das Randow-Welse Urstromtal als breite, ebene Niederung sehr deutlich ab. Sein landschaftsprägender Charakter wird auch in der Reliefdarstellung offensichtlich. Im Kontrast zum verkehrsreichen Eberswalder Urstromtal vermitteln auf weiten Grünlandflächen grasende Rinderherden eine entspannende, ländliche Atmosphäre. Lediglich die kleinen Flüßchen Welse und Randow führen ihre Wasser durch das flache Niedermoor sowohl über die Oder als auch über die Ücker zur Ostsee.
© Märkische Eiszeitstraße, G. Lutze, 2009
Um den erforderlichen Bau der Abstiegsanlage für die Schifffahrt zu verstehen ist ein Blick zu den Ereignissen in den letzten Jahrtausenden der Erdgeschichte des Oderbruchs und des Eberswalder Urstromtals erforderlich.
Schmelzwasserabfluss ins Eberswalder Urstromtal, Bild: H. Domnick |
Viel jünger ist das Thorn - Eberswalder - Urstromtal. Es wurde erst am Ende der Weichsel - Kaltzeit (115 000 - 11600 Jahre vor heute) gebildet. Klimaerwärmungen ließen den Inlandeisgletscher mehrfach bis weit nach Norden zurück schmelzen und bei erneuten Kälteeinbrüchen wieder nach Süden vorstoßen. Etwa um 15 200 vor heute kam es erneut zu einem mächtigen Gletschervorstoß der sich bis zu einer Linie von Schleswig- Holstein, Feldberg, Temmen, Groß Ziethen bis Liepe Oderberg und weiter nach Polen erstreckte. Die Schmelzwässer dieser Eisrandlage konnten, da die Oder noch nicht eisfrei war, nicht nach Norden abfließen. Zu dieser Zeit war auch das Odertal noch mit Beckentoteis gefüllt, so dass die Schmelzwässer der Pommerschen Eisrandlage und später auch die der Angermünder Eisrandlage im Eberswalder Ustromtal nach Westen bis in die damals eisfreie Nordsee abflossen.
Beim Abtauen lagerten die Schmelzwasser der Gletscher mächtige Sandschichten (sog. Sander) ab. In der Nähe des Schiffshebewerkes entstanden so der Mönchsheide- und der Amtsweg- Sander. Das im Oderbecken lagernde Toteis verhinderte ein Auffüllen des Beckens mit Sedimenten, so dass der Höhenunterschied zwischen dem Eberswalder - und dem Oder - Urstromtal erhalten blieb. Für eine durchgehende Schifffahrt wurde dadurch der Bau der Schleusen und später der Schiffshebewerke notwendig um die 36 Meter Geländestufe zu überbrücken.
© Märkische Eiszeitstraße, H. Domnick 2009
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