Ehemalige Gutshäuser im Umfeld der Märkischen Eiszeitstraße

Gutshäuser als Denkmale | Erste Rittergüter | Massive Gutshäuser 18. Jh.
Blüte und Untergang | Funktionswechsel nach 1945 | Gegenwart und Zukunft


Neue Funktionen der Gutshäuser nach 1945

Mit Beginn des Jahres 1945 war das Ende der Gutsherrschaften endgültig besiegelt. Die Flucht der Eigentümer noch während des Krieges machten die Gutshäuser "herrenlos".
Da der Nordosten Brandenburgs im Frühjahr 1945 Hauptkampflinie des 2. Weltkrieges wurde, waren die Schäden in einigen Ortschaften maßlos. Durch Kriegseinwirkung wurden auch mehrere Gutshäuser zerstört, darunter einige baukünstlerisch und geschichtlich so bedeutende wie Niederlandin, Damerow, Dedelow, Friedersdorf, Schulzendorf, Görlsdorf oder Wolfshagen.


Ehemaliges Gutshaus Dedelow
Lithografien nach Alexander Duncker

Ehemaliges Gutshaus Friedersdorf
Lithografien nach Alexander Duncker
 
Nach Kriegsende wurde dieses Gebiet von Umsiedlern überflutet, und die Mehrheit der Gutshäuser diente zunächst als erste Unterkunft.
Im Verlaufe der antifaschistisch- demokratischen Umgestaltung der Landwirtschaft, vor allem durch die Bodenreform, wurden Kriegsverbrecher und Großgrundbesitzer mit über 100 ha enteignet. Der Boden wurde an landlose bzw. landarme Bauern und Neubauern verteilt. Im Nordosten Brandenburgs erhielten die Umsiedler über ein Drittel, teilweise sogar die Hälfte des enteigneten Gutslandes.
Bis zur Errichtung von Neubauernhäusern dienten die ehemaligen Gutshäuser zumeist als Wohnraum. Späterhin wurde die überwiegende Mehrheit in dieser oder jener Weise umfunktioniert: mehrheitlich wurden daraus Schulen, Kindertagesstätten oder Jugendeinrichtungen, etwa ein Drittel wurde weiterhin als Wohnungen genutzt. In Einzelfällen wurden auch die Gaststätte, das Kulturhaus, der Konsum oder die Gemeindeverwaltung darin untergebracht. Im Zuge der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft entstanden 1952 bis 1961 Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften und Volkseigene Güter mit dem Ziel der Sicherung der Eigenversorgung der Bevölkerung. Teilweise fanden deren Verwaltungen in ehemaligen Gutshäusern ihren Sitz.
Es folgten notwendige Umbauten zur Anpassung für neuartige Nutzungen, so in Cöthen als Heim für Behinderte. Andernorts gab es entstellende Umbauten, die aus heutiger Sicht unverständlich sind - aus damaliger Sicht war vieles aus der konkreten Situation heraus notwendig. Oft fehlten die Mittel zur Werterhaltung, da andere Aufgaben Vorrang hatten.
Wie zu allen Zeiten neuer Macht, gab es auch ideologische Gründe für die Missachtung ländlicher Bauwerke - die "Spuren der Junkerherrschaft" wurden nicht gerade als Zierde sozialistischer Dörfer betrachtet.

 

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© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004