Ehemalige Gutshäuser im Umfeld der Märkischen Eiszeitstraße

Gutshäuser als Denkmale | Erste Rittergüter | Massive Gutshäuser 18. Jh.
Blüte und Untergang | Funktionswechsel nach 1945 | Gegenwart und Zukunft


Massive Gutshäuser des 18. Jahrhunderts

In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde mehr als ein Drittel aller ehemaligen Gutshäuser der Region errichtet. Sie standen der Baukunst ihrer Zeit nicht nach, auch wenn sie recht schlichten Ausmaßes waren.
Grundlage war die beginnende Konsolidierung der wirtschaftlichen Verhältnisse des Landadels, verbunden mit der Erweiterung seiner Eigenwirtschaften. Besonders auffällig ist die Inbesitznahme bisher ungenutzter oder wüster Flächen durch die Anlage von Vorwerken als Außenstellen eines Hauptgutes. So entstanden bis 1750 etwa 84 solcher Vorwerke in der Uckermark. Einige entwickelten sich späterhin infolge von Erbteilung oder Verkauf zu selbständigen Gutsbezirken
.

Gutshaus in Stolzenhagen / H. Domnick

Hervorhebenswert ist eine erste Gruppe von einfachen meist zweigeschossigen Gutshäusern, die durch blockhafte Fachwerkbauweise gekennzeichnet ist. Der Fachwerkbau wurde bevorzugt, da er kostengünstig war. Die früher übliche Lehmfüllung wurde durch Ziegel ersetzt. Erhalten sind solche Fachwerkbauten in Stolzenhagen bei Lunow, in Kutzerow, Wilmersdorf und Zernikow.
Im 18. Jahrhundert entstanden zugleich die ersten massiven Gutsanlagen, wie sie für dieses Gebiet auch in der Folgezeit typisch sind. Die Wirtschaftshöfe wurden als Drei- oder sogar als Vierflügelanlagen gebaut. Das Wohnhaus des Gutsherrn befand sich an der Stirnseite des Wirtschaftshofes und war Symbol der patriarchalischen Verhältnisse auf dem Lande. Nicht architektonische Schmuckformen, sondern Regelmaß und Größe waren die angestrebten Kriterien. Die Achssymetrie wurde vorherrschendes Prinzip.
In der Mehrheit der Gutshäuser begegnen wir ein- oder zweigeschossigen Putzbauten, breitgelagert mit mehreren Achsen und Mansarddach. Auch Walm- und Krüppelwalmdach sind gebräuchlich. Bei einigen einflügeligen Gutshäusern wurden Nebengebäude angebracht, die wie Seitenflügel des Hauptgebäudes wirken. An einigen Objekten ist der Grundriss der Bauten noch erhalten, aber es erfolgte eine starke Überformung in späteren Zeiten, so in Hirschfelde oder Ihlow. Andere mussten im 19. Jahrhundert einem Neubau weichen.

Eine erneute Agrarkrise stürzte viele Rittergüter in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in Verschuldung. Konkurse führten zu einem auffällig häufigen Besitzerwechsel. Insgesamt weitete sich jedoch der Grundbesitz des Adels aus. Um 1800 befanden sich 274 von 318 Ortschaften der Uckermark im Vollbesitz von Feudaleigentümern, davon 173 in den Händen der Ritterschaft und 92 im Besitz des Landesherrn.
Schon in dieser Zeit nahm die Tendenz der "Verbürgerlichung" ihren Anfang. Trotz königlichem Verbot waren bereits 10 % aller Rittergüter in bürgerlicher Hand, wobei einige Eigentümer später geadelt wurden. So kaufte 1777 der Leiter einer Berliner Lagerhaus-Manufaktur, Kammerrat Paul Benedikt Leonhardt Wolff (1786 geadelt), Dorf und Gut Haselberg und andere adlige Güter auf. Auch wurden viele Rittergüter nicht vom Adel selbst bewirtschaftet, sondern von Bürgerlichen verwaltet oder gepachtet. So gingen in den 70er Jahren die meisten Rittergüter auf dem Barnim an meistbietende bürgerliche Pächter. Bezeichnenderweise lebten zur gleichen Zeit von 579 adligen Grundherren in der Kurmark 219 gar nicht auf ihren Gütern; dafür sind 116 Generalpächter für meist mehrere adlige Güter bezeugt - vermögende Bürger, die in der Landwirtschaft ihr Kapital anlegten. Vielen Adligen dienten ihre Güter nur als Unterpfand für finanzielle Krisen.
Dieser Prozess wurde auch im Bau der Gutsanlagen sichtbar. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts setzte eine Trennung von herrschaftlichem Wohnbereich und Wirtschaftshof ein. Die Isolierung des Gutshauses wurde noch unterstützt durch eine Aufwertung der Garten- und Landschaftsgestaltung. Der Gutsgarten bzw. der barocke Gutspark erlangten zunehmende Wertschätzung. Noch heute schmückt ihr alter Baumbestand so manches Dorf.

zurück nach oben weiter

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004