Ehemalige Gutshäuser im Umfeld der Märkischen Eiszeitstraße

Gutshäuser als Denkmale | Erste Rittergüter | Massive Gutshäuser 18. Jh.
Blüte und Untergang | Funktionswechsel nach 1945 | Gegenwart und Zukunft


Erste Rittergüter

Die Geschichte der Gutshäuser im Umfeld der Märkischen Eiszeitstrasse wurzelt in der Herausbildung von feudalen Grundherrschaften im Verlaufe der hochmittelalterlichen Landnahme durch deutsche Fürsten. Ab 12. Jahrhundert kamen mit ihnen Kleinadlige und unfreie Ministerialen ins Land, die den Askaniern Heeresfolge leisteten und die Verwaltung unterstützten. Sie wurden für ihre Dienste mit Rittersitzen belehnt. Nach deutschem Lehnrecht konnten sie von den ansässigen Erbbauern Abgaben und Dienste fü r das Rittergut verlangen. Diese und andere Herrschaftsrechte behielten sie bis zu den preußischen Reformen. Adelsgeschlechter wie die von Stegelitz, von Greiffenberg, von Stülpnagel oder von Holtzendorf in der Uckermark, wie die von Uchtenhagen in der Gegend von Bad Freienwalde, wie die von Krummensee, die von Pfuel oder die von Arnim (Biesenthal) auf dem Barnim gründeten in diesem Landstrich frühzeitig Eigenwirtschaften. So gehörten noch im 15. Jahrhundert 22 Dörfer teils ganz oder anteilsweise der Familie von Pfuel.

Im Unterschied zu anderen Gegenden im Lande Brandenburg, wo es ausschließlich Adelssitze gab, ist in dieser Gegend gleichzeitig die Ausbildung von anderen feudalen Grundherrschaften typisch: die des Klerus und die des Landesherrn auf den Domänen. So war im Barnim das Zisterzienserkloster Lehnin Grundherr der Klosterdörfer Basdorf, Wandlitz, Klosterfelde, Stolzenhagen, Schönerlinde, Mühlenbeck, Summt, Schildow und Zehlendorf. Das Obere Oderbruch war immer Domänenbesitz. Nach der Säkularisation gingen die Klostergüter an den Landesherrn und wurden ebenfalls als Domäne verwaltet, verpachtet bzw. an private Grundherrn übereignet.

Reste des "Festen Hauses" in Glambeck
Foto: W. Ebert

Die ältesten adligen Wohnhöfe der Region sind aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Sie wurden im Dorf oder in dessen unmittelbarer Nähe angelegt. Burgen waren als Wohnhaus nicht mehr geeignet, und ihre Abgelegenheit behinderte die Erfüllung der wirtschaftlichen Aufgaben. Die ersten kleinen Herrschaftssitze, so wird berichtet, ähnelten den üblichen Bauernhöfen. Das schlichte Wohnhaus unterschied sich nur dadurch, dass es ein 2. Geschoss besaß und das Dach mit Ziegeln gedeckt war. Mehrheitlich waren es Lehmfachwerkbauten, deren Material keine lange Lebensdauer hatte. Aus dieser Zeit sind nur noch Reste der sogenannten "Festen Häuser" erhalten. Dieser Typ von befestigten Wohnhäusern kam im 16. und 17. Jahrhundert auch auf den Rittergütern auf. Die blockartigen Steingebäude waren in der Regel mehrgeschossig, besaßen eine größere Wohnfläche und eine heizbare Diele. Weniges ist noch am ehemaligen Gutshaus in Neuenhagen aus dem 16. Jahrhundert sichtbar. Ein Abstecher zur Komturei Lietzen lohnt sich, da hier eines der wenigen sehr gut erhaltenen "Festen Hauser" besichtigt werden kann. Einige andere frühe Adelssitze der Region gehen ebenfalls auf diese Zeit zurück. Sie wurden jedoch später völlig überbaut, so Möglin, Brüssow oder Gielsdorf.

Die Anzahl der adligen Wohnhöfe vergrößerte sich rasch, befördert durch eine Agrarkonjunktur, durch die Aufteilung vorhandener Flächen als Erbe und durch den Ankauf von Lehnschulzen- und Bauernhöfen. Aus ehemaligen Bauerndörfern des Barnim und der Uckermark entwickelten sich schrittweise reine Gutsdörfer. So waren in der Uckermark 1624 bereits 68,9 % der Dörfer im Vollbesitz von Gutsherrn, wobei im gleichen Dorf zumeist mehrere Rittersitze existierten.
Eine Agrarkrise mit Verschuldungen von Adelssitzen, mehrere Pestwellen und eine starke Bevölkerungsabwanderung unterbrachen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die fruchtbare Entwicklung, und der Kahlschlag des Dreißigjährigen Krieges vernichtete vieles unwiederbringlich.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts setzte nur sehr zögerlich eine Zeit des Aufbruchs ein. Viele Rittergutsbesitzer übernahmen wüst gewordenes Bauernland zur Vergrößerung ihrer Eigenwirtschaften. Erste herrschaftliche Wohnbauten wurden neu errichtet, so 1696 das Amtshaus in Neuendorf bei Oderberg oder das Gutshaus in Jahnsfelde (Kellergewölbe noch vorhanden). Auch die Gutshäuser Göritz, Damitzow, Mürow, Polßen und Pinnow gehen auf diese Zeit zurück.

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© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004