Ehemalige Gutshäuser im Umfeld der Märkischen Eiszeitstraße

Gutshäuser als Denkmale | Erste Rittergüter | Massive Gutshäuser 18. Jh.
Blüte und Untergang | Funktionswechsel nach 1945 | Gegenwart und Zukunft


Gutshäuser als Denkmale


Die zahlreichen Gutshäuser im Umfeld der Märkischen Eiszeitstraße sind Denkmale ländlicher Architektur und erlauben Einblicke in die wechselvolle Geschichte der vorwiegend von der Landwirtschaft geprägten Region. Besonders die typischen Gutsdörfer auf dem Barnim mit ihren großen Wirtschaftshöfen und "Schnitterkasernen", wie in Börnicke, Möglin, Hohenfinow, Prötzel und Trampe oder in der Uckermark in Görlsdorf, Groß Fredenwalde, Götschendorf, Kerkow, Temmen oder Wilmersdorf, erinnern an die Lebensweise auf dem Lande und prägen maßgeblich die Kulturlandschaft der Region.

Gutshaus der v. Arnim in Götschendorf
Foto: W. Ebert

Die ehemaligen Gutshäuser hatten vornehmlich zwei praktische Funktionen zu erfüllen: sie waren Wohnsitz des Gutsherrn, der zumeist dem niederen Adel angehörte, und sie waren Zentrum eines landwirtschaftlichen Betriebes. In der Regel waren sie direkt oder in unmittelbarer Nähe des Wirtschaftshofes mit seinen Ställen, Scheunen, Speichern, Remisen und mancherorts der Brennerei platziert.
Die Geschichte der Gutshäuser ist untrennbar verbunden mit der feudalen Grundherrschaft des Adels als privatem Eigentümer. Dabei ist für den Nordosten Brandenburgs ein außerordentlich starkes Auseinandertriften zwischen hohem Adel und einfachem Landadel typisch. Während die Einnahmequellen des niederen Adels von den Erträgen ihrer Güter abhingen, hatte der Hochadel als Militär-, Hof- oder Staatsadel weit größere "Zusatzeinkünfte" und konnte sich Schlossbauten zur Repräsentation seiner Macht leisten. Die Bescheidenheit vieler Gutshäuser hingegen legt Zeugnis ab vom ewigen Kampf des niederen Adels um den Erhalt der Gutsherrschaft. Selbst innerhalb bedeutender Adelsfamilien gab es enorme Besitzunterschiede, so bei den Arnims als den größten Grundbesitzern der Region.

Gutshaus in Neu Temmen / W. Ebert

Die überwiegende Mehrheit der Gutshäuser und Gutshöfe wurde von unbekannten Baumeistern, oft ohne erkennbare Architekturform, errichtet. In früheren Kulturgeschichtsschreibungen wurde dieser Sachverhalt glorifiziert, indem von "vornehm-schlichten märkischen Gutshäusern" gesprochen oder indem die "Gutshäuser in ihrem preußisch- bescheidenem Glanz" den durch "landfremden Zierkram verunklärten Theaterschlössern" entgegengestellt wurden. In Wahrheit wurden die Gutsherren gemäß der Funktion der Häuser zur Zweckmäßigkeit angehalten, und dem Landadel fehlten offensichtlich die Mittel für Extravaganzen. Dafür entwickelte sich, beginnend mit dem frühen Klassizismus, eine eigenständige Landbauarchitektur, die den Forderungen der Zeit nach Sparsamkeit, Regelmäßigkeit und Zweckmäßigkeit entsprach. Diese preußische Landbauschule wurde von David Gilly (1748 - 1808) mit seinem "Handbuch der Landbaukunst, vorzüglich in Rücksicht auf die Construktion der Wohn- und Wirtschafts-Gebäude für angehende Cameral-Baumeister und Oekonomen" begründet.

Für die folgenden Ausführungen und die Monographien zu ausgewählten Gutshäusern wurden die nachstehenden Quellen genutzt. Spezifische Quellen werden gesondert angegeben.

zurück nach oben weiter

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004