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Technikdenkmale

Messingwerksiedlung:


Königliches Hüttenamt / W. Ebert

Denkmalbereich.
Im Ortsteil Finow finden wir in der Messingwerksiedlung ein für die Mark Brandenburg einmaliges Zeugnis, welches in dieser Geschlossenheit und Abfolge die Entwicklung eines metallverarbeitenden Betriebes und seiner Menschen in ihrer Wohn- und Arbeitswelt vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart widerspiegelt.
Das Werk begann vor 1700 mit der Fertigung. Mit ihm entstand die Wohn- siedlung. Eingeschossige Fachwerkhäuser aus der Zeit um 1730-50 stehen heute noch. Das Gebäude des Königlichen Hüttenamtes von 1736, zweigeschossig und mit einem ebenerdigen Erker versehen, ist vorhanden.

Es ist umbaut von dem späteren großen Verwaltungsgebäude der Hirsch-Kupfer- und Messingwerke AG mit Torbogen. Zu diesem Komplex gehört auch die Villa des Fabrikanten. Der Berliner Architekt PAUL MEBES hat dieses Kommunal- und Wohnbauensemble unter Einschluss und Beibehaltung der alten Bausubstanz einheitlich geplant. Dazu gehören neben dem Verwaltungsbau und der Villa (um 1923) zwei doppelgeschossige Reihenhausblocks aus roten Klinkern, die durch einen niedrigen Fachwerktrakt mit Wirtschaftsgelassen zu einem intimen Wohnbereich zusammengefasst sind, die Schule von 1923, der Friedhof mit Torweg, Kapelle und Mauer von 1925, der Wasserturm von 1917/18, ein Teich und eine Birkenallee. Die beiden großen Hallen und das Verwaltungsgebäude des Neuwerks von 1916-18 (Walzwerk) sind wahrscheinlich Mebes-Bauten. Zu dieser Siedlung gehören auch ältere Industrieanlagen am Messingwerkhafen (früher Hammerteich) sowie die dortige Treidelpfadbrücke (Teufelsbrücke). In der Siedlung stehen Musterhäuser verschiedener Größe aus Kupferplatten, welche 1931 unter dem Einfluss von WALTER GROPIUS entstanden sind.
Ein Besuch dieser Siedlung an der Altenhofer und Steinfurter Straße sowie des Neuwerks ist etwas für Kenner.

Papierfabrik Wolfswinkel:


Papierfabrik Wolfswinkel / W. Ebert

Technikdenkmal. Eberswalder Straße.
Die Papierfabrik in Wolfswinkel (Eberswalde) produzierte bis 1994 als einziger Betrieb in der Umgebung handgeschöpftes Büttenpapier. Sie übernahm diese Produktion 1956 von der seit 1751 bestehenden Papiermühle Spechthausen bei Eberswalde, die ihre Produktion einstellen musste. Am 1. August 1957 konnte die Produktion von handgeschöpftem Papier nach alter Tradition und unter Erhalt des typischen Wasserzeichens (ein Specht an einem Baum und die Schrift "Spechthausen 1781") in der ehemaligen Haderkocherei der Papierfabrik Wolfswinkel fortgesetzt werden.

An die Stelle der Lumpen ist mit dem 19. Jahrhundert der Zellstoff getreten. Die Zellstoffbogen werden in einem mit Wasser gefüllten Behälter, dem Holländer, zerkleinert. Dem Faserbrei setzt der Holländer-Müller Alaun, Leim, optische Aufheller und Kaolin als Füllstoffe hinzu. Vom Holländer aus gelangt der Faserbrei in die Vorratsbütte. Die 60x40 cm großen Bogen werden dann aus dem Faserbrei herausgeschöpft. Der Schöpfer benutzt dazu eine Form mit einem Rahmen aus indischem Zedernholz und einem Sieb, auf welchem das Wasserzeichen aufgelötet ist. Mit großer Sorgfalt und handwerklich sicherer Hand schöpft man so 1800 Blatt an einem Tag aus der Bütte.


Büttenherstellung - Handschöpfen Foto: W. Ebert

Den handgeschöpften und nassen Bogen übernimmt der Gautscher, der ihn auf eine Filzunterlage bringt. 120 Bogen werden mit ihren Unterlagen übereinandergelegt und dann gepresst, um ihnen das Wasser zu entziehen. Danach werden sie wie Wäschestücke für 3 bis 4 Wochen zum Trocknen auf die Leine gehängt, anschließend angefeuchtet und durch die Walzen des Kalanders geführt. Im Papiersaal wird schließlich das Papier von Hand gerissen und sortiert. Büttenpapier kommt in Form von Briefpapier, Zeichenkarton und Seidenpapier auf den Markt und ist ein begehrter Artikel. Der Papierhistoriker WOLFGANG SCHLIEDER formulierte das mit diesem Denkmal verbundene Anliegen so: "Die Existenz eines Handschöpfbetriebes ist von zwei Gesichtspunkten her bedeutend: Einerseits dient er der Traditionspflege durch Erhaltung der handwerklichen Technik und Technologie. Andererseits liefert er ein durch handwerkliche Herstellung besonders gestaltetes Erzeugnis zur Befriedigung kultureller Bedürfnisse der Gesellschaft, das außerdem breiten Kreisen der Bevölkerung die Kenntnis von jahrhundertealter Papiermachertradition vermitteln kann." Aus der Abteilung Büttenpapier entstand in den 90er Jahren ein privates Papiermuseum, welches besichtigt werden kann.

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� Märkische Eiszeitstraße, K. Rohlfien, Verein für Heimatkunde Eberswalde, 2004