Eberswalde im Spiegel der Geschichte

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20. Jahrhundert

Neustadt-Eberswalde in der Zeit der industriellen Entwicklung

Ab 1375 wird der Name Neustadt-Eberswalde verwendet, der dann neben dem alleinigen Gebrauch von "Neustadt" bis zum Jahre 1876 üblich war. Der Namenswechsel dokumentiert, dass dieses Gemeinwesen als neue Stadt empfunden wird.
1427 fand in Eberswalde zwischen Kurfürst und Markgraf JOHANN aus dem Hause Hohenzollern und den pommerschen Herzögen CASIMIR und OTTO Friedensverhandlungen statt.
Die ersten Hohenzollern förderten Eberswalde, sie bestätigten ihre Rechte, urkundeten in der Stadt, nahmen Lehenseide entgegen und belehnten. Die Stadt erteilte den Landesherren Vorschüsse und erhielt dafür neue Rechte (z.B. die Stadtgerichtsbarkeit) bestätigt.
1499 war in der Oberstadt ein Brand ausgebrochen, der die Stadt bis auf das Rathaus, zwei steinerne Kurfürstenhäuser und die Kirche (Dach, Turm und Glocken waren ebenfalls betroffen) vernichtete. Hinzu kamen Hungersnot und Pest (505 Tote). Kurfürst JOACHIM I. stiftete 1502 eine Taufglocke, welche heute noch im Kirchturm hängt. Die Stadt war von Beginn an eine Gewerbestadt (Schuster, Bäcker, Fleischer, Tuchmacher als Viergewerk). Später sind Getreide-, Loh-, Holzschneide-, Walk- und Papiermühlen nachweisbar. Mit dem Wiederaufbau der Stadt war auch die Entwicklung der ersten Industrien verbunden. Es entstanden eine Walkmühle (1500), eine Lohmühle (1532), eine Papiermühle (die erste in der Mark), zwei Kupferhämmer (1532), Eisenhämmer und Ziegeleien und die Abdeckerei. Die Brauindustrie erzeugte u.a. den "Eberswalder Fuhrmatz", ein Bier, welches in 42 Orten der Umgebung zwangsläufig ausgeschenkt werden musste. Eine eigene Malzmühle wurde angelegt.
1572 rühmte der kurfürstliche Leibarzt LEONHART THURNEISSER den ersten Eberswalder Gesundbrunnen.
1603 kaufte Kurfürst JOACHIM FRIEDRICH die beiden Kupferhammer auf und ließ an der Finow eine Hammerhütte entstehen. Durch ein Edikt von 1621 wurde verordnet, dass in Brandenburg nur auf dem Eberswalder Kupferwerk geschmiedet und gekauft werden durfte. Die am Kupferhammer entstandene Wohnsiedlung wurde 1838 zu einer eigenen ländlichen Gemeinde erhoben.
1605-20 entstand als schiffbare Verbindung zwischen Havel und Oder der erste Finowkanal.
1618-1648 hatte die Stadt unter den Einquartierungen und Kontributionen der kriegsführenden Parteien im 30-jährigen Krieg zu leiden. Eberswalde wurde zum Musterplatz (Übungsplatz) erwählt. Am 18. Dezember 1632 ist die Leiche des Schwedenkönigs GUSTAV ADOLF in der Maria-Magdalenen-Kirche aufgebahrt worden. 1632 hatte die Stadt noch 20 Bürger. Der Finowkanal versandete und war nur noch streckenweise schiffbar, die metallverarbeitenden Betriebe starben, die Wasserbauanlagen wurden zerstört.

      
       Eberswalde anno 1652 nach MERIAN

1691-1697 sind auf Befehl des Kurfürsten FRIEDRICH III. Schweizer Familien angesiedelt worden. Innerhalb der Stadtmauer wurde ihnen eine eigene Straße (Schweizerstraße) angelegt und die Häuser zur freien Nutzung überlassen.
Ab 1700 erlebte die Industrie einen Aufschwung. Es entstanden das Messingwerk, die Eisenspalterei, der Drahthammer, die Zainhämmer sowie ein Schmelzeisen- und Kugelwerk in Spechthausen. Das Mühlenwesen wurde weiter ausgebaut.
1743-59 begründete man auf Betreiben FRIEDRICH II. außerhalb der Stadtmauer in der neuen Vorstadt auf dem Kienwerder eine Stahl- und Eisenwarenfabrik. Messer- und Scherenschmiede aus Ruhla, Schmalkalden, Solingen und Umgebung wurden angesiedelt. 1751 erhielt der Betrieb ein (geschärftes) Schutzmandat.
1743-46 ist auf Veranlassung FRIEDRICH II. der zweite Finowkanal gebaut worden, der sowohl als Verkehrsweg wie auch als Energiequelle für die an ihm gelegenen Industrie große Bedeutung erlangte. Mit dem Kanal entstand das Wasser- und Schiffahrtsamt.


Mineralwasser aus der Königsquelle
Museum Eberswalde
1750 wurde ein Gesundbrunnen betrieben. Bis 1898 gab es zahlreiche Versuche, die eisenhaltigen Quellen für einen Kur- und Badebetrieb in Eberswalde zu nutzen.
1760 hatten russische Kosaken eine Schleifmühle in der Vorstadt, den Kupferhammer, die Papiermühle und ein Kohlenmagazin auf dem Messingwerk in Brand gesteckt. Ihr Auftrag war, alle "Königlichen Werke", auch den Finowkanal, zu vernichten, was aber verhindert werden konnte.
1795 und in den folgenden Jahren entstanden durch DAVID SCHICKLER auf dem Wege der Stadt zum Kur- und Erholungsort die ersten Promenaden und Schmuckanlagen beim Zainhammer, auf dem jetzigen Tierparkgelände und bis zum Herthateich. Zum Erhalt dieser Anlagen bildete sich 1841 ein Verschönerungsverein.
1800 begann über drei Jahrzehnte hinweg die Produktion von Steingut und Fayence.
1830 verlegte man die Forstakademie aus Berlin als Höhere Forstlehranstalt nach Eberswalde. Ihr erster Direktor wird FRIEDRICH
WILHELM LEOPOLD PFEIL (1783-1859).

Pfeil-Gedenktafel an der Alten
Forstakademie / W. Ebert

1839 wurde aus den bisherigen Domänenämtern Chorin und Grimnitz das Rentamt Neustadt-Eberswalde gebildet und mit der Verwaltung der Haupt-Forstkasse verbunden. Das 1821 erbaute Haus in der Breiten Straße 58 war sein Domizil.
1840 wurde das Land- und Stadtgericht Eberswalde gegründet.
1842-43 entstand die Eisenbahnlinie Berlin-Eberswalde-Stettin und mit ihr die wichtigsten Bahnhofsgebäude (u.a. in Eberswalde, Anbau der Bahnhofshalle 1905). Die lokale Erschließung von Eberswalde aus erfolgte 1866 mit den Bahnverbindungen nach Freienwalde und Frankfurt, 1898 über Joachimsthal nach Templin und 1907 innerhalb des Industriegebietes nach Schöpfurth (Finowfurt).
Um dieselbe Zeit wurde das Straßennetz ausgebaut (1843 nach Freienwalde, 1848 nach Oderberg, 1860 nach Joachimsthal, 1873 nach Schöpfurth/Finowfurt).
Die Stadt wuchs von der Eisenbahn aus auf das Zentrum zu wie auch einige nachbarliche Gemeinden und Gutsbezirke. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, verstärkt nach 1870/71, entstanden Haupt- und Nebenstraßen mit Mietswohnungen und Geschäftshäusern im Gründerzeitstil. Ebenso wurden repräsentative Funktionsbauten (Gericht, Forstfakultät, Schulen, Postamt, Umbau der Stadtkirche, Katholische Kirche) errichtet.


Katholische Kirche "St. Peter und
Paul" Foto: GUM

Die günstigen Verkehrsbedingungen wirkten sich wiederum auf die industrielle Entwicklung aus (1851 Landmaschinenfabrik, 1852 Dachpappen- und Asphaltwerke Büscher & Hoffmann, Kalkbrennerei, 1858 Seidenwarenfabrik, 1883/84 und 1890 Eisengießerei, 1902 Ardelt-Werke, 1933 Kunstharz-Presswerk, 1869 Hufnagelfabrik, 1878 Reichsbahnausbesserungswerk).

1863 werden die Gaslaternen in der Stadt durch das Städtische Gaswerk erstmalig betrieben, ab 1906 übernimmt dies das Städtische Elektrizitätswerk.
1865 wird die Landesirrenanstalt in Eberswalde durch Anstaltsdirektor Dr. SPONHOLZ eröffnet. Die ersten Gebäude sind nach Plänen des Oberbaurates MARTIN GROPIUS errichtet worden.



 

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©  Märkische Eiszeitstraße, K. Rohlfien, Verein für Heimatkunde Eberswalde, 2004