Steinschläger-Route

 

Rund um den Grimnitzsee | Radwandern in der östlichen Schorfheide | Steinschläger-
Wanderweg

Auf den Spuren der Steinschläger, Glasbläser und Hugenotten
- Radwanderung im Ziethener Land -

Unsere Radwanderung beginnt am Bahnhof Althüttendorf, wo wir nach einer romantischen Bahnfahrt von Eberswalde - mit Unterquerung des Oder-Havel-Kanals - ankommen.
Der Name Althüttendorf stammt von der IV. Grimnitzer Glashütte, die 1655 hier erbaut wurde. Sie stellte Trinkgeschirr und Fensterglas her. Die schwedische Invasion 1674/75 führte zum Ruin der Hütte. Erst 1682 entstand die V. Glashütte am gleichen Ort. Sie arbeitete bis 1721 und musste dann wegen Überalterung abgerissen werden.
Ca. 100 m vom Bahnhof Althüttendorf entfernt, erblicken wir kurz vor der Kreuzung der Bahnhofstraße mit der B 198 (Joachimsthal-Angermünde) links die Villa Baumann und einen vor dem Gelände aufgestellten Granitfindling. Das Haus ließ der größte und bedeutendste Steingrubenbesitzer in unserer Gegend, Friedrich Baumann, 1912 errichten. Der Granitfindling wurde erst in den 20er Jahren aufgestellt. Er hat eine Höhe von 5 m und wiegt ca. 33 t.

Entlang der Dorfstraße gelangen wir zur Kirche, einem rechteckigen Feldsteinbau (Zyklopenmauerwerk) mit verbrettertem Dachturm von 1810.
Hier sollte man unbedingt in die kleine Gasse links einbiegen und den auf einem Hügel liegenden Friedhof besuchen. Von da aus hat man einen herrlichen Blick über den Grimnitzsee, ein flacher Zungenbeckensee, der vielen und zum Teil seltenen Wasser- und Schilfvögeln als Rast- und Nistplatz dient. In der nordwestlichen Ecke des Friedhofs finden wir die Grabstelle der Familie Baumann.


Naturbeobachtungszentrum Althüttendorf
Foto: W. Ebert

Vor der Bockwindmühle aus dem Jahre 1829 wurde 2002/03 ein Naturbeobach- tungszentrum mit Ausstellungen und Freianlagen aufgebaut. Ein Vogel- beobachtungsturm ermöglicht einen eindrucksvollen Blick auf den Grimnitzsee und auf die vielfältige Vogelwelt dieses Sees.
Nun geht es auf der wenig befahrenen, von alten Apfelbäumen, Linden, Holunder und Wildhecken begrenzten Straße nach Neugrimnitz. Wir überqueren die Autobahn Berlin-Stettin und erreichen den Ort Neugrimnitz. Hier baute der kurfürstliche Verwalter Gabriel Supe 1682 zwei km nordwestlich von Althüttendorf die VI. Grimnitzer Glashütte, die er zwei Jahre später als Pächter übernahm. Aus der Bausubstanz des Gutes ist heute noch die vollständig aus Feldsteinen errichtete Gärtnerei erhalten. Das eingeschossige, vierachsige Doppelstubenhaus steht links am Dorfeingang. Auch die Eingangsportale sowie das kubische Feldsteingebäude sind noch erhalten. Das Haus ist als ein Glasbläsermuseum eingerichtet. Im Hof steht ein Modell eines Waldglasofens.

An der Straßengabelung des Ortes biegen wir rechts in den ca. 4 km langen, befestigten Feldweg Richtung Groß Ziethen ein.
Nach etwa 800 m Fahrt, im Gelände kaum sichtbar, fahren wir über die Endmoräne, die durch jahrzehntelangen Steinabbau ihre ursprüngliche Form verloren hat. Hier legen wir einen Zwischenstopp ein und können die rechts liegenden Ihlowberge besichtigen. Im Steinbruchgebiet wurden die Blockpackungen bis Mitte der 60er Jahre ausgebeutet. Die terrassenförmigen Abbaustufen der ehemaligen Gruben sind noch deutlich zu erkennen. Ein kleiner Feldweg, links abgehend, führt an ehemaligen Gruben vorbei auf die eigentliche Endmoräne. Von diesem Standort aus gewinnt man einen deutlichen Eindruck vom Verlauf der Eisrandlage, die auch hier keine übermäßige Höhe erreichte.


Ehemalige Steingrube Sperlingsherberge
Foto: W. Ebert

An der linken Seite des Feldweges können wir bereits die Hausdächer von Sperlingsherberge erblicken. In Sperlingsherberge ist in einem aufgelassenen ehemaligen Steinbruch, den die Gemeinden Althüttendorf und Ziethen erworben haben, der Abbau einer Blockpackung gut nachzuempfinden. Auch vom Weg aus sichtbar, treten aus den steilen Abbauwänden die Geschiebeblöcke deutlich hervor. Zahlreiche Gesteinshaufen in dem ehemaligen Abbaugelände kennzeichnen die Arbeitsplätze der Steinschläger.
Nur 500 m weiter in Richtung Groß Ziethen sehen wir rechts vom Feldweg die Kiesgrube der Fa. Haniel. Die aus der Endmoräne vom Schmelzwasser ausgewaschenen Kiese und Sande wurden in einer davor liegenden Vertiefung abgelagert. Diese Ablagerungen werden Sander genannt. Der Steilhang der Kiesgrube, die nur mit Genehmigung des Besitzers betreten werden darf, gestattet einen guten Einblick in die unterschiedlichen Schichten, die während des Abschmelzvorganges des Gletschers hier abgelagert wurden.


Kiesgrube Groß Ziethen / W. Ebert

Nach 1.5 km erreichen den Ortseingang von Groß Ziethen. Der Ort ist urkundlich seit 1275 bekannt. Der Name lässt sich von dem slawischen Wort sit = Binse ableiten.

Nach den Verwüstungen und Verlusten durch den 30jährigen Krieg überwies die Berliner Amtskammer 1686 eine Gruppe kalvinistischer Glaubensflüchtlinge (Hugenotten) aus Nordfrankreich hierher. Weitere französische Emigranten folgten 1689 aus der Pfalz. Groß Ziethen bildete gemeinsam mit Klein Ziethen eine geschlossene Kolonistengemeinde. Bis heute hat Groß Ziethen ein für Brandenburg einmaliges französisch-reformiertes Pfarramt. Französische Familiennamen, alte Bausubstanz (z.B. das 300 Jahre alte Fachwerkhaus, Dorfstraße 24), Legesteinmauern und Bauerngärten erinnern noch heute an diese geschichtliche Epoche.
Das Straßenangerdorf hat die Form der mittelalterlichen Ansiedlung bis in die Gegenwart bewahrt.


Französisch-reformierte Kirche
Groß Ziethen - Innenraum / W. Ebert

Die Kirche, ein Feldsteinbau aus dem 13. Jahrhundert, besteht aus einem rechteckigem Schiff und eingezogenem, quadratischem Chor. Die hineingebrochenen, backsteingefassten Spitzbogenfenster und die Westvorhalle entstanden während der Restauration 1864. Über dem Westgiebel befindet sich ein quadratischer Dachturm von 1717.
Eine landschaftlich reizvolle Besonderheit ist das Ziethener Seebruch. Von hier stammt auch ein bedeutsamer Fund von 1929 (Kupfer- und Zinngegenstände aus dem 16./17. Jahrhundert), der im Heimatmuseum Angermünde ausgestellt ist.

Wir verlassen nun Groß Ziethen am südwestlichen Ortsausgang, überqueren die B 198, um auf einem 2,5 km langen Feldweg nach Senftenhütte zu fahren.
Der Ort verdankt seinen Namen dem Unternehmer Johann Georg Senff, der von 1718 - 1739 die im Jahre 1705 in der Chorinschen Heide errichtete Glashütte gepachtet hatte. Infolge seiner etappenweisen Entwicklung weist Senftenhütte eine unregelmäßige Dorfform auf. Sein ursprünglicher Dorfkern wurde an den Ortsrand gedrängt.
Die Kirche am Dorfplatz erhielt Senftenhütte im Jahre 1804. Dem kleinen Rechteckbau aus gespaltenen Feldsteinen wurde 1931 ein Turm angefügt. Eine Besonderheit dieser Kirche ist das Taufbecken in Form eines Tellers, welcher auf einer Glocke als Sockel steht. Die im Taufbecken dargestellte Taube geht auf den Einfluss der Hugenotten zurück, die sich Mitte des 18. Jahrhunderts in Senftenhütte ansiedelten.
In der Umgebung des Ortes hat der Senftenhütter Steingrubenbesitzer Karl Schönfeld Anfang des 20. Jahrhunderts 3 Steingruben betrieben. Zeugnisse dieser Tätigkeit sind an der ehemaligen Grube am Schlichtefeld noch jetzt zu erkennen. Auf dem gepflegten Friedhof des Dorfes liegt sein Grab unter einem von ihm selbst gemeißelten großen Grabstein.


Grabstein des
Steingrubenbesitzers
Schönfeld. Foto: W. Ebert

Wer nun nach Althüttendorf zurückfahren möchte, benutzt von Senftenhütte aus die Asphaltstraße in Richtung B 198 und biegt ca. 300 m vor Erreichen derselben nach links in einen Waldweg, der mit einer Schranke versehen ist, ein und fährt durch eine sehr schöne Waldlandschaft 200 m südlich des 2. und 3. Sassenpfuhls entlang und erreicht zwischen dem 3. Sassenpfuhl und dem Hungersee wieder die B 198. Der gut befahrbare Waldweg hat eine Länge von 2 km. Jetzt überqueren wir vorsichtig die B 198, um dann 25 m weiter westlich rechts in einen Feldweg einzubiegen, der uns nach 800 m wieder nach Althüttendorf führt.

Wer nicht nach Althüttendorf zurückfahren will, hat die Möglichkeit, seine Radwanderung in Richtung Chorin fortzusetzen.
Dazu verlassen wir Senftenhütte in südlicher Richtung und erreichen nach 1 km Fahrt auf einem gepflasterten Waldweg die Försterei Senftenthal. Dies ist ein hervorragender Rastplatz in freier Natur mit vielen informativen Schautafeln, einer Streuobstwiese, einer Wildhecke als Unterschlupf für Kleintiere und einer Insektenwand.


Revierförsterei Senftenthal / W. Ebert

Gegenüber der Försterei führt uns ein markierter Wanderweg nach ca. 850 m zur prachtvollen Kroneneiche. Die etwa 500 Jahre alte Traubeneiche (in Literaturquellen Altersangaben von 480-550 Jahre) hat einen säulenförmigen Schaft von 19,5 m Höhe. Mit der ansehnlichen Krone ist der Baum 31,5 m hoch.
Der Gedenkstein unter der Kroneneiche erinnert an die königlichen Wild- und Hegemeister Georg Jacob, Johann Ferdinand und Rudolf Weber. Johann Weber verhinderte, dass der Baum der Axt zum Opfer fiel. Seit 1991 begehen die Bürger von Chorin und Senftenhütte wieder das "Kroneneichenfest", das auf einen Brauch aus dem 19. Jahrhundert zurückgeht.

Nach einer Rast an der Kroneneiche setzen wir unsere Fahrt in südwestlicher Richtung fort und kommen nach ca. 400 m an den Stabhüttenbrüchen vorbei. Die Namensgebung stammt aus dem 18. Jahrhundert. Damals wurden die Bäume bereits vor dem Fällen verkauft. Nach dem Einschlag zerlegten die Waldarbeiter die Eichenstämme in transportable Stücke, Stäbe genannt. An den Sümpfen standen die Hütten der Arbeiter, die "Stabhütten". Später ging diese Bezeichnung auf die Sümpfe über.
Nach weiteren 1,1 km Fahrt biegen wir in die südlich verlaufende Waldstraße ein und sehen nach 400 m an der rechten Seite einen kargen Acker, der deshalb "Schlichtes Feld" getauft wurde. Hier halten wir an und gehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den Wald. Nach wenigen Metern befinden wir uns in der ehemaligen Schönfeldschen Steingrube, die jetzt allerdings schon ziemlich stark bewachsen ist.

Von der Steingrube aus fahren wir in Richtung Chorin. Nach 1,5 km erreichen wir den Bahnhof Chorin Dorf, ein unter Denkmalschutz stehender schöner Fachwerkbau. Von hier aus treten wir die Heimfahrt an.

Fahrstrecke:

 

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© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert/K.Müller 2004