Rund um Jochimsthal

 

Radwandern in der östlichen Schorfheide | Steinschläger-
Wanderweg

Rund um den Grimnitzsee

 Ausgangspunkt unserer Autoreise ist Althüttendorf, welches unmittelbar hinter der Autobahnabfahrt Joachimsthal liegt. Von 1850 bis 1965 war Althüttendorf das Zentrum der Feldsteingewinnung und -verarbeitung. Es war das Dorf der Steinschläger, an die heute ein "gehauener" Brunnen in der Dorfstraße erinnert. Zeugen dieser Vergangenheit sind weiterhin am Bahnhof die Reste des Schotterwerkes der Firma Baumann, des größten Steinverarbeitungs- und Straßenbaubetriebes der Region.
Weiter geht die Fahrt nach Joachimsthal. Am Ortseingang liegt das Feriendorf Grimnitzsee, ein seit Jahrzehnten sehr beliebter Urlaubsplatz. Unmittelbar danach biegt rechts ein Fahrweg ein, der nach Alt-Grimnitz, einem Ortsteil von Joachimsthal, führt. Neben historischen Häusern und einem Gedenkstein für Oberforstmeister von Hausendorff, langjähriger Leiter des Forstamtes Grimnitz und Dozent an der Forstlichen Hochschule in Eberswalde, ist vor allem die Ruine der Burg, von Interesse.

Mitte des 13. Jahrhunderts von den Askaniern errichtet, diente sie den Markgrafen ebenso wie den brandenburgischen Kurfürsten als beliebter Aufenthaltsort und Ausgangspunkt für Jagden in der Großen Heide. 1571/72 zu einem kurfürstlichen Schloss umgebaut, setzte dann ab 1730 dessen Verfall ein und ab 1760 wurde die Ruine als Steinbruch für Wohn- und Straßenbauten genutzt. Im Jahre 2000 gründete sich in Joachimsthal der "Förderverein Grimnitzer Glashütten e. V.".
Drei Jahre später konnte der Verein die Burgruine erwerben und mit Erhaltungs- und Gestaltungsarbeiten beginnen.
Wer Interesse und Zeit hat, kann sich nun die Stadt Joachimsthal anschauen, es lohnt sich auf alle Fälle.

Erläuterungstafel zur Burg Grimnitz
Foto: W. Ebert
Unsere Route führt uns aus der Stadt heraus in Richtung Friedrichswalde. Kurz hinter den Bahnschienen verlassen wir aber die Hauptstraße und fahren an einer sehr schön gestalteten Senioren-Residenz vorbei und geradeaus weiter

nach Parlow, das wir nach wenigen Kilometern erreichen. Der Ort ging aus dem Erbzinsgut Schmelze und dem Gut Mellin hervor. 1883 erhielt der Ort den Namen des Gutsbesitzers Parlow und den Status eines Rittergutes. Von der Gutsanlage, die Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, zeugen heute noch einige Wirtschaftsgesbäude. Das Schloss wurde 1945/46 abgerissen.
Der backsteinerne Getreidespeicher der ehemaligen Gutshofanlage wird gegenwärtig vom Förderverein "Kranichdorf Parlow e. V." zu einer Informations- und Begegnungsstätte ausgebaut.
Von Parlow aus hat man die Möglichkeit, zwei sehr schöne, ca. 3,5 km lange Wanderungen zu unternehmen. Der Prüßnick-Rundweg führt durch eine erlebnisreiche Landschaft und Natur zum Großen und Kleinen Prüßnicksee. Die zweite Wanderung ist der Melliner Rundweg. Einen Flyer mit Wegführung und Beschreibung erhalten Sie im Speicher oder in der dahinter liegenden Gaststätte.
An der Straße von Parlow nach Glambeck, unweit des Ortsausganges von Parlow, sieht man in einem abgegrenzten kleinen Areal ein Eisenkreuz und einen Gedenkstein. Das Eisenkreuz erinnert an das "verschwundene Dorf" Mellin, dessen Einwohner 1860 nach Amerika auswanderten und der Gedenkstein, ein bearbeiteter Findling, an Franz Neumann, einen Sohn des Dorfes Mellin und Begründer der Theoretischen Physik.


Gedenkstein für Franz Neumann in Mellin
Foto: W. Ebert

Glambecker Kirche nach der Restaurierung
Foto: W. Ebert

Weiter geht es nach Glambeck, einem Ortsteil von Parlow. Es ist ein ungewöhnlicher Ort mit ungewöhnlichen Menschen. Die meisten der wenigen Einwohner dieses Walddörfchens haben sich im "Verein Denkmale Glambeck e. V." zusammengeschlossen und sehr aktiv an der Um- und Ausgestaltung ihres Dorfes gearbeitet. Die kulturelle und touristische Wirksamkeit des kleinen Ortes ist unvorstellbar.

Die 1708 geweihte und heute unter Denkmalschutz stehende kleine rechteckige Fachwerkkirche verdankt, nach drohendem Verfall, ihre Restaurierung und damit ihr Wiederbeleben dem zur Rettung der Kirche gegründeten Verein in Glambeck. Die Einweihung fand nach zweijähriger Bauzeit am 02.01.2000 statt und seitdem wird sie sakral, kulturell und touristisch genutzt. So kann man hier die "Glambecker Konzerte" und viele Ausstellungen vor allem einheimischer Künstler erleben.

Mit einem Rundweg / Kulturlandschaftspfad werden Besuchern die kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten und naturräumlichen Besonderheiten des Ortes näher gebracht. Auf dem knapp einstündigen Rundweg lebt die Geschichte des Ortes und der Region auf. Eine einmalig schöne Landschaft zwischen Schlosspark und kleiner Fachwerkkirche am Welsetal, zwischen Taubenturm und Glambecker See wird damit erschlossen.
Auch von Glambeck aus bieten sich unterschiedlich lange Wanderungen an. Empfehlenswert ist eine zur unweit gelegenen Glambecker Mühle, heute eine Tierpflegestation des Biosphärenreservates.
Eine schöne Alleenstraße und interessante Wälder begleiten uns zurück in Richtung Joachimsthal. Nach ca. 3 Kilometern erreichen wir den Dovinsee, ein kleines Gewässer im Rückland des Grimnitzsee-Beckens. Gespeist wird er von einem Zufluss aus dem Grimnitzsee.


Am Dovinsee / W. Ebert
Hier beginnt die Welse, ein Flüsschen, welches über den Glambecker und den Wolletzsee fließend nördlich von Schwedt in die Oder mündet. Am See befindet sich ein kleiner Parkplatz. Von hier aus kann man einige hundert Meter an der Ostseite des Sees entlang wandern und die Ruhe genießen. Man wird hier von Bibern angenagte Bäume und mit etwas Glück auch eine Biberburg sehen.
Gleich dahinter liegt die Försterei Bärendikte, ursprünglich als Zaunsetzerstelle zur Sicherung des Großen Wildzaunes gegründet.

 Das Gebiet war jagdlich recht bedeutsam, darauf deutet nicht zuletzt der Name hin.
Um zur Nordseite des Grimnitzsees zu gelangen, fährt man kurz nach der Försterei im spitzen Winkel links von der Straße ab zum Leistenhaus. Ein Einzelgehöft an der Nordspitze des Grimnitzsees erhielt 1824 die amtliche Bezeichnung "Leistenhaus" nach einem Bauern Leist aus dem Dorfe Grimnitz. Dieser hatte hier 1819 ein Wohnhaus für einen Untergebenen errichtet, der ihm das Wild und das Joachimsthaler Weidevieh von seinem Ackerland vertreiben musste. Heute befindet sich hier neben Privathäusern eine Ferienanlage mit öffentlicher Gaststätte in landschaftlich sehr schöner Lage, direkt am Grimnitzsee.
Den gleichen Weg zurück kommt man wieder zur Straße, die nach Joachimsthal führt. Wer noch Zeit und Lust hat, kann noch das einst größte Holzschuhmacherdorf Deutschlands, Friedrichswalde, besuchen. Er wird den Besuch nicht bereuen!

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� Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2004