Börnicke

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Ortsbeschreibung

Das Angerdorf Börnicke liegt nur wenige Kilometer südöstlich von Bernau. Am 31. Dezember 2001 ist das damals 433 Einwohner zählende Dorf in die Stadt Bernau eingemeindet wordenDas einstige Guts- und Bauerndorf hat aber seine Eigenart bis heute weitgehend erhalten. Schöne kleine Häuser zieren die Dorfstraße. Das Schloss und der Park, die Kirche mit dem Kirchhof, der Dorfteich, die Baumalleen, einzelne Bauerngehöfte, Landarbeiterhäuser verschiedener Epochen, vorwiegend in Backstein errichtet, bestimmen die Struktur des Dorfes.




    

Börnicke - ein typisches märkisches Gutsdorf.  Foto W. Ebert
Börnicke - typisches Gutsdorf. Foto W. Ebert

Börnicke wurde erstmals schriftlich in einer Urkunde um 1300 erwähnt. An der Stelle des heutigen Schlosses soll eine Ritterburg gestanden haben.
Vermutich war es Albrecht Philipp Thaer, der das Gutshaus errichten und den Gutspark anlegen ließ.
Das Schloss Börnicke zu Beginn der restauriearaungsarbeiten. Foto W. Ebert
Das Schloss Börnicke zu Beginn der Restaurierungsarbeiten.
Foto W. Ebert 
Im Auftrag des Berliner Bankiers Paul Robert Ernst von Mendelssohn-Bartholdy (1875–1935) schuf Prof. Bruno Paul (1874–1968) diesen wohlproportionierten einzigartigen Schlossbau.
Als Architekt stand Bruno Paul der so genannten „Neuen Sachlichkeit“ nahe. Diese Strömung in der Architektur grenzte sich einerseits vom Expressionismus ab, andererseits, erkenntlich an der Verwendung des Wortes „neu“, von einer ihr vorausgehenden Bewegung zu Einfachheit und Zweckmäßigkeit, die 1906/1907 in Deutschland mit der Abkehr vom Jugendstil verbunden war.


 

Die Neue Sachlichkeit wurde besonders durch die Architekten der Bauhaus-Schule berühmt, zu ihr gehören aber auch zahlreiche Bauten und städtebauliche Projekte anderer Werkstätten.
Ursprünglich befand sich hier ein alter Herrensitz mitten in einem prachtvollen Park aus der nachklassizistischen Zeit. Das Gebäude wurde abgetragen, und nur der alte Wasserturm wurde in den Neubau integriert. Die Gestaltung des Geländes erfolgte dahingehend, dass die Plattform in weiten Terrassen zu einer großen Rasenfläche abfällt. Paul versuchte, von der umgebenden Natur möglichst viel in das Gebäude hineinzunehmen. Neben anderen von ihm gestalteten Bauwerken war ihm das Schloss wohl besonders wichtig - er nannte es liebevoll "Schloss in der Mark".
Der massive Gesamtbau wirkt durch Geschlossenheit und Strenge. Die Fassaden gestaltete er mit gleichmäßigen, tiefgezogenen französischen Fenstern und die Brüstungs- und Balkongeländer in feiner gradliniger Arbeit. Bei der Innenraumgestaltung verband er Zweckmäßiges mit Kostbarem zu eigenartiger Schönheit.


Der vorhandenePark wurde in seiner idyllischen Anlage und Geschlossenheit weitgehend belassen.
Dieser Landschaftspark stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er ist im nordöstlichen Teil durch einen großen Teich geprägt. Der Park war mit einem Netz zahlreicher sich schlängelnder Wege erschlossen, die immer wieder neue Ansichten zum Teich zuließen.





Schlossteich mit  Schlosspark im Hintergrund.
                                               Foto W. Ebert

 

Schlossteich mit anschließendem Schlosspark.Foto W. Ebert

Die umfangreichen Wirtschaftsgebäude, Gutshaus, Ställe, Scheunen und Schnapsbrennerei stammen aus der Zeit vor 1909 - schätzungsweise aus den Jahren 1870/80.

Restauriertes Gutshaus. Foto W. Ebert Das Gutshaus selber könnte vielleicht in noch früherer Zeit entstanden sein und verfügt über eine klassizistische Putzfassade.
Der landwirtschaftlich genutzte Teil ist räumlich vom Schlossbau getrennt. Er besteht aus zwei unterschiedlich großen Vierseitenhöfen - einem kleinen Hof direkt an der Strasse gelegen und einen sehr großen dahinter liegenden Hof. Beide Höfe sind mit Kopfstein gepflastert. Die Stallungsgebäude bestehen in der orttypischen Bauweise aus Feld- und Ziegelsteinen.








Restauriertes Gutshaus. Foto W. Ebert

Das Kulturerbe der Schlossanlage Börnicke zu erhalten und in das heutige Leben zu integrieren ist eine Herausforderung, der sich zur Zeit neben den Besitzern vier Vereine widmen.
a. Der Förderverein Schloss und Gutshof Börnicke e.V. sieht sich als ideeller Förderer des Kulturerbes der gesamten Schlossanlage. Mit öffentlich wirksamen Projekten, wie einem Internationalen Künstlertreffen von 49 Künstlern aus 9 Ländern der Welt konnte 2005 erstmalig auf die kulturelle und künstlerische Tradition aufmerksam gemacht werden. Es folgten weitere Kunstprojekte, wie Ausstellungen, Lesungen, Konzerte und Führungen. 2009/2010 wurde in Festveranstaltungen und Lesungen an den 100. Todestag von Ernst von Mendelssohn-Bartholdy erinnert.
Besonders wichtig erscheint dem Verein, dass kulturelle Werte an junge Menschen vermittelt werden. Dazu werden künstlerische Projekte mit moderner Medienkultur und Lebensart verbunden.
b. Der Verein SchlossArche e.V. widmet seine Arbeit dem Agrarkulturerbe. Vom Aussterben bedrohte Haustierrassen werden in einem „Kinderbauernhof“ gehalten. Die Eltern kommen mit ihren Kindern und erfreuen sich an diesen Tieren. Projekte wie das „Grüne Klassenzimmer“ führen Kinder und junge Erwachsene vor allem aus Berlin, wieder an das Naturerlebnis beim Füttern der Tiere, Pflücken von Kräutern, Schleudern von Honig oder der Kartoffelernte heran.
c. Der Verein KulturGut e.V. will vor allem alte Handwerkstechniken bewahren und lehren. Dazu werden regelmäßig Veranstaltungen und Ausstellungen organisier
d. Der Verein Brandenburgisches Automobilmuseum Bernau e.V. erinnert an die Tradition des Automobilbaus und der Autorennen Bernauer Schleife. Neben Ausstellungen im ehemaligen Pferdestall wird jedes Jahr im August ein vielbesuchter Oldtimer-Tag durchgeführt.
Auf dem Gutshof werden heute Großveranstaltungen, wie Bauernmarkt oder Oldtimer-Tag durchgeführt.Der Schlossgarten wird von Veranstaltern für OpenAir Konzerte, Opernaufführungen oder ein Ritterfest genutzt. Jährlich besuchen ca. 8.000 Touristen die Schlossanlage Börnicke.


Ehemaliger Pferdestall - heute Automobilmuseum. Foto W. Ebert MuseumsGalerie. Foto W.Ebert
MuseumsGalerie von Rolf-Rainer Kolitz. Foto W. Ebert

Neben den Vereinen hat sich auch ein Künstler hier niedergelassen und eine MuseumGalerie gegründet. Der gebürtige Niedersachse, Rolf-Rainer Kolitz, dessen Liebe zur Malerei bereits in der Kindheit entdeckt und gefördert wurde, geht seinem künstlerischen Schaffen bis heute auf dem Gutshof in Börnicke nach. Dort kann man ihn zu jeder Zeit in seiner MuseumsGalerie besuchen und nach Absprache sogar bei der Arbeit über die Schulter schauen.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit widmet sich Kolitz auch seiner Sammelleidenschaft. Von der Kaiserzeit angefangen bis zur heutigen Zeit sammelt er Schönes und Nützliches. In wechselnden Ausstellungen präsentiert der Künstler seine Exponate rund um seine Bilder in der MusemsGalerie der Öffentlichkeit. Außerdem gibt es in einem gemütlichen Veranstaltungsraum mit ca. 70 Plätzen regelmässig Kulturveranstaltungen. Der Raum inmitten der Gesamtausstellung bietet großartige Möglichkeiten für kleine Bühnenprogramme, Filmveranstaltungen, Lesungen, Konzerte usw.

 
Quellen:
Die Kunstdenkmäler der Provinz Mark Brandenburg. Kreis Niederbarnim. Deutscher Kunstverlag Berlin 1939.
Schlossanlage Börnicke –Kulturerbe erhalten und nutzen. (http://sites.google.com/ site/fvschlossboernicke/ unsere-
   projekte)
Förderverein Schloss und Gutshof Börnicke e.V. (http://sites.google.com/site/ fvschlossboernicke/ neuigkeiten))
www. Schloss Börnicke e. V.   u.a.

©  Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2011