Landschaft

Niederer Barnim | Hoher BarnimKames

 

Biesenthaler Becken

Begrenzt durch die Orte Biesenthal und Lanke im Norden sowie Rüdnitz und Lobetal im Süden, erstreckt sich im Herzen des Naturparkes Barnim eine äußerst reizvolle und abwechslungsreiche Landschaft, das Biesenthaler Becken. Entstanden ist es durch das Wirken der Gletscher, vermutlich der der Saale-Kaltzeit. Die Geologen bezeichnen solche Landschaftsformen als (Gletscher-) Zungenbecken. Begrenzt wird das Biesenthaler Becken im Osten und Süden durch die Barnim-Hochfläche, im Westen durch die Endmoräne der Frankfurter Staffel der Weichselkaltzeit und im Norden durch das Eberswalder Urstromtal. Somit ist das Becken nach Norden offen, was dessen besonderen Charakter begründet. In den meisten Fällen sind Zungenbecken in End- und Grundmoränenlandschaften eingebettet und blieben in Form von abflußlosen Seen erhalten.

Während der Weichsel-Kaltzeit war das Becken von Eis ausgefüllt. Nach Rückzug der Gletscher blieb infolge von Sandüberlagerungen umfangreiches Resteis, sog. Toteis, erhalten, was ein Auffüllen des Beckens durch Sedimente verhinderte. Jahrhunderte vergingen, bis das Eis schließlich restlos austaute. Es entstanden mit Wasser gefüllte Teilbecken, in denen es zu den Moor- und Torfbildungen kam, die heute für das Biesenthaler Becken charakteristisch sind. Es entstanden Niederungsmoore mit bis zu 20 m mächtigen Torfanreicherungen im Bereich der Pfauenwiesen. Die vor allem im Norden und Westen des Gebietes vorkommenden Verlandungsmoore weisen meist nur eine etwa 3 Meter starke Torfauflage über einer weit mächtigeren Muddeschicht (Seekreide und Kalkmudde) auf. Die Kalkausscheidungen erfolgten vor allem in den für die Vegetation günstigen Zeitabschnitten im Flachwasserbereich. Die den Mudden aufgelagerten Torfe zeigen ein große Vielfalt und Differenziertheit, die sich auch in der Vegetation widerspiegelt.

Im Süden und Osten des Gebietes treten häufig Versumpfungs- und Quellmoore auf. Über einer dünnen Muddeschicht lagert hier eine bis zu 6 Metern mächtige Torfschicht. Ihre Entstehung hängt eng mit der Erhöhung des Grundwassers in atlantisch geprägten Klimaphasen zusammen. Auch der Anstau der Fließgewässer für die zahlreichen Wassermühlen im Biesenthaler Becken hatten einen deutlich höheren Wasserspiegel und ein dadurch verstärktes Moorwachstum zur Folge.

Der Betrieb der Wassermühlen wurde im 18. Jahrhundert schrittweise aufgegeben. In diesen Zeitraum fallen auch erste Bemühungen zur Entwässerung der Moore, um eine landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen bzw. die Bedingungen für eine bereits bestehende Nutzung zu verbessern. Über ein System von Entwässerungsgräben sowie über eine Begradigung und Vertiefung der Fließgewässer sollte dies erreicht werden. Das Grabensystem auf den Pfauenwiesen bestand schon 1828. Diese Maßnahmen führten zu einer deutlichen Senkung des Wasserspiegels innerhalb des Beckenraumes. In den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erfolgten besonders intensive Maßnahmen, bei denen die Fließe des Finowsystems eingetieft, begradigt und faschiert wurden. Der letzte große Eingriff war die Begradigung und teilweise Umleitung des Rüdnitzer Fließes im Jahre 1984. Die auf diese Weise trockengelegten Moorflächen sollten einer intensiveren Grünlandnutzung zugänglich gemacht werden. Im Jahre 1991 wurde die Umleitung des Unterlaufes im Rahmen eines Renaturierungsprojektes rückgängig gemacht und zugleich der Wasserstand im Einzugsgebiet des Rüdnitzer Fließes erhöht.

Das Biesenthaler Becken ist das Kerneinzugsgebiet des Finowfließsystems, welches das Biesenthaler Becken zur Oder hin entwässert. Begrenzt wird dieses Wassereinzugsgebiet durch die Erhebungen des Ladeburg-Tempelfelder Endmoränenzuges.
Die vom Beckenrand kommenden kleinen naturnahen Bäche, hier Fließe genannt, sind das Sydower Fließ, das Pfauenfließ, das Langerönner Fließ, das Rüdnitzer und das Hellmühler Fließ. Sie vereinigen sich kurz vor Biesenthal zur Alten Finow. Weiterhin existieren im Becken einige Seen, wie der Streesee, der Regesee und der Langerönner See und am Rande desselben der Hellsee.
Nördlich von Biesenthal schließt sich die ebenfalls als Naturschutzgebiet geplante Niederung der noch nicht kanalisierten Alten Finow, die hier das Eberswalder Urstromtal durchfließt, an. Sie ist ebenso wie das Biesenthaler Becken eine äußerst interessante und naturkundlich wertvolle Landschaft.

 

© Märkische Eiszeitstraße, Ebert, 2002