Nachdem die Askanier mit der Burg Spandau ihre Position an dem strategisch wichtigem Zusammenfluss von Spree und Havel gefestigt und sie zum Zentrum eines Verwaltungsbezirkes gemacht hatten (bereits 1197 wird Spandau als Vogteiort genannt), stießen sie nach Norden vor. Wenn auch keine Angaben über die Entstehungszeit der Burg Bötzow (das heutige Oranienburg) vorhanden sind, so geht man gewiss nicht fehl in der Annahme, dass dies im Zusammenhang mit der Eroberung des Glin, die etwa 1200 abgeschlossen war, geschah. Der Name Bötzow (Bothzowe oder Botzow) ist slawischen Ursprungs. Die Burg erhob sich, darüber gibt es keinen Zweifel, dort, wo heute das Schloss steht. Sie wird 1216 erstmals urkundlich erwähnt.
Eingefügt sei, dass Kurfürstin Louise-Henriette aus dem Haus Oranien-Nassau 1652 das Schloss Oranienburg anstelle eines kurfürstlichen Jagdschlosses errichten ließ. Der Name ging 1653 auf die Stadt über.
Von Bötzow aus konnte durch Markgraf Otto II. (1184 - 1205) und seinen Stiefbruder und Nachfolger Markgraf Albrecht II. (1205 - 1220), das Finowgebiet erobert werden. Das Thorn-Eberswalder Urstromtal war die von Natur her günstigste Verbindung zur Oder und ließ sich von Bötzow und Liebenwalde aus gut erreichen. Außerdem war dieser Weg durch slawische Siedlungen bereits erschlossen. Mit dem Vorstoß entlang des Finowtals, umgingen die Brandenburger auch den dichten Uckerschen Wald. Vieles deutet darauf hin, dass die Askanier schon Ende des 12. Jahrhunderts das Gebiet zwischen Bötzow und dem späteren Oderberg besaßen. In der Brandenburgischen Markgrafenchronik wird verzeichnet, dass Albrecht II. die Burg Oderberg um 1214 errichtet habe.
Um die im Finowtal entstandene Heerstraße zu schützen und das neuerworbene Gebiet für den Landausbau nach Norden und Süden zu nutzen, bauten die Askanier zwischen Bötzow und Oderberg die Burgen Liebenwalde, Groß Schönebeck, Werbellin, Grimnitz, Eberswalde und Hohenfinow.
Folgen wir nun den Spuren der Askanier und versuchen zu erkunden, was von ihnen erhalten ist bzw. was noch an sie erinnert.
Unserer Reise beginnt am Schloss Oranienburg, welches aus Anlass seines 350jährigen Bestehens wieder bestens restauriert wurde. Es ist heute ein Museum.
Hinter Hammer verlassen wir die Havel- niederung und fahren in den südwestlichen Teil der Schorfheide. Auf einer schönen Lindenallee führt uns unser Weg nun in den Groß Schönebecker Ortsteil Böhmerheide. Hier sollten wir nicht versäumen, die Töpferei Wessel zu besuchen und uns an den originellen Designs der bekannten Schorfheidekeramik erfreuen (natürlich können wir hier auch kaufen!).
An der mittelalterlichen "Uckermärkischen Heer- und Handelsstraße", der heutigen B109, zwischen Berlin und Templin gelegen, gilt Groß Schönebeck als das "Tor zur Schorfheide". Die mittelalterliche Wasser- burg wurde später in ein kurfürstlichen Jagdhaus, welches bereits 1516 erwähnt wird, umgebaut. Nach dessen fast vollständiger Zerstörung im 30jährigen Krieg, ließ Kurfürst Friedrich Wilhelm 1680 auf den Grundmauern ein neues Jagdschloss errichten. Es diente den Kurfürsten und Königen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts als Aufenthaltsort und Ausgangspunkt für Jagden in der Schorfheide. Heute ist es ein sehr interessantes Museum für Jagd- und Heimatgeschichte.
Auf der Weiterfahrt entlang des 12 km langen Werbellinsees, der Perle der Schorfheide, gelangt man nach wenigen Kilometern auf eine links abbiegende Straße, die zum Jagdschloss Hubertusstock führt. Erbaut wurde das "Jagdhaus am Hubertusstock" auf Geheiß von 1847/49 König Friedrich Wilhelm IV. im Stil eines bayrischen Landhauses. Das Restaurant ist leider seit einigen Jahren geschlossen, doch kann man im gleich daneben liegenden Restaurant des Bildungswerkes der Wirtschaft Berlin/Brandenburg Hubertusstock einkehren.
Der Fischliebhaber kann aber auch am Nordostende des Werbellinsees beim dortigen Fischer frisch geräucherte Delikatessen erwerben. Dort, wo die Uferstraße in die Fernverkehrsstraße mündet, befindet sich unweit der Kaiserbahnhof (Bahnhof Joachimsthal-Werbellinsee). Hier kam der Kaiser per Bahn und fuhr dann per Kutsche weiter nach Hubertusstock.
Nun geht es zum letzten Ziel unserer Reise, zur Burg Grimnitz. Der ehemalige Burgort ist heute ein Ortsteil von Joachimsthal. Um dorthin zu gelangen ist es am sichersten, sich um Auskunft an einen Einheimischen zu wenden.
Die mittelalterliche Burg Grimnitz wurde 1297 erstmals urkundlich erwähnt, dürfte aber auch schon zu Beginn des 13. Jh. errichtet worden sein. Sie stand auf einem Landsporn, der in den Grimnitzsee hinein reichte (heute ist der Wasserspiegel niedriger!). 1375 ist die Burg im Landbuch Kaiser Karl IV. nicht mehr erwähnt. Sie wird dann wohl verfallen sein. Erst 1514 erfolgte hier unter Kurfürst Joachim I. in Grimnitz wieder eine Beurkundung. Er hatte die mittelalterlichen Gemäuer zu einem repräsentativem, aber wehrhaftem Jagdsitz ausbauen lassen.
Heute sind von der Burg noch Teile des Mauerwerkes sowie zwei Gewölbekeller mit vielen interessanten Details zu besichtigen. Ein Förderverein bemüht sich heute um die weitere Erschließung und touristische Nutzung dieser wertvollen historischen Anlage.
In Grimnitz endet unsere Reiseroute "Auf den Spuren der Askanier". Wer nach Berlin zurückfahren muss, benutzt am besten die Autobahn (Abfahrt Althüttendorf). Wer aber noch Zeit und Lust hat, seine Erkundungen fortzusetzen, dem sei empfohlen, über Eberswalde und Hohenfinow nach Oderberg zu fahren.
Von der Burg Eberswalde ist so gut wie nichts mehr vorhanden; die Reste der Burg nutzte man zum Bau der Schleuse am Finowkanal und für andere Bauten. Die Burg Hohenfinow wurde ebenfalls abgetragen. Von ihr existiert nur noch der Burghügel, den man sehr deutlich von der Straße nach Niederfinow aus sehen kann. Sehr sehenswert im Dorf Hohenfinow ist die gotische Feldsteinkirche. Die einstige dreischiffige Basilika zählt zu den ältesten des Barnims.
Über Niederfinow (Schiffshebewerk) und Liepe kommt man nach Oderberg. Im Umfeld dieses Städtleins lagen einst vier Burgen: die Albrechtsburg, die Burg auf dem Schlossberg, die Burg am Teufelsberg und der Bärenkasten. Für uns bedeutsam ist vor allem die Albrechtsburg, die nach der Brandenburgischen Markgrafenchronik vom Markgrafen Albrecht II. 1214 erbaut worden sein soll. Von den Pommern 1349 stark zerstört, verzichtete man zu Gunsten der Festung Bärenkasten auf deren Wiederaufbau. 1353 gab Markgraf Ludwig der Römer die Genehmigung, die Steine der zerstörten Burg zum Bau der neuen Anlage auf der Oderinsel zu verwenden.
Wer auf dem Albrechtsberg eine imposante Burgruine
erwartete, wird über das Wenige, was davon vorhanden ist,
enttäuscht sein. Bemerkenswert ist aber von hier aus der herrliche Ausblick auf das Niederoderbruch, auf die Stadt Oderberg und die ehemalige Festung Bärenkasten.
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003