Region Joachimsthal - Geschichte

Die Burg Grimnitz | Die Hugenotten

Geschichte der Burg Grimnitz

Noch lange bevor 1604 Joachimsthal vom Kurfürsten Joachim Friedrich das Stadtrecht erhielt, befand sich östlich des heutigen Stadtkerns die Siedlung Alt-Grimnitz. Sie erhielt ihren Namen von der Burg, an deren Fuße sie sich entwickelt hatte.
Erstmalig wird die Feste 1297 in einer Urkunde erwähnt. Die Markgrafen Otto, Konrad, Heinrich und Johann überlassen darin dem Kloster Marienwalde das Dorf Mensdorf. Über das Gründungsjahr wird bis heute noch viel spekuliert. L. Enders, eine bekannte Historikerin, die sich intensiv mit der Uckermark und dem Barnim beschäftigt hat, spricht in ihrem Buch "Die Uckermark" (1972) die Vermutung aus, dass die Burg Grimnitz bereits am Ende des 12. Jahrhunderts gegründet worden sei. Diese Annahme ist durch keine Fakten gestützt und auch recht unwahrscheinlich.
Die markgräfliche Burg Grimnitz gehörte zum Typ B nach Herrmann (1986). Dies waren große rechteckige Burganlagen, deren Innenraum in Anlehnung an die Ummauerung, zumindest jedoch hofbildend, bebaut waren. In einigen dieser Burgen sind Bergfriede und Palasbauten aus Quadergestein wenigstens in Resten erhalten. Das trifft auch für Grimnitz zu.
Herrmann vertritt, wie die meisten Historiker, die Auffassung, dass die Burg Grimnitz Mitte des 13. Jahrhunderts unter den Markgrafen Johann I. und Otto III. angelegt wurde. Für eine Festlegung auf das Jahr 1247, wie dies heute auf Erklärungstafeln auf der Burg zu lesen ist, gibt es keinen gesicherten Nachweis. Ihr liegt die Annahme zu Grunde, dass Werbellin (erste Urkunde 1247) und Grimnitz gleichzeitig erbaut wurden, was aber anbetracht der unterschiedlichen Burgtypen wenig wahrscheinlich ist.

Nachweisbar hielten sich zwischen 1297 und 1319 alle Markgrafen der stendalschen (johannischen) Linie, also Otto IV., Konrad, Heinrich, Johann IV. und Waldemar, zeitweilig in Grimnitz auf und gingen von hier aus zur Jagd. Besonders für Otto IV. mit dem Pfeil (1282 - 1309) dürfte Grimnitz der Lieblingsaufenthalt gewesen sein. Der Historiker R. Miehlke (1912) vermutet, dass Grimnitz das Hoflager des Markgrafenpaares Otto IV. und seiner Frau Heilwig gewesen sei. Hier soll auch die Stätte der vielen Turniere gewesen sein, die weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus berühmt waren. Der Joachimsthaler Heimatdichter Brunold geht in seinen Vermutungen so weit, dass er die Burg Grimnitz für den Hintergrund eines Bildes aus der Manessischen Sammlung der Minnesänger hält. Es zeigt den Markgrafen Otto IV. mit seiner Gemahlin Heilwig beim Schach, umgeben von Spielleuten und Sängern.


Otto IV. mit seiner Gemahlin

Sein Nachfolger, Markgraf Waldemar (1305 - 1319), besuchte die Burg nur zu Beginn seiner Regierungszeit häufiger. In dieser Zeit findet Grimnitz Erwähnung als "castellum" (1304) und "curia Grymmenitz" (1307). 1314 soll Waldemar seinen Kanzler Nikolaus von Buch nach der Kaiserwahl (er hatte entgegen Waldemars Anweisung für Ludwig dem Bayern gestimmt) ins Grimnitzer Burgverlies eingesperrt und dort verhungern lassen haben. Theodor Fontane beschreibt diesen Vorgang. Der Sage nach hielt es Waldemar dann nicht mehr auf Grimnitz aus.
1317 findet hier noch einmal ein Treffen mit den Pommerherzögen statt, die ihre Lehensabhängigkeit von Brandenburg bekunden.
Vermutlich nutzten auch die wittelsbachischen Markgrafen, die hier 1340 in einer Urkunde dem Pommernherzog Barnim von Stettin huldigten, die Burg Grimnitz noch gelegentlich.
1375 ist im Landbuch Kaiser Karls IV. wohl der Grimnitzsee, aber nicht die Burg mehr erwähnt.
Dann wird es 200 Jahre still um die Burg. Erst 1514 schrieb Kurfürst Joachim I. (1499-1535) wieder aus Grimnitz und 1516, so berichtet Riedel (1838 - 1865), war die Anlage intakt und mit Kartaunenbüchsen bestückt. Von 1524 -1528 führte der Kurfürst eine erste große Renovierung der Burg durch und am 24. August 1529 wird auf Grimnitz der Erbvertrag zwischen Brandendenburg und Pommern abgeschlossen.
Auch die Kurfürsten Joachim II. (1535-1571), Johann Georg (1571-1598) und Johann Friedrich (1598-1608), Gründer der Stadt Joachimsthal, hielten sich hier auf.
Unter Kurfürst Johann Georg erfolgte 1571/72 ein völliger Umbau zu einem kurfürstlichen Schloss, aber bereits 1579 wurden große Teile desselben von einem Großbrand wieder vernichtet. Erneut aufgebaut, weist der 1584 erbaute neue Marstall auf eine große Hofhaltung hin. Wir haben Kunde von großen Empfängen, Turnierspielen, Bären- und Wolfsjagden.

1598 heißt es im Erbregister des Amtes Liebenwalde u.a.: Grimnitz ist ein Jagdhaus und gehöret unserem Gnädigsten Herrn, dem Churfürsten zu Brandenburg pp. Das Schloss ist mit einem Graben umgeben und vorm Thore mit einer Zugbrücke verwahret. Item vorm Schloss steht ein neuer Marstall und vor demselben eine ziemlich große Hoff-Stube und oben etliche Gemächer ...".

Im 30jährigen Krieg wurden die neuen Befestigungen und Teile des Schlosses zerstört. Nach Behebung der wichtigsten Schäden blieb Grimnitz weiterhin ein beliebter Aufenthaltsort für die Landesherren; so hielten sich der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640-1688) und auch der erste preußische König, Friedrich I. (1688-1713, König ab 1701) gern hier auf, was in Grimnitz ausgestellte Urkunden belegen.
In der Regierungszeit von Kurfürst Johann Georg hielt sich sein Hofalchimist und Leibarzt Leonhard Thurneysser oft in Grimnitz auf und errichtete hier in um 1570 eine "Experimentierglashütte", die zur Keimzelle der brandenburg-preußischen Glasindustrie wurde. 1601 beschloss Kurfürst Joachim Friedrich den Bau einer neuen Glashütte "bey seinem Jagdhause Grimnitz". 1607 wurden die Glashütten "wegen übermäßiger Verwüstung der Wildbahnen und Heyden" in das neumärkische Marienwalde verlegt.
Ab 1730 setzte dann der Verfall des Schlosses ein, 1748 wird es zur Aufbewahrung von Netzen und anderem Jagdgerät benutzt und ab 1760 wird die Ruine als billiger Steinbruch für Wohn- und Straßenbauten genutzt. Erst um 1885 bewirkten Geschichts- und Heimatfreunde eine Einstellung der Abrissarbeiten und bemühten sich um eine Erhaltung des Kultur- und Baudenkmals.
Im Jahre 2000 gründete sich in Joachimsthal der "Förderverein Grimnitzer Glashütten e. V.". Drei Jahre später konnte der Verein die Burgruine erwerben und mit Gestaltungsarbeiten beginnen. Vom Arbeitsamt gefördert wurde aufgeschüttete Erde abgetragen, archäologische Untersuchungen durchgeführt und das alte Mauerwerk gesichert. Diese verdienstvolle Arbeit wird in den kommenden Jahren weiter geführt und lässt weitere interessante Ergebnisse erwarten.

 

Wie muss man sich die Burg vorstellen?

Die landesherrliche Burg Grimnitz war eine für die damalige Zeit große und feste Anlage, die sich von den anderen Burgen am Rande des Großen Waldes deutlich unterscheidet. Um den Burghügel herum verlief die aus Steinen gemauerte Ringmauer von etwa 1.5 Meter Stärke. An den Ecken sowie in der Mitte befanden sich halbrunde Mauervorsprünge (als Rondelle oder Bastionen bezeichnet). Sie dienten, ähnlich den Lughäusern der Stadtmauern, der Verteidigung. Über einem in drei tonnengewölbten Kellern mit Fenstern erhob sich ein turmartiges Gebäude auf annähernd quadratischer Grundfläche (17 m Seitenlänge). Das Gebäude hatte im hochgelegenen Erdgeschoss einen repräsentativen Saal, die alte Hofstube mit Vorraum. In den beiden Obergeschossen und im Dachgeschoss befanden sich als Saal, Stube und Kammer bezeichnete Räume. Dieses Gebäude, in späteren Quellen als Alte Kemnate (auch Altes oder Hohes Haus) bezeichnet, repräsentiert wahrscheinlich den Übergang vom Wohnturm zum Saalgeschosshaus und dürfte der Palas gewesen sein. Auch die Schlosskapelle an der Südostseite der Anlage dürfte zur mittelalterlichen Burg gezählt haben.


Plan der Burg Grimnitz / G. Friese
• Älteste Anlage aus dem 13.-15. Jahrhundert (schwarz: noch nachweisbar, schraffiert: verschüttet oder nicht mehr vorhanden)
1-Burggraben, 2-Zugbrücke, 3-inneres Tor, 4-Umfassungsmauern, 5-Mittelbau aus Feldsteinen, Ende 13. Jh. ("Altes Haus" oder "Hohes Haus") mit den erhaltenen Kellerräumen (a-c), Brunnen (e); darüber laut Beschreibung aus dem 16. Jh. im Erdgeschoss die alte Hofstube mit Vorraum, im 1. und 2. Obergeschoss je ein Vorsaal, eine Stube und zwei Kammern, im 3. Obergeschoss Stube und Kammer, 6-Ecktürme, 7-Mittelrondelle zur Verteidigung
• Einbauten und Wirtschaftsgebäude im 16. und 17. Jh. (Doppelschraffur: noch nachweisbar, gestrichelte Kontur: nicht mehr vorhanden)
8-Langes Haus: Keller und Erdgeschoss aus Feldsteinen, darüber Fachwerk; Wendeltreppen (a, b), im 1. Obergeschoss Wohn- und Schlafräume des Kurfürsten (c) und der Kurfürstin (d) sowie Tafelstube mit Erker im östlichen Mittelrondell (e), im 2. Obergeschoss alte Kanzlei, Silberkammer, Gästezimmer und Kammern, 9-Verbindungsgang aus Fachwerk (überdacht), 10-Schlosskapelle, 11-Treppe zum Wirtschaftshof, 12-Neue Küche, Badstube, Kanzlei, langer Stall, Brauhaus (Lage unbestimmt)

Kurfürst Joachim I. ließ ab 1516 die Burg aus- und umbauen. Das Erdgeschoss des sogenannten langen Hauses an der Ostseite der Anlage wird noch im 18. Jahrhundert als massives Steinmauerwerk beschrieben, während zwei Obergeschosse aus Fachwerk bestanden. Vermutlich wurde ältere Bausubstand in den Neubau einbezogen. Im 1. Obergeschoss befanden sich die kurfürstlichen Wohn- und Repräsentationsräume.
G. Friese hat 1982 seiner Burgbeschreibung die hier abgebildete Skizze beigefügte, die den heutigen Zustand charakterisiert. Gut erhalten sind vor allem die Kellerräume (vielleicht auch Erdgeschossräume) des Pallas. Bei Grabungen wurde der Brunnen und der Kamin freigelegt.

Ende der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts führte die Humboldt-Universität Berlin Grabungsarbeiten (Diplomarbeit) durch, wobei vor allem größere Teile der östlichen Umfassungsmauer freigelegt wurden.


Archäologen bei Untersuchungen
der Burg Grimnitz. Foto W. Ebert

1999 nahm die Archäologin Antonia Schütz Grabungen und Probebohrungen vor. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen waren:

 

Literatur:
 • Friese, G.: Burgruine Grimnitz. In: Kulturinformation Kreis Eberswalde, September 1982, S. 7-12
 • Mielke, R.: Die Askanierburgen am Werbellin. Der Burgwart, Bd. 16, S. 67-72
 • Schneider,R. u. Marklein, G.: Die Schorfheide in der Mark Brandenburg. Märkischer Kunst- und Heimatverlag, 1991
 • Schütz, A.: Mühen ums Denkmal. Sondierungen an der Burgruine Grimnitz bei Joachimsthal,
     Landkreis Barnim. Archäologie in Berlin und Brandenburg, 1999, S. 125-127.

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2004