Geschichte : Aus grauer Vorzeit | Im Spätmittelalter | Die Neuzeit
Ortsbeschreibung | Hartgesteinsymposien
Bis in die 2. Hälfte des 20. Jh. gehörten zur Kernstadt nur die Güter Zuchenberg, Leistenhof und Sternfelde sowie die Wohnplätze Forsthaus/Gehegemühle/Waldfried bzw. Wolletz und der Ausbau Mudrow. 1974 wurde das Dorf Dobberzin eingemeindet. Am 27.7.1992 gründeten 21 Dörfer im Umfeld von Angermünde und die Stadt Greiffenberg das Amt Angermünde-Land als Verwaltungseinrichtung für die beteiligten Mitglieder. Das Amt hatte seinen Sitz in Angermünde.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform des Landes Brandenburg schlossen sich am 26.10.2003 die Stadt Angermünde und die Gemeinden des Amtes Angermünde-Land, mit Ausnahme von Altkünkendorf, das bereits seit 2000 zur Stadt kam und Polßen, das in das Amt Gramzow wechselte, zusammen.
In der Stadt Angermünde leben derzeit ca. 16 000 Menschen, davon ca. 9 500 in der Kernstadt und ca. 6 500 in den Ortsteilen. Das Stadtgebiet umfasst eine Fläche von ca. 340 km². Das entspricht 11 % der Fläche des Landkreises Uckermark. (Auszug aus der Internetseite der Stadt Angermünde)
Die Lage zwischen den Seen, eingebettet in fruchtbaren Böden, machten den Raum um Angermünde von Beginn an zu einem bevorzugten Siedlungsgebiet. So zeugen Funde von Pfeilspitzen, Abschlägen von Feuersteinen und Werkzeuge aus Knochen davon, dass nach dem Abtauen der Gletscher während der jüngeren Tundrenzeit (ca. 11 000 Jahre vor heute) erstmals nomadisierende Renntierjäger in das Gebiet vorstießen und hier ihre Sommerlager aufschlugen.
Auch mittelsteinzeitliche Jäger, Sammler und Fischer hinterließen ihre Spuren. Seit Beginn der Jungsteinzeit (vor ca. 5 000 Jahren) kann eine durchgehende Besiedlung angenommen werden. Die Bodendenkmalsliste für die Uckermark weist eine ganze Reihe von Nachweisen jungsteinzeitlicher Siedlungen, Rast- und Werkplätzen sowie von Einzelfunden im Gebiet der Stadt Angermünde auf. Belege dafür birgt die umfangreiche Sammlung des Angermünder Museums, u. a. in Form von Gefäßen aus der Zeit der Bandkeramik bis hin zur Oberschnurkeramik. Mahlsteine und auch das Großsteingrab von Mürow, ein erweiterter Dolmen aus der Zeit vor 4 600 Jahren, erbringen den Beweis, dass hier Ackerbauern der Trichterbecherkultur ihre Siedlungen angelegt hatten.
Mit Beginn der Bronzezeit (vor ca. 4 000 Jahren) erhöhte sich die Siedlungsdichte, wie aus der Denkmalsliste zu entnehmen ist. So werden Siedlungsnachweise, z.B. im Bereich der Blumberger Mühle, aber auch Gräberfelder und sogar Hortfunde genannt. Bedeutungsvoll ist besonders der Nachweis eines Hockergrabes, das 1993 beim Neubau der Sparkasse am Markt gefunden wurde.
Eine wesentlich schwächere Besiedlung (700 - 0 vor unserer Zeitrechnung) wird für die vorrömische Eisenzeit angenommen, für die Grab- und Einzelfunde Zeugnis ablegen.
In der folgenden Römischen Kaiserzeit (0 - 400 u. Z.) scheinen Siedler der Przeworsk-Kultur, die möglicherweise den Weichsel-Oder-Germanen angehörten, eingewandert zu sein, denn die Entwicklung dieser Kultur setzte sich kontinuierlich fort, bis in antiken Berichten die Burgunden als Bewohner dieses Raumes genannt werden. Ausgrabungen einer Siedlung aus dieser Zeit ergaben erstmals Einblick in die Siedlungsstrukturen, Hausbau und Wirtschaftsweise der Germanen, die in dieser Region lebten.
Ab 700 u.Z. siedelten sich im Gebiet Slawen an. Sie gehörten zum Stamm der Ukranen. Siedlungsspuren finden wir vor allen am Mündesee, aber auch anderenorts.
Um 1230 erwarben die Brandenburger durch Kauf von den Pommern das Land südlich der Welse.
Zu diesem Zeitpunkt soll an dem strategisch wichtigen Platz, an dem sich zwei bedeutende Handelsstraßen kreuzten, bereits eine Burg bestanden haben. Vermutungen, dass sie bereits im 12. Jahrhundert erbaut worden sei, konnte bisher nicht bewiesen werden. Als im Jahre 1277 die Markgrafen Johann II., Otto IV. und Konrad I. dem Kloster Chorin das uckermärkische Dorf Briest schenkten, war auch �Waltherus prefectus in Angermunde' als Zeuge anwesend.. Er war der damalige Befehlshaber der markgräflichen Burg, auf die damit der erste urkundliche Hinweis erfolgte. Sie war also sicher älter als die Stadt Angermünde.
Im Schutz der Burg entwickelte sich durch Zuzug deutscher Siedler, die vor allem aus der Altmark kamen, ein größeres Gemeinwesen.
Nur wenig später kam es zum Bau einer ersten Stadtbefestigung und zur Einrichtung einer Landwehr.
Angermünde, damals Neu Angermünde genannt, erhielt vermutlich 1233 durch den Brandenburgischen Markgrafen Johann I., der gemeinsam mit seinem Bruder Otto III. regierte, das Stadtrecht. Einige Quellen nennen auch 1254 als Gründungsjahr. 1284 wurde Angermünde erstmals urkundlich als "Civitas" erwähnt.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kam die Stadt durch ihren Getreidehandel zu Wohlstand. Sie erreichte die Ausdehnung der heutigen Altstadt, begrenzt durch die Stadtmauer mit vier Toren, 34 Weichhäusern und dem Pulverturm sowie Wall- und Gabenanlagen.
Sie erhielt ihr erstes gotisches Rathaus.
Zum Ende der Regierungszeit der Askanischen Markgrafen verlieh Waldemar der Stadt zahlreiche Privilegien, u. a. über Nutzung der Seen im Lande Stolpe. Seitdem sind der Mündesee und der Wolletzsee Eigentum der Stadt.
In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgten umfangreiche Erweiterungen der Stadtkirche St. Marien und der Klosterkirche sowie der Konventgebäude mit Backsteinen.
Zur damaligen Zeit gehörte die Stadt Angermünde zur "Terra stolpensis", eines eigenen Ländchens innerhalb der Uckermark, das den Bereich einer Vogtei und einer Probstei umfasste. Diese Sonderstellung erleichterte eine Verpfändung und Veräußerung des Ländchens, und so ist es denn auch oft von einer Hand in die andere gekommen. Zum Ende der askanischen Zeit, im Jahre 1301, wurde das Stolpische Land an Mecklenburg verpfändet. Es kam zwar 1329 zurück, wurde aber bereits 1354 durch den Wittelsbacher Markgrafen Ludwig der Römer wieder an den Herzog von Pommern zur Erbhuldigung abgetreten; auf Weisung von Kaiser Ludwig musste auch Angermünde den pommerschen Herzögen huldigen. Damit hörte Stolpe als Vogtei auf zu bestehen.
Schon 1342, also noch in der Herrschaftszeit der Wittelsbacher, wurde die Probstei von Stolpe nach Angermünde verlegt und Landreiter sowie Richter residierten in der Angermünder Burg.
Vom falschen Waldemar, dem die Stadt gehuldigt hatte, erhielt sie 1350 alle ihre Privilegien bestätigt.
In der Schlacht von Angermünde (1420) fiel die Stadt zurück in die Hand des brandenburgischen Kurfürsten Friedrich I. und im Frieden von Neustadt-Eberswalde verzichtete Pommern 1427 auf Angermünde. Der gleichzeitig abgeschlossene Freundschaftsvertrag hielt aber nur wenige Jahrzehnte, denn nach einem erfolglosen Versuch von Kurfürst Friedrich II. zur Rückgewinnung von Pasewalk, drangen die Pommern 1444 wieder bis Angermünde und Oderberg vor. Doch schon im kommenden Winter 1445/46 eroberte der "Eiserne Kurfürst", wie Friedrich II. genannt wurde, Stolpe, Zichow und Greiffenberg und im zweiten Frieden von Neustadt-Eberswalde verzichtete er auf Pasewalk und Torgelow, erhielt aber alle anderen Eroberungen.
Die brandenburgische Vogtei Stolpe wurde aber offensichtlich nicht wieder hergestellt, worden, obgleich die Hauptleute des Kurfürsten, die im Schloss Angermünde ihren Sitz hatten, die Funktion von Vögten ausübten. Die zurückeroberten Gebiete sind in ihrer Gesamtheit mit dem Namen "Land Stolpe" zusammengefasst worden. Hierzu gehörte fast das ganze spätere Kreisgebiet von Angermünde mit Ausnahme des Nordens, welcher Grundbesitz der beiden Klöster Gramzow und Seehausen war. Im 17. Jahrhundert erscheint dann der neue Name "Stolpirischer Kreis" für das umrissene Gebiet.
Eine allgemeine Agrarkrise, verbunden mit Pestepidemien, führte dazu, dass sich im 13. und 14. Jahrhundert viele
Dörfer, so auch Neukünkendorf, entvölkerten und wüst fielen. Die Stadt Angermünde schien aber weitgehend davon verschont gewesen zu sein, denn 1482 kaufte sie einen Großteil von Neukünkendorf auf. 1500 gehörten hier der Angermünder Kämmerei 27 Hufen, die sie erfolgreich aufsiedeln konnte und zu Kämmereihöfen machte. 1625 hatte die Stadt in Neukünkendorf ein Vorwerk errichtet.
Die Neuzeit begann mit heftigen geistigen Auseinandersetzungen, die mit der Spaltung der Kirche in Reformation und Gegenreformation ihren Höhepunkt erreichte. Es verstärkten sich nicht nur die Konflikte zwischen den Anhängern beider Glaubensrichtungen, sondern vor allem der Kampf um die Vormachtstellung der Staaten in Europa. Es kam zum 30jährigen Krieg. Bis 1627 blieb das Land von Truppen frei. Dann kam es zur Besetzung durch Kaiserliche Truppen. Im Juni 1628 war Wallenstein in Angermünde. Die Stadt erlitt eine rücksichtslose Requirierung von Geld und Proviant. Drei Jahre später besetzten die Schweden, ihr König, Gustav Adolf, befand sich mehrfach in Angermünde und bei der Rückführung des toten Königs nahm der Leichenzug am 19.12.1632 Quartier am Markt.
1637 erschienen wieder kaiserliche Soldaten und verwüsteten die Stadt. Hinzu kamen Pest und Hungersnot. Von den einst 1700 Einwohnern lebten nur noch 40. Auch bestand keine Stadtverwaltung mehr. Nach Aufzeichnungen des Brandenburgers Meinardius war der Zustand der Stadt so, dass man "allein den Pfarrer und den Abdecker darin gefunden hat".
Nur reichlich 25 Jahre konnte die Stadt im Frieden leben, denn schon 1674 besetzten die Schweden im brandenburgisch-schwedischen Krieg erneut Angermünde, beraubten und plünderten die Stadt und fügten ihr schwere Zerstörungen zu. 1684 waren von 295 Häusern erst einmal 77 wieder bewohnt.
Um die Verluste bei der einheimischen Bevölkerung auszugleichen, rief Kurfürst Friedrich Wilhelm Kolonisten aus Frankreich, Pfalz, Holland und anderen Ländern nach Brandenburg.
1687 kam es in Angermünde zur Zuwanderung von 7 Hugenottenfamilien, denen später weitere folgten.
Ein Großbrand führte 1705 zu schweren Schäden an 54 Häusern, darunter das Rathaus und das Schwedter Tor. Und 1731 zerstörte ein erneuter Großbrand 110 der 277 Wohnhäuser der Stadt. Zum Schutz vor Feuer wurden Strohdächer verboten und Scheunen durfte nur noch vor der Stadt errichtet werden.
Im Zuge des 7jährigen Krieges (1756.-1763) kam es zu mehrmaligen Besetzungen von Angermünde durch Schweden und Russen. Viele Bürger verließen die Stadt.
1817 wurde Angermünde Kreisstadt des aus dem stolpirischen Kreises hervorgegangenen Landkreises Angermünde.
Noch einmal Leid brachten der I. und der II. Weltkrieg über die Stadt. Neben 340 gefallenen Soldaten, starben von 1939-1945 durch Kriegseinwirkungen, Hunger und Krankheit weitere 1705 Personen. 13 Häuser wurden zerstört. Nur durch eine mutige Tat Angermünder Bürger konnte die Stadt kampflos an die Rote Armee übergeben und weiteres Leid und Schaden verhindert werden.
Durch die Kreisgebietsreform verlor Angermünde 1993 den Kreisstadtstatus und ist von nun an kreisangehörige Stadt des neugebildeten Landkreises Uckermark. 10 Jahres später schlossen sich die Gemeinden des Amtes Angermünde mit der Stadt zusammen. Angermünde hat nunmehr 23 Ortsteile und ca. 16 000 Einwohner.
Angermünde gehört zu den wenigen Städten Brandenburgs, die das historische Erscheinungsbild ihrer Altstadt bis heute erhalten konnten.
Die im Nordwesten der Stadt gelegene Burganlage ist mit großer Wahrscheinlichkeit noch vor der Stadtgründung entstanden. In ihrem Schutz erfolgte die Ansiedlung der mit den Askaniern eingewanderten Siedler. Später wurde sie in die Stadtbefestigung einbezogen.
Der "äußere Schlossplatz" (1), zu dem das heute noch vorhandene Feldsteingemäuer gehört, ist offensichtlich der Überrest vom ältesten Teil der Burg, an den die Backsteinmauer als Erweiterungsbau angesetzt wurde. Er gilt als einer der ältesten Baureste der Stadt überhaupt. Dafür spricht sein Mauerwerk aus ziemlich regelmäßig bearbeiteten , sauber verlegten Feldsteinen, wie es an Befestigungsbauten selten auftritt und die auch hier an der Befestigung der Stadt nicht anderswo gegeben sind. Beim rechten Teil der Mauer handelt sich vermutlich um einen Torturm der einstigen Burg. Er ist gekennzeichnet durch eine große, in späterer Zeit vermauerte Spitzbogenöffnung zwischen zwei vortretenden geböschten Strebepfeilern. Von den ihn einst umgebenden Gebäuden sind nur noch einige Reste vorhanden. Die Kellergewölbe waren in neuerer Zeit zu einem größeren Eiskeller ausgebaut worden.
Reste des alten Burgtorturmes vor und nach der Sanierung / W. Ebert |
Nördlich von diesen Bauüberresten erstreckt sich ein quadratischer Hof bis an das Nordende der Stadtmauer, wo ein Turm von sechseckigem Grundriss die Abschluss bildet. Sein unterer Teil ist noch vorhanden. Er besteht aus Backsteinen in einem alten Format von 30:13,9 cm. Die Vorburgsiedlung lag vermutlich im Gebiet der heutigen Jägerstraße.
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Wie die meisten Städte Brandenburgs wurde Angermünde nach einem damals üblichen Plan angelegt. Das blockartige Straßennetz, von einer Stadtmauer eingefasst, war nur über die vier Tore mit dem Umland verbunden. Die Tore sind heute nicht mehr vorhanden. Die Stadtmauer, bereits 1292 urkundlich erwähnt, ist am besten im Süden der Stadt erhalten. Über einem Feldsteinsockel erhebt sich eine Backsteinmauer. Ihre Dicke wird mit 1,5 m angegeben. Verhältnismäßig gut erhalten ist ein runder Turm, der ganz offensichtlich nachträglich in die Mauer eingefügt wurde. In Analogie zu ähnlichen Türmen anderer Stadtmauern wird er als Pulverturm bezeichnet.
Die weithin sichtbare, mächtige Pfarrkirche St. Marien mit dem 53 m hohen Feldsteinturm steht auf der höchsten Erhebung der Stadt. (Näheres zum Mauerwerk)
Nordische Leitgesfchiebe im´Mauerwerk der Kirche
Foto: H. Domnick
Baugeschichtlich lassen sich mehrere Bauzeiten nachweisen:
Erste Bauphase (13. Jahrhundert): Der Ursprungsbau aus dem 13. Jahrhundert, aus sauber behauenen, regelmäßigen Feldsteinquadern errichtet, bestand aus dem Westbau (Turm), dem Schiff und einem eingezogenen, vermutlich gerade geschlossenem Chor (schwarze Teile der Grundrisszeichnung). Vom Chor existieren heute nur noch die Nordwand und Reste der ursprünglich einstöckigen Sakristei. Der Turm endete in Höhe des Dachfirstes (dort, wo heute die Backsteine beginnen). Ob ein hölzerner Abschluss existierte, ist nicht bekannt. Am Schiff finden sich noch zahlreiche Spuren und Reste der ursprünglich kleinen, hochgelegenen Spitzbogenfenster.
Zweite Bauphase (14. Jahrhundert): Die erste Änderung, die man in der Kirche vornahm, bestand vermutlich in einer Erweiterung der Fenster im Kirchenschiff. Vermutlich dürfte auch der Bau des Obergeschosses der Sakristei sowie der der Backsteingeschosse des Westturmes dieser Phase angehören.
Eine dritte Bauphase bildete der Anbau der Marienkapelle, die um 1470 als "neue Kapelle" bezeichnet wurde und die vielleicht als Taufkapelle gedient haben könnte.
Die vierte Bauphase schließlich diente der weitgehenden Umgestaltung der ganzen Kirche. Besonders der heutige Chor, welcher 1526 vollendet wurde, entstammt dieser Bauphase. Neben dem in alter breite beibehaltenen Hauptraum erhielt er im Süden ein schmales, durch achteckige Pfeiler abgetrenntes Seitenschiff. Im Schiff wurden ebenfalls achteckige Pfeiler eingesetzt und der Raum, wie auch der Chor, eingewölbt. Dieser Bauzeit gehört vermutlich auch die endgültige Fassung des Westturmes an.
Von dem ehemaligen Renaissancealtar, der 1602 von Bürgern der Stadt gestiftet worden war, sind teils an den Wänden der Marienkapelle der hiesigen Kirche, teils im märkischen Museum in Berlin noch ansehnliche Reste der figürlichen Holzschnitzereien erhalten.
Sehenswert sind weiterhin ein bronzener Taufkessel aus dem 14. Jahrhundert sowie die berühmte Wagner-Orgel.
Am Südrand des mittelalterlichen Stadtkerns entstand das Franziskaner Kloster, von dem nur noch der mächtige Bau der Klosterkirche erhalten ist.
Die ersten Franziskaner Mönche erhielten um 1250 das Niederlassungsrecht, vermutlich vom brandenburgischen Markgrafen Johann I..
Der von Franz von Assisi gegründete Franziskanerorden war ein Bettelorden, dem 1210 die Ordensregeln vom Papst bestätigt wurden. Die Mönche hatten sowohl seelsorgerische Aufgaben wie auch solche zur Armen- und Krankenpflege. Auch der Standort der gewaltigen Klosteranlage am Rande der Stadtmauer weist auf diese pflegerischen Aufgaben hin. In diesem Teil der Stadt lebte der ärmere Teil der Stadtbevölkerung, so dass auch Aufbau und Erhalt der für die Stadt lebenswichtigen Stadtmauer an dieser Stelle dem Orden oblag.
Die notwendigen Einnahmen des Klosters ergaben sich vorrangig aus Spenden für geistliche Tätigkeiten, aber auch aus dem Verkauf des Bieres aus der Klosterbrauerei.
Die Franziskaner wurden darüber hinaus von städtischen Bürgern und vom Adel, auch aus der Umgebung von Angermünde, unterstützt. Mehrere Grabplatten aus dem 16. Jahrhundert, die sich jetzt in anderen Kirchen befinden, weisen auf die Bedeutung der Kirche des Klosters für Beisetzungen der Adligen hin.
Die Ursprungskirche aus Feldsteinen erfuhr im 14. und 15. Jahrhundert eine Erweiterung mit Backsteinen. Die Eichenbalken der sehr altertümlichen Dachkonstruktion stammen überwiegend aus der Zeit um 1445.
Die Reformation 1539 ging am katholischen Angermünder Kloster erst einmal vorbei, doch 1543 traten auch der Angermünder Probst und die anderen Geistlichen der Stadt zum evangelischen Glauben über.
Der brandenburgische Kurfürst Joachim II. schenkte 1556 dem markgräflichen Landeshauptmann und Kammerjunker Hans Flans das Kloster ohne das Kirchengebäude. Flans wiederum veräußerte für 1000 Taler dieselben an die Stadt Angermünde.
Das Kloster diente den Beginen, einer religiösen Frauengemeinschaft, die sich der Krankenpflege widmeten, als Hospital. Der Friedhof wurde bis 1799 als Armen- und Waisenfriedhof genutzt.
Ein Verkauf der Klosterkirche scheiterte 1800 an fehlenden Interessenten. Nach einer militärischen Nutzung im Siebenjährigen Krieg folgten weitere militärische Nutzungen von 1806 und 1813 - 1815 (als Gefangenenlager) sowie 1819, 1850/51 und 1914/18.
Ein Blitzschlag am 10.6.1872 richtete schwere Schäden am Dach und Westgiebel an.
Erste grundlegende Sanierungsarbeiten fanden 1933 - 1939 unter Dr. W. Schleyer statt.
Umfangreiche Sicherungs- und Rekonstruktionsarbeiten in Höhe von 1,2 Millionen Mark erfolgten von 1984 - 1989 und mit 2 Millionen D-Mark auch von 1990-1999.
Heute finden in dem restaurierten Bau der Klosterkirche Ausstellungen, Konzerte und andere Veranstaltungen statt.
Die Heiligen-Geist-Kapelle gehörte einst zum Hospital "Zum Heiligen Geist". Die Hospitalanlage wurde um 1330 am Berliner Tor erbaut und bereits im 30-jährigen Krieg zerstört. Im 15. Jahrhundert erhielt die Kapelle ihre heutige Gestalt als dreijochige Hallenkirche mit Sterngewölbe. Kurfürst Friedrich II. übertrug 1698 die Kapelle den eingewanderten Hugenotten und sie wird noch heute von deren Nachkommen genutzt.
Ein erstes Rathaus von Angermünde findet 1560 Erwähnung. 1699 als Fachwerkbau neu errichtet, erhielt es 1828 seine klassizistische Fassade.
Das Stadtwappen über dem Eingang schuf 1906 der Angermünder Bildhauer M. Manthe. 1923 erfolgte der Anbau von zwei Flügelanbauten. In den 90er Jahren wurde das Gebäude von Grund auf renoviert und 1999 wieder eröffnet.
Das Heimatmuseum und Ehm Welk-Literaturmuseum der Stadt sind seit dem 1.1.2005 eine Einrichtung. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Stadt- und Regionalgeschichte, einschließlich ihrer Ur- und Frühgeschichte sowie das Leben und Werk von Ehm Welk. Darüber hinaus befindet sich im Museum eine geologische und fossilienkundliche Abteilung.
Seit 1991 finden traditionell alle zwei Jahre die international besetzten Hartgesteinsymposien auf dem Vorplatz der Klosterkirche statt. Aus großen Findlingen, die in der Nähe gefunden wurden, entstanden verschiedene Skulpturen, die danach in der Stadt und an der Skulturenpromenade am Mündesee Aufstellung fanden.
Auf dem Markt hinter dem Rathaus - dem so genannten Viehmarkt - entstanden 1849/1850 das "Königliche Amtsgericht" und das Untersuchungsgefängnis. Prominentester Häftling im Angermünder Gefängnis war Wilhelm Voigt, der Hauptmann von Köpenick. Bevor er seinen Coup in Köpenick landete, wurde er auf der Angermünder Post wegen Scheckbetruges festgenommen. Das in den Jahren 1999 und 2000 sanierte Gebäude dient als Sitz der Polizeihauptwache.
Charakteristisch für die Angermünder Innenstadt sind die vielen, heute meist hervorragend restaurierten Fachwerkwerkhäuser. Eines der schönsten Fachwerkhäuser in Marktlage ist das Eckhaus Markt 21 (heute Café Schmidt). Es liegt in zentraler Lage direkt gegenüber dem Rathaus. Um 1764 nach den großen Stadtbränden von 1705 und 1731 errichtet, ist es eines der schönsten. Bemerkenswert sind die vierflügelige Fensterteilung (Kreuzstockfenster) der Straßenfront und die originale Hauseingangstür.
Das 1698 erbaute zweigeschossige Fachwerkhaus Hoher Steinweg 16 steht als einziges Wohnhaus in der Altstadt mit dem Giebel zur Straße. Diese Bauweise war bis zum Ende des 17. Jahrhunderts üblich. Auf Anordnung des Magistrats durften nach dem großen Stadtbrand von 1705 Neubauten nur traufständig errichtet werden. Ursprünglich gab es im Haus eine "Schwarze Küche".
Der eingeschossige Fachwerkbau der Ratswaage (Brüderstr. 20) entstand im 18. Jahrhundert als Aufbewahrungsort für die neuen Maße und Gewichte, die König Friedrich Wilhelm I. 1714 eingeführt hatte. Ab 1827 diente die Ratswaage als Hauptwache der Garnison und bis 1997 befand sich hier die Feuerwache. Von 1999 bis 2000 wurde das Haus saniert und ist heute Sitz der Touristinformation.
Gern besucht wird der Tierpark, in dem etwa 250 Tiere aus 45 heimischen wie auch fremden Tierarten zu sehen sind.
Quellen und Literatur:
• W. Blaschke: 700 Jahre Franziskaner-Kloster zu Angermünde.
Herausgeber: Stadt Angermünde 1999, 48 Seiten.
• Blunk, E. (Schriftleitung): Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde.
Vossische Buchhandlung, Berlin, 1929
• Enders, L.: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VIII Uckermark. Weimar 1986
• Michas, U.: Nordostbrandenburg im Spätmittelalter.
Entdeckungen entlang der Märkischen Eiszeitstraße, H. 9, Eberswalde 2005
• Schulz, R.: Barnim und Uckermark - eine Burgenlandschaft.
Entdeckungen entlang der Märkischen Eiszeitstraße, H. 2, Eberswalde 1999
• Internet:
· Angermünde Tor zur Uckermar
· Angermünde Wikipedia
· city-map Region Uckermark
• Datenbank der Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V.
• Unterlagen des Informationszentrums Blumberger Mühle
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert / H. Domnick 2007