Hirschfelde

Geschichte | Ortsbeschreibung | Dorfkirche

  Dorfkirche

Die Hirschberger Dorfkirche befindet sich im Zentrum des Angerdorfes, inmitten des von einer Feldsteinmauer umgebenen Friedhofes. Sie ist eine Chorquadratkirche mit Turm
 und entstammt dem 13. Jahrhundert. Vom Grundriss her ist die ein Sonderfall, denn der Turm ist nicht in Schiffs-, sondern in Chorbreite ausgeführt worden.
Besonders repräsentativ wurde das dreifach abgetreppte Westportal des Turmes gestaltet. Bemerkenswerterweise gab es vom Schiff zum Turm keinen Bogen, sondern nur eine schmale Pforte. Dadurch scheint der Turm nach beiden Seiten abgesichert worden zu sein.

Im 13. Jahrhundert, als auch Hirschfelde von deutschen Kolonisten aus dem heute südwestdeutschen Raum besiedelt wurde, standen zuerst die unmittelbare Existenz sichernden Probleme im Vordergrund, (Rodungen, Ackerbau, Viehzucht, Schaffung von Behausung etc.).
Die gläubigen Zuwanderer bauten sich daher meist als erstes eine mit weniger Aufwand realisierbare hölzerne Kirche.
Ungefähr 1 bis 2 Generationen nach der Inbesitznahme des Landes (ca. 25 – 30 Jahre) begann man dann mit dem Bau einer massiven Kirsche, meist mit Schutzcharakter, denn es waren sehr unruhige Zeiten. Das heißt kleine Portale, hoch liegende schmale Fenster (wie beim Hirschfelder Turm erkennbar) und wuchtige Mauerwerksgestaltung um im Gefahrenfalle eine Rückzugsmög-lichkeit zu haben und sich über den relativ hohen Turm mit Feuer- oder Rauchzeichen mit Nachbarn (Nachbar-siedlungen) verständigen zu können.
 
Dorfkirche von Hirschfelde. Zeichnung aus dem Beitrag von U.
Kirche von Hirschfelde. Aus dem Beitrtag von U. Großkopf

Damit sich der mittelalterliche Mensch im Kircheninnern allein Gott und geistlichen Dingen widmen konnte, sollte er alles Weltliche an der Pforte oder dem Portal zurücklassen. Deshalb war auch das Portal in Hirschfelde sicherlich der Ort wo Verträge geschlossen oder gelöst wurden, Gericht gehalten, Vermählungen vorgenommen oder Lehenshandlungen durchgeführt wurden. Erst nach Abschluss dieser Handlungen war es aus damaliger Sicht dem Einzelnen möglich, sich im Kirchenraum ganz auf Gott und den Gottesdienst zu konzentrieren.
Die Kirche, das bedeutendste Bauwerk der damaligen Ansiedlung, war Verwaltungs-, Gerichts-, Versammlungszentrum der Dorfgemeinschaft, also der Mittelpunkt. Um diese Funktionen zu betonen, hob man die Gestaltung der Pforte deutlich hervor [Uwe Großkopf]..

Das Mauerwerk von Turm und Schiff belegt in seiner Uneinheitlichkeit die wechselvolle Geschichte der Kirche. Teile des Gebäudes scheinen fast bis auf die Fundamente zerstört worden zu sein. Wann dies geschah, lässt sich jedoch nicht beantworten.
Dorfkirche heute mit fehlendem Dach des Mittelschiffes.Foto w. Ebert Heute weist die Kirche noch schwere Nachkriegsschäden auf, als die Gemeinde die Dachbedeckung mangels neuen Baumaterials selbst abdeckte. Berichte sagen, die Kirche habe zuvor kaum Schäden aus dem Krieg davongetragen. Erst in den 70er Jahren gelang es, im Chorraum eine Notkirche zu installieren.
Damals wurde auch der Turm mit verändertem Dach wieder aufgebaut.


Dorfkirche heute mit fehlendem Dach des Mittelschiffes.Foto w. Ebert  
Von der ursprünglichen Ausstattung blieben lediglich zwei Glocken erhalten, die auf Grund ihrer Form jedoch in die Zeit um 1300 datiert werden können und somit zu den ältesten Glocken Brandenburgs zu zähen sind.
 Ein örtlicher Förderverein ist bemüht, das Kirchenschiff des Feldsteinbaus mit Spendenmitteln neu einzudecken.


Quellen:
Frieske, Matthias: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Berlin: Lucas-Verl., 2001
Großkopf, Uwe: Betrachtung zum Westportal der Hirschfelder Kirche Beitrag Nr. 1    
     http://www.werneuchen-barnim.de/geschichte/hirschfelde/westportal-kirchehirsc...
Dorfkirche des Monats Januar 2009 - Hirschfelde (Barnim)   
   http://kulturportal.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11396367/71739/Hirsch...