Farn-Winterlinden-Hainbuchenwald
(Dryopteri-Carpinetum betuli)

Leberblümchen-Winterlinden- | Farn-Winterlinden-
Hainrispengras-Winterlinden-Hainbuchenwald 

 

 

 

Farn-Winterlinden-Hainbuchenwald

Das Vorkommen dieses heute seltenen natürlichen Waldökosystems beschränkt sich im wesentlichen auf Gebietsteile, in denen subkontinentale Klimazüge (Jahresniederschlag unter 550 mm, mittlere Jahresschwankung der Lufttemperatur größer als 19° C) vorherrschen.
Die Standorte sind relativ luftfeuchte Schatthang- und Tallagen mit mäßig frischem Wasserhaushalt. Das Bodensubstrat bilden mehr oder weniger nährkräftige lehmige Sande bis sandige Lehme vom Typ der Braunerde mit mittlerer Basensättigung (V zwischen 15 und 40% im Oberboden) und dem Humuszustand mullartiger Moder (C/N-Verhältnisse um 15). Die Vegetationsstruktur wird durch eine gut- bis mittelwüchsige geschlossene Baumschicht mit vorherrschenden Trauben-Eichen (Quercus petraea) und Hainbuchen (Carpinus betulus) sowie beigemischter Winter-Linde (Tilia cordata) bestimmt.

 

Neben vereinzeltem strauchigem Aufwuchs der Baumarten wird die Bodenvegetation durch starke Entfaltung von Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Frauenfarn (Athyrium filix-femina), Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris) sowie Vorkommen von Sauerklee (Oxalis acetosella), Weißer Anemone (Anemone nemorosa), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Knauelgras (Dactylis polygama), Flattergras (Milium effusum), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Leberblümchen (Hepatica nobilis), Stinkendem Storchenschnabel (Geranium robertianum), Himbeere (Rubus idaeus) u. a. geprägt. Die durchschnittlichen Pflanzenartenzahlen auf 400 m² Waldfläche liegen zwischen 35 und 40.

Die durchschnittliche oberirdische Nettoprimärproduktion erreicht, bezogen auf einen Zeitraum von 150 Jahren, pro Hektar und Jahr insgesamt 8,2 t, davon 4,4 t Holzmasse, 3,0 t Laubmasse und 0,8 t Bodenvegetation.

Gegen Schadeinflüsse ist dieses Waldökosystem relativ stabil, Baumartenmischung und hohe Durchwurzelungsintensität im Boden in Verbindung mit der meist geschützten Lage sichern hohe Standfestigkeit, gelegentliche Gradationen von blattfressenden Insekten werden meist natürlich überwunden.

Forstlich ist die Einheit wegen ihrer Kleinflächigkeit ohne Bedeutung, ihre Bestandesstruktur und Entwicklungsdynamik kann jedoch als Vorbild für die Baumartenwahl und Bewirtschaftung bei notwendigen Umwandlungen von Nadelbaumforsten auf diesen Spezialstandorten gelten, besonders wenn man eine Klimaänderung in Betracht zieht. Für den Naturschutz haben die erhaltenen Naturwaldreste eine hohe Bedeutung, absoluter Schutz des Ökosystems mit seiner reichhaltigen Pflanzen- und Tierwelt hat hier Priorität.

Vorkommen
NSG Gellmersdorfer Forst, Schatthänge im Mittelteil Hainbuchenwälder Winterlinden-Hainbuchenwälder auf nährkräftigen bis mittleren Böden.

© Prof. Dr. G. Hofmann (Eberswalde)