Geschichte| Ortsbeschreibung |Der Wolletzsee
Grabfunde und Scherben belegen, dass die Ufer des fischreichen Wolletzsees sowohl in der Bronze- und Eisenzeit, als auch in der jüngeren Steinzeit besiedelt waren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist davon auszugehen, dass Wolletz als wendische Siedlung bereits vor dem Jahre 1220 bestanden hat. Eine Bestätigung findet diese Aussage im Ortsnamen, der wendischen Ursprungs ist.
Wolletz gehörte schon sehr früh zum Besitztum der Herren v. Greiffenberg. Wir treffen sie dort schon 1313, als sich Griffeko v. Greiffenberg Recht am Wolletzsee (stagnum Wolletzik) vorbehält, nachdem Angermünde nach langem Streit den Wolletzsee erwerben konnte.
Nach dem Landbuch Kaiser Karl IV. von 1375 besaß Bertram v. Greiffenberg in "Wolletzke" einen Ritterhof von 16 Freihufen. Von den 54 Hufen des Dorfes waren nur 10 von Bauern besetzt, die übrigen lagen wüst. Die v. Greiffenbergs waren bis 1619 Rittergutsbesitzer in Wolletz. Zu diesem Gut gehörten auch die Blumberger und Glambecker Mühle, Schäfereien und Weiden.
Nach Konkurs und Versteigerung übernahm ab 1619 die Familie von Arnsdorff zu Wilsikow den Besitz von Dorf und Gut Wolletz. Damit waren die Güter Wolletz und Altkünkendorf in einer Hand, denn in Altkünkendorf gab es den Besitz v. Arnsdorff schon längere Zeit.
Ab 1737 wechseln die Besitzer mehrfach, bis 1788 Frau v. Rohr die Güter Wolletz und Altkünkendorf erbte. Unter der Herrschaft des Generalmajors Ludwig von Rohr wurde 1826 das Jagdschloss erbaut. Es wurde der Alterssitz für Ludwig von Rohr und galt als Statussymbol des Adelsgeschlechtes. Im Dorf erfolgten weitere Veränderungen. So war Wolletz 1860 keine Dorfgemeinde mehr. Es entwickelte sich 1861 zu einem Gutsbezirk mit 208 Einwohnern. Das Gut Altkünkendorf war 1919 verkauft worden. 1934 endete die Herrschaft derer von Rohr in Wolletz.
Im Auftrag seines Bruders Anton kaufte Hauptmann a. D. Richard Martinek 1934 das Gut Wolletz. 1936 ging das Gut an den finanzkräftigen Anton Martinek über. Der neue Besitzer ließ das alte Jagdschloss abreißen und 1935 ein neues von dem Architekten Professor Kaiser entwerfen. Die bestehenden Parkanlagen um das Jagdschloss und an der Seeseite wurden erweitert. Botanische Kostbarkeiten, wie z. B. nordamerikanische Roteichen, österreichische Schwarzkiefern, Tulpenbäume u.a. wurden angepflanzt.
Während des II. Weltkrieges befand sich der Besitzer des Gutes in den USA. Zur Bewirtschaftung wurden Treuhänder eingesetzt. Im halbfertigen Jagdschloss, das der Fregattenkapitän a. D. von Yorck übernommen hatte, nahm man verwundete Wehrmachtsangehörige auf. Dafür gab es ein Darlehen zum Weiterbau.
Nach 1945 bis 1950 war das gesamte Gut Wolletz Treuhandbetrieb der Provinzialverwaltung Brandenburg. 1950 erfolgte die Unterstellung des Gutes an die Gebietsvereinigung volkseigener Güter. Ab 1964 kooperierte das Gut mit dem VEG Kerkow.
Ab 1953 wurde das Jagdschloss Wolletz bis zur Wende von dem Minister für Staatssicherheit, Herrn Erich Mielke,seinen Mitarbeitern und Gästen genutzt. Es folgten umfangreiche Neubauten und Ausbauten, Bootshaus, Unterkünfte für das Wachpersonal, eine eigenständige Stromversorgung, ein Techikkomplex, Werkstätten und Garagen eine betriebseigenene Feuerwehr, ein Saunakomplex, ein Speisesaal und Wirtschaftsgebäude bis hin zu Arztpraxen und Gästezimmern.Die getätigten Investitionen wurden mit etwa 10 Millionen DDR- Mark angegeben.
Umfangreiche Unterstützungen, der Bau einer Kinderkrippe, ein Kindergarten und ein Spielplatz, und eine Autobahnanbindung erhielten auch die Einwohner der Gemeinde Wolletz.
Zum Zeitpunkt der Übergabe 1989 hatten die Gebäude und Anlagen des Gästehauses einen Anlagewert von von rund 21 Millionen DDR Mark.
1990 erfolgte die Inbetriebnahme des Schlosses als Rehabilitationsklinik.
Durch Neubau, Umbau und Abriss einiger Gebäude entstand 1994 eine moderne Fachklinik mit ca. 210 Betten, davon 90 Betten für die Kardiologie und 120 Betten für die Neurologie. Für den Klinikneubau wurden 50 Mill. DM aufgewendet.
Das Jagdschloss ist jetzt Sitz der Verwaltung und beherrbergt eine Cafeteria.
Der Bau der Fachklinik Wolletzsee brachte dem Ort eine bedeutende Veränderung. Wolletz wurde im Land Brandenburg, in Berlin und in den angrenzenden Bundesländern wegen seiner sehr guten medizinischen Leistungen ein Begriff.
Nach Klärung der Eigentumsverhältnisse übernahm das Logistikunternehmen Lisa und Dr. Hugo Fiege 1997 den Ort, die Ländereien mit ca. 350 ha und das Waldgebiet mit ca. 650 ha einschließlich Jagd. Nur kleine Flächen gehören noch der Gemeinde und der Kirche.
Das Straßendorf Wolletz, heute mit ca. 140 Einwohnern, liegt am Nordufer des Wolletzsees, inmitten einer hügeligen waldreichen Grundmoränenlandschaft. Die Stadt Angermünde, von der Wolletz ein Ortsteil ist, befindet sich ca. 8 km entfernt in östlicher Richtung.
Eine Kirche war bereits 1375 vorhanden, sie wurde 1599 ohne Turm in Saalform und Fachwerkstil neu erbaut. 1964 erfolgten eine baupolizeiliche Sperrung und der nachfolgende Abriss. Heute steht an dieser Stelle eine wesentlich kleinere Baracke. Die alte Glocke wurde verkauft und eine neue ist nicht vorhanden. 1995 erhielt das Gebäude ein großes Eisenkreuz.
Im Ort hat sich in den letzten 15 Jahren viel verändert, das Dorfbild wurde weiter verschönert. Es erfolgte eine Sanierung und Modernisierung der 1955 erbauten Wohnblöcke, ein Neubau des Gutshauses und eine Instandsetzung einiger Stallanlagen. Die Dorfstraße wurde 1995 neu gepflastert, Park- und Rastplätze angelegt, der Kurpark beleuchtet und die Wanderwege, insbesondere am Seeufer und in den Parkanlagen neu gestaltet. Die im Jahre 2000 neu gestalteten Wege mit Bänken erfreuen Einwohner, Patienten und Gäste gleichermaßen.
Teilansicht des Gutshofes 2015 Foto: H. Domnick
Der Feldbackofen im Ort Wolletz
Foto: H. Domnick
Der Wolletzsee ist ein Rinnensee mit einer ungewöhnlichen West-Ost-Lage. Geologen gehen davon aus, dass eine schon vor Jahrtausenden erfolgte Grabenabsenkung dazu beigetragen hat. Der See wird von der Welse durchflossen, die ihren Ursprung im Seengebiet um den Großen Präßnicksee bei Friedrichswalde hat. Der Wolletzsee verfügt über zwei Inseln. Bis zur Eingemeindung des Ortes nach Angermünde bestand die Kuriosität, dass der See zur Stadt Angermünde, die Inseln aber zum Ort Wolletz gehörten. Schon eine Urkunde von 1313 bestätigte, dass vom Markgraf Waldemar, alle von Grifeke v. Greiffenberg und Zabel v. Badelow im Land Stolpe besessenen Seen an die Stadt Angermünde verkauft worden sind. Diese Urkunde hat in den späteren Prozessen um den Wolletzsee eine große Rolle gespielt. Dennoch gab es um die Fischereirechte besonders nach dem 30jährigen Krieg ernsthafte Differenzen mit dem Besitzer von Wolletz, v. Frönhöfer, der sich das Fischereirecht anmaßte und dies sogar mit Gewalt verteidigte. Die Auseinandersetzungen ließen erst nach dem Tod Fronhöfers 1713 nach.
Der 6 km lange und bis zu 18 m tiefe See (332 ha) zeichnet sich durch eine hervorragende Wasserqualität aus und ist ideal für Taucher, Surfer, Bootfahrer und Angler. Es besteht die Möglichkeit, Boote im "Strandbad Wolletzsee" auszuleihen. Angelkarten erhalten die Gäste in Wolletz vom Wirt in der Gaststätte "Zum dicken Matz". Das am Ostufer des Sees gelegene Strandbad erhielt 2003 die begehrte "Blaue Fahne" für sauberes Wasser und umweltbewusstes Betreiben des Strandbades. Die 1927 entstandene Freizeitanlage bietet Alt und Jung viele Möglichkeiten zur Erholung und Entspannung.
Ein 18 km langer Rundwanderweg führt um den Wolletzsee. Durch eine landschaftlich außerordentlich schöne und interessante Stauchmoränenlandschaft erreicht der Wanderer Altkünkendorf mit der im 12. Jahrhundert erbauten Kirche und die Welse, den Hauptfluß des Wollsetzsees. Eine uralte Kastanienallee führt in den verträumten Ort Wolletz zurück.
Am Nordufer des Sees entlang führt auch der Radfernwanderweg Berlin-Usedom. Auf diesem oder auch entlang des Nordufers kommt man zum Teichgebiet der Blumberger Mühle mit dem gleichnamigen NABU-Informationszentrum. Ein Weg, der sich auf jedem Fall lohnt.
Quellen und Literatur:
• Blunk, E. (Schriftleitung): Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde.
Vossische Buchhandlung, Berlin, 1929
• Heubner, G.: Die Dorfkirchen in der Uckermark, Band II im Altkreis Angermünde.
Schibri-Verlag, Milow, 2000
• Kukla, D: Der Wolletzsee. Angermündser Heimatkalender des Jahres 2000.
Verein für Heimatkunde e. V.
• Neuenfeldt, A.: Die Geschichte von Dorf und Gut Wolletz. Heimatkalender des Jahres 2002.
Verein für Heimatkunde e. V.
• Datenbank der Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V.
• Internetseiten der Fachklinik Wolletzsee
°Chronik vom Jagdschloss zur AHG- Klinik (2011) anläßlich 20 Jahre Wolletz-Klinik von Heinz Vierck und Christine Schmidt
� Märkische Eiszeitstraße,W. Ebert, 2006 / H. Domnick 2015.