Das Gutsdorf Wilmersdorf liegt an der Landstraße von Greiffenberg nach Gerswalde, etwa 2,5 km von der Autobahn A 11, Abfahrt Pfingstberg entfernt. Per Bahn ist es von Angermünde aus in Richtung Prenzlau zu erreichen.
Wilmersdorf liegt am Rande eines größeren Grundmoränengebietes des Pommerschen Stadiums (Gerswalder Staffel ?) welches in westlicher Richtung an einen umfangreichen eisüberfahrenen Stauchmoränenbereich, der durch Eisdruck stark lagerungsgestört ist, angrenzt. Der Boden besteht aus Geschiebemergel und -lehm, im Stauchmoränengebiet stark mit Sand, Kies und Steinen durchsetzt.
Am nördichen Dorfausgang befindet sich der Weiße See, der sich aber infolge von Verschmutzung nicht zum Baden eignet. Wogegen der unweit liegende Jacobsdorfer See, an den die Wilmersdorfer Flur angrenzt, zum Baden genutzt wird.
Die Umgebung von Wilmersdorf ist altes Siedlungsgebiet. So sind Bestattungsstellen aus Ur - und frühgeschichtlicher Zeit bekannt, kaum aber die dazu gehörigen Siedlungen. Verborgen im Wald liegt ein Gräberfeld aus der Jungsteinzeit, das etwa um 2500 - 2000 vor unserer Zeitrechnung angelegt worden ist. Im Bereich des heutigen Friedhofs muss zur Bronzezeit (etwa 1000 Jahren v. u. Z.) eine Siedlung gestanden haben. Das bezeugen zahlreiche hier gefundene Scherben. 1966 wurden im Wald Hügelgräber gefunden, die aus derselben Zeit stammen.
Die Ersterwähnung der "vila Wilmersdorp" bezieht sich auf eine Urkunde aus dem Jahr 1321, in der Nicolai Wallmow in Wilmersdorf den Hof des K. Papen mit 6 Hufen als Kriegsentschädigung der Pommernherzöge für ihre Vasallen zugewiesen bekam.
Im Landbuch Karl's IV. 1375 wurden für das Dorf eine Fläche von 50 Hufen genannt, davon 4 Pfarrhufen. Ein Herr Tunnemann besaß einen Hof mit 4 freien Hufen, C. Steinhöfel einen von 4 Hufen, Th. Stentzeller (Bruchhagen) verfügten über die Pacht von 2 Hufen und die von Greiffenberg zu Steinhöfel über die übrige Pacht und Bede.
Nur wenig später musste aber das Dorf denen v. Greiffenberg zu Greiffenberg gehört haben, denn als mit dem Vertrag von Eberswalde 1427 Greiffenberg mit den zugehörigen Dörfern, zu denen auch Wilmersdorf gehörte, wieder zu Pommern kam, wurden sie vom Herzog wieder damit belehnt.
Im Winter 1445/46 eroberten der Kurfürst Friedrich II. Stolpe und Greiffenberg und mit dem erneuten Friedensvertrag von Eberswalde kam 1448 das Gebiet endgültig in brandenburgische Hände. Erneut wurden die Greiffenbergs vom Kurfürsten mit ihren Besitzungen belehnt.
Das Land kam aber auch jetzt nicht zur Ruhe. Im pommerschen Erbfolgekrieg 1468/69 wurde Wilmersdorf offensichtlich stark verwüstet, denn in diese Zeit fällt nicht nur die Zerstörung der alten Feldsteinkirche, das Dorf scheint auch wüst gefallen zu sein. Als 1473 die Familie v. Sparr Greiffenberg zu Lehen erhielt, wird zu ihrem Besitz u. a. auch die "wüste Feldmark Wilmersdorf" angegeben.
Im 16. Jahrhundert wird das Dorf 1540 und 1573 denen v. Sparr als zugehörig erwähnt. Zum Ende dieses Jahrhunderts befanden sich in Wilmersdorf neben einem Vorwerk des Joachim v. Sparr zu Greiffenberg auch ein solches von Liborius v. Sparr zu Neuhaus.
1604 veräußerte Joachim v. Sparr seinen Anteil am Dorf wiederkäuflich und 1617 erblich an v. Biesenbrow zu Greiffenberg und seinen Schwager v. Pfuhl. Auch Liborius v. Sparr verkaufte seinen Anteil 1605 an Friedrich v. Buch zu Stolpe. Da v. Buch 1626 auch den Biesenbrowschen Anteil erstand, war er Besitzer des ganzen Dorfes mit allen Rechten.
Über die Wirkung des 30jährigen Krieges auf das Dorf wurde nichts berichtet, es dürfte aber auch wie alle benachbarten Ortschaften stärker in Mitleidenschaft gezogen worden sein.
1662 ersteigerte der Reichsgraf v. Sparr mit dem Gut Greiffenberg auch Wilmersdorf, mit Ausnahme Joachim von Sparrs einstigem Anteil. 1688 beanspruchte v. Buch das ganze Lehen über Wilmersdorf und verkaufte es an v. Pfuhl. Von 1705 - 1724 prozessierten v. Buch und v. Sparr um das Gut Wilmersdorf. Schließlich behauptete sich v. Buch und löst um 1734 auch den Wiederkaufsbesitz des v. Pfuhl ein. Seit dem waren die v. Buch die Herren über ganz Wilmersdorf und blieben es auch bis zum Ende des 2. Weltkrieges.
Im Zuge der Bodenreform wurde das Gut enteignet und das Land aufgeteilt. 306 ha erhielten landlose und landarme Bauern sowie Umsiedler und 33 ha die VdgB (Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe). 761 ha wurden in Volkseigentum überführt und ein Volkseigenes Gut gegründet. Das VEG Wilmersdorf hatte 1956 320 Beschäftigte und bewirtschaftete 1737 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Das Gut in Wilmersdorf hatte eine große Lehrausbildungsstätte, 67 Jungen und Mädchen lernten dort. 1958 wurde die Betriebsberufsschule mit 110 Betten eingeweiht.
Neben dem Gut bestand in Wilmersdorf noch eine LPG Typ 1 mit 155 ha LN. Diese wurde 1975 in eine Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion (KAP) überführt. Sie bestand bis 1980. Danach gab es eine LPG Pflanzenproduktion Wilmersdorf mit den Orten : Greiffenberg, Schmiedeberg, Polßen, Steinhöfel, Bruchhagen, Friedrichsfelde, Peetzig, Günterberg, Leopoldsthal und Wilmersdorf. Die LPG bewirtschaftete ca. 6000 ha LN und hatte ca. 200 Beschäftigte.
1991 wurde das Volkseigene Gut aufgelöst und von der Treuhand verwaltet. Auch die LPG ( P ) löste sich auf und es entstand die Agrar GmbH Pflanzen- und Tierproduktion Wilmersdorf. Bis Ende 1995 wurden dann die Agrar GmbH einschl. der Brennerei privatisiert. Um diese Zeit verkaufte die Treuhand auch das Gut. Es entstand in Wilmersdorf ein neuer Pflanzenproduktionsbetrieb in Form einer GbR. Er erzeugt auf 1181 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche Getreide, Ölsaaten und Körnerleguminosen. Dinkel, Weizen, Roggen und Triticale sind angebaute Getreidearten. Der Betrieb wirtschaftet nach Bioland-Kriterien.
Am 27.7.1992 gründeten 21 Dörfer im Umfeld von Angermünde und die Stadt Greiffenberg freiwillig das Amt Angermünde-Land als Verwaltungseinrichtung für die beteiligten Mitglieder. Das Amt hatte seinen Sitz in Angermünde.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform im Land Brandenburg ergaben sich große kommunale Veränderungen. Am 26.10.2003 schlossen sich die Gemeinden des Amtes Angermünde-Land mit der Stadt Angermünde zusammen. Wilmersdorf verlor damit seine Selbstständigkeit und wurde zum Ortsteil von Angermünde.
Wilmersdorf hat heute ca. 260 Einwohner.
Die ursprünglichen Dorfformen von Wilmersdorf sind heute nicht mehr erkennbar. Zum Ausgang des Spätmittelalters war es offensichtlich ein reines Gutsdorf. Spätere Erweiterungen erfolgten entlang der Straßen nach Pfingstberg und am Schmiedeberger Weg.
Wilmersdorf besaß einst eine Dorfkirche aus Feldsteinen. Sie stand auf dem heutigen Friedhof, wo man die alten Fundamentreste noch nachweisen konnte. Ihre Zerstörung kann mit den pommerschen Erbfolgekriegen in Zusammenhang gebracht werden.
Die heutige Kirche ist eine ehemalige Fachwerkscheune, die 1936 im Auftrag Alexander v. Buch ausgebaut wurde. Eine Dankesurkunde der Wilmersdorfer hängt neben dem Eingang.
Die Kirche, die man auch als Betsaal bezeichnen könnte, besitzt eine schlichte, einfache Holzausstattung, die noch aus den 30er Jahren stammt. Ein Platz vorn rechts in der Kirche war dem Kirchenpatron und seiner Familie vorbehalten. Der Altar und der Platz der v. Buch sind mit bunten Blumen bemalt. Besonders schön ist die farbige Deckenbemalung mit handgemalten Pflanzenvignetten zwischen malerisch geschriebenen Bibelsprüchen. Neben dem Kirchenraum befindet sich noch ein kleiner Gemeinderaum.
Das alte Gutshaus ist ein Fachwerkbau aus dem 18. Jh. Es wurde in U-Form gebaut. Nach der Übernahme des Gutes durch die Gut Wilmersdorf GbR musste das stark verfallene Gebäude von Grund auf saniert werden. Dabei wurden die beiden Seitenflügel, die nicht mehr sanierungsfähig waren, abgerissen werden. Es stehen hiervon heute nur noch die Grundmauern.
Ein Gebäude, welches das Dorfbild mit prägt, ist die 1880 von Herrn von Buch erbaute Brennerei mit Kuhstall für 120 Tiere. Es ist ein für diese Zeit typischer Feldstein-Ziegelbau.
Quellen und Literatur: