Weesow

Geschichte

Nach dem Alter der Kirche zu urteilen, müßte der Ort im frühen 13. Jahrhundert gegründet worden sein. Urkundlich erwähnt wird er zum ersten Mal im Jahre 1339 unter dem Namen "to der Wyse" (niederdeutsch: zur Wiese) oder auch „to der Wese“ . Im Landbuch 1375 gehöte der umfangreiche Besitz von 77 Hufen zum Dorf Wese. Bernauer und Berliner Bürger teilten sich die Rechte.
Vor 1413 erwarben die v. Arnim zu Biesenthal und Löhme alle Rechte über das ganze Dorf. erwa1620 nahmen die damaligen Kirchenpartrone, die Familien Katte und von Arnim, Stiftungen vor, von denen heute noch ihr Patronastsgestühl existiert. Von 1671-1872 gehörte es zum Gut bzw. Amt Löhme.
1939 zählte man im Dorf einen Betrieb von mehr als 100 ha, 18 von 20-100 ha, 1 von 10-20 ha, 1 von 5-10 ha und12 von 0,5-5 ha.
1946 wurden 74 ha enteignet und aufgeteilt. 1952 bildete sich eine LPG Typ I mit 13 Mitgliedern, später eine zweite mit zusammen 31 Mitgliedern und 232 ha. 1960 wandelte sich eine in Typ 2 um, der sich 1963 die zweite anschloss. 1963 entstand daraus eine LPG typ III. 1969 gab es im Dorf ein VEG und eine LPG.


Ortsbeschreibung

Weesow ist ein Angerdorf, welches auch heute noch von der Landwirtschaft geprägt wird.
Der Dreißigjährige Krieg ließ die Einwohner des Dorfes auf 3 Bauern und 4 Knechte zurückgehen. Im Jahre 1857 vernichtete ein Großfeuer die meisten Häuser, welche zur damaligen Zeit aus Lehmfachwerkgebäuden mit Stroh- und Rohreindeckung bestanden. Die danach erbauten Gebäude stehen teilweise noch heute entlang der Dorfstraße.
Südlich des Dorfes Weesow befindet sich eine Gedenkstätte für die unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkrieges im hier eingerichteten NKWD-Lager umgekommenen Zivilisten. Das Internierungslager bestand in Weesow von Juni bis August 1945. Fünf große Bauerngehöfte des zu dieser Zeit von den Bewohnern verlassenen Ortes hatte man eingezäunt, um etwa 6.000 Menschen, vom Jugendlichen bis zum Greis, einzusperren. Von ihnen verstarben zwischen 800 und 1.500 – an der Ruhr, anderen Krankheiten, Hunger und seelischem Leid. Totenlisten wurden bisher nicht zugänglich, nur wenige Namen von Verstorbenen sind überliefert. Die Gedenkstätte ist ausgeschildert und befindet sich in der Nähe des Betonturmes, bei dem es sich nicht, wie oft fälschlich angenommen, um einen "Flakturm" handelt. Dieser Turm wurde vor dem 2. Weltkrieg im Zusammenhang mit dem Flugplatz Werneuchen errichtet und diente der Radarüberwachung. Heute ist er in Privatbesitz.

 

Die Feldsteinkirche gehört zu den ältesten Kirchen der Region.Der rechteckige flachgedeckte Feldsteinbau mit einem mächtigen, etwas eingezogenem Westturm wurde wahrscheinlich um 1250 erbaut. Der Ursprungsbau ist ein rechteckiger Feldsteinsaal.        Er besteht aus gleichmäßigen Feldsteinquadern.
Im 14./15. Jahrhundert wurde der mächtige, leicht eingezogene Westturm aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk dem Sakralbau angefügt. Im Turm sind drei Glocken untergebracht,
darunter die sogenannte Theophilus-Glocke, die möglicherweise um 1300 gegossen wurde.
An der westliche Seite des Saales befindet sich eine zugemauerte rundbogige Pforte in einer giebelartigen Aussparung.




Spätgotische Feldsteinkirche zu Weesow. Foto W. Ebert

 Dies könnte darauf hindeuten, daß sich hier zur Zeit des Gründungsbaues ein Eingangsvorbau befand. Die heutige Vorhalle der Kirche erbaute man um 1890.
Im Innern besitzt die Kirche eine flache Putzdecke und eine Hufeisenempore, die von Säulen getragen wird und im Jahre 1786 erbaut wurde.
Der hölzerne, gefaßte Kanzelaltar entstand im Jahre 1786. Er wurde 1983 restauriert und ergänzt. So wurden die Brüstungsfelder des Kanzelaltars, die ursprünglich nicht bemalt waren, mit Kopien versehen, die nach dem Vorbild der Predella des Cranach-Altars (1548) in der Wittenberger Stadtkirche entstanden sind. Die Entstehungszeit der polygonen Sandsteintaufe liegt im 14./15. Jahrhundert. Im Kirchenschiff befindet sich ein dreisitziges Patronatsgestühl aus dem 18. Jahrhundert. Die Brüstungsfelder der Hufeisenempore wurden ab 1983 mit gemalten Bibelsprüchen und Blumenmalereien versehen. Die Orgel auf der Westempore datiert aus dem Jahre 1962.


Literatur nach oben
Enders, L.: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Barnim. Weimar 1986
Werneuchen-Weesow, Kreis Barnim, Brandenburg 
      www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschland/werneuchen-weesow_wk1 - 44k -
Stadt Werneuchen - Weesow
      www.werneuchen-barnim.de/geschichte/weesow


 
 

© Märkische Eiszeitstraße, Ebert, Busse, de Taillez. 2003
 

 

Spätgotische Feldsteinkirche Weesow. Foto W. Ebert