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Stolpe

Geologisches zu den Burgsteinen

Ortseingangsstein
Foto: H. Domnick

 

Blick vom Burgberg in das Odertal
Foto: W. Ebert

Stolpe liegt 8,5 km südöstlich der Altstadt Angermünde an der Hohensaaten- Friedrichsthaler Wasserstraße.
Der Burgberg und das westlich angrenzende Gebiet bestehen aus einer reliefintensiven Grundmoräne der Pommerschen Staffel mit Tallagen, welche durch die Schmelzwässer der nördlich davor liegenden Stauchendmoräne (Angermünder Rückzugsstaffel) gebildet wurden. Östlich von Stolpe liegt das ca. 3 km breite, ebene Odertal.



 

Geschichte

Stolpe - ein Spielball landesherrschaftlicher Interessen

An der südöstlichen Grenzzone ihres Stammesgebietes legten im 7./8. Jh. die slawischen Ukraner auf dem Bergsporn über dem Odertal eine große Volksburg an. Sie bestand aus zwei Siedlungsflächen, die durch hohe Abschnittswälle in Holz-Erde-Konstruktion und davor liegende Abschnittsgräben geschützt wurden.

Vorstellung zur slawischen Volksburg Stolpe
Zeichnung: U. Schwert

Um diese eindrucksvolle Höhenburg, die Funde aus der gesamten slawischen Siedlungsperiode seit dem 7. Jahrhundert aufweist, gruppieren sich mehrere Siedlungsstellen, zwei Gräberfelder und zwei Schatzfunde des 10. und vom Anfang des 11. Jahrhunderts. Die archäologischen Indizien deuten darauf hin, dass hier bereits in slawischer Zeit, wie bei anderen slawischen Burgwällen des Ukranen-Gebietes, eine frühstädtische Entwicklung eingesetzt hatte.
Infolge des Slawenkreuzzuges deutscher Fürsten gerieten die Ukraner nach 1147 unter die Herrschaft der Fürsten von Pommern. Die Stolper Burg wurde wahrscheinlich als Verwaltungszentrum mit einem Castellan (Burghauptmann) besetzt. Dieser hatte die Interessen des Landesherrn zu vertreten. 1184 wurde Pommern vom dänischen König Knut VI. unterworfen. In die alte Slawenburg bei Stolpe wurde eine Turmburg mit Ringmauer, Graben und außen liegendem Wall nach dem Vorbild dänischer Königsburgen hineingebaut. Sie sollte das Grenzgebiet gegen die Markgrafen von Brandenburg und von Meißen sichern.


So könnte die Burg Stolpe ausgesehen haben
Zeichnung: U. Schwert

Um 1230 erwarben die Brandenburger durch Kauf das Land südlich der Welse. Im Jahre 1251 kam Stolpe zum ersten Mal in einer Urkunde vor. Aus ihr geht hervor, dass ein markgräflicher und ein kirchlicher Amtsträger ihren Sitz in "Stolp an der Oder" hatten.
Neben der Burg entwickelte sich in brandenburgischer Zeit das Dorf zu einem größeren Burgflecken. In seiner Entwicklung wurde der Ort jedoch durch die ungünstige Geländegestaltung gehemmt. 1286 hatten die Markgrafen Otto IV. und Konrad Stolpe zwar das Stadtrecht nach dem Muster von Angermünde verliehen, der Ort ist aber kaum über eine dörfliche Siedlung hinausgewachsen, zumal sich die Bürger in größter Abhängigkeit vom markgräflichen Vogt befanden. Sie mussten wie Bauern Dienste tun und Abgaben leisten.
Burg und Städtchen Stolpe bildeten den Mittelpunkt der "Terra stolpensis", eines eigenen Ländchens innerhalb der Uckermark, das den Bereich der Vogtei umfasste. Diese Sonderstellung erleichterte eine Verpfändung und Veräußerung des Ländchens, und so ist es denn auch oft von einer Hand in die andere gekommen. Schon zum Ende der askanischen Zeit, im Jahre 1301, wurde das Land an Mecklenburg verpfändet. Es kam zwar 1329 zurück, wurde aber bereits 1354 wieder an den Herzog von Pommern zur Erbhuldigung abgetreten. In pommerscher Zeit ging der Ort stark zurück und die Probstei wurde nach Angermünde verlegt. Um 1375 hatte das Kloster Chorin Zins von 2 Weingärten in Stolpe.

Die Burg von Stolpe

Ihr Hauptbestandteil, ihr Turm, ist einer der besterhalten Burgtürme des Mittelalters in Deutschland. Sein Unterbau besteht aus Feldsteinquadern, die in der Außenschale mit drei Schichten aus Sandsteinquadern abgeschlossen werden. Darüber folgt ein Mauerwerk, dessen innere und äußere Schale aus Backstein besteht. Der Zwischenraum ist mit unbearbeitetem Feldstein- und Ziegelbruch ausgefüllt.(Siehe dazu die beispielhafte geologische Beschreibung der verwendeten Geschiebesteine im Fundament des Turmes !).


Der Burgturm Stolpe im Jahre 2000
Foto: W. Ebert

Die Brustwehr und Zinnen auf dem Wehrgang, die fast vollständig verwittert bzw. heruntergebrochen sind, gehörten einer spätgotischen Umbauphase an. Auch der untere Turmeingang wurde in spätgotischer Zeit sekundär in die Mauer gebrochen und durch einen schräg ansteigenden Stollen mit zwei Lichtschlitzen mit dem ersten Obergeschoss verbunden. Der unterirdische Gang, der unter dem Fundament in das Untergeschoss des Turmes führt, wurde im 19. Jh. angelegt. Das untere Geschoss des Turmes (Verließ), ist ein fast 18 m hoher Raum, achteckig, der oben durch ein Gewölbe abgeschlossen ist. Es besteht aus 8 steinbreiten bandförmigen Rippen, die auf Sandsteinkonsolen in den Raumecken ansetzen. Der Schlussstein des Gewölbes ist ein ringförmiger Sandstein, dessen Öffnung ursprünglich den einzigen Zugang zum Untergeschoss bildete. Der Turm steht nicht auf, sondern 10 m tief im Turmhügel.


Untergeschoss mit Gewölbe / R. Schulz

In das erste Obergeschoss führt als Eingang ein etwa 3,5 m hohes Tor, dessen Schwelle allerdings 1,5 m oberhalb des Fußbodens liegt. Der Raum ist ein Saal, dem man einen gewissen repräsentativen Charakter nicht absprechen kann. Nach Süden zweigt eine Schießscharte für Bogenschützen ab. Daneben befindet sich in der Mauer eingelassen ein 2 m hoher Kamin, dessen Rauchabzug in der Außenwand noch zu sehen ist. Er diente zur Heizung und Nahrungszubereitung. Später hatte man noch einen aus Topfkacheln bestehenden Ofen daneben gebaut. 2 Nischen in der Mauer enden mit kleinen Fensteröffnungen an der Außenwand. Sie ließen infolge der dicken Mauer kaum Licht in den großen Raum. Somit war eine künstliche Beleuchtung auch am Tage erforderlich. Das nördliche Fenster diente wahrscheinlich der Fäkalienentsorgung. Die im Mittelpunkt des Saales gelegene Öffnung war mit einer Steinplatte verschließbar, die Spuren von Seilzügen aufweist. Da keine Spuren eines Gewölbes vorhanden sind, war der Saal sicher mit einer Holzbalkendecke abgeschlossen. Im zweiten Obergeschoss befindet sich ein fensterloser Raum. Hier setzte möglicherweise schon die Dachstuhlkonstruktion an.


Innenansicht des 1. Obergeschosses
Foto: R. Schulz

Den oberen Abschluss des Bauwerks bildet der heute stark verwitterte Wehrgang. Die Brustwehr mit den Zinnen auf dem Wehrgang wurde erst in spätgotischer Zeit aufgebaut. Wahrscheinlich war in der Entstehungszeit der Wehrgang ähnlich geschützt. Denkbar wäre auch eine über die Mauer vorkragende Brustwehr aus Holz. Bei den sogenannten "Restaurierungsarbeiten" 1991 wurden auch die letzten Details auf der Mauerkrone ohne vorherige Dokumentation abgebrochen. In Spuren erkennbar sind die schräg nach unten verlaufenden Wasserspeier, die das vom Dach des Turmes abfließende Regen-/Schmelzwasser über den Wehrgang nach außen abführten.
Die ca. 130 m³ umfassende Halde, die als "wertloser Schutt" aus dem Obergeschoss entfernt worden war, bestand aus den Trümmern des Daches, das durch einen Brand bei der Eroberung im 15. Jh. zerstört wurde. Die massenweise ausgesiebten Reste der Dachziegel vom Mönch-Nonne-Typus deuten darauf hin, dass das Dach die Form einer achteckigen Pyramide innerhalb des Wehrganges hatte. Der Turm hatte mit Sicherheit keine Wehrplattform.


Luftbild des Burgberges von Stolpe
Foto: R. Schulz

Der Turm steht in einem Turmhügel (sogenannte "Motte"(franz. Erdhügel)). Dieser ist zum Teil aufgeschüttet. Die Besonderheit in Stolpe besteht darin, dass der Turm zu 2/5 seiner Gesamthöhe in dem Turmhügel steckt. Derart tiefe Fundamentgründungen sind an mittelalterlichen Befestigungen in Norddeutschland und darüber hinaus nicht beobachtet worden. In den gotischen Bergfrieden liegt der Fußboden des als Verließ bezeichneten Untergeschosses meist nicht wesentlich tiefer als der den Turm umgebende Burghof. Auch der obere Abschluss in Form eines Rippengewölbes ist ungewöhnlich. Normalerweise wurden die "Verließe" mit Holzbalkendecken oder kuppelförmigen Gewölben abgeschlossen.
1992 wurde eine Feldsteinmauer entdeckt, die das Plateau des Turmhügels an der oberen Kante als Ringmauer umgibt. Die Motte ist mit einem 20 m breiten Graben und außen liegendem Wall umgeben. Der ursprüngliche Zugang erfolgte wahrscheinlich von Norden rechtsläufig durch den Graben.
Durch die Mulde im südöstlichen Teil des Turmhügels konnte das innerhalb der Ringmauer gelegene Plateau, der Burghof, erreicht werden. Vermutlich befand sich an dieser Stelle ein Torgebäude. Ein neuerdings im Boden der Mulde entdecktes Steinpflaster spricht dafür. Ob sich innerhalb der Ringmauer weitere Gebäude befanden, kann nur durch eine archäologische Untersuchung geklärt werden. Über die Hälfte der Fläche wird bereits vom Turm und dem vermutlichen Torgebäude in Anspruch genommen. Insgesamt ist hier eine Turmburg sichtbar, die in Deutlichkeit ihrer Struktur und Erhaltung in der Substanz in Norddeutschland und in Nordpolen keine Parallele hat.

Wiedereröffnung des Stolper Turms am 23.3. 2008Foto: . Domnick

Wiedereröffnung des Stolper Turms am 23.3. 2008
Foto: H. Domnick

Blick ins Oderbruch vom Turm aus. Foto: H. Domnick

Blick ins Odertal vom Turm aus. Foto: H. Domnick

 


 

Im Stolper Turm vor dem Angstloch. Der Blick in den 10 Meter tiefen  Keller aus Feldsteinen.Foto: H. Domnick
Im Stolper Turm vor dem Angstloch. Der Blick in den 10 Meter tiefen Keller aus Feldsteinen.Foto:  H. Domnick


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Die Familie
 v. Buch - Herren auf Stolpe

Unter pommerscher Herrschaft kam Stolpe in die Hände der Familie v. Buch; so wurde Gebhard v. Buch 1423 als erster Besitzer genannt.
Im Zuge der Rückeroberung der Uckermark kamen 1446 Burg und Ort mit Waffengewalt in die Hand des Kurfürsten Friedrichs II., genannt der Eiserne, der es aber kurz darauf wieder an Hans v. Buch als Lehen vergab. Während der Eroberung der Burg wurde diese stark beschädigt und in der Folgezeit nicht wieder instand gesetzt.
Hans von Buch hatte 1446 das Städtchen Stolpe mit allen Zubehörungen als Lehen bekommen, die Bürger zahlten Steuern an ihn und hatten ihm Dienste zu leisten. Wie vordem die Pröbste von Stolpe, so waren jetzt die v. Buch als Inhaber der Burg und als Hofrichter im Land Stolpe als kurfürstliche Räte häufig im Gefolge der Kurfürsten nachzuweisen. Sie benutzen ihre überragende Stellung, um sich im Kreise Angermünde einen großen Grundbesitz zu erwerben. 1476 besaßen sie außer Stolpe noch Woddow und Brüssow und die Dörfer Schöneberg, Crussow, Alt-Galow, Wüsten-Künkendorf, Hohenlandin, Stützkow und Berkholz.
1574 wurde ein Pachtschäfer zur Linde erwähnt. Später wird Linde zum Vorwerk ausgebaut.
1690 veräußerten v. Buch ihr Besitztum schuldenhalber auf 25 Jahre wiederkaufsweise an v. Gloger und Schwanebach, die es 1692 an v. Skerbensky weiter verkauften. 1715 wurden die veräußerten Güter von der Familie v. Buch wieder eingelöst.

Das Schloss Stolpe um 1850
aus Alexander Duncker (1857-1883)

Aus dem alten Land Stolpe entwickelte sich im 17. Jahrhundert der Stolpirische Kreis, zu dem 1775 die Immediatstadt Angermünde und die vier königlichen Ämter Löcknitz, Brüssow, Chorin und Grimnitz gehörten. Er hat bis zur neuen Kreiseinteilung der Mark Brandenburg nach 1815 bestanden.
1775 wird Stolpe als "Flecken mit gewissen Stadtrechten" bezeichnet. 1801 hatte es 443 Einwohner (56 Feuerstellen). Unter den Einwohnern wurden 10 Leineweber, 9 Zimmerleute und 18 Fischer genannt. Es gab wenig Acker und gar keine steuerpflichtigen Hufen. Die Kietzer standen im Pachtverhältnis zum Rittergut. Sie hatten Gärten und Wiesen und befischten die zum Gut gehörenden Gewässer.
Nach dem verheerenden Brand von 1816 hatte Stolpe nur noch 292 Einwohner, deren Zahl sich aber bis 1861 wieder auf 885 erhöhte. Danach ist sie wieder rückläufig.

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Christian Leopold von Buch

Leopold von Buch

Das berühmteste Mitglied der Familie v. Buch war der Geologe Christian Leopold v. Buch (1774-1853). Die Einkünfte aus seinen Besitzungen verwandt er für die Wissenschaft. Er war ordentliches Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Als Geologe und Begründer der Theorie des Vulkanismus besitzt er noch heute einen Ehrenplatz unter den deutschen Naturwissenschaftlern. Er studierte im sächsischen Freiberg und befreundete sich dort mit Alexander von Humboldt. Die geognostischen Erkenntnisse sammelte er auf Reisen, besonders auf Fußmärschen, so im Erzgebirge, am Kraterrand des Vesuvs, in Norwegen oder in der Einöde der finnischen Tundra. Sein Reisebericht über Norwegen wurde zur damaligen Zeit von vielen wie ein Roman gelesen. Des weiteren erlangte er durch die Herausgabe einer geologischen Karte von Deutschland Berühmtheit. Für Brandenburg war besonders seine Erkenntnis bedeutsam, dass die zahlreichen Findlinge mit den Gesteinen im skandinavischen Raum   übereinstimmen.

Stolpe. Der Weg zur Begräbisstätte des Geologen von Leopold von Buch Foto: H. Domnick
Stolpe. Der Weg zur Begräbisstätte des Geologen von Leopold von Buch Foto: H. Domnick


Christian Leopold von Buch wurde auf dem Friedhof der Familie inmitten des Schlossparks beigesetzt. Alexander von Humboldt ehrte ihn in seinem Nachruf in besonderer Weise: "Er war ein durchaus edler, hilfreicher, gefühlvoller Mensch, der, was er mühsam gesammelt und erforscht, auch rückhaltlos den gelehrten Freunden mitgeteilt hat... Er ließ eine leuchtende Spur zurück, wohin er nur ging."  nach oben


Stolpe nach dem 2. Weltkrieg

Nach 1945 wurde das Gut enteignet und 663 ha Land werden aufgeteilt.
1960 entstand eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Typ I. in Stolpe-Linde, die drei Jahre später zum Typ III. überging und sich 1971 mit der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft Gellmersdorf zusammenschloss.

Am 27.7.1992 gründeten 21 Dörfer im Umfeld von Angermünde und die Stadt Greiffenberg freiwillig das Amt Angermünde-Land als Verwaltungseinrichtung für die beteiligten Mitglieder. Das Amt hatte seinen Sitz in Angermünde.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform im Land Brandenburg ergaben sich große kommunale Veränderungen. Am 26.10.2003 schlossen sich die Gemeinden des Amtes Angermünde-Land mit der Stadt Angermünde zusammen. Stolpe verlor damit seine Selbstständigkeit und wurde zum Ortsteil von Angermünde.
Stolpe hat heute ca. 380 Einwohner.  nach oben


Ortsbeschreibung

Der Ort Stolpe liegt angeschmiegt an den Burgberg und entlang der Tallagen. Östlich lässt die Hohensaaten-Friedrichsthaler Wasserstraße nur wenig Platz für eine Bebauung, der aber fast restlos genutzt wird. Hier befindet sich auch das Herrenhaus und hier stand auch die ehemalige Kirche des Ortes. Meist sind es nur Ein- und Zweifamilienhäuser, aus denen der Hotelkomplex "Zum Grützpott" herausragt.

Historische Postkarte von
Stolpe vor 1930

Stolpe verfügt über keine Kirche mehr. Der Gottesdienst findet derzeit in einer ehem. Friedhofskapelle statt, die Anfang der 30er Jahre gestiftet worden war. Die mittelalterliche Kirche, von der keine näheren Informationen vorhanden sind, war 1740 abgebrannt. Sie wurde 1745 durch einen Neubau ersetzt. Es handelte sich um einen verputzten Ziegelbau mit einem weithin sichtbaren spitzen Turm. 1935 musste die Kirche aufgrund des schlechten Bauzustandes abgerissen werden. Nur eine hölzerne Taufe mit ornamentaler Schnitzerei ist noch erhalten geblieben.

Südgiebel des alten Schlosses, aus
Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde

Auf dem Schlossplatz in Berlin grub man 1880 eine Grabplatte aus, auf der sich ein Relief befindet, die den Verstorbenen in voller Plattenrüstung und mit Feldherrnstab in der Rechten darstellt. Die größtenteils zerstörte Umschrift bezieht sich auf einen Anfang des 17. Jahrhunderts im Alter von 80 Jahren verstorbenen Rittmeister v. Buch. Die Grabplatte wurde nach Stolpe überführt und innen an der Nordseite der Kirche eingelassen. Heute befindet sie sich auf dem Erbbegräbnis der Familie Buch nördlich des Schlosses.

Die mittelalterliche Burganlage von Stolpe wurde nicht wie andere Burgen zu einem repräsentativen Wohnschloss ausgebaut. Die Burgherren erbauten am Fuße des Burgberges am Oderufer 1545-1553 ein Herrenhaus im Stile des Übergangs von der Gotik zur Renaissance. Am 5. Februar 1917 brannte das Schloss zum größten Teil aus. Unbetroffen blieb nur ein barocker Seitenflügel im Süden, der in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Umbau aus einem Stallgebäude entstanden war.
Der zweigeschossige Hauptbau von 1553, von dem nach dem Brand noch der größte Teil der Mauern erhalten blieben, war ein massiver Putzbau mit auffallend gestalteten Giebeln, welche das Dach im Norden und Süden einschlossen.

Schloss Stolpe 2004 / W. Ebert

Das Schloss wurde 1921/22 in schlichterer Form wieder aufgebaut, was besonders in der Giebelgestaltung zum Ausdruck kommt. Auch die Fenster des Haupthauses haben nicht mehr die ursprüngliche Form, sondern sind jetzt sämtlich rechteckig.
Nach 1945 war das Gebäude ein Jugendwerkhof, heute ist es ein Kinderheim.

Der ehemalige Barockgarten wurde 1845 nach Plänen von Peter Josef Lennè in einen Landschaftspark umgewandelt. Hier befindet sich noch heute das Erbbegräbnis der Familie v. Buch.  nach oben


 

 Geologisches zu den Burgsteinen

An Hand des beeindruckenden 10 Meter tiefen Fundamentes aus Feldsteinen wird nachfolgend versucht etwas zur Geologie der verwendeten nordischen Geschiebesteine zu sagen.
Pegmatite sind Ganggesteine, die häufig in Verbindung mit einer Magmakammer im Inneren der Erdkruste entstehen. Das Magma in der Magmakammer ist dabei oft bereits weitgehend erstarrt. In der Restschmelze reichern sich leichtflüchtige Bestandteile wie Wasser an, die zum Einen die Schmelztemperatur herabsetzen und zum Anderen die Schmelze dünnflüssiger machen. Beides trägt dazu bei, dass die Restschmelze in Gänge und Spalten des umgebenden Gesteins eindringt und sich oft bis mehrere Kilometer von der ursprüngliche Magmakammer fortbewegt. Dort kommt es zu einer sehr langsamen Abkühlung, sodass die in der Schmelze vorhandenen Atome lange in der Flüssigkeit beweglich sind und sich somit zu großen Kristallgittern zusammenschließen können. Am häufigsten treten Granitpegmatite auf, wie sie im Feldsteinfundament des Stolper Turms zu finden sind (Nummer 1, 3 und 8). Die gesteinsbildenden Minerale sind grauer Quarz, oft rosa bis kräftig roter Kalifeldspat und schwarzer Biotit.

Das Gestein mit der Nummer 2 gehört zu der großen Gruppe der Granite und ist vermutlich ein Leitgeschiebe der Weichsel-Kaltzeit. Als Leitgeschiebe werden durch Gletschereis transportierte Gesteine bezeichnet, die auf Grund typischer Merkmale relativ gut zu erkennen sind und die zusätzlich nur in einer kleinen, begrenzten Region in Skandinavien an der Erdoberfläche anstehen. Aus dem Vorkommen solcher Leitgeschiebe in glazialen Ablagerungen kann somit auf die Herkunft des Steines geschlossen werden. Bei dem hier verbauten Gestein handelt es sich vermutlich um einen Hammer-Granit. Er setzt sich aus Feldspäten, Quarz und dunklen Mineralen zusammen, die gehäuft in dunklen, unregelmäßigen Flecken auftreten. Außerdem zeichnet sich dieses Gestein durch einen korallenroten Farbstoff aus, der die Kornoberflächen bedeckt und sich in auffälligen, wenige Millimeter großen, unregelmäßigen Flecken konzentriert. Der Hammer-Granit entstand vor ca. 1400 Millionen Jahren und steht heute bei Hammeren auf Bornholm an.

Das Gestein mit der Nummer 4 offenbart sich auf Grund seines dunklen Farbeindruckes nicht sofort als Granit. Doch unter dem Mikroskop werden die drei Hauptminerale dieses Gesteins sichtbar. Quarz und Feldspat sind helle Minerale, also weißlich, gräulich oder durchsichtig. Das dritte Mineral ist schwarzer Biotit, dessen Kristalle kleine, dünne Blättchen bilden. Biotit ist ein typisches Mineral für den Granit. Lediglich der hohe Anteil an gleichmäßig im Gestein verteilten Biotitblättchen lassen diesen Stein ungewöhnlich dunkel erscheinen.

Dieser rote Quarzit ( Stein Nr. 5)  besteht zu 99 Prozent aus rundlichen, kleinen Quarzkörnern die einst als loser Sand am Grund eines Gewässers oder durch Wind abgelagert wurden. Anschließend wurde dieser immer mehr verfestigt und die einzelnen Quarzkörner immer stärker zementiert. So entstand zunächst ein Sandstein und schließlich ein harter Quarzit. Bei genauerem Hinsehen ist die ursprüngliche Schichtung, die während der Ablagerung des Sandes entstand, noch zu erkennen. Am Gestein im Fundament verläuft sie von links oben nach rechts unten.

Zwischen dem Sockel aus verschiedenen Feldsteinen und dem Mauerwerk aus Backstein wurden zwei Lagen weißlich bis hellgrauer Sandsteine verbaut. Trotz ihrer Ähnlichkeit stammen sie nach Untersuchungen aus verschiedenen Regionen. Während die untere der beiden Lagen aus Sandsteinen aus der Umgebung von Bad Freienwalde besteht, sind die der oberen Lager  aus  Höör Schweden importiert , d. h. mit dem Schiff über  Ostsee und Oder bis nach Stolpe transportiert worden. Auffällig an vielen der Blöcke sind die scharf hervortretenden Adern. Sie bestehen aus widerstandsfähigem Quarz und werden durch die rasche Verwitterung des umgebenen weicheren Sandsteins heraus präpariert. Durch tektonische Beanspruchung des Sandsteinkomplexes, aus dem der Block mit der Nummer 10 stammt, bildeten sich im Gestein Klüfte in einer bestimmten Richtung heraus. In diese drang Wasser ein, aus dem das gelöste Silizium zusammen mit Sauerstoff zu Quarz ausfiel. Nun sind aber zumeist zwei Hauptrichtungen an Quarzadern zu erkennen, die sich schneiden. Vermutlich wurde der Gesteinskomplex zwei tektonischen Beanspruchungen mit Druck aus unterschiedlichen Richtungen ausgesetzt, was zwei verschieden ausgerichtete Kluftsysteme zur Folge hatte, die heute durch die Adern nachgezeichnet werden. Nicht selten ist zu beobachten, dass die Adern der einen Richtung die der anderen durchschlagen. Sie entstanden somit während der jüngeren Phase tektonischer Beanspruchung. Zusätzlich zeigt der nummerierte Block eine kleine Störung, an der der linke Teil gegenüber dem rechten um wenige Zentimeter nach unten versetzt ist. Da sie beide Kluftrichtungen um den selben Wert versetzt, wurde die Störung erst nach der Bildung der Quarzadern angelegt und aktiviert. Sie ist demnach der jüngst Prozess, den das Gestein durchlief.

Text und Fotos: R. Priemuth

 

An der Schöneberger Straße direkt am Gelände des Bildhauers in Richtung Linde liegen am Straßenrand mehrere Findlinge.

Findling mit Gletscherschliff an der Asphaltstraße,am letzten Haus rechts,auf dem Weg zum Turm Foto: H.Domnick
 Findling mit Gletscherschliff   (Gletscherschrammen) an der Asphaltstraße
(am letzten Haus rechts) auf dem Weg zum Turm.
Foto: H. Domnick

Diese sogenannten Gletscher-schrammen entstehen, wenn ein am Boden des Gletschers  festgefrohrener Gesteinsblock durch die Bewegung des Eises  über einen harten Untergrund geschoben wird. Unebenheiten im Untergrund verursachen die Schrammen im Gestein. Sie sind somit der Beweis für einen Transport durch Gletscher.

Stein an der Straße zum Stolper Turm Foto: H. Domnick
Gefalteter, gequetschter  Stein an der Straße zum Stolper Turm
Foto:H. Domnick

Im Granit sind die  Minerale regellos verteilt(a),auf Grund von Druckeinwirkung entsteht im festen Zustand des Gesteins eine Schieferung (b).Die Faltung entsteht durch Druck aus einer anderen Richtung

Im Granit sind die Minerale regellos verteilt(a), auf Grund von Druckeinwirkung,
entsteht im festen Zustand des Gesteins eine Schieferung (b).Die Faltung entsteht
durch Druck aus einer anderen Richtung



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