Senftenhütte

Geschichte | Ortsbeschreibung

 

Geschichte

1705 erklärte sich der Berliner Mühlenwaagemeister Christian Puhlmann in einem Kontrakt mit König Friedrich I. bereit, am Rohrpfuhl zwischen dem ehemaligen Chorinchen und Groß Ziethen eine Glashütte nebst Wohnungen für die Arbeiter zu errichten. Es entstand die Choriner Glashütte. Ab dem 01.01.1706 lief der erste Pachtvertrag. Dies kann als Gründungsdatum für den Ort Senftenhütte angenommen werden.
Als Pächter folgte von 1718 bis 1739 Johann Georg Senf, der selbst einer alten Berliner Glasmacherfamilie entstammte. Diesem Glashüttenpächter verdankt der Ort seinen jetzigen Namen. 1733 lebten 127 Menschen in dem Ort.
Nach 1739 traten die Choriner Amtleute selbst als Hüttenpächter auf. Um die Transportwege und die Aufsicht zu verbessern, wurde die baufällige Hütte 1747 nicht erneuert, sondern nördlich des Choriner Amtsees an die Heerstraße verlegt.
Die Gutswirtschaft bei der alten oder "Senfs Hütte", auch "Alte Glaß Hütte zu Chorin" oder "Altensenftenhüttendorf" genannt, hatte von der Buchholzer und der Golzower Seite aus keilförmige Ackerschläge im Forst angelegt. 1739 besaß sie insgesamt 463 Morgen, davon 339 Morgen Ackerland und 66 Morgen Wiesen. Nach Umsetzung der Hütte wurde die Wirtschaft als selbständiges Amtvorwerk betrieben, 1764 aber gleichmäßig an 5 Kolonistenfamilien aus dem Hessischen aufgeteilt. Diese wohnten noch lange in den Vorwerksgebäuden. 1777 wurden 8 ausländische Handwerker, meist Mecklenburger, als Büdner angesiedelt. Bis 1829 erhöhte sich deren Anzahl auf 40. 1784 tauchte der Name "Senftenhütte" erstmalig offiziell auf.


Senftenhütte - Dorfkern / W. Ebert

Ab 1805 setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Bis 1858 erhöhte sich die Zahl der Einwohner auf 472 und 1858 erreichte der Ort mit 547 Ansässigen die größte Einwohnerzahl seiner Geschichte.
Um die Jahrhundertwende arbeiteten viele Senftenhütter als Steinschläger in den vielen Steingruben dieser Gegend. Die Spuren der Steinschläger finden wir heute noch im Ort auf Schritt und Tritt. Vor allem die aus Feldstein errichteten Häuser und Wirtschaftsgebäude im Ort, aber auch die noch sichtbaren Steingruben in der Umgebung sind Zeugnis ihres Wirkens.


Grabstein von
Karl Schönfeld
auf dem Friedhof
in Senftenhütte
Foto: W. Ebert

Karl Schönfeld aus Senftenhütte, geboren 1866, hat als Steingrubenbesitzer im Bereich Senftenhütte drei Steingruben betrieben. Wann die erste Schönfeld'sche Grube eröffnet wurde, konnte nicht mehr exakt ermittelt werden. Unterlagen sind von 1905 bis 1921 vorhanden. Dann hat er den Betrieb infolge schlechter Absatzlage aufgegeben.
Karl Schönfeld wohnte bis zu seinem Tod in Senftenhütte, in der heutigen Dorfstraße 26. Er arbeitete nach der Stillegung seiner Gruben in den Baumann'schen Steingruben in Althüttendorf. 1929 verstarb er im Alter von 63 Jahren an den Folgen eines Arbeitsunfalles. Er wurde auf dem Senftenhütter Friedhof beerdigt.

1939 lebten im Ort 23 Bauern mit über 5 ha Land. 52 Familien mit weniger als 5 ha konnten sich nicht allein vom Boden ernähen. Ein wirkliches Bauerndorf wurde Senftenhütte aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Da waren 80% der arbeitenden Personen in der Landwirtschaft beschäftigt.
Ab 1990 erreichte die Bevölkerungszahl in Senftenhütte mit 184 Einwohnern den niedrigsten Stand. In jüngster Zeit ist wieder ein Zuzug (vorwiegend Rentner) aus Berlin zu verzeichnen.


 

Ortsbeschreibung



Kirche Senftenhütte - Glocke mit
Taufbecken, Foto: W. Ebert

Der Ort weist eine unregelmäßige Dorfform auf, weil die Entwicklung etappenweise erfolgte. Der ursprüngliche Kern erscheint heute an den Ortsrand gedrängt, da die Ausdehnung nach allen Richtungen, nur nicht nach Osten erfolgte.
Die erste Kirche des Ortes wurde wahrscheinlich einige Jahre nach Errichtung der Glashütte (vermutlich 1728) im Fachwerkstil gebaut. Nach ca. 75 Jahren war das 15m lange und 6m breite Bethaus verfallen.

1803 begann man mit dem Bau der neuen Kirche an der selben Stelle. Unter Leitung des Maurermeisters Johann Friedrich Mütze aus Eberswalde war das zunächst turmlose Kirchlein nach sieben Baujahren fertiggestellt. Es ist ein rechteckiger Feldsteinbau in unregelmäßiger Schichtung. Der Turm wurde erst 1931 hinzugefügt.


Taufbecken mit Taube / W. Ebert

In der Kirche steht die älteste Glocke neben dem Altar und trägt das Taufbecken. Sie stammt aus dem Jahre 1728. Im Kirchturm hängt heute nur noch eine von ehemals drei Glocken. Eine Glocke wurde im Ersten Weltkrieg für Rüstungszwecke verwendet und die Zweite ist gesprungen und steht heute neben dem Altar. Das Taufbecken, in Form eines Tellers, ist ein handwerkliches Produkt des Choriner Kunstschmiedemeisters Karl Kirchner. Das in der Mitte des Taufbeckens befindliche Motiv stellt eine Taube dar. Dieses Symbol geht auf den Einfluss der Hugenotten zurück, die in Groß und Klein Ziethen nach dem Dreißigjährigen Krieg angesiedelt wurden und später auch nach Senftenhütte kamen.
 


Försterei Senftenthal / W. Ebert

In der Nähe der Kirche und an anderen Stellen des Ortes ist eine Reihe von Gebäuden älterer ländlicher Bauweise bis in unsere Zeit erhalten geblieben.

In der alten Schmiede, die erst vor einem Jahrzehnt stillgelegt wurde, erfolgte die Pflege und Reparatur der Werkzeuge der Steinschläger des gesamten Reviers.
Auf dem sehr gepflegten Friedhof steht ein zwei Meter hoher Grabstein aus Granit. Der Grubenbesitzer Schönfeld hat ihn nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1923 selbst gehauen. Er ist bis heute erhalten. Für die Umzäunung seines Grundstücks hat Karl Schönfeld alle Zaunpfähle aus Feldsteinen gefertigt. Sie sind heute ebenfalls noch zu besichtigen.
Ungefähr 1 km südlich von Senftenhütte liegt die Försterei Senftenthal. Sie wurde 1830 für das Britzer Revier an der damals begradigten Straße von Britz nach Groß Ziethen erbaut.

Literatur:
Landschaften in Deutschland - Werte der deutschen Heimat. Um Eberswalde, Chorin und um den Werbellinsee.
    Böhlau Verlag, 2002
Schwert, Uwe: Ortschronik Senftenhütte, 1998 (unveröffentlicht)

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© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2004