Schönwalde
Ortsbeschreibung /Schloss Dammsmühle

 

 

Ortsbeschreibung und –geschichte

Angelegt als Straßendorf liegt Schönwalde etwa 3,5 km nördlich der Berliner Stadtgrenze direkt an der Bundesstraße 109 und der Regionalbahnlinie NE 27, auch Heidekrautbahn genannt.

Die einst selbständige Gemeinde Schönwalde ist heute ein Ortsteil von Wandlitz.

 
Im Jahre 1995 erhielt Schönwalde ein eigenes Ortswappen. Die Eiche symbolisiert den Waldreichtum des Ortsgebietes und die Gründung inmitten des Mühlenbecker Forstes. Die Krone verweist auf die Gründung durch königliche Order, die Spindeln auf den Grund der Gründung, der Ansiedlung von Textilarbeitern (Spinnern und Webern) in Preußen.
König Friedrich II., der in Preußen den Maulbeeranbau zur Seidenraupenzucht eingeführt hatte, siedelte auch in der Seidenherstellung erfahrene Spinner und Leinenweber, u. a. aus Württemberg, in Brandenburg an. So entstand um 1770 Schönerwalde. Der Ortsname wird vielfach auf den damaligen Mühlenbecker Amtsrat (auch Oberamtmann) Schönwald,  der für die Ansiedlung verantwortlich zeichnete, zurückgeführt. Andere Quellen gehen von einer Namensherkunft aus dem Mittelniederdeutschen aus, da der Ort anfänglich noch „Schönewalde“ geschrieben wurde, wie auf einer Karte aus den Jahren 1774/75 ersichtlich. Demnach soll die Schreibweise „Schönwalde“ erst im Jahre 1805 aufgetaucht sein.
Die offizielle Gründungsurkunde datiert aus dem Jahre 1773. Schönwalde ist somit eines der Kolonistendörfer, die der preußische König in einer kurzen Friedenszeit nach dem Zweiten Schlesischen Krieg und vor Beginn des Siebenjährigen Krieges anlegen ließ.
Der Ort entwickelte sich von seiner ursprünglichen Bestimmung als Tuchlieferant für die preußische Armee über einen Standort der Holzverarbeitung zum Wohnstandort vor den Toren der Großstadt Berli
Die planmäßig angelegte Struktur des Ortes ist an der schnurgeraden Hauptstraße mit den gleichförmigen Grundstücken und dem achteckigen Dorfplatz ablesbar.
Im 19./20. Jahrhundert entstanden an der Hauptstraße zahlreiche hübsche, meist ein- und zweigeschossige Bürgerhäuser, die heute, größtenteils renoviert, als Gesamtensemble Ende 1990 unter Flächendenkmalschutz gestellt wurden.

 

  

                                              Schönwalde Hauptstraße / Foto W. Ebert
Schönwalde Hauptstraße / Foto W. Ebert
Im Jahr 2008 wurde das „Eingetragene Denkmal mit Gebietscharakter“ durch das Brandenburgische
Landesamt für Denkmalpflege von der Denkmalliste des Landes Brandenburg gelöscht. Als Begründung wurde angegeben, dass wegen gravierender baulicher Veränderungen der letzten 15 Jahre kein öffentliches Interesse mehr an der Erhaltung des Denkmalensembles besteht. Es sei jedoch mit der Eintragung von Einzeldenkmalen innerhalb des nun nicht mehr geschützten Gebietes zu rechnen. Im Zentrum wurde 1844 eine Kirche im Schinkelschen Rundbogenstil errichtet. Hier finden regelmäßige Konzerte im Rahmen der in Schönwalde und Schönerlinde beheimateten Reihe "Musik in der Dorfkirche" statt.
Das Antiquarium in Schönwalde / Foto W. Ebert Besonders zu erwähnen sind das Antiquarium, in dessen Hof ein Antikhandel angesiedelt ist, und der daneben stehende Antik-Hof. Für Kenner und Genießer schöner alter Musik gibt es hier seit April 1998 die Veranstaltungsreihe "Hofmusik im Antiquarium".


 Das Antiquarium / Foto W. Ebert
Der am nordöstlichen Rand des Ortes in einem Landschaftsschutzgebiet gelegenen Gorinsee verfügt Schönwalde über ein reizvolles Naherholungsgebiet. Ein Campingplatz mit Strandbad und Gastronomie schaffen hierfür gute Voraussetzungen. Von hier aus kann man ausgedehnte Wanderungen unternehmen. In Richtung Südosten führt ein Wanderpfad durch die ehemaligen Rieselfelder nach Hobrichtsfelde (siehe auch hier!). Im Zusammenhang mit Bildhauer-Symposien entstanden zahlreiche Skulpturen, die hier aufgestellt wurden.
Mehr nordöstlich von Schönwalde in Richtung Schönow liegt die Bernauer Heide, ein ehemaliger Schießplatz und heutiges Naturschutzgebiet bietet viele interessante landschaftliche Besonderheiten.

 Schloss Dammsmühle

Das idyllisch gelegene Schloss am Mühlenteich, unweit von Schönwalde, mutet an wie ein Märchenpalast aus "1000 und eine Nacht". Es steht da wie eine Filmkulisse - und als solche wurde es auch mehrfach genutzt. So entstand 1929 der Harry-Piel-Film "Sein bester Freund" und 1934 der Film des Regisseurs Georg Zoch "Der Vetter aus Dingsda". 1991 wurde die Fernsehserie der ARD "Haus am See" gedreht.

 

Die Geschichte des Schlosses unterscheidet sich grundsätzlich von der anderer: nicht der Adel, sondern wohlhabende Bürger waren die Schlossherren.
Schon der Große Kurfürst hatte sich hier ein Jagdhaus bauen lassen. Der Soldat Knape beantragt den Bau einer Mühle.

 



                                       Schloss Dammsmühle / Foto W.Ebert

 

Statt ihm erhielt aber der Erbmüller der Mönchmühle Andreas Grüwel diese Genehmigung. Wegen Verschuldung musste Grüwel bereits 1755 die neue Mühle an den Lederfabrikanten Peter Friedrich Damm verkaufen. Der bescheidene Sattler aus Brandenburg hatte sich in Berlin als "Liverante" für die Armee nicht nur die königliche Gunst, sondern auch unermesslichen Reichtum erworben. Er baute eine weitere Mühle (Walkmühle) und 1759 eine Orangerie und ein Gärtnerhaus sowie zusätzlich ein Damen- und Kavaliershaus, wozu er vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm angeregt wurde. Unter den nachfolgenden Besitzern entfaltete sich Dammsmühle zu einem beliebten Ausflugsort der feudalen Gesellschaft - nicht aus Liebe zum Landleben, sondern als modische Nachahmung des französischen Hoflebens. Auch Friedrich Wilhelm II. verlustierte sich hier mit seiner Mätresse, der "schönen Wilhelmine" Rietz, der späteren Gräfin von Lichtenau. Hier fanden jene Feste statt, die später unter dem Namen "Die Orgien der Gräfin von Lichtenau" zu makabrer Berühmtheit gelangten.
1805 brannte das Gebäude ab. 1825 ging Dammsmühle in die Hände des Londoner Kaufmanns Hesse über. Damals gehörten zwei zweistöckige Wohnhäuser (eines massiv, das andere Fachwerk), die Wassermühle, die Orangerie und die Eremitage zum Besitz.
Danach verkam Dammsmühle mit wechselnden Besitzern zu einem billigen Ausflugslokal. Jedoch mit dem Erwerb des Anwesens 1894 durch den jungen Leutnant Adolf Friedrich Wollank, aus einer reichen Kaufmannsfamilie in Berlin- Pankow stammend, entstand einer der stattlichsten Herrensitze der Mark. Neben dem bisherigen Wohnhaus ließ er einen prachtvollen neobarocken Schlossbau mit Turm errichten, der beide Gebäude verband. Der Mühlenteich wurde mit einem schwimmenden Tanzpalast im Stile einer indischen Moschee ausgestattet.

Schloss Dammsmühle - Pavillon im Park / Foto W. Ebert  Zusammen mit dem umgestalteten reizvollen Park bot die Anlage alle Voraussetzungen für strahlende Feste all jener, die Rang und Namen hatten. Der "Schöpfer dieses Paradieses" starb 1915 nach einem ausschweifenden Leben.

 

 

 

Schloss Dammsmühle - Pavillon im Park / Foto  W. Ebert

Nach dem Krieg belegte 1945 die Sowjetarmee das Gelände. Vom Frühjahr 1959 bis zum Spätherbst 1989 war das Schloss Gästehaus des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Nach der Wende wurde das Areal für die Öffentlichkeit freigegeben. Zunächst einige Zeit als Schulungsheim genutzt, übernahm danach eine französischen Hotelkette das Objekt, sanierte es und betrieb es einige Jahre als komfortables Schlosshotel. 1994 musste es der Nutzer wegen Erbschaftsansprüchen verlassen. Seither ruinierte der Leerstand das Gebäude.
Im April 2008 übernahm die „Schlossgut Dammsmühle Management GmbH“ das Anwesen. Sie hat sich bisher besonders um die Außenanlage gekümmert. Hier fanden 2009 Openair-Veranstaltungen statt, u. a. ein Pferdefest und ein Oldtimertreff. Laut Internet sollen noch in diesem Jahr die Schlossgastronomie und eine Konditorei eröffnet werden.

Literatur
EBERT, W. u. DOMNICK. H: Unterwegs mit der Heidekrautbahn, von Berlin in die Schorfheide. Kommunale   
   Arbeitsgemeinschaft „Region Heidekrautbahn“, Basdorf, 2003
JERCHEL, H. u. STEEGER, J.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Niederbarnim.. Deutscher Kunstverlag.
    Berlin 1939
Internet: Gemeinde Wandlitz informiert
Wikipedia: Schönwalde

© Märkische Eiszeitstraße / W.Ebert u. M.Klebert, 2009