Schon im 17. Jahrhundert findet man nördlich des Grimnitzsees einen auf eine Pottaschesiederei für die Glashütten in Grimnitz zurückgehenden Ort namens "Schmelze". Ab 1699 entstehen dort landwirtschaftliche Höfe und seit etwa 1750 spricht man vom Vorwerk Schmelze (auch Schmelzhütte), später Gut Schmelze, das zum Amt Grimnitz gehörte.
Nach mehrfach wechselnden Eigentümern kam das Gut Mitte des 19. Jahrhunderts in den Besitz von Wedel-Parlow. 1883 erhielt der Ort den Namen des Gutsbesitzers Parlow und den Status eines Rittergutes. Der Name Schmelze blieb in dem nahen Forsthaus Schmelze erhalten.
Unweit von Parlow und später zum Rittergut gehörig, lag der Ort Mellin. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde hier eine Zaunsetzerstelle gebaut. Aufgabe eines Zaunsetzers war es, den vom Kurfürsten errichteten "Großen Wildzaun" zu erhalten. Dafür erhielten sie Land und Weideberechtigung für das Vieh. Im 18./19. Jh. wurden diese Höfe in Amtsvorwerke umgewandelt. Mellin gehörte wie Parlow auch zum Amt Joachimsthal. Als Mitte des 18. Jh. der Preußenkönig zur Belebung der Wirtschaft ausländische Kolonisten ins Land holte, siedelten hier acht Kolonistenfamilien aus Mecklenburg als Tagelöhner auf dem Amtsvorwerk und als Arbeiter für den königlichen Forst. Um 1860 beschlossen alle Dorfbewohner sich dem Treck der Auswanderer nach Amerika anzuschließen. Der benachbarte Gutsbesitzer von Wedel-Parlow kaufte das Land und die Höfe. Er ließ die Bauten abbrechen und nahm alles unter den Pflug. Der Mellensee verlandete und vom Dorf blieb nur der Friedhof [Text der Informationstafel]. Heute steht hier ein eisernes Erinnerungskreuz für das Dorf und ein Gedenkstein für Franz Neumann. 1939 erzwang Hermann Göring eine Eingliederung des Rittergutes Parlow als Wildfutterbasis und Fasanenzucht in die Stiftung Schorfheide.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges wird aus dem Rittergut das Dorf Parlow.
Parlow befindet sich mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und liegt rund sieben Kilometer nördlich von Joachimsthal.
Die Kirche ist ein romanisierender einschiffiger Backsteinbau mit Apsis und Westturm aus der Zeit um 1860.
Von der Gutsanlage, die Anfang des 19. Jh. erbaut wurde, zeugen heute nur noch einige Wirtschaftsgebäude. Das Schloss wurde 1945/46 abgerissen. Die Steine wurden teilweise für den Bau von Häusern für Neubauern, die zu dieser Zeit in Parlow angesiedelt wurden, verwendet.
Der backsteinerne Getreidespeicher wurde vom Förderverein "Kranichdorf Parlow. e.V." zu einer Informations- und Begegnungsstätte umgebaut. Er entwickelt sich zunehmend zum kulturellen Mittelpunkt des Dorfes. Ein besonderes Ereignis ist, wenn die alte Schrotmühle in Betrieb genommen wird. Der Keller mit seinem eindrucksvollen Gewölbe, beherbergt das standesamtliche Trauzimmer.
Das in der Sommerzeit stattfindende dreitägige Dorffest ist Anziehungspunkt für viele Einwohner und Touristen.
An der Straße von Parlow nach Glambeck, unweit des Ortsausganges von Parlow, sieht man in einem abgegrenzten kleinen Areal ein Eisenkreuz und einen Gedenkstein. Das Eisenkreuz erinnert an das "verschwundene Dorf" Mellin und der Gedenkstein, ein bearbeiteter kleinerer Findling, an Franz Neumann, den Begründer der Mathematischen Physik (1798-1895), der hier geboren und in der Dorfkirche zu Glambeck getauft wurde.Zwischen Parlow und Joachimsthal steht an der Straße ein Gedenkstein mit der Aufschrift Toter Mann. Er erinnert der Sage nach an einen jüdischen Händler der hier erschlagen wurde. Die Räuber erbeuteten Seidentücher und wurden später erhängt.
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Findling an der Straße von Joachimsthal nach Parlow Blick in die Kranichausstellung im Speicher 2016
Fotos: H.Domnick
Der Förderverein hat zwei kleine Wanderungen ausgezeichnet und dafür ein Faltblatt erarbeitet, welches im Speicher oder dem daneben stehenden "Gasthof zum Speicher" zu erhalten ist:
Literatur:
Faltblätter und Pressemitteilungen
© Märkische Eiszeitstraße, A. Busse / W. Ebert, 2004lick in die Kranichausstellung im