NiederfinowGeschichte | Ortsbeschreibung | Schleusentreppe und SchiffshebewerkGeschichte Grenzstein Angermünde-Oberbarnim
Foto: W. Ebert Im 13. Jahrhundert führte eine Handelsstraße, von Pommern kommend, über Schwedt, Stolpe, Oderberg, am Plagesee vorbei südwärts zum Finowtal. Das Flüsschen Finow war hier bis zur Bezirksbildung 1952 die Grenze zwischen der Uckermark (Kreis Angermünde) und dem Oberbarnim. An einer schmalen Stelle bei Niederfinow überquerte die Straße den Fluss und führte von hier aus über Falkenberg und Freienwalde nach Frankfurt. 1258 wurde dieser Abschnitt der Straße als "via Vinowe" urkundlich erwähnt. Gesichert wurde der Übergang durch die Burg in Hohenfinow. Zur Burg gehörte eine Mühle an der unteren Finow, aus der die Mönche von Mariensee 1267 Roggenmehlabgaben bezogen.
Ortskern von Niederfinow / W. Ebert Die Herren der Stadt waren ursprünglich die jeweiligen Besitzer auf Hohenfinow, danach die von Greiffenberg. Reinhold v. Greiffenberg betonte 1421 beim Verkauf des Städtchens an das Kloster Chorin, dass es bereits seine Eltern und Großeltern besessen hätten. Seither war das Kloster, welches bereits seit 1267 dort Einzelbesitz gehabt hat, Eigentümer des Städtchens. Als nach dem Brand von 1542 die Privilegien der Stadt erneut verbrieft wurden, war die Dienstabhängigkeit vom Kloster klar erkennbar. Spätestens seit 1542, vermutlich aber schon früher, führte eine Brücke über die Finow. Als mit der Säkularisation der Kurfürst das Eigentum des Klosters und damit auch das Städtchen Niederfinow übernahm, verschlechterte sich nicht nur die wirtschaftliche Situation, sondern auch die rechtliche Stellung immer mehr. Die weitere Entwicklung war ziemlich dürftig, zumal der 30jährige Krieg noch sein Übriges tat. So galt der Ort nach dem Kriege als "Churfürstliches Amtsdorf nahe Chorin". Stecherschleuse 2005 / W. Ebert 1729 brannte der gesamte Ort ab, entstand aber im folgenden Jahrzehnt wieder neu. Die ältesten erhaltenen Bauten stammen aus dieser Zeit. Auch die erhöht über dem Ort stehende Kirche bekam damals ihre heutige Gestalt.
Der 1865 auf Hohenfinower Gemarkung angelegte Bahnhof Struwenberg ermöglichte Niederfinower Bürgern, in Eberswalde oder Bad Freienwalde zu arbeiten.
Ortsbeschreibung Dorfkirche Niederfinow / W. Ebert Das einstige Dorf Niederfinow zog sich entlang der alten Handelsstraße mit dem Zentrum am Finowübergang. Nach dem Großbrand 1729 konzentrierte sich der Dorfkern auf den südlichen Hang eines Endmoränenvorsprungs oberhalb der Finowbrücke. Hier steht auch die Dorfkirche, ein regelmäßiger Feldsteinquaderbau aus dem frühen 13. Jahrhundert. Sie gehörte zum Typ der Chorquadratkirchen ohne Turm. Nach dem Brand, der auch die Kirche weitgehend vernichtete, erhielt sie 1729-1732 den Fachwerkturm über dem Westgiebel, die hufeisenförmige Empore und den hölzernen Kanzelaltar. Letzterer besitzt links und rechts je einen Zugang und füllt die ganze Ostwand aus. Der polygone Kanzelkorb wird von je einer Säule flankiert.
Stecherschleuse - Anlage zur
Energiegewinnung / W. Ebert Mit dem steigenden Verkehrsaufkommen folgte 1877 der Neubau des nördlichen Schleusenbeckens. Auf Grund seines maroden Zustandes musste die Schleuse 1992 stillgelegt werden. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten 1998 war der Finowkanal wieder durchgängig benutzbar. Die alte Technik wurde weitgehend erhalten, auch wenn sie nicht mehr voll in Betrieb ist. Seit 2002 wird erstmalig die Wasserkraft zur Energiegewinnung an dieser Schleuse genutzt. Auch eine Fischtreppe wurde hier eingebaut.
Schleusentreppe und Schiffshebewerk Niederfinow Schleusenstreppe Niederfinow
Historische Aufnahme Anfang 1914, also kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges, wurde der Hohenzollern-Kanal, welcher von Lehnitz bis Hohensaaten die Havel mit der Oder verband, in Betrieb genommen. Noch heute ist dieser Kanal, der jetzt Oder-Havel-Kanal heißt, als Teil des Großschifffahrtsweges Berlin-Stettin, eine wichtige Handelsverbindung. Der geländebedingte Abstieg des Kanals vom Niveau des Urstromtals (Scheitelhaltung) zum Niederbruch wurde ursprünglich mit Hilfe einer Schleusentreppe ermöglicht. Sie bestand aus 4 Gefällstufen mit je 9 m Höhe. Die ganze Schleusentreppe war 1,4 km lang. Der Abstand der einzelnen Schleusen betrug 350 m, wovon rd. 90 m auf das eigentliche Bauwerk fielen. Der Rest, also 260 m, kamen auf die Zwischenhaltung. Dies waren Ausweichstellen. Sparbecken der 2. Schleuse / W. Ebert Die Ausweichstellen ermöglichten es, dass immer 4 Fahrzeuge gleichzeitig die Treppe benutzten, immer zwei aufwärts und zwei abwärts fahrende. Da mit jeder Schleusung enorme Wasserverluste verbunden waren, wurden die Schleusen mit je 3 Sparbecken versehen, welche beim Entleeren der Schleuse ⅔ der Wassermenge aufnahmen und bei Füllen der Schleuse diese wieder zurückführten. Damit verbrauchte deren Füllen nur noch 2.700 statt 6.800 m3 Wasser. Schleusentreppe, obere
Schleusenkammer / W. Ebert Die Durchfahrt durch die gesamte Schleusentreppe dauerte etwa 2 Stunden. Die Nutzung des Kanals und damit die der Schleusen nahm ständig zu. Waren es 1923 noch 600.000 Gütertonnen, die die Schleusen passierten, so stiegen diese bis 1928 auf 2,34 Mio. an. Es reichte die Leistungsfähigkeit der Anlage selbst bei 24-stündigem Betrieb nicht mehr aus und es kam zu größeren Wartezeiten. Hinzu kam, dass der ungünstige Untergrund der Treppe immer wieder zu Sicherungsmaßnahmen führte. So entschied man sich für den Bau eines zweiten Abstieges und zwar für ein Hebewerk mit Ausgleich des Troggewichtes durch Gegengewichte an Drahtseilen. Schiffshebewerk Niederfinow
Luftbild G. Lutze
1926 wurde der Entwurf bestätigt und 1934 wurde das Schiffshebewerk Niederfinow in Betrieb genommen. Das Hebewerk umfasst drei große Hauptteile: das Hebewerkgerüst, den Trog und eine Kanalbrücke. Das ganz aus Stahl bestehende Hebewerkgerüst ist 60 m hoch, 94 m lang und 27 m breit. Die Gründungspfeiler reichen bis 20 m unter das Gelände. Hebegerüst / W. Ebert Eine 157 m lange und 34 m breite Kanalbrücke verbindet den Oberhafen mit dem Hebewerk.
Angetrieben wird der Trog durch 4 Elektromotoren von je 75 PS. Sie setzen an jeder Seite ein Zahnrad in langsame Drehung, das in eine Zahnstockleiter des Mittelgerüstes eingreift und daran den Trog nach oben oder unten bewegt.
Blick in den Informationspavillon der Schiffshebewerke Foto: H. Domnick Die Baustelle des neuen zweiten Schiffshebewerkes in Niederfinow im September 2012 Foto: H. Domnick Literatur:
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