Mürow

Geschichte| Das Großsteingrab |Vom Spätmittelalter bis heute |Ortsbeschreibung

Mürow liegt ca. 3 km nördlich von Angermünde an der Straße nach Frauenhagen. Der Ort liegt zwar an der 1873 gebauten Eisenbahnstrecke Angermünde - Schwedt, wurde aber nur bis 1994 für den Personen - und Güterverkehr über den Bahnhof Mürow genutzt. Seither ist der Ort nur noch durch Busverkehr ( Linien - und Schulbus) erschlossen. Zwischen Mürow und Pinnow liegt der Ortsteil Mürow Oberdorf.


Dorfansicht / W. Ebert

Mürow liegt in einer Mulde, die sich von hier aus bis zur Welse hinzieht. Das Dorf ist eingebettet in eine wellige Grundmoränenlandschaft, die südwestlich an die Stauchungs- und Ablagerungsbereiche der Angermünder Eisrandlage angrenzt. Der Boden besteht aus kiesigen bis sandig-schluffigen Ablagerungen. Er wird überwiegend ackerbauliche genutzt.
Östlich des Ortes liegt der Eiskellerberg. Der Name leitet sich von der Funktion des Berges bis Mitte der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts her. In den Berg war ein Eiskeller gegraben, in dem das in große Blöcke gesägte Eis des Dorfteiches gelagert wurde. Dieses Eis wurde für die sogenannten Eisschränke des Gutshauses benötigt, um die Lebensmittel in der warmen Jahreszeit frisch zu halten. Immer im Winter, vorausgesetzt der Dorfteich hatte Eis, wurde der Eiskeller aufgefüllt.

Die in der Gemarkung Mürow liegenden 4 kleinen Seen sind Relikte der Eiszeit. Sie dienen dem Deutschen Anglerverband als Angelgewässer. Am Grünen See ist eine Badestelle; der See ist ca. 4 m tief und von guter Badequalität Er steht unter Naturschutz.
 

Geschichte

Das Großsteingrab


Hinweisstein zum Großsteingrab
Foto: W. Ebert

Mürow ist ein uraltes Siedlungsgebiet. Das bezeugt das bedeutendste und älteste Bodendenkmal des Gebietes, das aus der Jungsteinzeit stammende Großsteingrab. Es ist zugleich das südlichste Brandenburgs.
Es befindet sich an der Landstraße von Mürow in Richtung Frauenhagen. Etwa 1 Kilometer nördlich des Dorfes erhebt sich rechts der Landstraße eine Anhöhe mit einer verwachsenen Sandgrube. Von einem auf der Straßenböschung aufgestellten Informationsstein aus schwarzem Granit mit der Aufschrift "Großsteingrab - Geschütztes Bodendenkmal. Errichtet um 2600 v. u. Z.", sind es hügelaufwärts nur wenige Schritte bis zum Grab.


Das "Hünengrab von Mürow" / W. Ebert

Das Mürower Großsteingrab ist ein erweiterter Dolmen aus Granitfindlingen. Die beiden Langseiten bestehen aus je zwei Trägersteinen mit glatten Innenseiten von 1,60 - 1,66 Meter Höhe. Die nordwestliche Schmalseite wird durch einen Abschlussstein in entsprechender Höhe verschlossen. An die südöstliche Schmalseite wurde als Schwelle ein roter Sandsteinblock von halber Höhe gelehnt, so dass eine Einstiegsöffnung blieb. Die Lücken zwischen den Wandsteinen waren mit Trockenmauerwerk ausgekleidet. Auf den Trägersteinen am nordwestlichen Ende der Grabkammer lag ein Deckstein in originaler Lage. Der zweite Deckstein lag in zwei Stücke gespalten neben dem Grab. Um das Grab herum befand sich ein "Steinpflaster", vermutlich der Rest des Grabhügels.


Das Großsteingrab von Westen
Foto: W. Ebert

1965 führte Horst Geisler vom Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam eine Ausgrabung durch. Er musste feststellen, dass die Grabanlage in früheren Zeiten bereits mehrfach durchwühlt worden war. Aus der Störung stammten Skelettreste eines Mannes und einer Frau, Scherben eines Trichterbechers und anderer Gefäße, Gefäßreste der Kugelamphorenkultur, Bruchstücke von zwei Spinnwirteln sowie Querschneider und Klingen aus Feuerstein. In einigen Scherben befanden sich Abdrücke von Getreidekörnern. Außerhalb des Grabes wurden Scherben eines weiteren Trichterbechers sowie ein beschädigter Feuersteindolch gefunden. Nach der Ausgrabung wurde das Grab durch Aufsetzen des gespaltenen zweiten Decksteines rekonstruiert.


Erläuterungstafel Großsteingrab
Foto: H. Domnick

Als die Ausgräber die beiden Bruchstücke des zweiten Decksteines neben dem Grab freilegten, fanden sie diese eingebunden in das Fundament einer Mauer, die im Mittelalter (wahrscheinlich im 14. Jahrhundert) angelegt worden war, als hier zeitweise die Grenze zwischen dem brandenburgischem und dem pommerschem Herrschaftsbereich verlief.
Die heutige Landstraße ist Teil einer alten Heerstraße, die von Angermünde nach Stettin führte. Diese sollte hier offenbar durch eine Straßensperre kontrolliert werden.
Die "Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße" hat auf einer im Dorf aufgestellten Erläuterungstafel das Bodendenkmal ausführlich und anschaulich beschrieben.

Zum "Hünengrab von Mürow" gibt es mehrere Sagen und Geschichten.Ein weiteres Großsteingrab wird bereits im 18. Jahrhundert in den Welsower Töpferbergen erwähnt.
 

Vom Spätmittelalter bis heute

Zum ersten Male wird das Dorf in den Verhandlungen über die Abtretung eines Teiles der Uckermark an Pommern in den Jahren 1354/55 und 1370. Damals kommt "Murow" zu Pommern und wird deshalb auch im Landbuch Karls IV. 1375 nicht genannt. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gab es in Mürow drei größere Besitzanteile. Da waren erstens Mattis und Achim Wusterow to Murow, die 1469 als Pommerschen Vasallen dem Kurfürsten von Brandenburg den Huldigungseid leisteten. Sie besaßen ihren Besitz offensichtlich schon vor 1428. Dann war zweitens ein Richter Görlitz zu Angermünde und Gartz, der seinen Anteil auch schon längere Zeit besaß und schließlich drittens eine Familie Elsholtz, die ihren Besitzanteil 1473 an die v. Wustrow veräußerten, von denen er aber schon 1477 an die v. Greiffenberg zu Kuhweide überging. Etwa zu diesem Zeitpunkt verlieh der Kurfürst Johann Cicero an Wilke und Hans v. Greiffenberg das halbe Dorf mit 43 Hufen.
Nach dem Hufenregister von 1527 besaß das Dorf insgesamt 66 Hufen.


Kirche und Dorfteich / W. Ebert

1532 wird Otto v. Arnim zu Mürow mit dem ganzen Dorf belehnt, mit Ausnahme von 5 Hufen, die der Stadt Angermünde gehörten. 1577 übernahmen die Arnims auch diesen städtischen Besitz, nachdem bereits 1505 Valentin v. Arnim die Elsholtzschen Lehnstücke, die an das Kloster Chorin verpfändet worden waren, eingelöst hatte.Aber schon 1585 bestanden wieder zwei Rittersitze in "Mirow" oder "Murow", die sich 1602 im Besitz von Jobst v. Arnim (6 Bauern und 4 Kossäten) und der Claus v. Arnimschen Erben (7 Bauern und 4 Kossäten) befanden. Der erstere Rittersitz ging 1619 an Hans v. Sydow zu Schönfeld.


Gutshof mit Brennerei / W. Ebert

Während des 30jährigen Krieges (1618-48) wurde Mürow stark geschädigt. Als Karl Ludwig v. Diringshofen , dessen Vorfahren 1650 einen Teil des Dorfes erworben hatten, 1687 in Besitz des ganzen Dorfes kam, gab es nur 4 besetzte Bauernstellen mit 12 Hufen und 2 Kossäten. Die Obrigkeit hatte den wüsten Bauernacker unter Pflug und die Äcker der Kossäten zu Koppeln und Wiesen gemacht.
Bis 1800 übernahm die Familie v. Arnim zu Zichow schließlich schrittweise das gesamte Dorf. Der Ort hatte um diese Zeit etwa 250 Einwohner. 1805 ist der Besitzer der Landrat v. Arnim zu Neuensund. Seine Nachkommen besaßen das Gut bis 1945.

1945/46 wurden im Zuge der Bodenreform 1304 ha enteignet und 950 ha an ortsansässige Landarbeiter, vor allem aber an Flüchtlinge aufgeteilt.
Die 1957 gegründete Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III umfasste 1960 67 Mitglieder und bewirtschaftete 536 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Daneben existierten noch 2 Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften vom Typ I, die mit 75 Mitgliedern 395 ha Fläche nutzten. Sie schlossen sich 1968 der LPG Typ III an. 1976 erfolgte der Zusammenschluss mit der LPG in Frauenhagen, aus der ein Jahr später die LPG Tierproduktion Frauenhagen in Mürow hervor ging.


Alte Schmiede / W. Ebert

1990 löste sich die LPG auf und es entstand ein neuer Großagrarbetrieb, die "GmbH Landprodukte Mürow - Frauenhagen" mit Sitz in Mürow. Der Betrieb hat 35 Belegschaftsangehörige.

Am 27.07.1992 gründeten 21 Dörfer im Umfeld von Angermünde und die Stadt Greiffenberg das Amt Angermünde-Land.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform im Land Brandenburg ergaben sich weitere große kommunale Veränderungen. Am 26.10.2003 schlossen sich die Gemeinden des Amtes Angermünde-Land mit der Stadt Angermünde zusammen. Mürow verlor damit seine Selbstständigkeit und wurde zum Ortsteil von Angermünde.
Mürow hat heute ca. 390 Einwohner.
 

Ortsbeschreibung

Mürow ist ein typisches Angerdorf aus der deutschen Kolonisationszeit. Da der Name slawischen Ursprungs ist, kann eine ältere slawische Grundlage der Siedlung angenommen werden.
Bis 1945 war Mürow ein ausgesprochenes Gutsdorf. Noch heute bestimmen große Scheunen, Ställe und typische Landarbeiterhäuser das Dorfbild.


Kirche mit Friedhofportal
Foto: W. Ebert

Chorseite der Kirche
Foto: W. Ebert

Altar der Mürower
Kirche / W. Ebert

Das Hauptpanorama von Mürow ist aber der 1 ha große Dorfteich mit der Ansicht der Kirche. Es ist eine der größten Kirche in der Umgebung. Der aus gleichmäßigen Feldsteinquadern gefertigte Bau entstand in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Er besteht aus einem sehr breiten Schiff, einem stark eingezogenen Chor und einen schiffbreitem Westturm. Im Jahre 1822 wurde der alte Turmaufbau abgetragen und 1887 (in anderen Beschreibungen 1897) erhielt er den gegenwärtigen quadratischen Backsteinturm, der auf einem, ebenfalls aus Backsteinen gemauerten Unterbau steht. Der achteckige Spitzhelm ist mit Spezialturmziegeln gedeckt. Es entstand so eine sehr ansehnliche und großzügige Turmhalle.


Renaissancekanzel von
1612 / W. Ebert

Der nicht sehr große, aber reich ausgestattete und in schwungvollem Barock ausgeführte Altaraufbau stammt aus dem Jahr 1728. Er wurde von Johann Diestlow aus Prenzlau gefertigt. Im Hauptfeld befindet sich eine Kreuzigungsgruppe und in der Predella (Sockelzone) das Abendmahl in einer sehenswerter eigenwilliger Darstellung. Im Oberteil finden wir den auferstehenden und darüber als Krönung den gen Himmel fahrenden Christus. Der Altar wird von reichem Akanthusdekor begrenzt.


Hölzerne Taufe / W. Ebert

Aus dem Jahre 1612 stammt die Renaissancekanzel mit polygonem Korb, der mit Reliefschnitzereien (vier Evangelisten) verziert ist. Der Korb ist an dem stützenden Unterbau mit vier geschweiften Konsolbügeln verbunden, auf denen die Postamente der kleinen korinthischen Ecksäulchen ruhen.

Die achteckige hölzerne Taufe ist eine schöne Holzschnitzarbeit aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das große messinggetriebene Taufbecken zeigt am Grunde die Verkündigung der Mariä und auf dem Rand in zehnfacher Wiederholung einen von Hunden verfolgten fliehenden Hirsch.

An der Wand rechts des Altars steht ein Figurengrabstein eines Mädchens (gestorben 1585) aus der Familie v. Arnim. Er zählt zu den ältesten Grabsteinen der Uckermark.
Der für das kleine Dorf relativ große Friedhof hat viereckige Form. Er besitzt eine Feldsteinumrandung mit einem rundbogigen Renaissanceportal. Letzteres ist jetzt zugemauert und in einem desolate Zustand.


Gutshaus / aus Homepage
Heimatverein, verändert

Das Gutshaus (im Dorf auch als Schloss bezeichnet) ist ein einfacher massiver Putzbau, bestehend aus einem zweistöckigen Hauptbau, der an den Enden mit kurzen Querflügeln besetzt ist. Der äußerst schlichte, fast ohne jegliche Architekturformen errichtete Bau ist mit einem über die einstöckigen Flügel herabgeschleiften Mansarddach gedeckt. Das Gutshaus dürfte aus dem 17. Jahrhundert stammen.

Der mit verschiedenen Bäumen und seltenen Sträuchern bestandene ehemalige Gutspark wurde schon 1954 als Landschaftsschutzgebiet erklärt.

Quellen und Literatur:

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2006