Lunow

Ortsbeschreibung

Geschichte

In slawischer Zeit bestand in Lunow ein ringförmiges Fischerdorf, ein Kietz.
Um 1210 stießen die Askanier unter Markgraf Albrecht II. bis nach Oderberg vor und errichteten hier zwischen 1211 und 1214 auf dem Albrechtsberg die erste deutsche Burganlage. In der Folgezeit kam es dann zu einer planmäßigen Besiedlung der Gegend mit deutschen Bauern. Die Slawen, die sich nicht zum christlichen Glauben bekannten, wurden in den Spreewald umgesiedelt.


Wohnhaus der ehem. Meierei heute
Foto: W. Ebert (2005)

In Lunow wurde zuerst ein einzelner Herrenhof (Rittersitz), der spätere "Alte Hof", nördlich des Kietzes gelegen, errichtet. An seine Stelle trat die "Meierei", die gegenüber der Kirche gelegen hat. Im weiteren Verlauf der Kolonisation erfolgte der Ausbau des deutschen Straßendorfes mit der Kirche. 1313 wird erstmals eine Mühle urkundlich erwähnt. 1315 schenkte Markgraf Waldemar den Kietz und den "Alten Hof" dem Kloster Chorin. Das Dorf Lunow selbst gehörte zur Burg Oderberg. Johannes v. Wulkow besaß in Lunow einen Lehnhof, der ab 1413 mehrfach den Besitzer (z. B. v. Ahlim, v. Arensdorf und v. Kloth) wechselte.
Der Besitz des Klosters Chorin, der Kietz Lunow und der Alte Hof, wurde 1536 vom Kurfürsten Joachim II. zusammen mit dem Dorf Stolzenhagen angekauft und im gleichen Jahr dem Hauptmann von Oderberg, Wolf v. Fronhöfer, überlassen. 1602 verkaufte Wilhelm v. Fronhöfer auf Stolzenhagen den Kietz mit 5 Kossätendiensten, der Wassermühle und allen Ländereien an den Amtmann von Neuendorf, Jobst v. Oppen. Nachdem dieser 1628 verstorben war, wurde ein kurfürstliches Amt unter einem Amtschreiber eingerichtet und dem Joachimsthalschen Schulamt zugewiesen. Damit kam Lunow zum Schulamt Neuendorf. Noch im 19. Jahrhundert bestand das Amt Neuendorf und zwar aus den Vorwerken Neuendorf und Steinberg sowie den Dörfern Lunow und Hohensaaten.

Im 30jährigen Krieg wurde auch Lunow stark in Mitleidenschaft gezogen. Öde Felder und Gehöfte blieben zurück. 1636 schleppten schwedische Soldaten die Pest ein, der viele Bewohner zum Opfer fielen. Positiv scheinen sich hingegen die Meliorationsarbeiten 1746-1753 unter Friedrich II. im Oderbruch ausgewirkt zu haben. Der Schlamm und die "giftigen Dünste" verschwanden, sauberes Wasser floss am Ort vorbei und förderte die Gesundheit der Bewohner.


Lunow - Ortsbild / W. Ebert (2005)
Im Laufe der Jahrhunderte wandelte sich der Ort vom Fischer- zum Agrardorf. Besonders bedeutsam für Lunow war der im 18. Jahrhundert durch Einwanderer mitgebrachte Tabakanbau. Seitdem war der Wohlstand des Dorfes eng mit dieser Pflanze verbunden. 1772 verlängerte man das Dorf durch neue Gehöfte nach Süden hin.
Vermutlich war es nach der verlorenen Schlacht bei Friedland (14.6.1807), als zahlreiche preußische Soldaten und andere Flüchtlinge an der Oder ankamen und von Lunower Fischern übergesetzt wurden. Man sprach davon, dass auch König Friedrich Wilhelm III. in Begleitung seines Stabes hier über die Oder gebracht worden sei. In Anerkennung dieser mutigen Tat erhielt der Ort Lunow 1811 das "Goldene Zivilehrenzeichen 1. Klasse" verliehen. Es wurde in den 1812 gestifteten Abendmahlkelch eingelassen. 1830 ist diese Auszeichnung zum "Deutschen Adlerorden 4. Klasse" erhoben und 1907 der Gemeinde als Erinnerung an die Rettungsaktion vor hundert Jahren die goldene Königsmedaille verliehen worden.
Im Zuge der Aufhebung der Erbuntertänigkeit wurde 1824 - 1829 ein Drittel der bäuerlichen Ländereien an das Schulamt Neuendorf abgetreten, welches darauf das Vorwerk Steinberg, zwischen Lunow und Lüdersdorf gelegen, errichtete.

Durch freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Lunow und Stolzenhagen entstand am 1. März 2002 die neue Gemeinde Lunow-Stolzenhagen.
 

Ortsbeschreibung

Lunow ist ein sehenswertes Dorf am östlichen Rand Brandenburgs, unmittelbar an der Oder gelegen.


Kleine rundbogige
Doppelfenster
im Turm
Foto: W. Ebert (2005)

Dorfkirche Lunow
Südseite des
Kirchenschiffs
W. Ebert (2005)

Die Dorfkirche ist ein frühgotischer Feldsteinbau mit einem breiten, beiderseits 65 cm vorspringenden Westturm aus dem 13. Jahrhundert. Sie soll um 1250 errichtet worden sein, wofür es aber keinerlei Beweise gibt. Im 18. Jahrhundert richteten mehrfach schwere Gewitter Schäden an. So wurde der Kirchturm 1734 und 1748 vom Blitz getroffen und auch das Innere der Kirche erlitt schwere Schäden. Der quadratische Backsteinturm stammt aus dem Jahr 1751; er steht auf dem Mittelteil des alten. 1945 wurde die Kirche beschossen und der Turm schwer beschädigt. Es musste viel repariert werden. 1997 wurde die Turmspitze abgenommen und saniert.
Die einst hohen und schmalen Fenster wurden 1848 umgebaut, verbreitert und mit Backstein im Rundbogen umrahmt. Eine Besonderheit besteht darin, dass aus dem ersten und fünften Fenster zwei kleine, übereinander stehende Fenster, die den Längsemporen im Inneren entsprechen, angeordnet wurden. Auch im Turm sind solche Fenster. Den schönen Kanzelaltar mit üppigem vegetabilischem Schnitzwerk schuf 1720-25 der aus Morin/Neumark stammende Heinriche Bernhard Hattenkerell.


Friedhofsportal mit den 3 Engeln, W. Ebert (2005)

Auf dem Friedhofsportal befinden sich drei Engel. Um sie rankt sich folgende Legende: Als 1866 auch in Lunow die Cholera wütete und viele Menschen dahin raffte, blieb nur ein Dorfteil an der Kirche, der sog. Winkel, von der Seuche verschont. Ein Bürger soll in dieser Zeit im Mondschein drei Engel gesehen haben, die dem "Sensenmann" den Eingang zum Winkel verwehrt hätten. Aus Dankbarkeit haben Bürger 1885 die drei Engel auf das Portal gesetzt.
Lunow ist ein traditionsbewusstes Dorf und der vorherige Pfarrer betrieb Heimat- und Ahnenforschung. Aus Anlass der 725-Jahrfeier wurde der Dachboden des Kindergartens ausgebaut und hier ein Dorfmuseum eingerichtet.


Lunow - Fachwerkhaus im Dorfzentrum
W. Ebert (1998)

Im Dorf gibt es zahlreiche schmucke Fachwerkhäuser.
 

Literatur u. a. Grundlagen:
Dehio, G.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Die Bezirke
     Cottbus und Frankfurt/Oder. Akademie-Verlag, Berlin 1987
Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde. Vossische
     Buchhandlung, Berlin , 1929
Internet: Seiten der Gemeinde Lunow und des Evangelischen
     Pfarramtes Lunow

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2005