In slawischer Zeit bestand in Lunow ein ringförmiges Fischerdorf, ein Kietz.
Um 1210 stießen die Askanier unter Markgraf Albrecht II. bis nach Oderberg vor und errichteten hier zwischen 1211 und 1214 auf dem Albrechtsberg die erste deutsche Burganlage. In der Folgezeit kam es dann zu einer planmäßigen Besiedlung der Gegend mit deutschen Bauern. Die Slawen, die sich nicht zum christlichen Glauben bekannten, wurden in den Spreewald umgesiedelt.
In Lunow wurde zuerst ein einzelner Herrenhof (Rittersitz), der spätere "Alte Hof", nördlich des Kietzes gelegen, errichtet. An seine Stelle trat die "Meierei", die gegenüber der Kirche gelegen hat. Im weiteren Verlauf der Kolonisation erfolgte der Ausbau des deutschen Straßendorfes mit der Kirche. 1313 wird erstmals eine Mühle urkundlich erwähnt. 1315 schenkte Markgraf Waldemar den Kietz und den "Alten Hof" dem Kloster Chorin. Das Dorf Lunow selbst gehörte zur Burg Oderberg. Johannes v. Wulkow besaß in Lunow einen Lehnhof, der ab 1413 mehrfach den Besitzer (z. B. v. Ahlim, v. Arensdorf und v. Kloth) wechselte.
Der Besitz des Klosters Chorin, der Kietz Lunow und der Alte Hof, wurde 1536 vom Kurfürsten Joachim II. zusammen mit dem Dorf Stolzenhagen angekauft und im gleichen Jahr dem Hauptmann von Oderberg, Wolf v. Fronhöfer, überlassen. 1602 verkaufte Wilhelm v. Fronhöfer auf Stolzenhagen den Kietz mit 5 Kossätendiensten, der Wassermühle und allen Ländereien an den Amtmann von Neuendorf, Jobst v. Oppen. Nachdem dieser 1628 verstorben war, wurde ein kurfürstliches Amt unter einem Amtschreiber eingerichtet und dem Joachimsthalschen Schulamt zugewiesen. Damit kam Lunow zum Schulamt Neuendorf. Noch im 19. Jahrhundert bestand das Amt Neuendorf und zwar aus den Vorwerken Neuendorf und Steinberg sowie den Dörfern Lunow und Hohensaaten.
Im 30jährigen Krieg wurde auch Lunow stark in Mitleidenschaft gezogen. Öde Felder und Gehöfte blieben zurück. 1636 schleppten schwedische Soldaten die Pest ein, der viele Bewohner zum Opfer fielen. Positiv scheinen sich hingegen die Meliorationsarbeiten 1746-1753 unter Friedrich II. im Oderbruch ausgewirkt zu haben. Der Schlamm und die "giftigen Dünste" verschwanden, sauberes Wasser floss am Ort vorbei und förderte die Gesundheit der Bewohner.
Durch freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Lunow und Stolzenhagen entstand am 1. März 2002 die neue Gemeinde Lunow-Stolzenhagen.
Lunow ist ein sehenswertes Dorf am östlichen Rand Brandenburgs, unmittelbar an der Oder gelegen.
Die Dorfkirche ist ein frühgotischer Feldsteinbau mit einem breiten, beiderseits 65 cm vorspringenden Westturm aus dem 13. Jahrhundert. Sie soll um 1250 errichtet worden sein, wofür es aber keinerlei Beweise gibt. Im 18. Jahrhundert richteten mehrfach schwere Gewitter Schäden an. So wurde der Kirchturm 1734 und 1748 vom Blitz getroffen und auch das Innere der Kirche erlitt schwere Schäden. Der quadratische Backsteinturm stammt aus dem Jahr 1751; er steht auf dem Mittelteil des alten. 1945 wurde die Kirche beschossen und der Turm schwer beschädigt. Es musste viel repariert werden. 1997 wurde die Turmspitze abgenommen und saniert.
Die einst hohen und schmalen Fenster wurden 1848 umgebaut, verbreitert und mit Backstein im Rundbogen umrahmt. Eine Besonderheit besteht darin, dass aus dem ersten und fünften Fenster zwei kleine, übereinander stehende Fenster, die den Längsemporen im Inneren entsprechen, angeordnet wurden. Auch im Turm sind solche Fenster. Den schönen Kanzelaltar mit üppigem vegetabilischem Schnitzwerk schuf 1720-25 der aus Morin/Neumark stammende Heinriche Bernhard Hattenkerell.
Auf dem Friedhofsportal befinden sich drei Engel. Um sie rankt sich folgende Legende: Als 1866 auch in Lunow die Cholera wütete und viele Menschen dahin raffte, blieb nur ein Dorfteil an der Kirche, der sog. Winkel, von der Seuche verschont. Ein Bürger soll in dieser Zeit im Mondschein drei Engel gesehen haben, die dem "Sensenmann" den Eingang zum Winkel verwehrt hätten. Aus Dankbarkeit haben Bürger 1885 die drei Engel auf das Portal gesetzt.
Lunow ist ein traditionsbewusstes Dorf und der vorherige Pfarrer betrieb Heimat- und Ahnenforschung. Aus Anlass der 725-Jahrfeier wurde der Dachboden des Kindergartens ausgebaut und hier ein Dorfmuseum eingerichtet.
Im Dorf gibt es zahlreiche schmucke Fachwerkhäuser.
Literatur u. a. Grundlagen:
Dehio, G.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Die Bezirke
Cottbus und Frankfurt/Oder. Akademie-Verlag, Berlin 1987
Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde. Vossische
Buchhandlung, Berlin , 1929
Internet: Seiten der Gemeinde Lunow und des Evangelischen
Pfarramtes Lunow
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2005