Die mittelalterlichen Urkunden über Liepe unterscheiden zwischen zwei Dörfern, dem Dorf Hohenliepe (Lypa superior) und Niederliepe (Lypa inferior). Es war ein altes slawisches Siedlungsgebiet, das 1233 als "terra Lipana" (das Land um den Ort Liepe) bezeichnet wurde. Hohenliepe lag nahe dem heutigen Forsthaus Liepe, wo man die mittelalterliche Siedlung fand. Das Dorf lag an der bedeutenden Handelsstraße, der "Via Vinowe", die auf der Höhe über der Finow von Niederfinow nach Oderberg führte. Spätestens seit der Gründung des Klosters Mariensee auf dem Pehlitzwerder führte von dort aus eine Straße nach Liepe. Hohenliepe war damals ein wichtiger Straßenknoten.
Das alte Dorf Niederliepe muss etwa bei der heutigen Kirche gestanden haben.
Das von Slawen bewohnte Land fand schon sehr früh das Interesse kirchlicher Einrichtungen. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass das Land, welches der älteste bekannte Besitzer jener Gegend, der Bischof von Cammin, 1233 dem Kloster Gottesstadt in Oderberg übereignete, zum Dorfgebiet gehörte. Sicher besaß das Kloster Mariensee 1267 den östlichen Teil des Dorfgebietes. Im Jahre 1267 hatten die Askanier den Mönchen Äcker der Dörfer Liepe verbrieft, die 1308 dem Kloster Chorin geschenkt wurden. 1335 waren beide Dörfer noch genannt worden, danach aber Hohenliepe eingegangen, vermutlich infolge der zwischenzeitlichen Verlegung der Via Vinowe.
Feldsteinkirche vernichtete, ging es nur langsam aufwärts. Erst mit dem Bau des Finowkanals, vor allem dem 1767 gesch1375 existierte nur noch Niederliepe, und zwar noch immer als slawisches Dorf ohne Hufenverfassung.
Es bestand aus 23 Häusern und einem Krug. Es wurde meist von Fischern bewohnt. Westlicher Teil des Dorfes Liepe Luftbild: W. Ebert (2004) |
Liepe blieb bis zur Säkularisierung beim Kloster und wurde danach dem kurfürstlichen Amt Chorin zugeordnet. Nach einem 1573-1577 aufgestellten Erbregister des Amtes sind in Liepe nur 3 Ackerbauern vorhanden, die keine Hufen, sondern nur Äcker haben. 15 Fischer einschl. einem Töpfer (Kossäten) machen das Gros der Bevölkerung aus.
Nach dem 30jährigen Krieg, der viel Unheil schuf und die alte affenen neuen Kanal zwischen Niederfinow und dem Lieper See mit der Lieper Schleuse, und der Urbarmachung des Niederoderbruchs ging es trotz aller Belastungen durch das Amt Chorin aufwärts. Beim Ortsteil Neuliepe ließen sich ehemalige Soldaten als Büdnerkolonisten nieder.
Besaß Liepe 1774 noch 290 Einwohner, so stieg deren Zahl 1816 auf 567 und 1860 auf 1171. Die letztere sehr hohe Ziffer erklärt sich aus der inzwischen eingetretenen Industrialisierung des Ortes. Er entwickelte sich zum Handelsplatz, vor allem für polnisches und russisches Holz, und 1851 und 1855 entstanden hier zwei Dampfschneidemühlen. Außerdem brachte das Geschäft mit Feldsteinen, die als Pflastersteine nach Berlin verschifft wurden, dem Ort Vorteile.
Bei der Gründung schenkten die Landesherren dem Kloster umfassende Waldungen, die bis an das Niederoderbruch heranreichten. Die Verwaltung oblag bis 1676 einem Heidereiter des Amtes Chorin. Da dieser in Liepe wohnte, erhielt das Waldgebiet auch die Bezeichnung Lieper Forst. Danach befand sich hier auch die Oberförsterei. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kaufte Oberförster Bertikow deren Gebäude auf und wandelte sie in einen privaten Gutshof um. Dazu baute er 1811 etwa 1,5 km nördlich von Liepe das Vorwerk Charlottenhof, welches 1817 in Charlottenthal umbenannt und Ende des letzten Jahrhunderts abgebrochen wurde. Im 19. Jahrhundert betrug die Gutsfläche über 1000 Morgen Land. Seit 1953 wurde das Gut durch die LPG bewirtschaftet.
1995 übernahm das Ökologische Berufsförderungs-, Bildungs- und Forschungswerk Brandenburg e. V. die Gutsgebäude und nutzte sie zu Schulungszwecken. Später wurden sie Eigentum der Gemeinde Liepe. Sie sollen nunmehr, restauriert und ausgebaut, der Entwicklung des Tourismus in der Gemeinde dienen.
Heute bewirtschaftet der Betrieb "Weidewirtschaft Liepe e. G." den Großteil der Grünflächen. Die Verarbeitung und Vermarktung des sog. Lieper Weidefleisches hat als Tochtergesellschaft ein eigenständiger Betrieb am Ort übernommen.
Zwischen Eberswalde und Oderberg liegt, angeschmiegt an den Hang des Lieper Endmoränenbogens, das Straßendorf Liepe. Unmittelbar südlich davon beginnen die ausgedehnten Feuchtwiesen des Niederoderbruchs.
Im Dorfkern stehen noch einige alte Fachwerkhäuser, in denen vor Jahrhunderten Fischer, Schiffer und Bauern lebten.
Die Dorfkirche wird als Feldsteinkirche erstmals 1644 erwähnt. Sie wurde im 30jährigen Krieg zerstört und nach 1712 abgerissen. Der Neubau erfolgte ein Jahr später als Fachwerkkirche. Ihr quadratischer, von unten an aus Fachwerk errichteter Turm endete in einer viereckigen, geschlossenen Laterne mit geschweifter Haube. Die Wetterfahne zeigte das Wahrzeichen der Lieper Gemeinde: einen Karpfen. 1944 brannte die Kirche vollständig nieder. Ihr Neubau erfolgte 1951 nach dem Vorbild des Vorgängerbaus. Im schlichten Inneren befindet sich an der Wand hinter dem Altar ein hölzernes Kruzifix aus der zweiten Hälfte des 18. Jh. Die Kirche ist jetzt gesellschaftlicher Mittelpunkt des Dorfes, in ihr finden regelmäßig verschiedene kulturelle Veranstaltungen statt.
Am Flüsschen Alte Finow wurde 1894/95 ein Schöpfwerk gebaut. Durch Anstauen bzw. Abpumpen des Wassers der Alten Finow wird der Wasserstand im Niederoderbruch reguliert und der Boden vor Austrocknung oder Vernässung geschützt. Das erste Schöpfwerk war mit Dampf betrieben worden. Nach der Rekonstruktion 1927 erreicht das Werk, nun mit Elektromotoren ausgestattet, eine Förderleistung von 2 000 Liter je Sekunde.
Sehenswert ist auch die Lieper Schleuse, die 1767 mit dem Bau des Finowkanals entstand. Liepe ist ein idealer Ausgangspunkt für erlebnisreiche Wanderungen und Naturbeobachtungen.
Literatur:
• Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde. Vossische Buchhandlung, Berlin , 1929
• Landschaften in Deutschland - Werte der deutschen Heimat.
Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau Verlag, 2002
Link: www.liepe-barnim.de
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2005