Liebenthal

Geschichte | Ortsbeschreibung | Dorfkirche

 

Geschichte

Nach dem Inventar des Schlosses Liebenwalde von 1495 und dem Erbregister des Amtes Liebenwalde von 1589 war Liebenthal eine mittelalterliche Wüstung über die nichts Näheres bekannt ist. Im Landbuch (1375) wird der Ort nicht genannt. Er muss also schon lange wüst gewesen sein. Anfangs des 16. Jahrhunderts ist in Liebenthal eine Schäferei bezeugt. Auch das Schulzengericht des ehemaligen Dorfes, zu dem 2 Hufen auf dem wüsten Ort und 2 Stücke Acker gehörten, existierte noch. Es war mit dem zu Liebenwalde verbunden und befand sich im Besitz der Schrapsdorfs. Darauf gehörte es Klaus Kleist. 1589 war Liebenthal Amtsvorwerk von Liebenwalde mit 46 Hufen. Das auf dessen Feldmark liegende Schulzengericht gehörte zum Gut des Amtmanns Heinrich von Sandersleben in Liebenwalde. 1642 fiel es dem Kurfürsten zu und kam zum Amt Liebenwalde. Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann die Wiederbesiedlung Liebenthals. Es ging jedoch sehr langsam vor sich. Zur Zeit des Alten Fritz kamen noch 11 Kolonisten hinzu, so dass das Dorf zum Ende des 18. Jahrhunderts insgesamt 310 Seelen zählte.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts war das Vorwerk Pachtbesitz der Familie Bötticher. 1775 musste der Amtmann Lucas Bötticher die Pacht aufgeben. Das Vorwerk wurde mit der Domäne Hammer vereinigt und durch einen Verwalter bewirtschaftet. 1888 kam es zum Verkauf. Die Gebäude wurden abgebrochen, der Acker zum größten Teil von der Forstwirtschaft zur Anpflanzung übernommen. Einen Teil kauften 41 Liebenthaler Einwohner. Die zum Vorwerk gehörige Schäferei Prötze verschwand ganz.

 

Ortsbeschreibung


Liebenthal: An der Dorfstrasse / W. Ebert

Liebenthal ist heute ein sehr ansehnlicher Ort, der seinen dörflichen Charakter weitgehend erhalten hat. Häuser aus den vergangenen zwei Jahrhunderten, schön renoviert und liebevoll gepflegt, beherrschen das Ortsbild. Eine kleine, aber gemütliche Gaststätte sorgt für das Wohl der zahlreichen Gäste. Liebenthal setzt heute auf den Tourismus, und wahrlich, man kann sich hier wohlfühlen.
Die Attraktion von Liebenthal aber sind seine Pferdegatter und der Haustierpark. 1992 kam eine aus 10 Stuten bestehende Gruppe Przewalskipferde aus den Zoologischen Gärten Köln, München/Hellabrunn und Nürnberg nach Liebenthal. Sie


Liebenthaler Pferde / W. Ebert
sollten in einem Semireservat auf ihre Wiedereinbürgerung vorbereitet werden. Da eine Wiedereinbürgerung in der Mon- golei noch immer schwierig ist, wurden die Semireservate immer mehr von einem "Trainingslager" zu Flächen der Unter- bringung von Stutenherden, gewisser- maßen als Außenstellen der Zoos, da die Haltungskapaziäten der Zoos erschöpft sind. Aus Artenschutz wurde eine touristische Attraktion.

 


Liebenwalder Lindenallee
Foto: W. Ebert




1996 kamen die in Liebenthal verbliebenen Przewals- kipferde in Obhut eines Liebenthaler Landwirtes. Der neue Besitzer des inzwischen hier entstandenen Haustierparks betreut seit 1996 auch eine Pferdeherde von 87 Tieren. Es handelt sich dabei um eine Kreuzung von Fjordpferden und Koniks (polnische Panjepferde) unter "harten Selektionbedingungen", die den Namen "Liebenthaler Pferde" erhielten.

Der Haustierpark und das Gatter der Przewalskipferde liegt etwa 1 km vom Ort entfernt am Rande des Waldes. Die Liebenthaler Pferde stehen in einer Wiesen- landschaft, die schon zur Havelniederung gehört. Ein etwas längerer, aber schöner Wanderweg führt nach dort. Einige der Pferde kann man aber auch am Haustierpark besichtigen. Der Park, der viele Besucher nach Liebenthal lockt, ist ganzjährig täglich von 10.00 - 17.00 Uhr geöffnet. Erwähnt werden muss schließlich noch die herrliche Baumalle, die die Straße von Hammer nach Liebenthal ziert. Diese Lindenallee dürfte zu den schönsten im ganzen Raum zählen.

 

Dorfkirche


Liebenthal: Dorfkirche
Foto: W. Ebert
1792/93 ließ Friedrich Wilhelm II. auf dem Fundament der alten Kirche des wüsten Dorfes, die damals noch vorhanden waren, einen unansehnlichen Fachwerkbau mit Dachreiter als Gotteshaus errichten. Der damalige Lehrer Rietze, der ein gelernter Stubenmaler war, besorgte die Ausmalung. Er schmückte das ganze Innere mit Graburnen, die von Blumengewinden umrankt waren. Das ergab ein sonderbares Aussehen. 1894 war die Kirche, deren Dachreiter man bereits hatte entfernen müssen, so altersschwach geworden, dass man sie nicht mehr benutzen durfte. Nach wenigen Monaten fiel die Ruine einem Schadensfeuer, das auf einem benachbarten Kossätenhof entstanden war, zum Opfer.
Um die Kirche mehr in der Mitte des Dorfes zu haben, tauschte die Gemeinde den bisheringen Dorfplatz gegen das Armenhausgrundstück ein. 1897 konnte die neue Kirche, ein für das Dorf repräsentativer Backsteinbau, eingeweiht werden.








Lit.: M. Rehberg : Liebenthal In: Weiß/Rehberg: Zwischen Schorfheide und Spree.

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003