Kerkow

Geschichte| Ortsbeschreibung


Geschichte

Der Name des Dorfes soll seinen Ursprung im Namen des alten Rittergeschlechts von Kerkow haben, das sich seit 1225 nachweisen lässt. Eine erste schriftliche Erwähnung fand Kerkow im Jahre 1236 mit Gerardus de Kerecowe und schon in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die stattliche frühgotische Feldsteinkirche erbaut. Urkundlich erwähnt wird es erstmalig im Jahre 1348 in einer Urkunde von Markgraf Woldemar (der Falsche) und eine erneute Bestätigung erfolgte durch Ludwig dem Römer im Jahre 1354. Von 1354 bis 1424 war Kerkow im Besitz der Herzöge von Pommern, ebenso wie Angermünde und andere Dörfer der Nachbarschaft. Danach gehörten zwar Anteile von Kerkow der Stadt Angermünde, wenn es auch kein reines Kämmereidorf war.


Kerkower Dorfansicht / W. Ebert

1577 erwarb v. Arnim einen Amtsanteil an Kerkow und hiermit sogleich das Recht zum Bau einer Windmühle und einer Schäferei. Geringer Einzelbesitz gehörte zwar auch in der Folgezeit noch der Stadt Angermünde, aber als Gutsherren erschienen doch die Arnims. 1610 gaben sie wieder Kerkow auf und Fritz v. Buch auf Polsen und Gölsdorf erwarb das Dorf. Der wiederum verkaufte es 1632 an den Oberstleutnant Valentin v. Redern, der gleichzeitig Görlsdorf erwarb. Seither ist das Dorf sehr eng an Görlsdorf gebunden.
Der 30-jährige Krieg hatte auch über Kerkow schwere Verwüstungen gebracht. Von 20 Bauernstellen waren 10 wüst.


Kerkower Dorfkirche / W. Ebert

Anfang des 19. Jahrhunderts baute der damalige Pächter, Otto Emil Sieg, das Gutshaus neu aus. Er begründete hier eine Merino-Stammzucht, heute die älteste in Brandenburg, und machte Kerkow zu einem bekannten Namen unter Schafzüchtern.
Der Gutsbezirk wurde im Jahre 1928 mit der Gemeinde vereinigt. 1946 wurden die 832 ha Gutsfläche im Zuge der Bodenreform enteignet, 368 ha hiervon wurden wieder aufgeteilt und 426 ha dem VE Gut übergeben. Dieses VE Gut wirtschaftete als ein Betrieb sowohl mit Tieren als auch mit Ackerbau, wenn auch später die Betriebszweige klar aufgeteilt wurden und es zu einer Zusammenarbeit mit Wolletz und Zuchenberg kam. Das Gutshaus diente in dieser Zeit als Verwaltungsgebäude, Speisesaal, Kulturraum und auch als Lehrlingswohnheim, sogar private Wohnungen befanden sich im Haus.
1993 erwarb die Familie Niedeggen Gutshof und Gutshaus. Es folgten die Restaurierung des ehemaligen Gutshauses sowie der Auf- und Ausbau des Landwirtschaftsbetriebes.


Ortsbeschreibung


Spitzbogenportal der
Dorfkirche / W. Ebert

Kerkow befindet sich unmittelbar nördlich von Angermünde in einer flachwelligen, offenen Landschaft. In einer Rinne zwischen Welseniederung und Mündesee gelegen, verkörpert es hinsichtlich seiner Lage ein charakteristisches ostdeutsches Kolonialdorf.

Dem Durchreisenden fallen besonders die Feldsteinkirche aus dem 13. Jh. und die ehemalige Gutsanlage auf.
Die Kirche gehört zu den besterhaltenen und schönsten Dorfkirchen der Uckermark. Es handelt sich um eine Chorquadratkirche mit einem schiffsbreiten Turm, dem im Jahre 1781 der neue quadratische verputzte Turmoberbau aus Backstein aufgesetzt wurde. Er hat sein heutiges Aussehen nach einem Blitzeinschlag in den 70er Jahren, wo er teilweise abgebrannt war, erhalten.


Gutshaus Kerkow / W. Ebert

Hervorzuheben ist die sorgfältige Bearbeitung des Mauerwerkes. Das betrifft auch die Einfassungen der Spitzbogenportale. Die Erbauer haben bei der Gestaltung der Portale sogar farbige Steine ausgesucht und angeordnet. Die Turmhalle und das Kirchenschiff sind mit einem breiten Rundbogen verbunden, und zwischen Schiff und Chor wölbt sich ein zugespitzter Triumphbogen. Eine Besonderheit ist die Deckenarchitektur im Chor aus dem 15. Jh. Diese bemerkenswerte Deckengestaltung ist in der Uckermark wohl einmalig. Das gleiche betrifft die Bemalung der Decken.


Sandstein-Altaraufsatz
Foto: W. Ebert

Eine Seltenheit ist auch der aus Sandstein gefertigte dreigeschossige Altaraufsatz aus dem Jahre 1596, wahrscheinlich der einzige dieser Art in der Uckermark. Dieser Altar ist über die Jahrhunderte wunderschön erhalten geblieben und ansehenswert. Genannt werden muss auch die schöne Bemalung der Kanzel. Die Taufe ist ein Werk späterer Zeit (1707) aus Holz mit flechtartigem Schmuck der 8 Seiten. Ihr Deckel endet oben in einer Krone.


Waffenepitaph / W. Ebert

An der Nordseite des Chores befindet sich ein Waffenepitaph mit dem v. Rederschen Wappen.

Die ehem. Gutsanlage, bestehend aus Gutsverwalterhaus (Wohnhaus), Wirtschaftshof mit viergeschossigem Speicher und Stallanlage, wurde komplett in die Liste der Denkmale des Landkreises Uckermark aufgenommen.
Der heutige gut funktionierende und vorzeigenswerte Landwirtschaftsbetrieb mit Ferienmöglichkeiten, Restaurant und Bioladen sind eine touristische Attraktion. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle!

Quellen und Literatur:
• Blunk, E. (Schriftleitung): Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde.
   Vossische Buchhandlung, Berlin, 1929
• Heubner, G.: Die Dorfkirchen in der Uckermark, Band II im Altkreis Angermünde.
   Schibri-Verlag, Milow, 2000
• Niedecken, B.: Das Gut Kerkow. Angermünder Heimatkalender des Jahres 1999.
   Verein für Heimatkunde e. V.
• Internetseiten der Stadt Angermünde
• Datenbank der Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V.

� Märkische Eiszeitstraße,W. Ebert, 2006