Landschaft

Urstromtal | Werbellinsee

Das Thorn-Eberswalder Urstromtal und die westliche Schorfheide

Nördlich des Lottschesees verändert sich der Charakter der Landschaft  zuse- hends. Das Gelände wird ebener und sandiger, der Laubholzanteil nimmt sichtbar ab. Er macht immer mehr reinen Kiefernforsten Platz. Wir haben das Wandlitz- Prendener Seengebiet verlassen und befinden uns jetzt im Thorn-Eberswalder Urstromtal.
  
Als vor etwa 15 000 Jahren infolge einer allgemeinen Erwärmung die Gletscher der Pommerschen Eisrandlage schmolzen, war dem Wasser der Abfluß nach Norden durch das noch vorhandene Inlandeis versperrt. Es floß vorrangig über das Oderbruch in das Berliner Urstromtal und von dort aus zur Nordsee. Später, als die Angermünder Rückzugsstaffel abtaute, bildete sich das Eberswalder Urstromtal und ermöglichte so den sandbeladenen Wassermassen den direkten Weg nach Westen. Es entstand eine breite Talsandebene aus Sanden und Kiesen. Solche Sande waren es auch, die nördlich der Prendener Endmoräne in vorhandenen Vertiefungen in höherer Mächtigkeit abgelagert wurden. So bieten sich hier bis heute gute Voraussetzungen für einen Sandabbau größeren Stils. Die aufgelassenen Abbaugruben füllten sich mit Wasser und sind sehr beliebte Badeseen. Da der Abbau noch nicht abgeschlossen ist, entstehen immer neue Baggerseen, die der Landschaft südlich von Ruhlsdorf den Namen "Land der wachsenden Wasser" verliehen.

Zu heftigen Disputen unter den Geologen kam es, als man feststellte, daß das Urstromtal zwischen Zerpenschleuse und Liebenwalde um 5 Meter höher liegt, als das normale Urstromtalniveau und so eine natürliche Wasserscheide bildet. Auch ist der Sand feinkörniger und ohne Kiesbeimengungen. Man glaubte lange, eine tektonische, eine durch Bewegung der Erdkruste entstandene Erscheinung vor sich zu haben. Erst neuere Untersuchungen brachten die Gewißheit, daß es sich hierbei um einen alten Schwemmkegel der Havel, die einst bis in dieses Gebiet eingedrungen war, handelt.

Die herbschöne und interessante Land- schaft des Urstromtales wird geprägt durch zwei bedeutende Wasserstraßen, den fast 400 Jahre alten Finowkanal und den 1914 eingeweihten Oder-Havel-Kanal.

Kurz nach der Überquerung des Oder- Havel-Kanals ändert sich erneut die Land- schaft, sie wird welliger und der Laubholz- anteil nimmt wieder zu. Wir befinden uns bei Klandorf bereits im Gebiet der Schorfheide. Am geologischen Aufbau der Umge- bung von Groß Schönebeck beteiligen sich - teilweise relativ kleinflächig - Sander, Grundmoränen und Dünen. Die Sanderfläche der Pommerschen Eisrandlage, die in der Schorfheide den größten Flächenanteil einnimmt, reicht bei Zerpenschleuse bis an das Urstromtal, von dem sie zerschnitten wurde. Es handelt sich um geschichtete Sande und Kiese, die die Gletscherwässer ins Vorland der Pommerschen Eisrandlage transportierten. Rund um Groß Schönebeck finden wir noch große Teile der Grundmoränenplatte, welche die zerfallenden älteren weichseleiszeitlichen Gletscher abgelagert hatten. Auf ihr finden wir mancherorts noch heute Eichen- und Buchenmischwälder, ähnlich denen, die einst hier die natürliche Waldgesellschaft bildeten. Nacheiszeitliche Ablagerungen finden wir in den zahlreichen Abflußrinnen, die oft noch von kleineren Seen durchsetzt und vielfach vermoort sind. Die besonders nördlich von Groß Schönebeck liegenden, bis zu 18 m hohen Bogendünen entstanden am Ende des Spätglazials während der Jüngeren Tundrenzeit (10 900 bis 10 200 v.u.Z.). Infolge einer Klimaverschlech- terung kam es damals zur Auflichtung der Wälder und zur Versteppung. Der ständig aus westlicher Richtung wehende Wind trieb vor allem aus der Havelniederung den feinen Sand auf den Schorfheidesander.

Das Relief der Schorfheide kann allgemein als flachwellig bis hügelig bezeichnet werden. Es fällt im Bereich des Sanders von der Endmoräne mit etwa 70 m über NN westlich von Joachimsthal bis auf 48 m bei Schluft und Liebenthal. Der gleichmäßige Abfall wird allerdings durch Dünenketten überdeckt und wird so dem Betrachter im Gelände nur stellenweise deutlich.

Klimatisch liegt das Gebiet der Schorfheide an der Südöstlichen Grenze des Mecklenburg-Brandenburgischen Übergangsklimas, welches sich zwischen dem Ostseeklima im Norden und dem Ostdeutschen Binnenlandklima im Süden erstreckt. Es hat damit weder ausgesprochen ozeanischen noch kontinentalen Klimacharakter, nach oben jedoch Tendenz zu letzterem.

 
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003