Finow


 

Seine Geschichte und Beschreibung seiner Ortsteile Heegermühle, Messingwerk, Eisenspalterei und Wolfswinkel, Sehenswertes

Geschichte

Finow ist heute ein Ortsteil von Eberswalde. Bis zum Jahre 1928 bestanden hier noch die beiden Gemeinden Heegermühle und Messingwerk sowie die beiden Gutsbezirke Eisenspalterei und Wolfswinkel. Sie wurden 1928 zu einer Landgemeinde Heegermühle vereint, die dann in Finow umbenannt wurde. Den Namen Finow erhielt die neue Landgemeinde nach ihrer Lage am Fluss Finow, der 1605/20 und 1743/46 seinen Ausbau zum Finowkanal erlebte und damit die Grundlage für die bedeutsame industrielle und siedlungsmäßige Entwicklung bildete.
[Der Name Finow ist nach Schlimpert (1984) nicht aus dem Slawischen erklärbar. Nach der Überlieferung zu urteilen liegt das mittelniederdeutsche Wort fino(u)we zugrunde, welches sich aus dem mnd. Grundwort ,o(u)we' (= Wasserlauf, Bach, Strom) und dem Bestimmungswort ,fin' (indoeuropäisch *pen = Schlamm, Sumpf, Wasser) zusammensetzt.]
1935 wurde Finow Stadt. Sie hatte zu diesem Zeitpunkt knapp 10.000 Einwohner. Obwohl in Finow große Rüstungsbetriebe bestanden, erlitt es kaum Schäden durch Kriegshandlungen. Mit dem Kriegsende besetzte die Sowjetarmee alle Werke, die Eigentümer wurden enteignet, die Betriebsanlagen teilweise vollständig demontiert. Ab 1946 begann der industrielle Wiederaufbau. 1955 produzierten in Finow das Walzwerk, der Rohrleitungs- und Apparatebau, die Chemische Fabrik Finowtal und die Papierfabrik Wolfswinkel als Volkseigene Betriebe (VEB). Mit der Bildung von volkseigenen Kombinaten wurde das Walzwerk Finow 1969 Teil des Bandstahlkombinates Eisenhüttenstadt. Handwerker, Gärtner und Bauern vereinigten sich mehr oder weniger freiwillig in Produktionsgenossenschaften (PGH, GPG, LPG). Als zusätzliche Wohngebiete für die Betriebsangehörigen entstanden 1966/74 das Neubauviertel Finow-Ost und ab 1978 das Max-Reimann-Viertel (jetzt Brandenburgisches Viertel) in Plattenbauweise.

 


 Wappen von
  Eberswalde-Finow
1970 erfolgte der Zusammenschluss von Eberswalde und Finow zur Stadt Eberswalde-Finow.
Ab 1990 wurden die Industriewerke und die Produktionsgenossenschaften wieder privatisiert. Viele Betriebe sind "abgewickelt"  worden. (Chemische  Fabrik, Rohrleitungsbau Walzwerk Eisenspalterei, Walzwerk Finow), oder haben sich stark verkleinern müssen, so dass Finow heute eine hohe Arbeitslosigkeit aufweist. 1993 fasste die Stadtverordnetenversammlung den Beschluss, Finow aus dem Stadtnamen zu streichen.
Eine wichtige Änderung für die Flächennutzung trat mit der Verfügbarkeit der durch den Abzug der GUS-Streitkräfte frei gewordenen Flächen ein. Der ehemalige Militärflugplatz der GUS-Streitkräfte in Finow kam wieder in Nutzung. Auf langfristige Sicht soll er zu einem Regionalflugplatz entwickelt werden. Gegenwärtig besteht die Nutzungsmöglichkeit für Geschäfts- und Sportflugzeuge.
Auf dem nördlichen Teil des Geländes (zu Finowfurt gehörig) befindet sich ein Erlebnispark Luftfahrt & Technik mit einer Luftfahrthistorischen Sammlung.

Im Jahr 2002 wurde auf dem aufgelassenen Industriegelände des Alten Walzwerkes die Landesgartenschau durchgeführt. Das nun als Familienpark bezeichnete Freizeitgelände erfreut sich allgemeiner Beliebtheit.

Der heutige Ortsteil Finow umfasst den gesamten westlichen Bereich des Eberswalder Siedlungsbandes. Dieser beginnt in Höhe des Drehnitzfließes bei Eisenspalterei und setzt sich über vier Kilometer nach Westen fort. Im Süden grenzt er an die Biesenthaler Heide und im Norden mit der Clara-Zetkin-Siedlung an den Oder-Havel-Kanal.

Erste sporadische Besiedlungsphasen des Finowtals in der Stein- und Bronzezeit können durch zahlreiche urgeschichtliche Fundstücke belegt werden. Nordwestlich des Ortes barg man 1890 z. B. auf Ziegeleigelände ein Depot der mittleren Bronzezeit, das 30 Bronzegegenstände enthielt. Bei Bauarbeiten in Messingwerk entdeckte man 1913 den ,Eberswalder Goldfund'. Bei diesem handelt es sich um einen aus 81 Goldgegenständen bestehenden, teils reich verzierten, bronzezeitlichen Fund, der heute zu den bedeutendsten seiner Art auf mitteleuropäischem Boden zählt.


Eberswalder Goldschatz / Nachbildung Museum
für Vor- und Frühgeschichte Berlin


 
 

 
  Er wird in das 9. Jh. v. Ch. datiert. In einem Tongefäß befanden sich 8 aus dünnem Goldblech getriebene und verzierte Schalen, 55 Schmuckspiralen, gedrehte Arm- und Halsbänder sowie Golddrähte und Barren als Rohmaterial mit einem Gesamtgewicht von 2,59 kg. Bis 1945 gehörte der Schatz zum Museum für Ur- und Frühgeschichte in Berlin, danach galt er als verschollen, bis 1991 bekannt wurde, dass er im Moskauer Puschkinmuseum deponiert ist. Das Eberswalder Museum stellt eine vom Kunstschmied Schwuchow gefertigte Nachbildung dieses Schatzes aus.






An der Fundstelle des Goldschatzes im
Ortsteil Finow wurde diese Gedenksäule errichtet.
Foto: W. Ebert

 

 Heegermühle

Der deutsche Ort Heegermühle (1294 Heghermole, 1375 Hegermuel, Hogermole, 1704 Hegermühle, 1780 Heegermühle), als der älteste Siedlungskern, entstand Mitte des 13. Jh. im Ergebnis der askanischen Kolonisation als Angerdorf an einer von vier wichtigen Furten der Finow (Steinfurth, Heegermühle, Eberswalde, Hohen-/Niederfinow), über die frühzeitig Handelsstraßen führten. Er hatte bis Mitte des 14. Jh. das Zollstättenrecht inne.
Die Urkunde von 1294 nennt außer einem Krug und einem markgräflichen Hof eine Heghermole, die dem Ort ihren Namen gab. [Dem Grundwort mole = Mühle ist das Bestimmungswort Hegher = heger beigefügt, das mittelniederdeutsch folgende Bedeutungen hat: 1. zinspflichtige Lehnsleute, 2. Heger, Heckenarbeiter (Schlimpert 1984)]. 1608 ließ der Kurfürst die Mühle durch einen Eisenhammer ersetzen. Die bereits vorhandene Kirche war bis 1316 Mutter-, dann aber bis 1855 Tochterkirche von Eberswalde.
Das Dorf Heegermühle verfügte 1375 über 38 Hufen Land, wovon der Pfarrer 4 und H. v. Anforde 4 Schulzenhufen auf dem Hof innehatte, einen Krug, eine Mühle und einen See. Um 1375 war der Ort aus markgräflichem Besitz in Privathände übergegangen, die während der folgenden Jahrhunderte wechselten. Erst 1606 erwarb der Kurfürst das Dorf zurück, um den Bau des ersten Finowkanals zu fördern. Die Dorfanlage (heutige Dorf- und Brückenstraße) blieb bis in das 19. Jh. weitgehend unverändert. Ab 1606 begann in unmittelbarer Nachbarschaft eine für Brandenburg bedeutende frühindustrielle Entwicklung, die sich, nach Stagnation und Zerstörung während des Dreißigjährigen Krieges, ab Ende des 17. Jh. in größerem Umfange fortsetzte (1676 Blechhammer bzw. 1696 Messingwerk, 1698 Eisenspalterei, 1729 Papierfabrik). Für die dort Beschäftigten entstanden am jeweiligen Fabrikstandort kleine Wohnsiedlungen, die noch bis 1928 eigenständig verwaltet wurden. Obwohl die Landwirtschaft für Heegermühle wichtigster Erwerbszweig blieb, siedelten sich ab dem 17. Jh. metallverarbeitende Handwerker (so Beckenschläger) an. Die Entdeckung von großen Tonvorkommen nördlich des Dorfes und die darauf folgende Gründung zahlreicher Ziegeleien führte ab Mitte des 19. Jh. zu starken Veränderungen der Ortstruktur.



Kraftwerk Finow (MEW) 2004 / GUM
Als sich an den alten Industriestandorten große moderne Industrieunternehmen entwickelten und, angelockt durch die günstigen Verkehrsbedingungen (Kanal, Eisenbahn, Straße), neue Betriebe (1894 Linoleumwerk, fortgeführt von der Schering-AG als Chemische Fabrik, um 1900 Rohrleitungsfabrik, 1909 Kraftwerk des Märkischen Elektrizitätswerks) entstanden und die Bevölkerungszahl rasch anstieg, kam es zu einer schnellen Ausdehnung des Ortes, wobei sich der Ortsmittelpunkt weiter nach Süden verlagerte. In wenigen Jahren bildete sich hier ein neues, kleinstädtisch geprägtes Wohngebiet heraus, welches nach der Eröffnung des Bahnhofes 1907 weiter nach Süden wuchs

Auch während der beiden Weltkriege hielt der wirtschaftliche Aufschwung und das bevölkerungsmäßige Wachsen weiter an, was zum Entstehen weiterer, um das Ortszentrum angeordneter Wohnsiedlungen (z. B. Märkische Heide ab 1921, Clara-Zetkin-Siedlung ab 1934) führte.


Messingwerk
Link zur Gedenktafel

Die Gemeinde Messingwerk (Industriesiedlung, 1710 Meßingwerck, 1763 Messingwerk) liegt im Nordwesten von Eberswalde und 1,5 km vom Ortskern von Heegermühle entfernt. 1696 entstand hier ein Messingwerk (vorher 1606 kurfürstlicher Eisenhammer, 1686/87 Blechhammer, ab 1687 Privileg für Eisenblech- und Zinnwarenmonopol für die Kurmark Brandenburg). Mit Facharbeitern aus Holstein und Schweden wurde es bis 1700 zum ersten Messingwerk der Mark ausgebaut. Bis 1719 befand sich das Werk in der Hand von wechselnden Pächtern. Danach übernahm die Königliche Kriegs- und Domänenkammer die Administration, die das Werk 1721-25 an seine jetzige Stelle verlegte und modernisierte. Am ursprünglichen Standort in Heegermühle entstand 1728-29 eine Königliche Papiermühle. 1729-86 war das bekannte Berliner Bank- und Handelshaus Splitgerber & Daum Pächter des Messingwerkes (ab 1719 auch für den Kupferhammer, ab 1732 für die Eisenspalterei und 1755-1761 für die Papierfabrik).
Das Messingwerk wurde zu einem wichtigen Zulieferer der Heeresindustrie in der Zeit Friedrichs II. Der Bau des zweiten Finowkanals von 1743 bis 1746 brachte für die entstehende Industrie die benötigte verkehrstechnische Anbindung an Oder und Havel.

1786-1863 übernahm der Staat das Werk, der es dann mit der Siedlung an die Halberstädter Firma Aron Hirsch veräußerte. Der neue Besitzer begann sofort mit der Modernisierung und Ausweitung des Betriebes. Nachdem die Hirsch Kupfer- und Messingwerke 1906 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurden, setzte eine erneute Wachstumsphase ein, die sich mit der ab 1914 intensiv einsetzenden Rüstungsproduktion verstärkte. Ab 1913 war in der Messingwerk-Siedlung die Berliner Architektengemeinschaft Mebes & Emmerich tätig, die hier in zahlreichen Projekten (Bau des großen Neuwerks, des neuen Verwaltungsgebäudes, der Villa Hirsch, der Wohngebäude am Hirsch-Platz nach holländischem Vorbild, weiterer Wohnbauten, des Wasserturms, des Industriegutes) eines ihrer Hauptwerke hinterließ. Eine erneute Erweiterung der Werkssiedlung nach Nordosten stellte der Bau von acht Musterhäusern mit neuartiger Kupferblechverkleidung 1931-32 dar, auf die auch W. Gropius Einfluss genommen hatte.

1945 besetzte die sowjetische Armee das Altwerk, demontierte Restausstattungen und richtete Reparaturwerkstätten ein. Ab 1952 haben ihre Nachfolger, die Volkspolizei, die Volksarmee und die Bundeswehr die Hallen als Lager genutzt. Seit 1995 stehen die und die Villa Hirsch leer und drohen zu verfallen. Der Charakter einer frühindustriellen Werkssiedlung ist aber noch deutlich erkennbar.



Finower Wasserturm / W. Ebert


Altes Hüttenamt von 1736 mit 3 Beamtenwohnungen.
Foto W. Ebert

Blechenhaus des Altwerkes / GUM
 

1999 begann die städtische Wohnungsgesellschaft die Siedlung  umfangreich in zwei Etappen zu sanieren,  1999 bis 2000 die Häuser am Gustav-Hirsch-Platz mit insgesamt 28 Wohnungen,  2007 das Hüttenamt,
2008 das Torbogenhaus und 2009 die Beamtenhäuser.


Eisenspalterei

Der Gutsbezirk Eisenspalterei (Industriesiedlung eines Hüttenwerkes, 1719 Eisenspalterey, ab 1745 Eisenspalterei mit Schleusenhaus Drahthammerschleuse am Finowkanal) liegt ungefähr in der Mitte zwischen den Ortsteilen Eberswalde und Finow am Finowkanal.


Altes Walzwerk an der Lichterfelder Straße / GUM
ier Bereiche sind erkennbar: die Gutshofanlage Eisenspalterei nördlich des Kanals, das alte Hüttenwerksgelände östlich der Lichterfelder Straße (erfuhr als Gelände der Landesgartenschau starke Veränderungen), das Gebiet der Werkserweiterung westlich der Lichterfelder Straße, das große Areal südlich der Eberswalder Straße. Der Name geht auf eine Einrichtung zurück, in der durch Wasser angetriebene Schneidwerkzeuge hinter der Walze geschmiedete, glühende Stangen in dünne Stäbe (1/2 bis 1/3 Zoll) zerschnitten wurden.

1698 erhielt der französiche Refugié Moise Aureillon von Kurfürst Friedrich III. die Konzession zum Betreiben einer ,Eisenspalterei und Drahtzieherei', dazu 24 Morgen Land. Das bis 1702 mit französischen Fachkräften errichtete Werk brannte 1707 ab. 1719 erwarb der Staat die Anlage und verpachtete sie an private Betreiber, so z. B. 1732-50 und 1767-80 an das Berliner Bank- und Handelshaus Splitgerber & Daum.
 Beliefert wurden die von diesem Unternehmen ebenfalls betriebenen einzigen Gewehrfabriken Preußens in Spandau und Potsdam sowie die Stahl- und Eisenwarenfabrik in der Eberswalder Vorstadt.
 
 1780 übernahm das staatliche Bergwerks- und Hüttendepartment die Administration über das heruntergekommene Werk. Erst nach den Befreiungskriegen wurde eine Modernisierung nach ausländischem Vorbild möglich, wobei fast alle Werksbauten und -anlagen neu entstanden. Nach 1820 fanden bereits touristische Werksbesichtigungen statt. 1830 fertigte der Berliner Maler Carl Blechen vor Ort Skizzen an, die ihn zu dem berühmt gewordenen Gemälde ,Walzwerk Neustadt Eberswalde' anregten. Da sich die wirtschaftliche Entwicklung des Werkes trotz Modernisierung nicht besserte, entschloss sich der Staat zur Privatisierung. 1867 erwarb der Kaufmann Magnus Levi das Werk, 1872 wurde es von der Hüttenwerk Eisenspalterei AG übernommen und 1879 von der Firma Hoffmann & Motz. Der bereits 1872 begonnene Neubau eines Hüttenwerkes wurde nach 1879 verstärkt betrieben durch eine Werkserweiterung als ,Neues Hüttenwerk' mit dem Bau einer großen Eisenhalle und nach 1900 mit der Zweitverwendung einer weiteren Eisenhalle (,Borsig-Halle', von August Borsig 1847-49 für seine Maschinenfabrik in Berlin-Moabit konstruiert, 1899 abgerissen und als Teilbausatz nach Eisenspalterei umgesetzt). 1900 entstand auch ein Neubau für die Produktion von Hufeisen. Die Weltwirtschaftskrise hatte 1930 die weitgehende Stilllegung des Werkes zur Folge. Die Hufeisenproduktion wurde bis 1945 aber aufrechterhalten. Nach 1945 nutzte die sowjetische Armee das Neuwerk, 1947-48 erfolgte im Altwerk die Wiederaufnahme der Produktion, 1951-53 kam es sogar zu einer Erweiterung des Walzwerkes und der Hufeisenfabrik. Dann aber verlagerte sich die Produktion des VEB Walzwerk zunehmend in das Neuwerk des Messingwerkes. 1992 wurde der Betrieb endgültig stillgelegt, die Einrichtung demontiert und verschrottet, die Gebäude dem Vandalismus ausgesetzt. Teile des Geländes wurde 2002 durch die Landesgartenschau umgewandelt, wobei die Industrieanlagen Altes Walzwerk, Hufeisenfabrik, Reste des Walzwerkes und ihre Archen einbezogen und mit neuer Funktion ausgestattet wurden.

Wolfswinkel


Papierfabrik Wolfswinkel / W. Ebert
Der Gutsbezirk Wolfswinkel (1760 bei der Schleuse auf dem Wolffs-Winkel im Finowkanal, 1765 Wolffswinkel, 1840 Wolfswinkel) entstand an einer ab 1762 hier angelegten Papiermühle und grenzt unmittelbar westlich an den Gutsbezirk Eisenspalterei. Der Name ist vom Flurnamen übernommen. Sein Gebiet setzt sich zusammen aus einem Waldgelände nördlich des Kanals, aus dem Teil südlich des Kanals mit der Papierfabrik, der Villa, dem Park, dem Mühlengraben und aus einer alten Wohnbebauung südlich der Eberswalder Straße mit dem Gemeindefriedhof.

1762 erwarb der Papiermacher Daniel Gottlieb Schottler aus Prenzlau die Konzession zum Betreiben einer Papiermühle bei der Schleuse auf dem Wolffs-Winkel, die bis 1765 hier entstand. 1768-1812 betrieben verschiedene Pächter die Mühle. 1812 baute der Kaufmann Johann Friedrich Nitsche mit seinen Söhnen die Mühle zur Papierfabrik um. 1834 erfolgte die Umstellung von der handwerklichen Büttenproduktion auf die industrielle Patentpapierfabrikation. 1865 trat der Fabrikant Karl Marggraff in den Familienbetrieb ein, den er 1886 allein übernahm. Der wirtschaftliche Aufschwung wurde von umfangreichen Neu- und Umbauten begleitet. Das Werk produzierte Schreibpapier, Briefbögen und Papier für Postkarten. 1897 entstand die Villa des Fabrikanten. 1917 übernahmen die Siemens-Schuckert-Werke die Fabrik, führten umfassende Neuerungen durch und ließen Kabel- und Isolierpapiere für ihr Kabelwerk in Berlin fertigen.

1945 kam es zur Demontage der modernen Maschinen, 1946 lief die Produktion in dem neu gegründeten VEB Papierfabrik an, 1956-57 wurden die Gerätschaften und die Fachkräfte zur Herstellung von handgeschöpftem Büttenpapier aus der stillgelegten Papierfabrik in Spechthausen übernommen und deren Produktion wieder aufgenommen. Nach Einstellung der Produktion und dem Konkurs 1994 wurde die Maschinenausstattung verkauft oder verschrottet. Die Abteilung ,Büttenpapier' bliebt erhalten und befindet sich in Privathand. Es besteht die Absicht, sie als Industriemuseum zu betreiben oder sie in ein solches einzugliedern.
Bütten schöpfen / W. Ebert

Sehenswerte Ziele in Finow

  1. Die Messingwerksiedlung als Denkmalbereich mit den Einzeldenkmalen
    · Altes Hüttenamt und Torbogenhaus (1736 u. 1916-18),
    · Villa Hirsch (1916),
    · Wohnsiedlung am Hirsch-Platz (1913-18),
    · Wasserturm (1917),
    · acht Musterhäuser (Kupferhäuser) in der Altenhofer Straße (1931),
    · Schule (1922-23),
    · Friedhof,
    · Teufelsbrücke am Treidelpfad (1913),
  2. Reste des Dorfangers von Heegermühle an der Dorfstraße mit einem Mittelflurhaus von um 1800,
  3. die evangelische (1889/91) und katholische Kirche (1934),
  4. Papierfabrik Wolfswinkel, Abteilung Büttenproduktion, Papiermuseum
  5. Familiengarten (vormals Landesgartenschau 2002)

Literatur:
• Schlimpert, G.: Die Ortsnamen des Barnim. Brandenburgisches Namenbuch 5. Weimar, 1984
• Schuchardt, K.: Der Goldfund vom Messingwerk bei Eberswalde. Berlin, 1914
• Werte unserer Heimat, BD. 64, Um Eberswade, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau 2002.

© Märkische Eiszeitstraße K. Rohlfien, Verein für Heimatkunde Eberswalde, 2004