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Crussow

Geschichte| Ortsbeschreibung

Ortseingangsstein von Crussow. Foto: H. Domnick

Geschichte

Die Landschaft um Crussow ist uraltes Siedlungsgebiet. 1889 entdeckte man im Ortsteil Henriettenhof ein jungsteinzeitliches Gräberfeld mit 36 Steinkistengräbern. Weiterhin fand man im Gebiet um Crussow ein jungsteinzeitliches Steinbeil und einen bronzezeitlichen Mahltrog.

Crussow, an der Stelle einer älteren slawischen Siedlung gelegen, wurde 1334 erstmals urkundlich genannt, als Bischof Ludwig von Brandenburg dem Kloster Chorin die Zehnterhebung von 8 Hufen in Crussow zusicherte. Das Kloster behielt dieses Recht bis 1375. In Überlieferungen und einer alten Schulchronik wird das Entstehungsdatum der Crussower Kirche mit 1256 angegeben. Sie soll eine Wallfahrtskirche des Klosters Chorin gewesen und der Heiligen Anna geweiht worden sein. Wenngleich auch die Kirche mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammt, ist doch die Jahreszahl 1256 durch nichts bewiesen und damit fiktiv.
1355 kam das Dorf "Kurissow", später auch "Krossow" genannt, unter pommersche Landesherrschaft. Als es 1472 wieder brandenburgisch geworden war, hatten die v. Aschersleben und die v. Buch dort Lehnsbesitz.


Südteil des ehem. Gutshofes / W. Ebert

Die Familie von Aschersleben trat mit Hans von Aschersleben um 1465 erstmalig in Crussow und damit überhaupt erstmalig in der Uckermark auf. Sie besaß neben Crussow, als Stammsitz in der Uckermark, die Orte bzw. Güter Galow, Stützkow, Schöneberg und Polßen. In Crussow hatte sie einen Wohnhof mit 16 Hufen, 5 Bauernhöfe mit 21 Hufen, zwei Schäfereien sowie das Ober- und Niedergericht.
Seit dem Jahre 1476 hatten auch die Herren von Buch aus Stolpe Besitzungen in Crussow, 43 Hufen, das Schulzengericht und die Krugerhebung.
Im 30jährigen Krieg erlitt Crussow nicht das Schicksal der meisten anderen Gemeinden. Das jedenfalls legen Berichte nahe, die von "einigen verödeten Bauerngehöften, die dann zum Gut geschlagen wurden" sprechen. 1624 zählte man immerhin noch 16 Bauern und 11 Kossäten.Die beiden adligen Anteile bestanden weiterhin nebeneinander, wenngleich die unterschiedlichen Besitzverhältnisse auch viele Streitigkeiten zwischen beiden Familien brachten, die oft mit höchstem richterlichen Beschluss geschlichtet werden mussten.
Nach 1650 erwarben die v. Aschersleben den v. Buch'schen Anteil und verkauften 1746 das ganze Dorf "Crüssow" und das Gutsbesitzerschloss an den Geheimen Justizrat Johann Conrad v. Risselmann.


Schloss Crussow / Dorfchronik Crussow

Aus dem Besitz derer v. Risselmann übernahm im Jahre 1917 laut Erbfolge Graf Reinhold Finck von Finkenstein das Gut. Nach seinem Tod führte seine Witwe, geb. Gräfin von Görlitz und Wriesberg, bis 1926 noch den Gutsbesitz. Danach übernahm die Schwester vom Grafen Finkenstein, Frau Carola von Langenn- Steinkeller aus Birkholz im Kreise Friedeberg (Neumark), das Gut in Crussow. Sie führte den Gutsbesitz bis kurz vor 1945.
Am 26.3.1945 wurde auch Crussow durch feindliche Artillerie beschossen und die Crussower mussten ihr Dorf zu verlassen. Es blieb als einziger nur der ehemalige Amtmann Herr Kraft zurück. Ihm ist es zu danken, dass Crussow an die Rote Armee übergeben und kein Raub der Flammen wurde.


Kirche um 1960 /
Dorfchronik Crussow

1946 wurden 1658 ha Land enteignet und aufgeteilt. Die Bevölkerung stieg von 462 (1939) auf 693 (1946) und die beiden Ortsteile Neuhof und Henriettenhof wurden aufgesiedelt. 1948/49 entstand die Crussower MAS (Maschinen-Ausleih-Station), die 1952 zur MTS: "Maschinen-Traktoren-Station" Crussow umgewandelt wurde. 1953 kam es zur Gründung von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG Typ I und Typ III), die aber eine z. T. sehr wechselhaften Entwicklung aufwiesen. 1960 war das Dorf dann "vollgenossenschaftlich". Die LPG Typ I hatte 317 ha LN und 67 Mitglieder, die LPG Typ III 429 ha LN und 52 Mitglieder. 1972 schloss sich die LPG Typ I dem Typ III an.
1975 wurde die Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion Crussow gebildet, die sich 1979 in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Pflanzenproduktion und die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Tierproduktion aufteilte.
1990 wurde die "Agrar-GmbH Crussow" gegründet.


Südteil des ehem. Gutshofes / W. Ebert

1992 bildete Crussow mit 21 weiteren Gemeinden im Umland das Amt Angermünde Land. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Dorf selbst verwaltet.
2003 schlossen sich die Gemeinden des Amtes Angermünde-Land mit der Stadt Angermünde zusammen. Crussow ist von nun an ein Ortsteil von Angermünde.


Ortsbeschreibung


Südseite der Dorfkirche / W. Ebert

Crussow liegt ca. 5 km von der Altstadt Angermünde entfernt, auf einer fast ebenen Hochfläche. Lediglich im östlichen Gemeindegebiet, hin zum Odertal, hat die Landschaft ein bewegteres Relief. Dieser Bereich gehört zum Nationalpark "Unteres Odertal".
Die Kirche ist ein frühgotischer Feldsteinbau mit eingezogenem, rechteckigem Chor aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Ein Turm scheint ursprünglich nicht vorhanden gewesen sein.Der 1730 gebaute Fachwerkturm hat unten die Breite der Kirche, oben war er zum Quadrat eingezogen und in mehreren Abstufungen mit geschweiften Haubendächern bis zur spitzhelmischen Laterne hochgezogen. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erhielt er eine Bretterverkleidung.


Der Glockenturm vor der Kirche
Foto: W. Ebert

Der Verfall der Kirche begann 1945. Im Jahre 1966 musste der Turm wegen Baufälligkeit abgetragen werden. Die Kirche konnte nicht mehr genutzt werden. Die Auslagerung von Altar, Kanzel und Orgel nach Biesenbrow war eine Rettungsaktion dieses wertvollen Inventars (siehe Biesenbrow). Die Bronzeglocke aus dem Jahre 1543 hatte man in dieser Zeit in einem Glockenstuhl am Pfarrhaus stationiert (bis 2005). Er steht jetzt vor der Kirche. Die Glocke hat einen Durchmesser von 67 cm.

1983 begannen die Sanierungsarbeiten ohne staatliche Hilfe. Die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft unterstützte die Kirchgemeinde bei dieser Sanierung. Im ehemaligen Turmbereich entstanden ein neues Treppenhaus, ein großer Gemeinderaum und ein weiterer Raum, der heute als Bibliothek genutzt wird, sowie sanitäre Einrichtungen. Die Einweihung der neuen St. Annen-Kirche fand am 25.9.1988 mit einer großen Festveranstaltung statt.


Chor der Crussower Kirche / W. Ebert

Das ehemalige Gutshaus, sowie die anderen noch vorhandenen Gutsgebäude, die alten Bauerngehöfte mit Stallgebäuden und Scheunen, das Pfarrhaus, die Schnitterkasernen sind alle nach und nach ab der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg in ihrer heutigen Form entstanden. Die Brennerei wurde das erste Mal 1860 erwähnt und die Nebengebäude sind 1874 entstanden. Das Gutshaus wurde zu dieser Zeit im neuen Baustil umgebaut. Zum Schloss gehörte auch ein Gutspark, der 1870 vom Gutsbesitzer Risselmann angelegt wurde, der aber nach 1945 zunehmend verwilderte. Im Jahre 1947 wurde das Schloss nebst Parkmauer laut Befehl abgerissen.


Parkseite des Schlosses Crussow
- aus der Dorfchronik

Crussow gehörte mit 80 Hufen Ackerland schon im Mittelalter zu den großen und wohlhabenden Dörfern. Und dass sich die Crussower immer etwas mehr leisten als ihre Nachbarn, wird selbst in der jüngeren Vergangenheit deutlich. Nicht nur, dass sie mit rund 760 Einwohnern das einwohnerreichste Dorf sind, 1959 gründeten sie eine Dorfakademie, um ihre Landwirte weiterzubilden, 2001 bauten sie einen Flugplatz für Ultraleichtflugzeuge und 2003 das neue Dorfgemeinschaftshaus, das später den Namen "Vereinshaus" erhielt. 2003 erhielt die Gemeinde den Titel "Nationalparkgemeinde".


 

 


Flughafengebäude, Sportflugplatz bei Crussow.
Foto: H. Domnick

Darstellung des in Dresden entwickelten und nicht zur Produktion gelangten Flugzeuges vom Typ 152.
Der Prototyp ist beim Testflug abgestürzt. Tafel in Crussow. 
Foto: H. Domnck

 

 

Quellen und Literatur:

 

� Märkische Eiszeitstraße,W. Ebert, 2006