Kloster Chorin

Glossarium

Das Zisterzienser Kloster

Im Jahre 1258 überließen die Markgrafen Johann I. und Otto III. dem Kloster Lehnin einen Besitz (200 Hufen) zur Gründung des Klosters Mariensee auf dem Pehlitzwerder im Parsteinsee als Hauskloster für Johann und seine Nachkommen. 1260 begann ein Konvent von Mönchen mit dem Bau. Noch heute sind die Fundamentreste zu besichtigen.
Sie lassen auf eine dreischiffige romanische Basilika von gewaltigen Abmessungen schließen. Aber bereits 1272 wurde das Kloster an die Stelle eines Schmelzwassertores beim Choriner See (stagnum Koryn) verlegt. 1273 bestätigte der Markgraf die Verlegung, die Umbenennung des Klosters in ,Chorin' und die Schenkung des slawischen Dorfes Ragösen.


Fundamentreste der Klosterkirche Mariensee
auf dem Pehlitzwerder. Foto: W.  Ebert

Der Bau des Klosters kam wahrscheinlich noch vor dem Aussterben der askanischen Markgrafen 1319/20 im Wesentlichen zum Abschluss.

Die Grundausstattung des Klosters lag in einem Gebiet, das durch slawische Bevölkerung bereits erschlossen und besiedelt war. Zum Gründungsbesitz gehörten die Dörfer Brodowin, Chorin, Pehlitz und Plage, die aus der schriftlichen Überlieferung und aus archäologischem Fundmaterial bereits als slawische Orte bekannt waren. Sie lagen in einer deutlich ausgeprägten Siedlungskammer, deren Mittelpunkt bei Plage oder Plawe mit dem Sitz eines wahrscheinlich pommerschen Adelsgeschlechtes zu suchen ist.
 Eine weitere Siedlungskammer lag bei Chorin. Über die Größe des Gemeinwesens und des

Kloster Chorin / Luftbild / G. Lutze

dazugehörigen Wirtschaftsraumes können noch keine konkreten Angaben gemacht werden. Im Landbuch 1375 wurde das Kloster mit 4 Wirtschaftshöfen (Grangien) aufgeführt: Altena, Boshove, Pehlitz und Plaue. Bis zum 15. Jahrhundert konnte es seinen Grundbesitz auf einen geschlossenen Komplex zwischen Herzsprung, Stolzenhagen, Liepe, Niederfinow und Golzow ausweiten.
 

Das säkularisierte Kloster

Nach dem Übergang der brandenburgischen Kurfürsten zum protestantischen Glauben ging das Kloster und sein Besitz 1542 in das Eigentum des Landesherrn über. Kurfürst Joachim II. ließ sein Kammergut und späteres Amt Chorin ab 1543 durch Amthauptleute verwalten. Die wirtschaftliche Grundlage bildeten die Vorwerke, denen kurfürstliche Bedienstete vorstanden, sowie die Abgaben der amtuntertanen Bauern auf den Dörfern. Nach dem Erbregister von 1577 gehörten zum Amt Chorin die Vorwerke Pehlitz, Buchholz, Klein Ziethen, Schmargendorf und Chorin mit über 1.000 Morgen Land sowie 13 Dörfer und das Städtlein Niederfinow. Neben 235 Kossäten wohnten in den 14 Orten 143 Hüfner. Ferner standen dem Amt die Einnahmen von 2 Mühlen, 1 Weinberg sowie die Fischerei in 6 Teichen und 24 Seen zu.
Die Gebäude des Klosters Chorin waren durch die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges stark in Mitleidenschaft gezogen worden und verfielen seit dem 17. Jahrhundert.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg versuchte der Kurfürst, in den verwaisten Vorwerken, Schäfereien und Höfen des Amtes Holländer anzusiedeln. 1650 und 1653 wurde festgestellt, dass die Amtsgebäude z. T. baufällig, die Seitengewölbe der Kirche z. T. heruntergefallen waren. 1654 ging die Bewirtschaftung und Nutzung des Amtes an das Schulamt des kurfürstlichen Gymnasiums in Joachimsthal über. Besonders verhängnisvoll erwies sich das Abdecken des Kirchendaches um 1660, was bis zum Anfang des 18. Jahrhundert den Einsturz aller Gewölbe zur Folge hatte. Auch die übrigen Klostergebäude dienten der Gewinnung von Baumaterial bzw. wurden unsachgemäß genutzt.


Blick von Nordwest auf das Kloster - kahler Weinberg im Hintergrund
Zeichnung von E. Bart, 1825

Nach 1662 (die Amtkammer war wieder zuständig) wurden auf den wüsten Höfen Franzosen und Pfälzer angesetzt. Nach dem Erbregister von 1704 gehörten zum Amt 6 Vorwerke (Gut Britz war hinzugekommen) und 12 Dörfer. In der Folgezeit entstanden Glashütten, Ziegeleien (1860, 1862) sowie eine Amtbrauerei und -brennerei (1684, 1757), um die Amtwirtschaft zu verbessern.

Unter Friedrich Wilhelm I. wurde 1721 das Amt Chorin erstmals insgesamt verpachtet. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbesserte sich die Wirtschaft des Amtes, indem die kleineren Vorwerke aufgelöst und die daraus geschaffenen Stellen mit Kolonisten, Büdnern und Tagelöhnern besetzt wurden. 1758 verlegte man die Amtschäferei nach Buchholz. 1802 zählte das Amt Chorin 4.500 Personen. Als 1839 die Verwaltung an das Domänenrentamt in Neustadt-Eberswalde überging, gehörten zu ihm 6.163 Bewohner, die sich auf den Flecken Niederfinow, auf 13 Dörfer, 2 Kolonien und 14 sonstige Niederlassungen.

     
         Kloster Chorin um 1860 (Zeichnung von P. Rascher [nach Brecht])
 
Der Romantik im frühen 19. Jahrhundert war es zu danken, dass dem weiteren Zerfall von Kirche und Kloster E_self geboten wurde. 1817 begannen, angeregt durch Karl Friedrich Schinkel, erste Planungen zur Sicherung der Anlage. 1839 wurde das Amt Chorin, zusammen mit den Ämtern Grimnitz und Biesenthal, zum Domänenamt Neustadt-Eberswalde vereinigt. Günstig für den Erhalt des Bauwerkes erwies sich ein 1861 festgelegter Wechsel in der Zuständigkeit an die Forstverwaltung. Die Oberförsterei Oderberg/Liepe erhielt ihren Sitz im ehemaligen Amtshaus in Chorin (1882 in Oberförsterei Chorin umbenannt).
Nach 1945 wurde der Gutsbezirk aufgelöst, das Land enteignet und den zuständigen Gemeinden zugeführt.

 

Verwaltung und Erhaltung des Klosters nach 1945

Ab 1977 war der Staatliche Forstwirtschaftsbetrieb des Instituts für Forstwissenschaften in Eberswalde für das Kloster zuständig und sorgte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Denkmalpflege für die Sicherung und Erhaltung des Denkmalensembles. So wurde der ehemalige Speisesaal der Arbeitsmönche provisorisch wiederhergestellt. 1954 erhielt die berühmte Westfassade eine neue Bleiverglasung. Um 1960 legte man die Arkaden des östlichen Kreuzgangflügels frei. Das Dach der Kirche wurde 1966/1967 neu gedeckt. Seit Mitte der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts finden im Kirchenschiff der Klosterruine während der Sommermonate Konzerte statt. Die besondere Atmosphäre der Konzerte, die Qualität der Klangkörper, die hervorragende Akustik bringen es mit sich, dass nicht selten neben den 2.000 Besuchern im Kirchenschiff weitere 1.000 bis 1.500 Zuhörer im Klosterhof und in den Kreuzgängen den Musikdarbietungen lauschen.


Konzert in der Klosterkirche Chorin, Foto: W. Ebe
Seit September 1997 gehörte das Kloster verwaltungsmäßig zum Amt Britz/Chorin. Der Bund und das Land Brandenburg förderten die notwendigen denkmalpflegerischen Maßnahmen am Denkmalkomplex sehr intensiv. So wurde ein Gebäudefundament südwestlich vom Kloster freigelegt, gesichert und als Wassermühle gedeutet, der Wassergraben wurde nachgewiesen. Unter dem Westflügel wurde der Keller freigelegt und museal genutzt. Um die Klostergebäude wurde ein Graben gezogen, der die Fundamente von Schutt freilegte und die Mauern vor Feuchtigkeit schützt.
Reste von Bemalung und Putz im Innern wurden gesichert. Es folgten Sicherungsmaßnahmen an vielen Gebäudeteilen. Der mittelalterliche Heizungskeller wurde erschlossen. Alle denkmalpflegerischen Arbeiten wurden von wissenschaftlichen Untersuchungen und gründlichen Dokumentationen begleitet (Gooß 1998). Die neueste archäologische Entdeckung ist ein freigelegtes Fundament am Westflügel, das Teil einer kleineren Kirche (Dorfkirche Ragösen?) gewesen sein kann.

Am 1. September 2012 wurde die Geschäftsführung des Klosters durch die Gemeinde Chorin      übernommen. Die Bewirtschaftung erfolgt als Eigenbetrieb.

 

Architektur des Klosters

Die Ruinen des Klosters Chorin verkörpern das künstlerisch bedeutendste Zeugnis einer frühen gotischen Backsteinarchitektur im norddeutschen Raum und den Höhepunkt gotischer Klosterbaukunst in der Mark Brandenburg.

           Panoramaansicht des ehemligen Klosters Chorin Foto: H. Domnick
Panoramansicht des ehemaligen Klosters Chorin Foto: H. Domnick

Von der Gesamtanlage hat sich der Kern, die Klosterkirche mit der an der Südseite angeschlossenen Klausur im Wesentlichen erhalten, während von den Baulichkeiten außerhalb dieses Komplexes nur noch das östlich gelegene Abthaus in stark verändertem Zustand vorhanden ist. Als einziges Wirtschaftsgebäude überdauerte das an die Südwestecke der Klausur angelehnte Brauhaus (ursprünglich wohl Hospiz). Auch von der Mauer, die einst den gesamten Klosterbezirk umschloss, gibt es nur noch geringe Reste.


Westfassade der Klosterkirche /
W. Ebert
Die Klosterkirche ist eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit Querschiff, polygonal geschlossenem Chor sowie je 2 zweigeschossigen, rechteckigen Kapellen an den Querschiffarmen. Sie entstand in Anlehnung an den Grundriss der spätromanischen Kirche des Mutterklosters in Lehnin, hier in Chorin durch gotisches Baudenken gewandelt. Bis auf die Ostkapellen, das südliche Seitenschiff, die Gewölbe in allen Schiffen und die Fürstenempore in den beiden westlichen Mittelschiffsjochen blieb die Kirche erhalten. Eine Baufuge zwischen dem fünften und sechsten Joch des Langhauses (von Osten gesehen), die sich in dem Backsteinmauerwerk deutlich abzeichnet, erweisen den östlichen Teil als den älteren, den westlichen mit der Westfassade als den etwas jüngeren Bauteil. Die 11 schmalen, querrechteckigen Joche des Mittelschiffs, die hohen Seitenwände mit den Arkaden und den Fenstern im Obergaden führen den Blick in den Chor mit dem 7/12-Schluss und seinen schlanken, zweigeteilten Maßwerkfenstern. Die Kreuzrippengewölbe, deren Anfangssteine erhalten sind,
werden im Mittelschiff von den gebündelten Wanddiensten, die über den Pfeilern auf Konsolen beginnen, und im Chor von schlanken, von unten aufsteigenden Diensten getragen. Die Arkadenpfeiler des östlichen Teils des Langhauses zeigen eine Art Stützenwechsel, wohl in Erinnerung an die im gebundenen System angelegte Lehniner Kirche.
Am Außenbau beeindruckt besonders die prachtvolle Westfassade. Sie verzichtet zwar der Ordensregel der Zisterzienser entsprechend auf Türme, vermag aber dennoch den basilikalen Querschnitt des Westabschlusses zu einer sehr wehrhaft wirkenden Schauarchitektur umzudeuten:


Westansicht des Klosters / W. Ebert
Das Hauptschiff wird hervorgehoben durch den hoch aufragenden, von Treppentürmen flankierten Mittelteil mit den 3 Maßwerkfenstern und einem mit Maßwerkrosette geschmückten Blendgiebel, dessen 3 krabbenbesetzte Ziergiebel sich mit den polygonalen Helmen der Treppentürme im Umriss zusammenschließen. Diesen Mittelteil flankieren entsprechend niedrigere, durch Blenden geschmückte und von ähnlichen Ziergiebeln abgeschlossene Blendwände, die dem nördlichen Seitenschiff und dem im
Süden unmittelbar an das Kirchenmittelschiff herangeführten Westflügel der Klausur vorgelagert sind. Die südliche Blendwand enthält ein Portal, das in den ,Fürstensaal' des Westflügels leitet.Von der Klausur stehen noch 2 Flügel. Dem Ostflügel fehlen allerdings das Obergeschoss (ehemaliges Mönchsdormitorium) und der nach Osten aus der Flucht herausspringende Kapitelsaal.

Der nördliche Kreuzgang und der südliche Klausurflügel mit Kreuzgang und Brunnenhaus lassen sich nur noch in den Fundamenten erkennen. Gut erhalten zeigt sich der den Konversen (den Laienbrüdern) vorbehaltene Westflügel. Im Norden befindet sich hier der erwähnte Fürstensaal, dessen Kreuzrippengewölbe von 2 Rundpfeilern getragen werden; seine Nordwand bewahrt Reste von Wandmalereien aus dem frühen 14. Jahrhundert. Nach Süden folgt das ursprünglich ebenfalls zweischiffige Konversenrefektorium von 8 Jochen,
Ostsseite des Klosters mit Apsis. Foto W. Ebert
dessen Kreuzrippengewölbe 1780 durch den Fußboden bis in die Keller einstürzten. Am Südende befindet sich die stattliche Klosterküche mit Kreuzrippengewölben und offenem Kamin. Der Durchlass zur eigentlichen Klausur, zum Kreuzgang, liegt zwischen Konversenrefektorium und Küche.


Ziergiebel desd Westportals. Foto W. Ebert

Sein ziergiebelbekröntes Westportal, eingefasst von 2 schmalen Schlitzfenstern, hat etwas später einen zweigeschossigen Pfortenhausvorbau mit rechteckigem, durch 3 Ziergiebel und Eckfialen abgeschlossenen Blendgiebel erhalten. Zusammen mit dem im rechten Winkel anschließenden nördlichen Brauhausgiebel bietet die Fassade des Pfortenhausvorbaues ein reizvolles Architekturbild. Das Obergeschoss des Westflügels diente den Laienbrüdern als Dormitorium (Schlafraum). Die Gewölbe des gut erhaltenen westlichen Kreuzgangflügels werden von alten, teilweise figürlichen Konsolen getragen, während die Konsolen des um 1960 freigelegten östlichen Kreuzgangflügels z. T. durch Waldemar Grzimek u. a. neu entstanden.
sich der märkische Längsverband zeigt.
 
Ein bemerkenswertes Gebäude am Amtsee ist die Klosterschmiede, deren Schmiedeinventar nochfast vollzählig erhalten ist. Den eingeschossigen, einräumigen, massiven Bau aus Bruch- und Feldsteinen schützt ein sattelförmiges Ziegeldach, in dem

Aus der mächtigen Herd- und Feueranlage steigt ein Schlot auf. Wenige Fenster erhellen den Arbeitsraum. Neben der Schmiede steht auf der anderen Uferwegseite die quergeteilte Fachwerkscheune. Beide Gebäude sind restauriert, werden heute gastronomisch genutzt und bilden mit der Alten Klosterschänke, einem eingeschossigen, quergegliederten Fachwerkbau des 18. Jh. mit korbbogenförmigen Fenstern einen sehenswerten Komplex.
 


Ehemalige Klosterschmiede / W. Ebert

Literatur
• Landchaften in Deutschland - Werte der deutschen Heimat.
  Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau Verlag, 2002
• Gooß, G.: Das Bauwerk Kloster Chorin - eine Bestandesaufnahme. Berlin 1998
• Gooß, G., Nisch, G., Krause, M.: Die Zisterzienser - ein benediktinischer Reformorden.
   Choriner Forschungen - Band 1
• Nisch, G., Das Bild des Kloster Chorin im 19. Jahrhundert.
   In: Jb. Heimat-, Kultur, Naturgesch. 1993, 22-28
• Wauer, S.: Die Ortsnamen der Uckermark (Brandenb. Namensbuch 9), Weimar 1996


©
Märkische Eiszeitstraße, K. Rohlfien, Verein für Heimatkunde Eberswalde, 2004