Brodowin war Teil einer spätslawischen Siedlungskammer. Das Dorf gehörte, zusammen mit Chorin, Pehlitz und Plawe (heute nicht mehr existent), zum Gründungsbesitz des Klosters Mariensee, wie dies aus der Gründungsurkunde der Markgrafen Johann I. und Otto III. aus dem Jahre 1258 hervorgeht.
Es könnte sich dabei um die Siedlung auf dem Gotteswerder, einer Halbinsel im Brodowinsee, gehandelt haben. Wahrscheinlich noch zur Zeit des Klosters Mariensee wurde an heutiger Stelle ein Dorf mit deutschen Siedlern gegründet (1260/1270) und mit 40 Hufen ausgestattet. Es existierte ein Krug, ein zweiter war wüst. Die mittelalterliche Wüstungsperiode muss der Ort ohne Schaden überstanden haben, denn 1577 bewirtschafteten neben dem Schulzen sieben Bauern je vier Hufen und zwei Halbbauern je zwei Hufen Land. Außerdem lebten im Dorf 12 Kossäten, der Hirte und 7 Töpfer.
Hart traf es den Ort im 30jährigen Krieg. 1650 lebten nur noch 3 Kossäten im Dorf. Ende des 17. Jh. siedelte man acht französische Kolonisten an. Erst nach 1710 konnten auch die Hofstellen der Bauern wieder bewirtschaftet werden.
Um 1800 war Brodowin mit seinen 325 Einwohnern ein sehr ansehnliches Dorf mit selbstbewussten Bürgern. Mit Erfolg hatten sie sich in den vorangegangenen Jahrzehnten gegen die Ausbeutung durch den Amtpächter in Chorin gewehrt und eine Verminderung der Naturaldienste erreicht.
1939 gab es in Brodowin 12 Bauern mit über 20 ha und 30 mit über 5 ha Landbesitz.
Im Zuge der Bodenreform ging das enteignete Land in die Hände von Neubauern über, die sich 1955 zu einer Kooperationsgenossenschaft zusammen- schlossen.
1991 gründete sich die Landwirtschafts- GmbH & KG "Ökodorf Brodowin", die nach biologisch-dynamischen Grundsätzen des Demeter-Verbandes arbeitet.
Von störenden Einflüssen kaum beeinträchtigt zeigt sich die historische Ortstruktur des Straßenangerdorfes. Bestimmend hierfür ist ein ungewöhnlich lang gestreckter Anger mit Kirche und den beiderseitig stehenden Drei- und Vierseitgehöften. Allerdings blieben die wenigsten der traufständig angeordneten Wohnhäuser von Modernisierungen verschont. Originaler haben sich häufiger die rückwärtigen Wirtschaftsgebäude erhalten.
Die mittelalterliche Kirche von Brodowin musste 1739 wegen Baufälligkeit abgebrochen werden. Der Nachfolgebau fiel 1848 mit zahlreichen weiteren Häusern einem Großbrand zum Opfer. Die um 1852 nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler errichtete neugotische Kirche bestimmt noch heute das Ortsbild. Das Kirchenschiff besteht aus gespaltenen Feldsteinen mit backsteinerne Fensterleibung und Ecken. Aus Backstein errichtet sind auch die Ziergiebel und der achteckige Turm.
Das Ökodorf Brodowin zeichnet sich neben einer Produktion ökologischer Lebensmittel mit moderner Direktvermarktung auch durch seine zukunftsweisende Kombination von Dorfentwicklung, Tourismus und Landschaftspflege aus.
Die slawische Siedlung Palitz, die am südwestlichen Ufer des Parsteiner Sees lag, fand 1258 erstmals Erwähnung, als auf der gegenüber liegenden Insel (heute Halbinsel) das Zisterzienserkloster Mariensee gegründet wurde. Die wirklichen Ursachen, warum es nur 12 Jahre später, noch im Bau befindlich, nach Chorin verlegt wurde, sind bis heute nicht bekannt. In der Urkunde werden als Begründung "höchst lästige Unzulänglichkeiten" angeführt. Mögliche Deutungen sind die unbequeme Insellage, die geringe Größe der Insel oder der ansteigende Wasserspiegel des Parsteiner Sees. Ein weiterer Grund könnte auch sein, dass das geplante Kloster als künftiges Grabgelege der Johanneischen Linie des Herrschaftshauses zu abgelegen und zu wenig repräsentativ war.
Westlich vom Fundament der Klosterkirche befindet sich auf dem höchsten Punkt des Pehlitzwerder ein verschliffener flacher Hügel von annähernd rundem Grundriss. Die Anlage entspricht einem frühdeutschen Burghügel. Dieser hat wahrscheinlich früher auf dem Werder bestanden und könnte möglicherweise noch den Bauleuten des Klosters als provisorische Unterkunft gedient haben. Als Burg wurde er mit der Klostergründung außer Funktion gesetzt, da die Zisterzienser gemäß ihrer Ordensregel nicht in einer Burg wohnen durften.
Vom Neubauernhaus über das Dorfmuseum zur heutigen
Der ursprüngliche Name des Vorwerks, Zaunsetzerhaus, erinnert an den großen Wildzaun, der von 1591 an das kurfürstliche Jagdgebiet umschloss. Im 30jährigen Krieg zerfallen, wurde von 1661 mit dem Wiederaufbau begonnen. Zu seiner Unterhaltung siedelte man auf Rodungsland elf so genannte Zaunsetzer an, von denen jeder 20 - 30 Morgen Acker, 10 - 20 Morgen Wiese und 10 - 20 Stück Rindvieh erhielt.
Zaun entstand als Zaunsetzerstelle südöstlich von Brodowin auf den Restflächen einer mittelalterlichen Wüstung. Es war das 1267 dem Kloster von einem slawischen Herrn Boz geschenkte Allod (Eigengut) und später als klosterlicher Eigenhof wüst gefallene Bozhove. Als die Zaunsetzerstelle aufgelöst wurde kamen die 71 Morgen Ackerland an das Vorwerk Pehlitz. Nach Vergrößerung der Fläche auf 132 Morgen schuf man 1780 das selbständige Erbpachtvorwerk Zaun, das der Amtmann als Meierei nutzte. Im 19. Jh. wurde es mit dem Gut Pehlitz vereinigt und mit diesem 1937 nach Brodowin eingemeindet.
Das ehemalige Verwalterhaus des im Zuge der Bodenreform aufgeteilten Gutes blieb erhalten.
Literatur:
• Landschaften in Deutschland - Werte der deutschen Heimat.
Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau Verlag, 2002
• Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde, Heft 4, S. 148-150.
Vossische Buchhandlung, Berlin , 1929
© Märkische Eiszeitstraße W. Ebert, 2004