Die Umgebung von Beiersdorf ist uraltes Siedlungsgebiet. Frühgeschichtliche Funde, die leider verloren gegangen sind, bestätigen dies. In der Literatur findet man Hinweise auf ein Großsteingrab oberhalb der Teufelsgründe, das hier noch lange Zeit als Einziges des Barnim erhalten geblieben war, bis es vermutlich Bauvorhaben zum Opfer fiel.
Beiersdorf ist eine frühe deutsche Siedlung. Ob sie zum Siedlungsbereich der Wettiner, des Erzbischofs von Magdeburg oder der Askanier (eine Gründung des askanischen Ministerialen Bavarius) gehörte, ist bis heute umstritten. 1375 war es eines der fünf Städtlein (oppida) des Barnim, die mit Ausnahme von Werneuchen, später wieder zu Dörfern herabsanken.
Es lag damals an einer alten Handelsstraße, die von Berlin zur Oder führte. Diese zog sich von Berlin über Blumberg, Werneuchen nach Beiersdorf und von hier aus weiter über Heckelberg, Hohen- und Niederfinow nach Oderberg. Heute ist die ehem. Straße noch als Feldweg vorzufinden.
1275 wurde die "villa Beygersdorp" erstmals erwähnt. 1300 noch als Dorf bezeichnet, hieß der Ort schon 1317 "oppidum Beyersdorp". Das letzte Mal wurde der Name Städtchen in einer Urkunde von 1541 verwandt und nur ein Jahr später war es wieder als Dorf aufgeführt.
In einer Urkunde von 1317 bestätigte Markgraf Johann dem Kloster in Spandau das Eigentum in Beiersdorf, welches der Abt von den Gebrüdern Große gekauft hatte. Die Feldmark bestand damals aus 80 Hufen. Den größten Anteil daran hatten Henning von Steglitz und das Kloster Friedland sowie die Klöster Spandau, Zehdenick und Chorin. Aber auch die v. Loewenberg, die v. Britzik und die v. Crummensee sowie ein Bürger aus Strausberg besaßen Eigentum im Ort. Henning von Steglitz war zu dieser Zeit Vogt in Biesenthal und Besitzer des Schlosses. Nur wenig später ging Beiersdorf mit den übrigen Besitzungen des v. Steglitz auf die Familie v. Holzendorf über, deren Nachfahre, Dietrich v. Holzendorf, es 1451 an die v. Arnim veräußerte. Diese blieben Herren des Dorfes, bis 1577 Kurfürst Johann Georg in Besitz der biesenthalschen Güter kam. Zum kurfürstlichen Amt Biesenthal gehörte es, bis es Mitte des 19. Jh. an das Domänenamt Wriezen überging.
Verschiedene Brände und insbesondere der 30jährige Krieg (1634) zerstörten immer wieder den Ort. Erst 1687 scheinen die Kriegsschäden wieder weitgehend beseitigt gewesen zu sein. 42 Gebäude des Ortes fielen 1723 einem Großbrand zum Opfer. Weitere Brände richteten 1726, 1822 und 1827 große Schäden an.
Der Gutshof wechselte häufig seinen Besitzer (allein von 1842 bis 1857 elfmal!).
Schon 1375 wurden zwei Windmühlen erwähnt. Die letzte Bockwindmühle stammte aus dem Jahre 1830. Sie war noch 1959 in Betrieb.
Der etwa 400 Einwohner zählende Ort liegt heute abseits der großen Fernverkehrsstraßen und hat seinen dörflichen Charakter noch weitgehend erhalten. Am 1.1.2003 vereinigte er sich mit Freudenberg zur neuen Gemeinde Beiersdorf-Freudenberg.
Der dominante Mittelpunkt des Dorfes ist der Turm der mittelalterlichen Backsteinkirche. Das im spätromanisch- frühgotischen Stil erbaute Gotteshaus, ein Rechtecksaal mit Turm, stammt aus dem Jahre 1300. Auffällig sind die einfache Gestalt des Kirchenraumes und die Monumentalität des Turmes. Die bis zu 3 Meter dicken Grundmauern, die schießschartenartigen Fenster und die leicht zu verteidigende Treppe in der Wand, geben dem Turm einen wehrhaften Charakter.
Das Turmuntergeschoss hatte ein Gewölbe, das 1579 noch vorhanden gewesen sein soll. Repräsentativ ist das dreifach gestufte, rundbogige Westportal, welches früher als Festeingang diente. Auch die östliche der beiden Südpforten, die ebenfalls rundbogige, heute vermauerte Priesterpforte, stammt noch aus der Gründungszeit. Die Kirche wurde mehrfach zerstört, aber immer wieder aufgebaut. So auch 1433 nach dem Hussiteneinfall. Zu diesem Zeitpunkt könnte auch die erste Aufstockung des Turmes erfolgt sein. Der obere Teil wäre dann 1528 aufgesetzt worden. Der Glockenstuhl wurde erst 1735 erbaut.
Nach einer langen Geschichte des Verfalls wurde die Kirche 1971 für eine Nutzung gesperrt. Der aus Fachwerk bestehende Turmaufbau musste wegen Baufälligkeit abgenommen werden. Am 1. Januar 1976 stürzte bei anhaltendem Wind das Kirchendach ein. Die Gottesdienste werden seither in dem gegenüberliegenden Pfarrhaus aus dem Jahre 1541 abgehalten.
Das Gutshaus ist heute in privater Hand. Der Eigner hat begonnen, die notwendigen, umfangreichen Restaurierungsarbeiten schrittweise zu realisieren.
Von Schönfeld oder Werftphuhl nach Beiersdorf kommend, hat man zuerst die Überreste der 1830 erbauten Bockwindmühle im Blick. Sie war Eigentum der Gutsbesitzerfamilie Arends. Georg Gugisch kaufte 1909 die Mühle und 1928 den Mühlenberg. Sein Sohn Erich Gugisch hielt sie bis 1959 in Betrieb. 1972 riss ein Sturm Teile vom Dach ab und leitete damit den Verfall ein.
Sehenswert sind im Dorf auch das Gesamtensemble des Gutshofes, das Spritzenhaus, sowie einige Bauernhöfe, typische Dreiseitenhöfe mit teilweise noch vorhandenen Backhäusern.
An der Straße nach Beerbaum liegt abseits des Dorfes am Waldrand das Westfalenhaus. Es wurde 1936- 1938 durch Dr. Hans Wittemeier, Inhaber der DELBAG (Deutsche Luftfilterbaugesellschaft), einem Westfalen, errichtet. Nach dem Krieg fanden hier Umsiedler und Ausgebombte eine Unterkunft, später war es Jugendherberge und danach Lehrlingswohnheim der Landwirtschaftsschule Kruge-Beiersdorf. 1965 wurde es zum Wohnhaus umgebaut. Seit 1994 versucht ein "Förderverein Kirche und Windmühle Beiersdorf e. V." beide Denkmale wieder instand zu setzen. Eine Sicherung und Sanierung des Kirchturmes ist bereits abgeschlossen. 1996 wurde die Mühle mit einem Notdach versehen.
Literatur:
• Beeskow, H.-J.: Führer durch die evangelischen Kirchen des Kirchenkreises Barnim.
Eberswalde, 1999.
• Fidizin, E.: Geschichte des Kreises Oberbarnim. Berlin 1858
• Friske, M.: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Berlin, Lucas-Verlag 2001
• Klöden, K.F.: Diplomatische Geschichte des Margrafen Waldemar von Brandenburg
vom Jahre 1295-1323. I. Teil. Berlin 1844
© Märkische Eiszeitstraße, H. Domnick /W. Ebert , 2005